2000–2009
„Ihr seid Gottes Tempel“
Oktober 2000


„Ihr seid Gottes Tempel“

„Euer Körper ist tatsächlich das Werkzeug eures Verstands und die Grundlage eures Charakters.“

Aufgrund einer Eingebung, die ich schon sehr lange spüre, spreche ich zu den Jugendlichen der Kirche, die vor Herausforderungen stehen, von denen wir in unserer Jugend nichts wussten.

Präsident J. Reuben Clark hat über unsere Jugendlichen gesagt, sie hungerten nach dem Geist: „Ihnen liegt sehr daran, das Evangelium zu lernen, und zwar unverwässert, in aller Klarheit.

Sie wollen die Grundlagen kennen lernen ... unsere Glaubenssätze. Sie wollen das Zeugnis erlangen, dass sie wahr sind. Sie sind nicht Zweifelnde, sondern Suchende; sie suchen nach der Wahrheit....

Sie brauchen diesen spirituell erfahrenen jungen Leuten nicht auf leisen Sohlen zu kommen und ihnen Religion ins Ohr zu flüstern. Sie können ganz deutlich sein und ihnen offen in die Augen schauen. Sie ... können offen und frei darüber [über diese Wahrheiten] sprechen.... Unsere Jugendlichen haben nicht mehr Angst vor diesen Lehren als Sie selbst. Sie brauchen sich nicht an Ihren Lehrstoff heranzuschleichen.“ (J. Reuben Clark jun., Der vorgegebene Weg des Bildungswesens der Kirche (Frankfurt), 1988, 5, 12.)

Ich stimme mit Präsident Clark überein und werde zu den Jugendlichen deutlich über das sprechen, was ich gelernt habe und wovon ich weiß, dass es wahr ist.

Als ich 18 war, wurde ich in den Militärdienst einberufen. Ich hatte meinen patriarchalischen Segen noch nicht erhalten, deshalb empfahl mich der Bischof einem Patriarchen in der Nähe des Luftwaffenstützpunkts.

Patriarch J. Roland Sandstrom vom Pfahl Santa Ana California gab mir meinen Segen.

Darin wurde mir gesagt: „Du hast dich aus freiem Willen dafür entschieden, nach den Gesetzen des ewigen Fortschritts zu leben, wie unser ältester Bruder, der Herr Jesus Christus, sie dargelegt hat. Du hast... einen physischen Körper erhalten, mit dem du das Erdenleben erfahren darfst, ... einen Körper, der so beschaffen ist, dass dein Geist darin wirken kann, unbehindert durch körperliche Behinderungen.... Du sollst dies als großes Vermächtnis zu schätzen wissen.“ (Patriarchalischer Segen von Boyd K. Packer, 15. Januar 1944, 1.)

Das war mir ein großer Trost. Weil ich als Kind Polio hatte, konnte ich mich nicht sportlich betätigen und hatte mich meinen Freunden immer unterlegen gefühlt.

Mein patriarchalischer Segen riet: „Beschütze [deinen Körper] – nimm nichts in ihn auf, das die Organe schädigt, denn er ist heilig. Er ist das Werkzeug deines Verstands und die Grundlage deines Charakters.“ (Patriarchalischer Segen von Boyd K. Packer, 15. Januar 1944, 1.)

Ich habe festgestellt, dass das Wort der Weisheit ein Grundsatz mit einer Verheißung ist. Der Grundsatz: sorg für deinen Körper; meide Stimulantien, die zur Gewohnheit werden, wie Tee, Kaffee, Tabak, Alkohol und Drogen (siehe LuB 89:3–9). Diese abhängig machenden Dinge befriedigen bloß ein Verlangen, das sie selbst hervorgerufen haben.

Die Verheißung: Wer gehorcht, ist gesünder (siehe LuB 89:18), außerdem findet er „große Schätze der Erkenntnis, ... ja, verborgene Schätze“ (siehe LuB 89:18).

Der Prophet Joseph Smith hat gesagt: „Wir sind auf diese Erde gekommen, damit wir einen Körper erlangen und ihn rein darbringen können, nämlich vor Gott im celestialen Reich. Das wichtige Prinzip des Glücklichseins besteht darin, dass man einen Körper hat. Der Teufel hat keinen Körper, und darin liegt seine Strafe. Es freut ihn, wenn er sich einen menschlichen Körper aneignen kann.... Alle Wesen, die einen Körper haben, besitzen Macht über diejenigen, die keinen haben.“ (Joseph Smith, Lehren des Propheten Joseph Smith, Hg. Joseph Fielding Smith [1983], 184f.)

