5 Möglichkeiten, wie man ein Lehrer wird, „der von Gott gekommen ist“

– Tad R. Callister, Präsident der Sonntagsschule

  • 3. August 2015

Ganz gleich, wie gut wir als Lehrer sind – wenn wir belehrbar sind, können wir alle besser werden.

Das Wichtigste aus dem Artikel

  • 1. Lehren Sie durch den Geist
  • 2. Bringen Sie Ihr Leben mit Ihren Worten in Einklang
  • 3. Lesen Sie zuerst die Schriftstellen
  • 4. Lesen Sie die Schriftstellen und das Unterrichts­material mindestens eine Woche im Voraus
  • 5. Kümmern Sie sich um diejenigen, die nicht da waren

„Sie können eine andere Seele nur dann erheben, wenn Sie selbst auf höherem Gelände stehen als sie.“ – Präsident Harold B. Lee

Haben Sie sich je die folgenden Fragen gestellt: Wie kann ich wirklich etwas im Leben derer bewirken, die ich unterweise? Wie kann ich ihnen zu einem besseren Leben verhelfen? Wie kann ich mit Macht und Vollmacht von Gott unterweisen?

Ganz gleich, wie gut wir als Lehrer sind, wenn wir belehrbar sind – wenn wir genau die Eigenschaft vorleben, die wir uns von jedem unserer Schüler erhoffen –, können wir alle besser werden. Jeder von uns hat die innere Macht und die Hilfe des Geistes, um ein Lehrer zu werden, „der von Gott gekommen ist“ (Johannes 3:2). Hier sind einige Anregungen, wie wir dies erreichen können.

1. Lehren Sie durch den Geist

Der Herr hat unmissverständlich erklärt, dass der Lehrer die Aufgabe hat, durch den Geist zu lehren: „Wenn ihr den Geist nicht empfangt, sollt ihr nicht lehren.“ (LuB 42:14.) Es gibt kein Talent, das das Fehlen des Geistes ausgleichen kann. Warum ist das so? Weil der Geist den Glauben stärkt, das Herz erweicht, den Sinn erleuchtet und Bekehrung zuwege bringt. Es besteht kein Zweifel daran, dass der Herr aus diesem Grund gesagt hat: „[Lehrt] die Menschenkinder das …, was ich euch in die Hand gegeben habe, durch die Macht meines Geistes.“ (LuB 43:15, siehe auch LuB 50:14.) Die Lehre und der Geist sind bei der Bekehrung untrennbare Partner.

So besteht das Ziel eines jeden Lehrers darin, die Lehre so durch den Geist zu vermitteln, dass der Glaube an Jesus Christus gestärkt und tiefere Bekehrung herbeigeführt wird. Es geht um viel mehr als einen hervorragenden Unterricht oder eine spektakuläre, unvergessliche Präsentation zu geben; es geht darum, Leben zu verbessern.

Das Ziel eines jeden Lehrers besteht darin, die Lehre so durch den Geist zu vermitteln, dass der Glaube an Jesus Christus gestärkt und tiefere Bekehrung herbeigeführt wird; Foto von Scott G. Winterton

Tad R. Callister, Präsident der Sonntagsschule

2. Bringen Sie Ihr Leben mit Ihren Worten in Einklang

Der Erretter war der größte aller Lehrer, weil er das vollkommene Beispiel war – sein Leben stand völlig im Einklang mit seinen Worten. Dazwischen gab es keine Diskrepanz. Wir bereiten uns am besten darauf vor, den Geist zu empfangen, wenn wir im Einklang mit den Lehren des Erlösers leben. Zweifellos war das der Grund, warum Alma sagte: „Und betraut auch niemanden damit, euer Lehrer oder euer geistlicher Diener zu sein, außer es sei ein Mann Gottes, der auf seinen Pfaden wandelt und seine Gebote hält.“ (Mosia 23:14.)

In einem auf dem Roman Don Quijote basierenden Theaterstück werden diese wunderbar prägnanten Sätze gesagt: „Wer ein gutes Leben führt, ist auch ein guter Lehrer. Das ist der einzige göttliche Grundsatz, den ich verstehe.“ Ein Lehrer muss vorleben, was er lehrt. Sein Beispiel ist seine mächtigste Waffe – sein bestes Werkzeug. Präsident Harold B. Lee hat gesagt: „Sie können eine andere Seele nur dann erheben, wenn Sie selbst auf höherem Gelände stehen als sie.“ („Stand Ye in Holy Places“, Frühjahrs-Generalkonferenz 1973.)

