Heilige hören die Konferenz zum ersten Mal in georgischer Sprache

– Heather Whittle Wrigley, Nachrichten und Veranstaltungen der Kirche

  • 14 Oktober 2011

Zum ersten Mal konnten Mitglieder der Kirche in Tiflis in Georgien die Generalkonferenz in ihrer Muttersprache anhören.

„Es ist ganz anders, wenn man die Konferenz in seiner Muttersprache anhören kann. … Aufgrund der Sprachbarriere konnte ich dabei noch nie so tief empfinden, aber diesmal war es erstaunlich.“– Lela Tsnobiladze, Mitglied aus dem Zweig Avlabari in Tiflis in Georgien

Eine Woche nach der Versammlung am Sonntagmorgen bei der Herbst-Generalkonferenz 2011 stand Elder David W. Reese vor 35 Mitgliedern und Missionaren, die sich aus Georgien ganz versammelt hatten, und las laut einen Teil des Verses 2 Nephi 31:3 vor: „Denn [der Herr Gott] spricht zu den Menschen gemäß ihrer Sprache zu ihrem Verständnis.“

Dann wurde die Konferenzaufzeichnung abgespielt und die Mitglieder konnten diese zum allerersten Mal in ihrer georgischen Muttersprache anhören.

Die Konferenz in georgischer Sprache anhören

Aufgrund der Zeitverschiebung zwischen Salt Lake City und Georgien werden die fünf Generalkonferenzversammlungen in Georgien am Konferenzwochenende mitten in der Nacht über Satellit übertragen. Sie werden auf eine Festplatte gespeichert und dann auf DVDs überspielt, die in der darauffolgenden Woche für die Mitglieder abgespielt werden.

Bis zur Herbst-Generalkonferenz 2011 konnten die etwa 50 aktiven Mitglieder in diesem Land die Konferenz entweder auf Russisch oder Englisch anhören. Es gibt jedoch viele, die nur Georgisch sprechen.

„Die Mitglieder, die kein Russisch oder Englisch sprechen, haben einfach versucht, soviel sie konnten mitzubekommen, aber es war schwer“, so Elder Reese. „Einige kamen einfach nicht.“

Bei dieser Konferenz war es anders. Eine Woche vor der Generalkonferenz erfuhren Elder Reese und seine Frau Schwester Jody Reese, dass die Ansprachen, die bei der Sonntagsversammlung gehalten werden, von einem Mitglied vor Ort ins Georgische übersetzt werden würden.

Sie hatten nicht viel Zeit, diese Information bekanntzugeben, aber die Missionare kontaktierten so viele Mitglieder wie möglich, um sie darüber zu informieren. Am Tag, an dem die Konferenz gezeigt wurde, wechselten sich zwei Dolmetscher – beide Mitglieder – beim Vorlesen der übersetzten Konferenzansprachen ab, während die DVD abgespielt wurde. Die DVDs liefen entweder in Russisch oder Englisch. Die georgischsprachigen Zuhörer konnten die georgische Übersetzung über Kopfhörer mitverfolgen.

Unter Tränen brachte Lela Tsnobiladze ihre Gefühle zum Ausdruck: „Ich war so glücklich darüber, Präsident Thomas S. Monsons Ansprache an uns in georgischer Sprache zu hören. Ich hatte Gänsehaut. Es ist ganz anders, wenn man die Konferenz in seiner Muttersprache anhören kann. … Ich wusste schon vorher, dass er ein Prophet Gottes ist, aber diesmal spürte ich den Geist so stark, dass ich den Wunsch hatte, jeder möge das fühlen, was ich empfand. Ich war zutiefst berührt. Er sprach zu mir. Der Prophet Gottes war mir ganz nah, weil er in meiner eigenen Sprache direkt zu mir sprach. Was für ein Geist herrschte doch dabei. … Aufgrund der Sprachbarriere konnte ich sie noch nie so tief empfinden, aber diesmal war es unglaublich.“

Das Ereignis lief jedoch nicht ohne Schwierigkeiten ab, die die Mitglieder überwinden mussten.

