Jugendliche aufgefordert, im Verborgenen Gutes zu tun

– Bonnie L. Oscarson, Präsidentin der Jungen Damen

  • 11. Februar 2015

Die Jugendlichen werden dazu aufgefordert, sich in den Dienst Gottes zu begeben und im Verborgenen Gutes zu tun. Dabei sollen sie auf stille und versteckte Hilferufe achten.

Das Wichtigste aus dem Artikel

  • Oft kann man von jemandem, der Hilfe braucht, un­­­­­­ter­schwelli­ge Hil­fe­ru­fe wahrnehmen.
  • Im Verborgenen Gutes zu tun ist genauso wichtig wie Dienstprojekte als Gruppe. Häufig hat man in der Familie Gelegenheit dazu.

„Wenn die Jugendlichen andere aufbauen, be­gin­nen sie, sich als nützliche und wertvolle Mitglieder der Ge­sell­schaft zu be­trach­ten.“ – Bonnie L. Oscarson, Präsidentin der Jungen Damen Foto: Busath, Inc.

Zu Beginn eines neuen Jahres erhalten die Jugendlichen der Kirche auch einen neuen Leitgedanken, der das Jahr über bei Jugendtagungen, Zeltlagern und Aktivitäten sowie beim Unterricht im Mittelpunkt steht.

Der diesjährige Leitgedanke stammt aus Lehre und Bündnisse 4:2: „Darum, o ihr, die ihr euch in den Dienst Gottes begebt, seht zu, dass ihr ihm mit eurem ganzen Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft dient, damit ihr am letzten Tag ohne Tadel vor Gott stehen mögt.“

Anderen Menschen Gutes zu tun ist manchmal wie eine spannende Reise voller neuer Eindrücke und Erfahrungen. Wir hoffen, dass sich die Jugendlichen dieses Jahr auf diese Reise begeben und die vielen Möglichkeiten erkennen, wie sie ihren Mitmenschen Gutes tun können. Wir hoffen auch, dass sie dabei offen und empfänglich sind für Hilferufe von Menschen, die Unterstützung brauchen.

Der Dienst am Nächsten war schon immer ein wichtiger Bestandteil der Jugendarbeit der Kirche. Die Jugendlichen kommen zusammen und arbeiten an Dienstprojekten, helfen älteren Menschen bei der Gartenarbeit, unterstützen die Bedürftigen und widmen einen Teil ihrer Zeit einem guten Zweck. Diese Bemühungen sind bemerkenswert und werden von denjenigen, die davon profitieren, sehr geschätzt.

Die Jugendlichen werden auch dazu angeregt, ihren Freunden und Bekannten in sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram von dem Guten, das sie tun, zu berichten. Oft inspirieren sie dadurch andere, selbst aktiv zu werden. In vielen Fällen ist dies angebracht und inspirierend und bewirkt viel Gutes. Einige Beispiele sehen Sie in dem neuen Musikvideo auf der Internetseite für Jugendliche, das demnächst auch auf Deutsch erscheint. (Auf Englisch finden Sie das Video bereits hier: www.ChurchofJesusChrist.org/youth/theme/2015.)

Es gibt viele Möglichkeiten, wie Jugendliche sich ihren Mitmenschen zuwenden und Gutes tun können.

Aber es gibt auch noch etwas anderes, was die Jugendlichen sich dieses Jahr hoffentlich zu eigen machen werden. Es geht darum, empfänglich für die stillen und versteckten Hilferufe zu sein, die Menschen manchmal aussenden, und dann anonym im Verborgenen Gutes zu tun, ohne eine Belohnung oder besondere Anerkennung zu erwarten.

Wenn die Jugendlichen der Kirche den diesjährigen Leitgedanken beherzigen und sich „in den Dienst Gottes begeb[en]“, können sie nach Möglichkeiten Ausschau halten, anonym Gutes zu tun.

