Was wir aus der Geschichte der Kirche in Afrika über Glauben lernen können

– R. Scott Lloyd, Nachrichten der Kirche

  • 27. April 2015

Als nach der Offenbarung über das Priestertum aus dem Jahr 1978 die ersten Missionarsehepaare in Westafrika ankommen, schließen sich Hunderte von Menschen durch die Taufe der Kirche Jesu Christi den Heiligen der Letzten Tage an.  Abdruck des Fotos mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Kirche.

„Vom Aufbau der Kirche [in Afrika] und den Mitgliedern der Kirche geht ein erstaunliches Licht aus. Sie sind bestrebt, heilige Bündnisse mit dem Herrn einzugehen und zu halten.“ – Matthew K. Heiss, Hauptabteilung Geschichte der Kirche

Die Geschichte des Aufbaus und Wachstums der Kirche in Afrika in der heutigen Zeit ist ein beeindruckendes Beispiel der Erfüllung des Gleichnisses von den edlen und wilden Ölbäumen in Jakob 5 im Buch Mormon. Dies bekräftigte ein Sprecher am 9. April bei der Vortragsreihe „Pioneers in Every Land“ (Pioniere in jedem Land).

Matthew K. Heiss, einer der Gebietsleiter der Abteilung für Support und Beschaffung bei der Hauptabteilung Geschichte der Kirche, zitierte aus dem Gleichnis in Jakob und wies darauf hin, dass darin veranschaulicht wird, wie der Herr sein Bundesvolk, das Haus Israel, bewahrt.

„Wir werden davon Zeuge. Die Kirche wächst weiter und breitet sich in ganz Afrika – im ‚untersten Teil des Weingartens‘ des Herrn (Jakob 5:19) – aus“, merkte er an.

„Manchmal wird Afrika als der Schwarze Kontinent bezeichnet“, sagte er und zeigte dazu ein Bild aus einer britischen Zeitung aus dem 19. Jahrhundert. „Das mag rassistische Gründe haben oder unserem Unwissen über diesen Kontinent geschuldet sein. Aber vom Aufbau der Kirche [in Afrika] und den Mitgliedern der Kirche geht ein erstaunliches Licht aus. Sie sind bestrebt, heilige Bündnisse mit dem Herrn einzugehen und zu halten.“ Bruder Heiss erzählte Begebenheiten von Gottes Umgang mit seinen Kindern in Afrika und „dem großen Einfluss, den das Evangelium hat, indem es Hoffnung und Heilung schenkt“.

Matthew K. Heiss spricht darüber, was man aus der Geschichte der Kirche in Afrika über Glauben lernen kann. Foto von R. Scott Lloyd.

In Marromeu in Mosambik schließen sich Menschen durch die Taufe der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an, nachdem sie durch ein scheinbar urplötzliches Muster der Vorbereitung von der Kirche erfahren haben. Abdruck des Fotos mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Kirche.

Heilige der Letzten Tage in Mosambik, wo Interessierte von der Kirche erfahren und darum gebetet hatten, dass Missionare kommen mögen. Abdruck des Fotos mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Kirche.

Er sprach vor allem über die Liebe Gottes für seine Kinder, die sich darin offenbart, dass er sie auf das Evangelium vorbereitet und ihnen hilft, weltliche Traditionen zu überwinden, vor allem was das Verhalten Frauen gegenüber betrifft.

„Nach allem, was ich über die Situation der Kirche in Afrika vor der Offenbarung über das Priestertum aus dem Jahr 1978 gelernt habe, habe ich große Achtung vor den ersten Missionaren in Afrika sowie den weißen Südafrikanern, die sich der Kirche angeschlossen und das Licht des Evangeliums in Afrika nicht haben erlöschen lassen. Viele dieser guten Mitglieder der Kirche waren und sind die Pflegeväter und Ammen, die der nächsten Generation afrikanischer Mitglieder helfen, die Kirche zu errichten und nach dem Evangelium zu leben“, fügte er unter Bezugnahme auf 2 Nephi 10:9 hinzu.