An dem Vormittag, an dem die Mitglieder die Konferenz anschauen sollten, druckten Elder Reese und seine Frau, die als Missionarsehepaar in Georgien dienen, dort humanitäre Hilfe leisten und Führungsaufgaben übernehmen, die übersetzten Ansprachen für die Dolmetscher aus. Das Georgische unterscheidet nicht zwischen Groß- und Kleinschreibung und hat keine Satzzeichen. Zusätzlich ähnelt das Alphabet weder den Buchstaben, die im Englischen benutzt werden, noch denen im Russischen. Da Elder Reese und seine Frau nicht Georgisch sprechen, bemerkten sie nicht, dass der Drucker alle Wörter zusammengeschrieben hatte.

Ein Dolmetscher kehrte nach Hause zurück, um sie noch einmal auszudrucken, aber sein Drucker und Computer funktionierten anfänglich nicht. Eine Stunde nachdem die Konferenz eigentlich hätte anfangen sollen, kam er schließlich mit den richtig ausgedruckten Ansprachen zurück. Die Mitglieder hatten am Tag zuvor die Konferenzversammlungen vom Samstag in Russisch und Englisch angehört und warteten nun geduldig darauf, die Sonntagsversammlungen in ihrer Muttersprache zu hören.

Der Dolmetscherin Mzia Kavtaradze wurde die schwierige Aufgabe übertragen, die Ansprachen vom Sonntag in ihre georgische Muttersprache zu übersetzen. Sie bekam in den Tagen vor der Konferenz wenig Schlaf. Es war eine nahezu erdrückende Herausforderung nicht nur die Botschaften, sondern auch Schriftstellen und Kirchenlieder zu übersetzen, für die es bis dahin noch keine Übersetzung gab.

„Ich wollte aufgeben, aber ich wurde vom Geist erfüllt und es kam mir vor, als ob Engel mich ermutigten, die Arbeit zu beenden“, sagte sie. „Ich wusste, ich hatte nicht das Recht aufzugeben. … Ich weiß das, da es Menschen gab, die den Geist spürten, deren Innerstes berührt wurde, weil sie die Ansprachen in ihrer Muttersprache hören konnten. Sie hörten die Worte, die mir durch den Heiligen Geist in den Sinn kamen. Ich weiß, der Herr wollte, dass ich die Übersetzung anfertige, und er hat mir geholfen, sein Werk zu tun.“

„Ich glaube, dass der Geist eindringlicher zu den Mitgliedern spricht, wenn sie das Evangelium in ihrer Muttersprache hören“, so Schwester Reese. „Sie können die Worte des Propheten fühlen. Man kann es ihnen ansehen, in ihren Augen, in ihrem Wesen. Sie werden vom Geist erfüllt.“

Nachdem sie die Konferenz am Sonntag, den 9. Oktober 2011, auf diese Weise erlebt hatten, waren sich die Mitglieder der Kirche in Georgien einig.

Die FHV-Leiterin Liana Igityan sagte: „Welch ein Wunder ist es doch die Liebe unseres Herrn in meinem Innersten zu spüren. Welch ein Wunder ist es doch, die Worte eines Propheten in unserer heutigen Zeit zu hören unseren Brüdern und Schwestern Zeugnis zu geben!“

Die Eheleute Gurami Sarjveladze und Tamari Khizanishvili beschrieben beide, welch besonderer Segen es gewesen sei, Präsident Thomas S. Monsons Worte ins Georgische übersetzt zu hören.

Die Begebenheit, die Präsident Monson am Sonntagvormittag erzählte, als er fünf Dollar wiederbekam, die er verloren geglaubt hatte, berührte besonders den Interessenten Sereo Samarghnishvili.

