Ein tugendhaftes Leben – Schritt für Schritt

Mary N. Cook

First Counselor in the Young Women General Presidency


Mary N. Cook
Die Jugend ist eine prägende Zeit, in der ihr euch tugendhafte Verhaltensweisen angewöhnen könnt, die euch helfen, die notwendigen Schritte hin zum ewigen Leben zu gehen.

Einer der schönsten Augenblicke im Leben einer Mutter ist, wenn man ihr ihre neugeborene Tochter in die Arme legt und ihr bewusst wird, dass dieser reine Geist gerade vom Vater im Himmel gekommen ist. Sie wird daran erinnert, dass wir wirklich Töchter unseres himmlischen Vaters sind und dass das Kind, das gerade seine Gegenwart verlassen hat, rein auf die Erde kommt, bereit zu lernen und Fortschritt zu machen.

Als ich die Universität besuchte und von zu Hause fort war, bekam ich am Muttertag einen Brief von meiner Mutter, in dem sie diese schönen Gedanken äußerte:

„Dieser Muttertag ist etwas ganz Besonderes, weil ich daran denke, dass ich jetzt seit einundzwanzig Jahren deine Mutter bin, und das war eine wirklich schöne Erfahrung. Du warst für uns etwas Besonderes. Wir nannten dich Mary. Wir wollten, dass du rein und liebenswürdig bleibst, wie der Name es andeutet.

Deine Tante, die den gleichen Namen trägt, schloss dich sofort ins Herz und nähte dir fast nur von Hand ein hübsches Kleidchen für die Kindessegnung, damit du gleich in der ersten Abendmahlsversammlung, nachdem du – immer noch ganz winzig – nach Hause durftest, deinen Namen erhalten konntest.“

Als ich diesen Brief las, wurde mir klar, dass die größte Hoffnung meiner Mutter war, dass ich rein und tugendhaft bleibe. „Tugend ist eine Denk- und Verhaltensweise, die auf hohen moralischen Grundsätzen beruht.“ (Verkündet mein Evangelium!, Seite 139.) Meine Mutter wusste, dass das Leben schwierig ist und dass man sich das ganze Leben lang anstrengen muss, tugendhaft zu bleiben. Sie wollte, dass die Segnungen des Evangeliums mich leiten und mir helfen, mich dieser Herausforderung zu stellen.

Ihr, meine lieben Jungen Damen, habt bereits viele gute Entscheidungen getroffen. Jetzt müsst ihr euch tugendhafte Verhaltensweisen angewöhnen, die euch euer ganzes Leben lang auf diesem Pfad halten. Sucht euch Menschen, die „den Gläubigen ein Vorbild“ sind (1 Timotheus 4:12), die an eurer Seite stehen und euch helfen, ein tugendhaftes Leben zu führen.

Warum ist es nicht nur unseren irdischen Eltern, sondern auch dem himmlischen Vater so wichtig, dass wir tugendhaft sind? Tugendhaftigkeit bringt Frieden, Charakterstärke und Glück in diesem Leben hervor. Der himmlische Vater wusste, dass wir vor vielen Entscheidungen und Herausforderungen stehen würden und ein tugendhaftes Leben uns bereit machen würde, diese zu meistern.

Für viele von euch war der Tag, an dem ihr als Kind gesegnet wurdet, der erste Schritt auf eurem Weg, ein tugendhaftes Leben zu führen. Die Entscheidung, euch taufen und konfirmieren zu lassen und die Gabe des Heiligen Geistes zu empfangen, sowie eure Bemühungen, würdig vom Abendmahl zu nehmen und jede Woche euren Taufbund zu erneuern, sind wichtige Schritte hin zu einem tugendhaften Leben.

Der nächste Schritt auf eurer Reise besteht darin, dass ihr euch würdig macht, in den Tempel zu gehen, wo ihr weitere heilige Bündnisse eingehen und die heiligen Handlungen des Tempels empfangen werdet, darunter die celestiale Ehe. Dafür müsst ihr tugendhaft sein.

Die Jugend ist eine prägende Zeit, in der ihr euch tugendhafte Verhaltensweisen angewöhnen könnt, die euch helfen, die notwendigen Schritte hin zum ewigen Leben zu gehen.

Die bekannte Vision in 1 Nephi, Kapitel 8, führt uns vor Augen, dass es schwierig ist, auf dem engen und schmalen Pfad zu bleiben, der zum ewigen Leben führt. Vater Lehi beschrieb seinen Söhnen die Herausforderungen verschiedener Gruppen, die zum Baum des Lebens gelangen wollten, „dessen Frucht begehrenswert war, um einen glücklich zu machen“ (Vers 10). Dieser Baum symbolisierte die Liebe Gottes (siehe 1 Nephi 11:21,22).

Die erste Gruppe begab sich auf den engen und schmalen Pfad, aber die Leute hielten sich nicht an der eisernen Stange fest, wodurch sie auf dem Pfad geblieben wären, und so gingen sie im Nebel der Finsternis verloren (siehe 1 Nephi 8:21-23).