Zuerst sprach Bruder Heiss über Muster der Vorbereitung. Er wies dabei auf veröffentlichte Geschichten hin, in denen die Anfänge der Kirche in Ghana und Nigeria beschrieben werden. Er erzählte, dass Joseph William „Billy“ Johnson, der in Ghana lebte, auf ein Exemplar des Buches Mormon stieß, es las, sich bekehrte und 14 Jahre damit verbrachte, das Mormonentum nach bestem Wissen und Gewissen zu predigen und kleine Zweige zu gründen. Als endlich Missionare der Kirche in Ghana ankamen, war er der Zweite, der getauft wurde.

Anthony Obinna, der im ländlichen Osten Nigerias lebte, hatte Träume und Visionen, die ihn veranlassten, an den Hauptsitz der Kirche zu schreiben und um Informationsmaterial zu bitten – und zwar Jahre vor der Offenbarung über das Priestertum. Auch er predigte die Lehre der Kirche so gut er konnte und organisierte Gemeinden, und als schließlich Missionare nach Nigeria kamen, ließ er sich taufen.

Die Erlebnisse dieser beiden Männer passen zum Muster der Vorbereitung, so Bruder Heiss. „Wir erzählen oft von dem großen Erfolg, den Leute wie Wilford Woodruff und Brigham Young im 19. Jahrhundert in England als Missionare erlebten. Das Gleiche geschah in Westafrika 1978 und 1979.“

Er beschrieb, wie die Kirche in Mosambik nach demselben Muster Wurzeln fasste.

„1992, gleich nach dem Waffenstillstand [in einem Bürgerkrieg], reisten Führer der Kirche nach Mosambik und fanden kleine Gruppen von Menschen vor, die wie Heilige der Letzten Tage Gott verehrten. In einem abgelegenen Dorf hatten sie ihr eigenes Gemeindehaus gebaut.“

All dies war auf das Erlebnis von Chico Mapenda zurückzuführen, der im Alter von 13 Jahren seine Heimatstadt Beira in Mosambik verließ und in die damalige Deutsche Demokratische Republik zog. Dort machte er seinen Schulabschluss und eine Ausbildung als Schweißer. 1989 sah er ein Schild, mit dem für eine Filmvorführung über das Buch Mormon geworben wurde. Er ging zu der Vorführung, wurde von Missionaren der Kirche unterwiesen und erhielt ein portugiesisches Exemplar des Buches. In einem Interview sagte er, er sei zunächst verwirrt gewesen, habe aber schließlich die Macht Gottes verspürt, die ihm offenbarte, dass das Buch wahr ist.

In dem Jahr fiel die Berliner Mauer und 1990 wurde er getauft.

Nach seiner Rückkehr nach Mosambik sprach er mit seinem Bruder Gimo über die Kirche. Sie organisierten zusammen kleine Gemeinden und fingen an, sich als reisende Geistliche um diese ungetauften Heiligen der Letzten Tage zu kümmern.

In den darauffolgenden Jahren gründete die Kirche eine Gruppe und genehmigte die ersten Taufen von Bekehrten, zu denen auch Gimo gehörte.

„Heute – nur 15 Jahre nach der Ankunft der ersten Missionare – gibt es etwa 7000 Mitglieder der Kirche Jesu Christi in Mosambik“, so Bruder Heiss. „Das Land hat eine eigene Mission, und erst vor zwei Monaten wurde der erste Pfahl in Mosambik gegründet.“

Er fuhr fort: „Vielleicht steckt darin eine Lektion für uns alle: Manchmal erweisen sich seltsame Situationen und scheinbar unmögliche Ereignisse in unserem Leben als große Segnungen, wenn wir unsere Augen öffnen und Glauben haben.“

Bruder Heiss zufolge besteht eine Herausforderung für die Kirche in Afrika – wie es in gewissem Maße auch überall sonst der Fall ist – darin, weltliche Traditionen zu überwinden, die nicht mit den Grundsätzen des Evangeliums vereinbar sind. In Afrika, fuhr er fort, bestehe das Schicksal der Frauen oft darin, sämtliche harte Arbeit zu verrichten und die Familie zu versorgen, während der Mann sich zurückhält.

Er zeigte Zitate, von denen einige der Proklamation zur Familie entnommen waren, und erklärte, inwiefern einzelne Punkte der Lehre der Kirche Jesu Christi „Frauen befreien und sie, ihre Männer und ihre Söhne dadurch die Welt hinter sich lassen und im Licht des Herrn leben können“.