Diesen Aspekt des Dienens veranschaulicht eine Begebenheit, die mir eine Freundin kürzlich von ihrer damals 16-jährigen Tochter Katie erzählte. Katie war aufgefallen, wie traurig eine Frau in ihrer Gemeinde war. Diese hatte kürzlich ihren Mann verloren. Katie beschloss, sich mit ihr anzufreunden. Meine Freundin bemerkte, dass ihre Tochter häufig nicht zu Hause war. Als sie Katie fragte, wo sie gewesen sei, antwortete diese einfach, dass sie für einen kurzen Besuch bei der Witwe gewesen sei. Auf dem Weg zu ihrer neuen Freundin sah man sie oft mit einer Blume in der Hand oder man konnte beobachten, wie sie im Garten der Witwe das Laub harkte. Ihre Mutter erkannte recht schnell, dass niemand ihre Tochter gebeten hatte, sich mit dieser Schwester anzufreunden; vielmehr hatte Katie erkannt, dass Hilfe nötig war, und beschlossen, diese aus eigenem Antrieb und ohne jedes Aufheben zu leisten. Zwischen den beiden entstand eine herzerwärmende Freundschaft, die anhielt, bis die Witwe viele Jahre später verstarb.

Diese junge Frau wusste um die Freude, die man empfängt, wenn man still und leise und ohne großes Aufsehen Gutes tut. Der Erretter Jesus Christus hat gelehrt: „Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. … Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.“ (Matthäus 6:1,3.) Es spricht vieles für den stillen Dienst am Nächsten, von dem niemand etwas erfährt, außer dem, der empfängt, und dem, der dient.

Der beste Ort für diese Art des Dienens ist das eigene Zuhause. Wenn man erkennt, wo Hilfe gebraucht wird, und diese leistet, dann nimmt sowohl beim Gebenden als auch beim Empfänger die Liebe zu. Man kann zum Beispiel jüngeren Geschwistern bei den Hausaufgaben helfen, den Müll rausbringen, ohne darum gebeten zu werden, sein Zimmer aufräumen, wenn es niemand sieht, oder ein niedergeschlagenes Mitglied der Familie mit ein paar lieben Worten aufmuntern. All diese kleinen, im Stillen verrichteten guten Taten tragen dazu bei, dass Liebe und der Heiligen Geist in der Familie und dem Zuhause zu verspüren sind. Die ganze Familie wird dadurch gesegnet, wenn auch nur eine Person in der Familie nach kleinen Gelegenheiten sucht, still und leise Gutes zu tun. Um wie viel mehr ist die ganze Familie gesegnet, wenn jeder darauf achtet, wie er Gutes tun kann!

Gelegenheiten für den einfachen und stillen Dienst am Nächsten finden sich auch außerhalb der Familie. In der Kirche bieten sich viele Gelegenheiten, Gutes zu tun, und oft bewirkt schon die kleinste großzügige Geste Großes im Leben anderer Menschen. Man kann einer eingespannten jungen Mutter in der Abendmahlsversammlung mit ihren Kindern helfen, eine Person, die alleine sitzt, einladen, sich zu einem zu setzen, auf jemanden zugehen, der das Gefühl hat, nicht dazuzugehören, oder jemanden anrufen, der nicht zu einer Versammlung gekommen ist. Das kann jemandem, der zu kämpfen hat, unglaublich viel bedeuten.

Der Herr fordert uns in einer Offenbarung an Joseph Smith auf: „Sei treu; … steh den Schwachen bei, hebe die herabgesunkenen Hände empor, und stärke die müden Knie.“ (LuB 81: 5.) Es gibt keinen besseren Weg, dem Heiland nachzueifern, als christliche Liebe zu zeigen, indem wir unseren Mitmenschen Gutes tun, unseren Kindern darin ein Vorbild sind und sie dazu anhalten, dasselbe zu tun. Wenn die Jugendlichen andere aufbauen, beginnen sie, sich als nützliche und wertvolle Mitglieder der Gesellschaft zu betrachten. Wenn sie ihren Blick nach außen richten und danach Ausschau halten, wo sie Gutes tun können, werden ihnen ihre eigenen Probleme weniger beängstigend erscheinen.

Beide Arten des Dienens sind wertvoll: Dienstprojekte als Gruppe, die oft vielen Menschen zugutekommen, genauso wie kleine, im Stillen verrichtete Liebestaten, die nur den Gebenden und den Empfänger anrühren. Der Leitgedanke für 2015 ist eine großartige Erinnerung daran, eifrig auf die Hilferufe von Menschen in Not zu achten und nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, wie man im Stillen treu dem Beispiel des Erretters folgen kann, einander zu lieben.