Selbst die schweren Prüfungen der Gesundheit oder ein behinderter Körper können einen Menschen läutern, damit er für den herrlichen Tag der Wiederherstellung und Heilung, der gewiss kommen wird, bereit ist.

Euer Körper ist tatsächlich das Werkzeug eures Verstands und die Grundlage eures Charakters.

Präsident Harold B. Lee hat darüber gesprochen, dass die Art, wie man sich kleidet und pflegt, symbolische und reale Bedeutung hat. Wenn man gepflegt ist und sich anständig kleidet, lädt man den Geist des Vaters im Himmel zu sich ein und übt auf sein Umfeld guten Einfluss aus. Eine schlampige Erscheinung setzt einen Einflüssen aus, die herabziehen (siehe Harold B. Lee, Teachings of Harold B. Lee, Hg. Clyde J. Williams (1996), 220).

Meidet unanständige Kleidung. Kleidet und pflegt euch so, dass ihr dem Herrn zeigt, dass ihr wisst, wie kostbar euer Körper ist.

Präsident Hinckley hat euch vor kurzem ermahnt, euren Körper nicht mit Bildern oder Symbolen zu schmücken, die sich nicht abwaschen lassen, und euren Körper auch nicht mit Ringen und anderem Schmuck piercen zu lassen, wie die Welt es tut (siehe „Die größte Herausforderung, vor der Sie als Mutter stehen“, Liahona, Januar 2001).

Ihr würdet auch einen Tempel nicht mit dunklen Bildern oder Symbolen oder Graffiti oder irgendwelchen Initialen bemalen. Dann tut das auch nicht mit eurem Körper.

„Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst;

denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib!“ (1 Korinther 6:19,20.)

„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben. Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr.“ (1 Korinther 3:16,17.)

Ihr habt in eurem Körper die überirdische Fähigkeit, Leben zu erschaffen. Ein Junge wächst zum Mann heran und kann Vater werden; ein Mädchen wächst zur Frau heran und kann Mutter werden. Natürliche und gute Gefühle ziehen Mann und Frau aufeinander zu.

„Alle Menschen – Mann und Frau – sind als Abbild Gottes erschaffen. Jeder Mensch ist ein geliebter Geistsohn beziehungsweise eine geliebte Geisttochter der himmlischen Eltern und hat dadurchein göttliches Wesen und einegottgegebene Bestimmung. Das Geschlecht ist ein wesentliches Merkmal der individuellen vorirdischen, irdischen und ewigen Identität und Lebensbestimmung.“(„Die Familie – eine Proklamation an die Welt,“ Der Stern, Januar 1996.)

Außerdem gilt, „dass die Ehe zwischen Mann und Frau von Gott verordnet ist und dass im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder die Familie im Mittelpunkt steht“ ( „Die Familie – eine Proklamation an die Welt,“ Der Stern, Januar 1996).

Ihr sollt euch zueinander hingezogen fühlen und heiraten. Dann und nur dann dürft ihr auf würdige Weise dem starken und guten und beständigen Verlangen, dieser Liebe, durch die euer Leben mit Kindern gesegnet wird, Ausdruck verleihen. Kraft des Gebots, das Gott, unser Vater, gegeben hat, darf dies nur zwischen Ehemann und Ehefrau geschehen, die sich einander im Bund der Ehe verpflichtet haben (siehe 1 Korinther 7:2; LuB 42:22). Alles andere ist verboten und bringt nur Kummer mit sich.

Damit wir dieses natürliche Verlangen beherrschen können, haben wir in den Offenbarungen dazu die strengsten Gebote erhalten (siehe Smith, Teachings, 181; Galater 5:19; Epheser 5:5; Mormon 9:28).

Ihr jungen Männer und jungen Damen, bleibt würdig. Haltet euch von dem Umfeld, der Musik, den Filmen, den Videos und dem Umgang fern, die euch zu unsittlichem Verhalten verleiten wollen (siehe 1 Korinther 6:9; 1 Thessa-lonicher 5:22; 2 Timotheus 2:22; LuB 9:13).

Ich muss noch von einer weiteren Gefahr sprechen, die in unserer Jugend fast unbekannt war, euch aber jetzt überall umgibt.

