Präsident Packer ließ sein Leben lang andere an seinen Gaben teilhaben

– Sarah Jane Weaver, Nachrichten der Kirche

  • 28. Juli 2015

Präsident Boyd K. Packer – Lehrer, Soldat, Künstler, Vater, Großvater und ein wahrer Jünger und Apostel Jesu Christi – verstarb am Freitag, dem 3. Juli 2015;  Foto von Jeffrey D. Allred, Deseret News

Das Wichtigste aus dem Artikel

  • Präsident Packer ließ sein Leben lang andere an seinen Gaben teilhaben.
  • Präsident Packer war von Beruf Lehrer und Meister seines Fachs.
  • Am 5. Juni 1994 wurde er amtierender Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, dessen Präsident er ab dem 3. Februar 2008 war.

„Jeder muss sich selbst darum bemühen, geistig zu wachsen. Wenn einem das bewusst ist, kann man stets etwas dazulernen.“ – Präsident Boyd K. Packer

Als US-Soldat saß Präsident Packer eines Abends nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in einem Zug nach Tokio. Der Zug fuhr in eine kleine Stadt ein und hielt an.

Präsident Packer blickte aus dem Fenster und sah einen kleinen, japanischen Jungen, der eine Blechdose mit einem Löffel in der Hand hielt. Es war sehr kalt, und der Junge trug nur ein zerschlissenes Hemd. Sein Kopf war mit Schorf bedeckt. Präsident Packer fragte sich, ob der kleine Junge einen eitrigen Zahn hatte, weil er ein Tuch um seinen Kopf gebunden hatten.

„Die Blechdose und der Löffel waren die Zeichen eines Bettlers“, sagte Präsident Packer fast 60 Jahre später bei der Übertragung einer Pfahlkonferenz am 6. November 2004. „Eigentlich bat er um etwas zu essen. Ich hatte jedoch nichts, was ich ihm geben konnte. Doch dann dachte ich: ‚Ich habe Geld.‘“

Aber noch während der junge Boyd K. Packer zur Tür eilte, fuhr der Zug wieder los. „Ich hatte Geld und er brauchte es. Doch ich konnte es ihm nicht geben. Ich sehe ihn heute noch so deutlich vor mir wie damals vor fast 60 Jahren.“

Das war eine Erfahrung, die er nie wieder machen wollte. Er wollte nicht mit der Erinnerung leben, dass er etwas tun wollte, es aber nicht hatte tun können.

Deshalb ließ Präsident Packer sein Leben lang andere an seinen Gaben teilhaben.

Als Apostel und hervorragender Lehrer hielt er machtvolle Predigten, in denen er Lehre vermittelte und von Jesus Christus Zeugnis gab. Auch wenn seine Botschaften auf der ganzen Welt für Millionen von Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage übertragen wurden, lehrte er am eindrucksvollsten durch sein eigenes Beispiel. Wie die filigranen Vögel, die er von Hand aus Holz geschnitzt hat, sah er in jedem Menschen Potenzial und liebte alle Menschen.

Präsident Packer starb am 3. Juli 2015 im Alter von 90 Jahren.

Er hinterlässt seine Frau, Schwester Donna Packer, geb. Smith, und zehn Kinder.

Boyd K. Packer wurde am 10. September 1924 in Brigham City in Utah als zehntes der elf Kinder von Ira W. Packer und Emma Packer, geborene Jensen, geboren.

Während seiner Kindheit in der kleinen Gemeinde im Norden Utahs erkrankte er an Kinderlähmung. Er wurde wieder vollkommen gesund, litt jedoch in späteren Jahren an Folgeerscheinungen der Krankheit.

Leutnant Boyd K. Packer im Zweiten Weltkrieg bei den Heeresfliegern.

Kunstwerk von Präsident Boyd K. Packer

Kunstwerk von Präsident Boyd K. Packer

Elder Boyd K. Packer am 9. Oktober 1983

Präsident Boyd K. Packer und seine Frau Donna, August 2002

Während des zweiten Weltkriegs diente Präsident Packer als Bomberpilot im Pazifik. Er wurde auf dem B-24-Bomber ausgebildet, flog aber letztendlich bei luftunterstützten Such- und Rettungsmissionen auf See die B-17.

Nachdem der Krieg zu Ende war, wurde er nach Osaka geschickt, wo er die ersten neuen Mitglieder taufte, nachdem die Kirche Jahre zuvor die Japan-Mission geschlossen hatte.

„So wie ich können sich auch einige von Ihnen, die Sie schon älter sind – wahrscheinlich nur die älteren Brüder und Schwestern unter Ihnen –, an die Zerstörung nach dem Krieg erinnern. Ganze Städte waren verschwunden und die Menschen hatten es sehr schwer“, sagte er 2004 bei einer Pfahlkonferenz in Japan. „Aber ich habe gesehen, wie sich die Japaner ihr Leben wieder aufbauten. … Das Evangelium fasste in diesem Land Wurzeln und die Kirche ist dort gewachsen und gediehen.“

Nach seiner Rückkehr vom Militärdienst heiratete Präsident Packer am 27. Juli 1947 Donna Smith im Logan-Utah-Tempel.

