Fünf Anregungen, wie man den Sabbat als Familie begehen kann

– E. Jeffrey Hill, Nachrichten der Kirche

  • 27. Juli 2015

Familien, die für sich einen Weg finden, den Sabbat angemessen zu begehen, entwickeln stärkere Familienbande, gehen freundlicher miteinander um, werden geistig stark und haben gemeinsam mehr Spaß

Das Wichtigste aus dem Artikel

  • 1. Machen Sie die Gottesverehrung zur Familienangelegenheit
  • 2. Machen Sie den Sabbat zu etwas Besonderem
  • 3. Stärken Sie die Familienbande
  • 4. Machen Sie Pläne, wie Ihre Familie glücklich sein kann
  • 5. Dienen Sie Ihren Mitmenschen

Als einzelnes Mitglied der Kirche Jesu Christi fällt es einem leicht, aufzulisten, was man tun kann, um den Sabbat heilig zu halten. Es bedarf mehr Kreativität bei der Überlegung, was man als Familie mit Kindern unterschiedlichen Alters tun kann, um den Sonntag zu einen besonderen, von Geistigkeit erfüllten Tag zu machen. Die meisten Familien versuchen es immer wieder aufs Neue und scheitern häufig. Das ist natürlich anstrengend. Aber die Familien, die solange suchen, bis sie für sich einen Weg finden, den Sabbat angemessen zu begehen, entwickeln stärkere Familienbande, gehen freundlicher miteinander um, werden geistig stark und haben gemeinsam mehr Spaß.

Hier sind fünf grundlegende Vorschläge mit zahlreichen praktischen Beispielen, wie man den Sonntag als Familie zu Hause heilig halten kann.

1. Machen Sie die Gottesverehrung zur Familienangelegenheit

Neben der Teilnahme an den Versammlungen der Kirche gibt es viele Möglichkeiten, wie eine Familie den Sabbat zu einem Tag der Gottes­verehrung machen kann.

Gehen Sie am Samstagabend früh ins Bett. Die Gottesverehrung in der Familie funktioniert am Sonntag besser, wenn man zuvor genug geschlafen hat. Daher ist es wichtig, dass die Eltern die Kinder am Samstagabend schon früh ins Bett bringen und die Teenager auffordern, nicht zu spät nach Hause zu kommen.

Beten Sie gemeinsam und lesen Sie gemeinsam in den heiligen Schriften. Unterbrechen Sie, nur weil der Sabbat anders ist, nicht ihre tägliche Routine, mit der Familie zu beten und in den heiligen Schriften zu lesen. Lesen Sie in den heiligen Schriften in einem Tempo, bei dem alle gut mitkommen. Durch das Schriftstudium mit der Familie können kleine Kinder schon in jungen Jahren lesen lernen. Wenn Sie ihnen beibringen, die Formulierung „und es begab sich“ zu erkennen, können sie sich regelmäßig am Schriftstudium beteiligen, wenn die Familie im Buch Mormon liest.



Geben Sie Priestertumssegen. Der Sabbat ist hervorragend dazu geeignet, dass sich das Herz der Väter den Kindern und das Herz der Kinder den Vätern durch einen väterlichen Segen zuwenden. Eltern können ihren Kindern auch ihren Patriarchalischen Segen vorlesen und mit ihnen über die Weisungen sprechen, die darin enthalten sind.

Fasten Sie als Familie. Vor dem Fastsonntag kann die Familie am Samstagmittag oder -abend zusammen essen und besprechen, wofür sie gemeinsam fasten wollen. Dann können sie sich während des Fastens gegenseitig daran erinnern. Eltern können die Kinder zum altersgerechten Fasten auffordern. (Kleinere Kinder lassen zunächst vielleicht nur eine Mahlzeit aus.) Beenden Sie das Fasten, indem Sie gemeinsam als Familie für den Zweck beten, für den Sie gefastet haben. Lassen Sie die Kinder über ihre Erfahrungen beim Fasten sprechen und auch über ihre Eingebungen.