„Ich bin sehr dankbar für die Gelegenheit, die Konferenz in georgischer Sprache anzuhören und meine Gefühle über das, was die Propheten uns sagen, an andere weiterzugeben“, so Keti Tsankashvili, ein Mitglied der Kirche. „Ich habe lange auf dieses Ereignis gewartet und bin glücklich, weil ich dabei viel lernen konnte.“

Elder Reese, der auch als Präsident des Zweigs Avlabari fungiert, erklärte, die Übersetzung der Sonntagsversammlungen ins Georgische sei ein Zeichen dafür gewesen, dass der Herr jedes einzelne seiner Kinder liebt.

„Er möchte, dass jeder Einzelne ihn kennenlernt und versteht und weiß, dass er zu ihm spricht“, sagte er. „Er spricht durch den Geist zu uns, aber er tut es auch bei Gelegenheiten wie dieser.“

An alle Nationen, Geschlechter, Sprachen und Völker

Die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel legen fest, in welche Sprachen das Material der Kirche übersetzt werden soll.

Die Übersetzungsabteilung der Kirche hält sich dabei an den Worldwide Translation Plan (einen weltweiten Übersetzungsplan), der abhängig von der Zahl der Mitglieder, die diese Sprache sprechen, mehrere Stufen, die sogenannten Phasen, unterscheidet. Die Übersetzung von Kirchenmaterial in eine bestimmte Sprache wird gemäß der erreichten Stufe durchgeführt. Nimmt die Anzahl der Mitglieder, die eine bestimmte Sprache sprechen zu, wird mehr Material in diese Sprache übersetzt.

Auf Antrag der Gebietspräsidentschaft wird dann im Rahmen dieses Plans das Material in eine bestimmte Sprache übersetzt. Diese behält im Auge, was in ihrem Gebiet in den einzelnen Sprachen gebraucht wird, und unterbreitet der Ersten Präsidentschaft und dem Kollegium der Zwölf Apostel Empfehlungen.

Seit August gibt es die Anleitung für den Missionsdienst Verkündet mein Evangelium! in georgischer Sprache. Elder Reese sagte, er habe bemerkt, dass die Mitglieder begeistert gewesen seien, damit zu arbeiten. „Es stärkte ihr Zeugnis“, sagte er.

Er hegt die Hoffnung, dass das Buch Mormon bald ins Georgische übersetzt wird.

„Es wird wunderbar sein, wenn das Buch Mormon auf Georgisch erscheint“, so Elder Reese. „Es ist wirklich schwierig, in einem dreisprachigen Zweig zu sein. Menschen entfernen sich von der Kirche, wenn sie nichts verstehen können.“

Vor vielen Monaten schrieb Elder Reese in seinem Tagebuch über ein Erlebnis, woran man sehen konnte, was es Mitgliedern bedeutet, wenn Kirchenmaterial in ihre eigene Sprache übersetzt wird.

Wir besuchten Schwester Nana. Die Missionare zeigten ihr den kürzlich erschienenen Film Joseph Smith – Prophet der Wiederherstellung, der auf Georgisch synchronisiert wurde. Als der Film zu Ende war, liefen ihr Tränen übers Gesicht. Sie hatte den Film bereits mehrere Male in russischer Sprache gesehen. Endlich konnte sie die Geschichte von Joseph Smith in ihrer eigenen Sprache hören und sehen. Auf Georgisch war es eine vollkommen andere Erfahrung für sie. Sie möchte den Film ihren Freunden zeigen, die keine Mitglieder der Kirche sind und nur Georgisch sprechen. Für mich war es ein kleiner Blick in die Zukunft, wenn es dann mehr Kirchenmaterial und besonders das Buch Mormon in georgischer Sprache gibt. Dann wird die Kirche in Georgien wirklich erblühen.

„Das war wirklich der Wendepunkt für mich – da erhielt ich ein Zeugnis davon, wie wichtig es ist, dass Menschen das Evangelium in ihrer eigenen Sprache hören“, so Elder Reese.