In den Teenagerjahren kommen normale Wünsche und Neigungen zum Vorschein, es besteht die Versuchung, zu experimentieren, mit der heiligen Fortpflanzungskraft herumzuspielen. Diese Wünsche können durch Pornographie, unpassende Musik und Ermutigung durch unwürdigen Umgang noch intensiviert und verzerrt werden. Was eigentlich nur eine vergängliche Phase bei der Entdeckung der geschlechtsbezogenen Identität gewesen wäre, kann sich festsetzen, und dann seid ihr verwirrt undverstört.

Wenn ihr euch darauf einlasst, kann der Widersacher eure Gedanken in den Griff bekommen und euch zu einer Gewohnheit und Abhängigkeit verleiten und euch dabei einreden, dieses unsittliche, unnatürliche Verhalten wäre ein fester Bestandteil eurer Natur.

Bei einigen wenigen besteht die Versuchung, dass ein Mann sich zu einem Mann hingezogen fühlt und eine Frau zu einer Frau, und sie kann fast überwältigend scheinen. Die heiligen Schriften sprechen diejenigen, „die ihren Leib durch ihr eigenes Tun entehrten“, schuldig. „Männer trieben mit Männern Unzucht“, heißt es da. „Frauenvertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen“ (Römer 1:26).

Das Tor zur Freiheit und zu dem Guten beziehungsweise Schlechten, das dahinter liegt, geht bei der Losung Entscheidung auf oder zu. Es steht euch frei, euch für einen Weg zu entscheiden, der zu Verzweiflung, Krankheit und sogar zum Tod führen kann (siehe 2 Nephi 2:26,27).

Wenn ihr euch für diesen Weg entscheidet, kann die Quelle des Lebens versiegen. Ihr werdet die Verbindung aus Liebe und Ringen, Schmerz und Freude, Enttäuschung und Opferbereitschaft, die mit dem Elternsein einhergeht und einen Menschen erhöht und zur Fülle der Freude führt, von der in den heiligen Schriften die Rede ist, nicht erfahren (siehe 2 Nephi 2:25; 9:18; LuB 11:13; 42:61; 101:36).

Macht keine Experimente; lasst niemanden, ob Junge oder Mädchen, euren Körper so berühren, dass die Leidenschaft entflammt, die ihr nicht mehr in den Griff bekommt. Es beginnt als unschuldige Neugierde, der Satan beeinflusst eure Gedanken, und dann wird es zum Muster,zur Gewohnheit, die euch zum Gefangenen einer Abhängigkeit macht, die über die Menschen, die euch lieben, Kummer und Enttäuschung bringt (siehe Johannes 8:34;2 Petrus 2:12–14,18,19).

Auf die Gesetzgebung wird Druck ausgeübt, damit unnatürliches Verhalten legitimiert wird. Aber dadurch wird das, was in den Gesetzen Gottes verboten ist, niemals richtig (siehe Levitikus 18:22; 1 Korinther 6:9;1 Timotheus 1:9,10).

Manchmal werden wir gefragt, warum wir dieses Verhalten nicht als einen anderen und akzeptablen Lebensstil anerkennen können. Das können wir nicht. Wir haben die Gesetze nicht gemacht; sie wurde im Himmel gemacht und „vor der Grundlegung der Welt festgelegt“ (sieheLuB 132:5; 124:41; siehe auch Alma 22:13). Wir sind nur Diener.

So wie die Propheten in alter Zeit sind wir „zu Priestern und Lehrern dieses Volkes geweiht worden....

Und wir machten unser Amt vor dem Herrn groß, übernahmen die Verantwortung und wollten die Sünden des Volkes auf unser eigenes Haupt nehmen, wenn wir es nicht mit allem Eifer das Wort Gottes lehrten.“ (Jakob 1:18,19.)

Wir verstehen, dass manche das Gefühl haben, wir lehnen sie ab. Das stimmt nicht. Wir lehnen nicht euch ab, nur das unsittliche Verhalten. Wir können euch gar nicht ablehnen, denn ihr seid Söhne und Töchter Gottes. Wir werden euch nicht ablehnen, denn wir lieben euch (siehe Hebräer 12:6–9; Römer 3:19; Helaman 15:3; LuB 95:1).

Vielleicht habt ihr sogar das Gefühl, dass wir euch nicht lieben. Auch das stimmt nicht. Eltern wissen, und eines Tages werdet auch ihr das wissen, dass es Zeiten gibt, wo die Eltern und wir, die wir die Kirche führen, aus Liebe hart sein müssen, wenn wir nämlich zerstören würden, wenn wir nicht lehren und strafen.