Am Anfang ihrer Ehe lebten sie in Brigham City, wo Präsident Packer als Seminarlehrer tätig war und vier Jahre lang im Stadtrat mitwirkte. 1962 wurde er außerdem zum Mitglied des Kinder- und Jugendbeirats des Gouverneurs ernannt.

Präsident Packer wurde am 6. April 1970 als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel bestätigt und füllte damit die von Präsident Joseph Fielding Smith hinterlassene Lücke. Dieser war inzwischen als Präsident der Kirche bestätigt worden. Davor war er seit Oktober 1961 neun Jahre lang als Assistent des Rates der Zwölf Apostel tätig. In dieser Zeit wurde er berufen, die Neuengland-Mission mit Sitz in Cambridge in Massachusetts zu leiten. Außerdem war er als Mitglied des Komitees für heilige Schriften maßgeblich an der Veröffentlichung von neuen Ausgaben der heiligen Schriften beteiligt.

Am 5. Juni 1994 wurde er amtierender Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, dessen Präsident er ab dem 3. Februar 2008 war.

Präsident Packer war von Beruf Lehrer und Meister seines Fachs. Bevor er als Generalautorität berufen wurde, war er Leiter des Seminars und Instituts und gehörte dem Verwaltungsrat der Brigham-Young-Universität an.

Während seiner Laufbahn als Lehrer war er unter anderem bei der Kirche als Seminarlehrer und Koordinator für indianische Angelegenheiten an der Intermountain School in Brigham City angestellt. Zu seinen Aufgaben gehörte es, 83 Seminarklassen für amerikanische Ureinwohner an der Schule und in den Reservaten im Westen der Vereinigten Staaten zu betreuen.

Präsident Packer und seine Frau zogen ihre Kinder auf einem einen Hektar großen Grundstück in Sandy in Utah groß. Sie hatten einen Garten und Tiere – unter anderem Hühner, Kaninchen, Hunde und Pferde.

Sowohl das Grundstück der Familie als auch das Zuhause in Brigham City, in dem er aufgewachsen war, inspirierten ihn, Kunstwerke zu schaffen, darunter Skizzen, Schnitzereien, Skulpturen und Gemälde von Vögeln und anderen einheimischen Tieren.

Achtzig Jahre lang erschuf Präsident Packer Kunstwerke. Sie boten ihm eine Gelegenheit zur Erholung von seinen alltäglichen Sorgen und Pflichten und zeigten vielen Menschen, wie wunderbar die Schöpfung des Herrn ist.

In seinem 2012 veröffentlichten Buch The Earth Shall Teach Thee schrieb er über die geistige Bedeutung seiner Kunstwerke. „Es erscheint mir jetzt angemessen, dass meine Kunst dazu dienen kann, eine der grundlegendsten Botschaften des Evangeliums zu veranschaulichen, nämlich dass Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde ist und dass die ganze Natur von dieser göttlichen Schöpfung zeugt und dass die Natur, die Wissenschaft und das Evangelium Jesu Christi vollkommen miteinander in Einklang stehen.“

Viele seiner Kunstwerke werden nun dauerhaft im Monte L. Bean Life Science Museum an der Brigham-Young-Universität ausgestellt.

Am 23. September 2012 weihte Präsident Packer den Brigham-City-Utah-Tempel. „Es berührt mich schon zutiefst, dass ich in diesen Tempel gehen und heute darin wirken darf“, sagte er anlässlich der Weihung. Über das Vorrecht, den Tempel zu weihen, bemerkte er, es bereite ihm „sehr große Freude. … Es ist sehr bewegend, wieder in Brigham City zu sein und in dieses Haus des Herrn zu kommen.“

Präsident Packer war während seiner Tätigkeit für die Kirche auch für seine Schlagfertigkeit und seinen Sinn für Humor bekannt.

Als er zum Beispiel am 2. Februar 2003 bei einer CES-Andacht eine Ansprache vor jungen Erwachsenen hielt, bat er die Frauen sicherzustellen, dass die Männer, mit denen sie ausgehen, sie gut behandelten.

Wenn nicht, so fügte er hinzu: „Beenden Sie die Sache! Schreiben Sie ihm einen Brief. Schreiben Sie drauf: ‚Eilt nicht!‘“

Bei einem Interview mit der Zeitung Church News zu seinem 85. Geburtstag wurde Präsident Packer gefragt, welchen Rat er einem jungen Mann geben würde.