Verkünden Sie das Evangelium. Beschließen Sie gemeinsam, sich mit einer Familie aus der Nachbarschaft anzufreunden, die nicht der Kirche angehört, und nehmen Sie sich vor, etwas mit ihr zu unternehmen. Falls es sich anbietet, können Sie die Familie auch einladen, einmal mit zur Kirche zu kommen. Auch kann jeder in Ihrer Familie sein Zeugnis in ein Buch Mormon schreiben, das zum Verschenken an Freunde oder Bekannte gedacht ist. Oder Sie geben der Familie ein Info-Kärtchen von der Kirche.

Erlösen Sie die Toten. Der Sonntag ist hervorragend dazu geeignet, sich mit der eigenen Familiengeschichte zu befassen. Helfen Sie den Kindern, mehr über die Geschichte ihrer Familie herauszufinden, indem Sie ihnen Geschichten über ihre Vorfahren vorlesen oder erzählen. Stellen Sie Bekehrungsgeschichten von Familienmitgliedern zusammen. Markieren Sie auf einer großen Landkarte mit Reißzwecken und Beschriftung, wo Vorfahren geboren wurden, geheiratet haben und gestorben sind. Oder bereiten Sie ein Abendessen mit Speisen aus dem Land eines bestimmten Vorfahren zu. Während Sie gemeinsam etwas über Ihre Vorfahren lernen, erstellen Sie mit jedem Kind eine vier Generationen umfassende Ahnentafel.



Nehmen Sie keinen Urlaub vom Sabbat. Wenn Sie als Familie Urlaub machen, dann machen Sie sich sonntags fein und besuchen Sie die Versammlungen – egal, wo Sie sind. Wenn es dort, wo Sie Urlaub machen, keine Versammlungen der Kirche gibt, dann holen Sie sich die Erlaubnis ein, mit Ihrer Familie eine Abendmahlsversammlung abzuhalten.

2. Machen Sie den Sabbat zu etwas Besonderem

Als ein Tag der Gottesverehrung soll sich der Sonntag von den anderen Tagen der Woche spürbar unterscheiden. Ist die Stimmung daheim gut und mit Geistigkeit erfüllt, trägt das in der Familie den ganzen Tag lang zu einer andächtigen Atmosphäre bei.

Der Sonntag sollte anders aussehen. Es kann uns helfen, den Sabbat heilig zu halten, wenn wir den ganzen Tag lang Sonntagskleidung tragen. Mädchen können Kleider und die Jungen gute Hemden und Hosen tragen. Was genau getragen wird ist weniger wichtig, als dass die Kleidung, die man trägt, den Geist widerspiegelt, den sich die Familie am Sabbat wünscht. Dabei kann es sich um Kleidung handeln, die man zur Kirche getragen hat oder auch andere Kleidung. Aber es sollte keine Alltagskleidung sein. Auch beim Kochen oder Abwaschen sieht es mehr nach Sonntag aus, wenn man als Familie gut gekleidet ist. Natürlich kann man dabei eine Schürze über der Sonntagskleidung tragen.

Der Sonntag sollte anders klingen. Man kann als Familie sorgfältig auswählen, welche Musik man am Sonntag hört. Passende Musik kann zuhause eine Atmosphäre der Andacht schaffen. Man kann als Familie an diesem heiligen Tag darauf verzichten, Musik zu hören, die man unter der Woche hört. Es gibt viele CDs mit sanfter, religiöser Musik. Man kann als Familie auch Kirchenlieder, PV-Lieder, Lieder über die Familie und andere inspirierende Lieder singen.



Der Sonntag sollte sich anders anfühlen. Kleine Kinder müssen spielen. Sie sitzen nicht einfach den ganzen Tag still auf dem Sofa. Als Eltern können Sie ihnen helfen, Sachen zu machen, die im Einklang mit der Stimmung sind, die bei Ihnen am Sabbat herrschen soll. Holen Sie ruhige Sonntagsspielsachen heraus, mit denen nicht an anderen Tagen gespielt wird. Sie können Spiele auf den Sonntag zuschneiden. Bei Pantomime kann die Familie zum Beispiel Geschichten aus den heiligen Schriften nachspielen. Machen Sie als Familie ein Puzzle mit einem religiösen Motiv. Oder spielen Sie gemeinsam ein Ratespiel mit Fragen zum Buch Mormon. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten.