Einige dieser Nebel der Finsternis oder Versuchungen, die der Satan einsetzt, um den Pfad zum ewigen Leben zu verhüllen, richten sich speziell gegen die Frauen. Er lässt Keuschheit und sittliche Reinheit altmodisch erscheinen. Er hat dafür gesorgt, dass es nicht mehr als wichtig gilt, Mutter zu sein. Er ist erfolgreich darin, die Frauen zu verwirren, was ihre Rolle im göttlichen Plan des Herrn angeht.

Um durch diese Nebel der Finsternis hindurch den Weg zu finden, brauchen wir die eiserne Stange, die das Wort Gottes symbolisiert (siehe 1 Nephi 15:23,24). Wir müssen die Wahrheiten und Gebote, die in den heiligen Schriften stehen, aufmerksam lesen und verstehen. Wir müssen genau auf die Worte der neuzeitlichen Propheten achten, deren Lehren Führung, Weisung und Schutz bieten. Und wir müssen an den Maßstäben festhalten, die in der Broschüre Für eine starke Jugend stehen.

Die zweite Gruppe, die Lehi sah, hielt sich an der eisernen Stange fest. Sie gingen weiter in die richtige Richtung und konnten schließlich von der Frucht des Baumes essen. Sie kosteten wahres Glück, aber leider währte es nicht lang, denn als sie sich umsahen, bemerkten sie, dass sie verspottet wurden (siehe 1 Nephi 8:24-27). Sie schämten sich und gaben dem Gruppenzwang nach.

Das ist eine der erfolgreichsten Strategien, die der Satan bei Jugendlichen einsetzt. Ihr Jungen Damen, wir müssen in Rechtschaffenheit vereint sein, damit wir standhaft bleiben, wenn andere über unser Handeln und unseren Glauben spotten.

Eine Möglichkeit, dem Druck der Welt standzuhalten, besteht darin, an heiligen Stätten zu stehen und nicht zu wanken (siehe LuB 87:8). Meidet Situationen, in denen es wahrscheinlich ist, dass ihr versucht, verspottet oder verhöhnt werdet. Wenn ihr euch verpflichtet, tugendhaft zu bleiben, gibt euch dies die Kraft, dem Druck Gleichaltriger zu widerstehen. In der Broschüre Für eine starke Jugend wird uns geraten: „Habt den Mut, das Kino oder eine Video-Party zu verlassen, den Computer oder den Fernseher auszuschalten, den Radiosender zu wechseln oder eine Zeitschrift wegzulegen, wenn das, was dort gezeigt wird, nicht den Maßstäben des himmlischen Vaters gerecht wird.“ (Seite 19.)

Wir sollen zweifelhaftes Material im Internet oder auf Handys meiden, ebenso anstößige Musik und aufreizende Tanzbewegungen. Vielleicht werdet ihr verspottet, vielleicht zeigt man mit dem Finger auf euch, vielleicht steht ihr allein da, aber habt bitte den Mut, diesen Versuchungen zu widerstehen.

Was hilft euch, vorwärtszustreben und euch beständig an der eisernen Stange festzuhalten? Macht den Erlöser zum Mittelpunkt eures Lebens und entwickelt tägliche Gewohnheiten, die zu einer rechtschaffenen Lebensweise gehören.

Lernt den Erlöser kennen und erfahrt, was er alles für euch getan hat. Ich finde es interessant, dass die letzte Gruppe, als sie am Baum ankam, niederfiel. Diese Menschen waren demütig. Sie erkannten, dass sie es ohne die Hilfe des Heilands nicht geschafft hätten.

Denkt daran, dass die reinigende Kraft des Sühnopfers uns ermöglicht, tugendhaft zu sein. Wir alle machen Fehler, aber „weil der Erretter dich liebt und sein Leben für dich gegeben hat, kannst du umkehren. Umkehr entspringt dem Glauben an Jesus Christus. … Das Sühnopfer des Erretters hat es möglich gemacht, dass dir deine Sünden vergeben werden. … Nimm dir fest vor, jede Woche würdig vom Abendmahl zu nehmen, und fülle dein Leben mit tugendhaften Aktivitäten aus, die dir geistige Kraft geben. Wenn du das tust, wächst deine Fähigkeit, Versuchungen zu widerstehen, die Gebote zu halten [rein zu bleiben] und Christus ähnlicher zu werden.“ (Mein Fortschritt, Einlage, 2009, Seite 3.)

Auch tägliche Gewohnheiten, die zu einem rechtschaffenen Verhalten gehören, helfen dir, beständig an der eisernen Stange festzuhalten. Als JD-Präsidentschaft haben wir die Jungen Damen in der ganzen Welt aufgefordert, drei tägliche Gewohnheiten zu entwickeln:

Erstens: Betet jeden Tag morgens und abends zum himmlischen Vater.

Zweitens: Lest jeden Tag mindestens fünf Minuten im Buch Mormon.