Er musste nicht lange über die Antwort nachdenken: „Ich würde ihm raten, sich an den großen Plan der Erlösung zu halten, nach dem Evangelium zu leben und sich ein Zeugnis – und zwar nicht nur einen wagen Eindruck, sondern ein festes Zeugnis – davon zu erarbeiten, dass das Evangelium wahr ist, dass Jesus der Messias ist und dass das Sühnopfer Heilung bringt. Jeder muss sich selbst darum bemühen, geistig zu wachsen. Wenn einem das bewusst ist, wird man stets etwas dazulernen.

Ich würde ihm raten, sich einen Sinn für Humor zu bewahren. Das ist äußerst wichtig. Wenn man sich zu sehr in etwas verbeißt, kann man das Amüsante daran nicht erkennen. Wie viele andere Dinge muss der Sinn für Humor gepflegt werden.

Ich würde diesem jungen Mann raten, sich die beste Bildung anzueignen – was nicht immer mit der besten schulischen Bildung gleichzusetzen ist – und immer weiter zu lernen und neugierig zu bleiben.

Ich würde ihm raten, ein wenig Mut zu entwickeln. Es wäre ein trauriges Leben, wenn man sich ständig fürchten würde. Die Lehren des Evangeliums sind machtvolle und stärkende Grundsätze, durch die man selbst angesichts ernsthafter Schwierigkeiten mit Zuversicht und ohne Angst leben kann.

Ich würde dem jungen Mann sagen: ‚Hab keine Angst vor der Zukunft. Hab zum Beispiel keine Angst davor, zu heiraten. Man kann nicht jede kleinste Kleinigkeit vorausplanen, wenn man diesen Schritt geht. Geh diesen Schritt und alles andere wird sich fügen.‘“

Außerdem würde er den jungen Mann auffordern, vorwärtszugehen. „Ich habe mich nie großartig damit aufgehalten, auf die Vergangenheit zurückzublicken. Ich habe gelernt, dass man im Leben nicht zurückgeht. Man kehrt nicht in die Stadt von damals und zu der Lebensweise von damals zurück. Diese Zeiten sind vorbei. Man geht einfach vorwärts.“ (Church News, 19. September 2009.)

Vielleicht fasst keine Geschichte Präsident Packers Leben – und sein Verständnis, seine Liebe und sein Mitgefühl – besser zusammen als seine Begegnung mit einem obdachlosen Waisenkind in Cusco in Peru im Jahr 1964.

Im Buch Faith Precedes the Miracle beschrieb Präsident Spencer W. Kimball, wie ein kleiner Junge während des Abendmahlsgottesdienstes durch die offene Tür der Kapelle hereinkam.

„Fast unbemerkt schlich er sich an den Abendmahlstisch und lehnte sich, anscheinend hungrig nach Geistigem, an den Tisch. Dabei rieb er sein ungewaschenes Gesicht liebevoll am kühlen, glatten, weißen Leinen“, schrieb Präsident Kimball.

Eine Frau in der ersten Reihe schickte das Kind wieder hinaus auf die Straße. „Ein wenig später überwand das kleine Straßenkind, offenbar aus einem inneren Drang heraus, seine Schüchternheit und stahl sich klammheimlich und vorsichtig den Gang wieder nach vorn, ängstlich und für den Notfall bereit zur Flucht“, beschrieb Präsident Kimball.

„Von seinem Platz auf dem Podium aus sah ihn Elder Packer, winkte ihn zu sich heran und streckte ihm seine Arme entgegen. Nach kurzem Zögern saß das kleine lamanitische Bettelkind bequem auf seinem Schoß, wurde umarmt und lehnte mit seinem zerzausten Kopf an der Brust dieses warmherzigen Mannes – eines Mannes, der ein Herz für Obdachlose hat und besonders für obdachlose kleine Lamaniten.“

Im Laufe seines Lebens trat Präsident Packer immer wieder durch Wort und Tat als Zeuge für seinen Erlöser Jesus Christus auf.

Am 19. Dezember 2010 gab Präsident Packer bei einer Ansprache in der Abendmahlsversammlung in seiner Heimatgemeinde im Pfahl Cottonwood Creek in Sandy ins Utah Zeugnis davon, dass der Erretter wahrhaftig lebt.

„Ich möchte, dass sich meine Familie daran erinnert, dass sie gehört haben, wie ihr Opa Zeugnis gibt“, sagte er. „Ich weiß, dass Jesus der Messias ist, dass er lebt, dass das Evangelium wahr ist und dass ich ihn erkenne, wenn ich ihn sehe, und dass ich seine Stimme erkenne, wenn ich ihn höre. Ich möchte, dass ihr Kleinen euch daran erinnert, dass ihr gehört habt, dass euer Großvater ein besonderes Zeugnis vom Herrn Jesus Christus und von der Gabe des Heiligen Geistes gegeben hat.“