Schwester Stevens: Das Zuhause kann ein heiliger Ort des Lernens sein

– Carole M. Stephens, FHV-Präsidentschaft

  • 5. Dezember 2014

Wir sind alle Schüler, und wir sind alle Lehrer. Maggie, 5, war die Lehrerin, als sie ihrer Familie erzählte, was sie während ihres Besuchs im heiligen Hain verspürt hatte.  Foto mit freundlicher Genehmigung von Carole M. Stephens.

„Unser Zuhause wird ein heiligerer Ort, … wenn wir nicht aufhören, Gelegenheiten zu schaffen, in denen wir den Heiligen Geist spüren und von ihm belehrt werden können.“ – Carole M. Stephens von der FHV-Präsidentschaft

Kürzlich besuchte unsere Familie die historischen Stätten der Kirche in Harmony, Palmyra und Kirtland im Osten der Vereinigten Staaten. Vor der Rückreise kamen wir noch einmal alle zusammen. Jeder wurde aufgefordert, von einem unvergesslichen Erlebnis zu erzählen. Nachdem sich mehrere Mitglieder unserer Familie geäußert hatten, sagte die fünf Jahre alte Maggie: „Mein Lieblingsort war der heilige Hain.“

Ich fragte sie, ob sie uns sagen möchte, warum. Sie hielt einen Augenblick inne. Wir konnten an ihrem Gesichtsausdruck sehen, dass sie tief in Gedanken versunken war. Ihre liebe Mutter erkannte, dass es ihr schwer fiel, und machte ihr Mut, indem sie sagte: „Manchmal ist es schwierig, die richtigen Worte zu finden, nicht wahr?“ Maggie antwortete: „Ja. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ich habe dort etwas verspürt.“

Ein wunderbarer Geist erfüllte den Raum und durchdrang unser Herz. Ich war voller Dankbarkeit, als mir eine Schriftstelle in den Sinn kam: „Ich … stamme von guten Eltern, darum ist mir … etwas beigebracht worden.“ (1 Nephi 1:1.)

Das Lehren und Lernen sind ewige Grundsätze. Wir sind alle Schüler, und wir sind alle Lehrer. Aus den heiligen Schriften und den Worten der Propheten lernen wir beispielsweise, dass wir unsere ersten Unterweisungen in der Geisterwelt empfingen. Präsident Henry B. Eyring hat gesagt: „Bevor Sie auf die Welt gekommen sind, haben Sie schon von [Gott] gelernt. Sie haben gelernt, dass unser Vater einen Plan des Glücklichseins vorbereitet hat. … Zu diesem Plan gehören Bündnisse, die wir mit [ihm] schließen. Ihnen wurde gesagt, dass der Weg zu ihm zurück nicht leicht ist.“ (Henry B. Eyring, „Töchter im Bund“, Frühjahrs-Generalkonferenz 2014.) Unser Vater wusste, dass der Weg zurück in unsere himmlische Heimat nicht leicht ist. Deshalb hat er in seinem Plan für uns vorgesehen, dass wir in eine Familie geboren werden, wo wir weiter lernen und lehren können.

Bei der letzten Generalkonferenz hat Bruder Tad R. Callister, Präsident der Sonntagsschule, gesagt: „Letzten Endes bietet das Zuhause das ideale Umfeld für die Unterweisung im Evangelium Jesu Christi.“ („Eltern – die wichtigsten Evangeliumslehrer ihrer Kinder“, Herbst-Generalkonferenz 2014.)

Im Bible Dictionary lesen wir: „Ein Tempel ist buchstäblich ein Haus des Herrn. … Der Herr besucht seine Tempel, und sie sind die allerheiligsten Stätten der Anbetung. Nur das Zuhause kommt dem Tempel an Heiligkeit gleich.“ Unser Zuhause kann zu einem heiligen Ort werden, an dem uns der Samen des Zeugnisses in die Seele gelegt wird, die doch der „Tempel Gottes“ ist (1 Korinther 3:16). Unser Zuhause ist ein sicherer Ort, an dem man die Gefühle nähren kann, die Maggie verspürte – „dieses Schwellen“ des „guten Samenkorns“ (Alma 32:28), das in ihrem Herzen Raum gefunden hatte. Unser Zuhause wird unser Leben lang an Heiligkeit zunehmen, wenn wir nicht aufhören Gelegenheiten zu schaffen, in denen man den Heiligen Geist verspüren und er uns belehren kann.

Eine brasilianische Familie liest am Küchentisch in den heiligen Schriften.

Unser Zuhause wird zu einer heiligen Stätte, wenn man für sich und als Familie Verantwortung dafür übernimmt, das Evangelium zu lernen.

Wenn rechtschaffene Eltern ihre Aufgabe als geistige Führer zu Hause ernst nehmen und ein Vorbild sind, dann wird das Zuhause und die Familie gestärkt. Dies geschieht, indem wir die Dinge der Welt ablegen und uns Zeit nehmen, „nach den Dingen einer besseren [zu] trachten“ (LuB 25:10), indem wir dem Gebet, dem Familienabend sowie dem Schriftstudium höchste Priorität einräumen und lernen, das Evangelium zu Hause und im Umgang mit unseren Mitmenschen zu leben.

Enos erklärte: „Die Worte, die ich meinen Vater in Bezug auf das ewige Leben und die Freude der Heiligen oft hatte sprechen hören, waren mir tief ins Herz gedrungen.“ (Enos 1:3.) Es steht außer Frage, wer Enosʼ wichtigster Evangeliumslehrer war.

Und Helamans 2060 sehr junge „Söhne“ waren von ihren Müttern belehrt worden, „dass, wenn sie nicht zweifelten, Gott sie befreien werde“ (Alma 56:46,47). Sie bestätigten dies mit den Worten: „Wir zweifeln nicht; unsere Mütter haben es gewusst.“ (Alma 56:48.)

Diese rechtschaffenen Eltern verstanden ein wichtiges Muster, das der Erretter lehrte. In 3 Nephi 17 lesen wir: „Ich sehe, dass … ihr nicht alle meine Worte verstehen könnt. … Darum geht nach Hause und denkt über das nach, was ich gesagt habe, und bittet den Vater in meinem Namen, damit ihr verstehen könnt, und macht euren Sinn … bereit, und ich komme abermals zu euch.“ (3 Nephi 17:2,3.)

Das Lernen des Evangeliums beginnt in der Familie und wird in der Kirche vertieft, wenn wir uns geistig vorbereiten, indem wir die Ohren und das Herz öffnen und zuhören, verstehen und den Heiligen Geist verspüren, und indem wir am Lernen und Lehren teilnehmen.

Wir sind alle Schüler, und wir sind alle Lehrer. An diesem Tag war Maggie die Lehrerin.

Sie konnte es zwar nicht erklären, aber mit ihrem kindlichen Glauben brachte sie uns auf machtvolle Weise bei, wie es aussieht, wenn man den Mut aufbringt, den Gefühlen zu vertrauen, die der Geist in das Herz eines eifrigen Schülers pflanzt.

Und die Jünger kamen zu Jesus und fragten: „Wer ist im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ (Matthäus 18:1-3.)