3. Lesen Sie zuerst die Schriftstellen

Zuerst sollte man die angegebenen Schriftstellen lesen und dann erst das Unterrichtsmaterial oder etwaiges ergänzendes Material. Dann sollte man jegliche Eindrücke, die man hinsichtlich der Lehre hat, oder Fragen, die man stellen könnte, sowie Aufforderungen, die man weitergeben möchte, aufschreiben. Wenn wir unsere Entscheidungsfreiheit auf diese Weise ausüben, kann der Geist stark in uns wirken. So werden wir geistig selbständig. Ich habe festgestellt, dass ich, wenn ich die Schriftstellen lese und eine Frage habe, oft versucht bin, sofort in den Erläuterungen eine Antwort zu suchen. Wenn ich aber davon absehe und mich stattdessen mit dem Problem auseinandersetze, erlange ich in der Regel persönliche Inspiration. Manchmal gleicht die Antwort, die ich erhalte, der in der Erläuterung, aber jetzt ist sie zu meiner Antwort geworden. Ein andermal gelange ich vielleicht zu einer Erkenntnis, die auf mich zugeschnitten ist und sich von der vorgegebenen Erklärung unterscheidet.

Wenn ich gleich in den Erläuterungen nachgeschaut hätte, hätte ich diesen Nutzen nicht gehabt. Präsident Marion G. Romney hat diese freimütige Bemerkung gemacht: „Wenn ich aus einer Quelle trinke, dann lieber dort, wo das Wasser entspringt, nicht weiter unten am Bach, wo schon das Vieh durchgewatet ist.“ (Zitiert von Elder J. Richard Clarke, „My Soul Delighteth in the Scriptures“, Herbst-Generalkonferenz 1982.) Das Unterrichtsmaterial kann zwar sehr hilfreich sein, aber es sollte nie unserer persönlichen Beziehung zu den heiligen Schriften und dem Geist im Weg stehen oder wichtiger als sie sein.

4. Lesen Sie die Schriftstellen und das Unterrichtsmaterial mindestens eine Woche im Voraus

Geistige Vorbereitung besteht nicht nur darin, einfach eine feste Zeit, zum Beispiel zwei Stunden am Samstagnachmittag, für die Vorbereitung des Unterrichts festzulegen. Es bedeutet eher, ständig nachzusinnen – während der Fahrt zur Arbeit, in müßigen Momenten zu Hause oder beim Gespräch mit Angehörigen und Freunden.

Offenbarung ergeht in der Regel Zeile um Zeile, Weisung um Weisung, und zwar dann, wenn der Herr es möchte. Sie kommt nicht immer dann, wenn es gerade genehm ist, oder Samstagnachmittag. Daher müssen wir mindestens eine Woche vorher über unsere Lektion nachdenken, damit der Geist genügend Zeit hat, auf uns einzuwirken.

Das Unterrichtsmaterial kann zwar sehr hilfreich sein, aber es sollte nie unserer persönlichen Beziehung zu den heiligen Schriften und dem Geist im Weg stehen oder wichtiger als sie sein; Foto von Scott G. Winterton

5. Kümmern Sie sich um diejenigen, die nicht da waren

Als junger Mann gefiel Präsident David O. McKay eine Geschichte, die in einem seiner Schulbücher stand. Der Autor beschrieb, wie einige junge Leute flussabwärts in Richtung Niagarafälle fuhren. Ein Mann am Ufer rief: „Hallo, ihr da! Gleich kommen die Stromschnellen!“ Aber sie fuhren nur lachend weiter und tranken noch mehr Alkohol. Wieder rief er: „Hallo, ihr da! Gleich kommen die Stromschnellen!“

Aber sie ignorierten die Warnung, bis sie plötzlich bemerkten, dass sie sich mittendrin befanden. Selbst als sie sich mit aller Kraft bemühten, ihr Boot zu wenden, gelang es ihnen nicht, und sie stürzten schreiend und fluchend hinab. Präsident McKay sagte, die Geschichte habe einen unaus­lösch­lichen Eindruck bei ihm hinterlassen, aber irgendwie sei sie ihm unvollständig erschienen. Es ist eine Sache, wenn ein Lehrer am Ufer steht und ruft: „Hallo, ihr da! Ihr seid in Gefahr.“ Es ist etwas ganz anderes, ins Boot zu steigen, zu ihnen hinauszurudern und sie so freundlich und überzeugend wie möglich dazu zu bewegen, umzudrehen und flussaufwärts zu fahren.

Eine unserer Pflichten als Lehrer besteht darin, in unser Auto zu steigen, unsere weniger aktiven Unterrichtsteilnehmer zu besuchen und sie zur Herde zurückzubringen. Darüber hinaus können wir sie anrufen, ihnen eine SMS schicken, ihnen Aufträge geben und andere Unterrichts­teilnehmer bitten, sich mit ihnen anzufreunden. Wir müssen lediglich das Gleichnis vom verlorenen Schaf in die Tat umsetzen.

Zum Abschluss

Ganz gleich, um welchen Lehrplan es sich handelt – wenn wir uns dafür entscheiden, wie der Erretter zu unterweisen, können wir besser und dieser heiligen Beschreibung würdig werden: „Ein Lehrer, der von Gott gekommen ist“ (Johannes 3:2).