Und drittens: Lächelt! Warum? Weil wir das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi haben, das uns wahres Glück bringt.

Ihr müsst auch bedenken, dass ihr auf dieser Reise nicht allein seid. Als ihr getauft und konfirmiert wurdet, habt ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Er kann euch in allen Aspekten eures Lebens führen. Ihr werdet diese Führung brauchen. Ein tugendhaftes Leben „allzeit und in allem und überall“ (Mosia 18:9) macht uns bereit dafür, dass der Heilige Geist ständig bei uns ist.

Manchmal habt ihr vielleicht das Gefühl, dass ihr die Einzige seid, die diesen Weg geht. So, wie ihr von lieben Menschen umgeben wart, als ihr auf diese Welt gekommen seid, sind auch jetzt viele um euch, die euch zum Guten beeinflussen können – eure Eltern und Geschwister, die JD-Führerinnen, Priestertumsführer, gute Freunde und sogar „Engel [werden] rings um euch [sein], um euch zu stützen“ (LuB 84:88).

Seht euch heute Abend um nach denjenigen, die euch auf diesem Weg helfen können. Sie sind Freunde, die ungeachtet dessen, was die Welt ihnen sagt, an der eisernen Stange festhalten, die das Wort Gottes und die Worte seiner Propheten kennen und danach leben, die an heiligen Stätten stehen und durch den Druck der Welt nicht ins Wanken geraten, die den Erlöser und sein Sühnopfer zum Mittelpunkt ihres Lebens gemacht haben und die sich täglich bemühen, rechtschaffen zu leben. Das sind für euch diejenigen, die „den Gläubigen ein Vorbild“ sind. Lernt von ihnen. Und ihr, Junge Damen, könnt für sie und für andere ein Vorbild sein.

Ich möchte euch von jemandem erzählen, der ein leuchtendes Beispiel ist. Hillary ist ein Bienenkorbmädchen aus Lagos in Nigeria. Einige ihrer Klassenkameraden machten sich über ihre Grundsätze lustig, besonders über ihre anständige Kleidung. Sie beschloss, immer zwei Kurzfassungen der Broschüre Für eine starke Jugend dabei zu haben. Wenn ihr jemand das Leben schwer macht, schenkt sie dem Betreffenden ein Exemplar und erklärt die Maßstäbe darin und warum sie sie befolgt. Das andere Exemplar behält sie als Erinnerung daran, sich an die Maßstäbe zu halten.

Wir müssen uns vereinen und einander helfen, unser Leben mit dem zu füllen, was tugendhaft und liebenswert ist oder guten Klang hat (siehe 13. Glaubensartikel). Wir laden alle Jungen Damen, alle Mütter, ja, alle Frauen ein, die sich mit uns für Tugendhaftigkeit einsetzen wollen, die neuen Erfahrungen und das Projekt zum Ideal Tugendhaftigkeit im Programm Mein Fortschritt zu machen.

Vor ein paar Wochen habe ich meine 86-jährige Mutter gebeten, mit mir am JD-Ideal Tugendhaftigkeit zu arbeiten. Das hat sich für uns beide als Segen erwiesen. Als wir an den Erfahrungen arbeiteten, erzählte sie mir, dass sie als junge Frau in den Dreißigerjahren beschlossen hatte, sich um mehr Tugendhaftigkeit zu bemühen. Wir lasen gemeinsam Schriftstellen zum Thema Tugendhaftigkeit, die Proklamation zur Familie und sogar die Broschüre Für eine starke Jugend. Jede von uns schrieb in ihr Tagebuch, wie wir gesegnet wurden, weil wir uns bemühten, tugendhaft zu leben. Eine der größten Segnungen, die wir beide nannten, war, würdig für den Tempel zu sein. Junge Damen, das ist euer nächster Schritt!

So wie der Salt-Lake-Tempel über einen Zeitraum von 40 Jahren Stein für Stein gebaut wurde, baut ihr Schritt für Schritt ein tugendhaftes Leben. In Bündnissen habt ihr gelobt, gehorsam zu sein. Ihr habt einige gute Entscheidungen getroffen. Die tugendhaften Gewohnheiten, die ihr jetzt entwickelt, werden euch helfen, beständig an der eisernen Stange festzuhalten. Ihr seid auf eurer Reise nie allein, denn der Erlöser ist immer bei euch. Und ihr könnt Umkehr üben. Ihr seid mit dem Heiligen Geist gesegnet, der euch tröstet und führt. Blickt auf diejenigen in eurem Leben, die „den Gläubigen ein Vorbild“ sind, und bemüht euch, anderen auf ihrer Reise zu helfen.

Ich gebe Zeugnis, dass wir wahrhaftig Töchter des himmlischen Vaters sind. Er liebt uns und achtet auf jeden von uns, wie unser Leben auch aussehen mag. Ob wir nun 16 oder 86 sind – sein größter Wunsch ist, dass wir in alle Ewigkeit glücklich sind. Davon gebe ich demütig Zeugnis. Im Namen Jesu Christi. Amen.