Der Sonntag ist möglicherweise nicht der beste Tag für Ihre Kinder, um mit Freunden zu spielen. Der Tag ist vielleicht besser dazu geeignet, dass die Kinder mit ihren Eltern und Geschwistern spielen. Damit sich der Sabbat noch heiliger anfühlt, kann man sich als Familie dazu entscheiden, weder Fernsehen zu schauen noch Video- oder Computerspiele zu spielen; falls es eine Sendung im Fernsehen gibt, die man als Familie unbedingt sehen möchte, kann man sie aufzeichnen und an einem Abend unter der Woche anschauen.

Der Sonntag sollte anders schmecken. Das „Sonntagsessen“ ist eine Tradition, bei der Familien zu einer leckeren Mahlzeit und netten Gesprächen zusammenkommen. Derjenige, der für das Essen zuständig ist (häufig die Mama), wird dabei jedoch allzu oft vom Sinn und Zweck des Sabbats abgelenkt. Wenn aber jeder bei der Essensvorbereitung und beim Aufräumen und Abwaschen mithilft, dann kann diese Tradition den Geist des Sabbats fördern. Nehmen Sie die Mahlzeit gemächlich zu sich und nähren Sie nicht nur den Bauch mit Speise, sondern auch die Seele mit Gesprächen und Danksagung.

3. Stärken Sie die Familienbande

Da Familienmitglieder am Sonntag oft mehr Zeit miteinander verbringen, bietet es sich an, dass sie einander besser kennenlernen und ihre Beziehung zueinander stärken.

Stärken Sie Ihre Ehe und bringen Sie Ihren Kindern die Ehe nahe. Lesen Sie zusammen als Familie alte Liebesbriefe, die Sie geschrieben haben, als Sie Ihren Partner kennengelernt haben, oder die aus den ersten Ehejahren stammen. Schauen Sie sich Tagebücher, Fotoalben und Videos aus der Zeit an, in der Sie miteinander ausgegangen sind und frisch verheiratet waren. Es tut Kindern gut, die romantische Liebe der Eltern zu sehen. Manchmal ist es zur Stärkung der Beziehung für ein Ehepaar am Sabbat einfach am besten, gemeinsam ein erholsames Nickerchen zu machen.

Erstellen Sie gemeinsam einen Geschichtsbericht der Familie. Halten Sie schöne Momente fest – angefangen beim Kennenlernen der Eltern bis heute. Die nötigen Informationen dazu finden Sie in Sammelalben, Fotoalben und Familienvideos. Möglicherweise gibt es Familienmitglieder, die ihre Tagebücher hervorholen und daraus bestimmte Einträge beisteuern können. Oder Sie bitten jedes Familienmitglied, die Frage zu beantworten: „Wann waren wir uns als Familie ganz nah?“

Lesen Sie zusammen und gehen Sie zusammen spazieren. Machen Sie gemeinsam als Familie am Sonntagnachmittag einen gemütlichen Spaziergang und erfreuen Sie sich in der freien Natur an der Schönheit von Gottes Schöpfung. Lassen Sie die Kinder alles erzählen, was sie erzählen möchten. Konzentrieren Sie sich darauf, zuzuhören und nicht selbst zu erzählen. Auch gemeinsam als Familie zu lesen sorgt für starke Familienbande. Man könnte zusammen aus den Zeitschriften der Kirche, einem inspirierenden Klassiker, einer Biografie oder einem religiösen Buch laut vorlesen.



Bleiben Sie in Kontakt. Der Sonntag eignet sich auch hervorragend dazu, mit weiter entfernten Verwandten oder Familienmitgliedern, die nicht mehr zu Hause wohnen, in Verbindung zu bleiben. Versammeln Sie die Familie um ein Telefon mit Freisprecheinrichtung und rufen Sie Großeltern, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen, Enkel und Familienmitglieder an, die an der Uni, auf Geschäftsreise oder aus einem anderen Grund nicht zu Hause sind. Vielleicht möchten Sie auch einem Angehörigen einen Brief schreiben oder, wenn er auf Mission oder beim Militär ist, ein Päckchen schicken.