Wir haben die Regeln nicht gemacht; sie wurden als Gebote offenbart. Wir verursachen nicht die Folgen und können sie auch nicht verhindern, wenn ihr gegen die Sittengesetze verstoßt. Trotz Kritik und Widerstand müssen wir lehren und warnen.

Wenn sich ein unwürdiges Verlangen in eure Gedanken drängt, dann kämpft dagegen an, leistet Widerstand, bekommt es in den Griff. Der Apostel Paulus erklärt: „Noch ist keine Versuchung über euch gekommen, die den Menschen überfordert. Gott ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet.“ (1 Korinther 10:13; siehe auch LuB 62:1.)

Es wird vielleicht ein Kampf sein, von dem ihr euch in diesem Leben nie ganz freimachen könnt. Wenn ihr euch auf die Versuchung nicht einlasst, braucht ihr auch keine Schuldgefühle zu haben. Es kann äußerst schwer sein zu widerstehen. Aber es ist besser, als der Versuchung nachzugeben und Enttäuschung und Unglück über euch und die Menschen zu bringen, die euch lieben.

Manch einer meint, Gott habe ihn mit überwältigendem unnatürlichem Verlangen erschaffen, er stecke also in der Falle und sei nicht verantwortlich (siehe Jakobus 1:13–15). Das ist nicht wahr. Es kann nicht wahr sein. Auch wenn man es als wahr annehmen würde, darf man nicht vergessen, dass Gott heilen kann (siehe Alma 7:10–13; 15:8).

Und was ist nun mit denen, die bereits Fehler begangen oder sich einem unsittlichen Lebenswandel hingegeben haben? Welche Hoffnung habt ihr? Seid ihr für immer ausgestoßen und verloren?

Dies sind keine unverzeihlichen Sünden. So unwürdig und unnatürlich und unsittlich diese übertretungen sein mögen, sie sind nicht unverzeihlich (siehe LuB 42:25). Wenn man völlig davon lässt und vollständig umkehrt, steht einem das reinigende Geschenk der Umkehr offen, und die Last der Sünde wird ausgelöscht. Es gibt einen Weg zurück – er mag lang sein und ist sicher schwer, aber möglich ist er natürlich! (Siehe Apostelgeschichte 5:31; Epheser 1:7; Mosia 4:2; 26:29; LuB 1:31,32; 58:42; 61:2).

Ihr braucht und könnt den Weg nicht allein finden. Ihr habt einen Erlöser. Der Herr nimmt die Last von euch, wenn ihr euch dafür entscheidet umzukehren und euch von euren Sünden abzuwenden und sie nicht mehr zu begehen. Dafür war das Sühnopfer Christi bestimmt.

„Kommt her, wir wollen sehen, wer von uns Recht hat, spricht der Herr. Wären eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee. Wären sie rot wie Purpur, sie sollen weiß werden wie Wolle.“ (Jesaja 1:18.)

Es kommt auf eure Entscheidung an; ihr seid nicht für immer ausgestoßen. Ich wiederhole: diese übertretungen sind nicht unverzeihlich.

Man denkt vielleicht: Es ist zu spät, das Leben ist vorüber und man ist in alle Ewigkeit verdammt. So ist es nicht, denn „wenn wir unsere Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen“ (1 Korinther 15:19).

So wie ein pyhsischer Körper rein und heil werden kann, so kann auch der Geist durch die Macht des Sühnopfers reingewaschen werden. Der Herr erhebt euch und trägt eure Last, während ihr leidet und darum ringt, so rein zu werden, wie es erforderlich ist. Darum geht es doch beim Sühnopfer Christi. Er hat gesagt: „Ich, der Herr, behalte sie [eure Sünden] nicht mehr im Gedächtnis.“ (LuB 58:42; siehe auch Hebräer 8:12; 10:17; Alma 36:19.)

Unsere geliebten, kostbaren Jugendlichen, bleibt auf dem Weg des Herrn. Wenn ihr stolpert, dann steht wieder auf und geht weiter. Wenn ihr euch verirrt habt, warten wir alle mit offenen Armen auf eure Rückkehr.

Gott sei gepriesen für die reinigende, vergebende Macht des Sühnopfers, das der Herr Jesus Christus gebrach hat, und von ihm gebe ich Zeugnis. Im Namen Jesu Christi, amen.