4. Machen Sie Pläne, wie Ihre Familie glücklich sein kann

Der Sonntag ist ein guter Tag für die Familie, nach vorn zu schauen, sich Ziele zu setzen und Termine zu koordinieren.

Setzen Sie sich als Ehepaar und als Familie Ziele. Ehepaare und Familien können für die Zukunft planen, indem sie sich feste Ziele setzen, für die nächste Woche, den nächsten Monat oder das nächste Jahr (oder die nächsten 10 oder 100 Jahre). Sie könnten sich ausmalen, wie Ihre Ehe und Familie in 15 Jahren aussehen soll, oder einen Tagebucheintrag erstellen, was in Ihrer Familie im Jahr 2030 los sein wird. Auch kann es Spaß machen, eine Liste mit 100 Sachen zu erstellen, die Ihre Familie in den nächsten 25 oder 50 Jahren machen will. Es ist erstaunlich, wie viel davon Sie umsetzen werden, wenn Sie es aufschreiben.

Halten Sie Familienrat. Kommen Sie einmal wöchentlich mit der Familie zum Planen zusammen, wobei alle Familienmitglieder ihre Bedürfnisse und Wünsche ansprechen können. Setzen Sie sich dabei als Familie Ziele, die im Zusammenhang mit der Missionsarbeit stehen, der Tempelarbeit und damit, die Heiligen zu vervollkommnen. Auch kann man dabei den Familienkalender durchgehen und die Woche planen. Sie möchten sich vielleicht auch mal mit einem Kind allein hinsetzen und ihm helfen, sich eigene Ziele zu setzen.

5. Dienen Sie Ihren Mitmenschen

Der Sonntag ist hervorragend dazu geeignet, als Familie anderen Gutes zu tun. Indem Sie andere zu sich nach Hause einladen und in Ihrer Nachbarschaft nach Gelegenheiten Ausschau halten, werden Sie an diesem Tag auf verschiedene Art und Weise die Freude des Dienstes am Nächsten erleben.

Tun Sie Gutes als Familie. Vielleicht möchten Sie eine andere Familie zum Essen einladen. Sie können aber auch eine Kleinigkeit vorbereiten und sie gemeinsam als Familie bei Freunden oder Nachbarn abliefern. Es gibt auch viele für den Sonntag geeignete Dienstprojekte, die man in der erweiterten Nachbarschaft durchführen kann. Besuchen Sie ein Altenheim und führen Sie als Familie ein Musikprogramm oder etwas anderes auf oder sprechen Sie einfach mit den Bewohnern. Besuchen Sie Freunde, Verwandte oder Gemeindemitglieder, die im Krankenhaus liegen. Oder wenden Sie sich an eine Suppenküche oder an ein Obdachlosenheim und bieten Sie dort Ihre Dienste an. Helfen Sie zum Beispiel bei der Essensausgabe mit.



Diese Zusammenstellung von Vorschlägen und praktischen Beispielen zeigt, dass es genau so viele Möglichkeiten gibt, den Sabbat als Familie zu begehen, wie es Familien gibt. Es ist nicht leicht, aber wenn man als Familie am Ball bleibt, findet man Aktivitäten, die nicht nur allen Spaß machen, sondern auch sinnvoll sind. Und wenn man den Sabbat als Familie heilighält, lädt das nicht nur den Heiligen Geist ein, sondern es fördert auch den Austausch zwischen Familienmitgliedern, verstärkt die Liebe und Güte zwischen den Ehepartnern und stärkt sämtliche Familienbande. Und das ist alle Mühe wert.


E. Jeffrey Hill ist Dozent für das Fach „Ehe, Familie und das Leben des Menschen“. Der vom Autor veröffentlichte Essay „Ideas for Keeping the Sabbath Holy as a Family“ (in: David C. Dollahite, Hg., Strengthening Our Families: An In-Depth Look at the Proclamation on the Family, 2001, Seite 304–307) diente als Grundlage für diesen Artikel.