1990–1999
Veränderung
April 1991


Veränderung

„Der himmlische Vater hat verheißen, er werde den Menschen, einen neuen Geist’ schenken. … Die drastischen Veränderungen, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, sind der Beginn eines neuen Zeitalters.”

Brüder, es tut gut, bei Ihnen zu sein. In der Priestertumsversammlung der Generalkonferenz zu sprechen ist für mich buchstäblich eine einmalige Erfahrung, weil ich in den fünfzehn Jahren, seit ich dem Siebzigerkollegium angehöre, noch nie diese Ehre hatte und es unwahrscheinlich ist, daß sich eine solche Gelegenheit noch einmal bieten wird. Ich halte es deshalb für einen großen Segen, zu so vielen würdigen Männern zu sprechen, die das Priestertum Gottes tragen.

Sehr viele von Ihnen sind noch alleinstehend, und viele von Ihnen sind verheiratet. Denen, die verheiratet sind, möchte ich bezeugen, daß es mir viel Kraft gibt, daß meine Frau mich liebevoll unterstützt. Sie kennen wahrscheinlich den Spruch: „Hinter jedem großen Mann steht eine große Frau.” In der Kirche haben wir diesen Spruch etwas abgewandelt, und zwar folgendermaßen: „Hinter jedem großen Mann in der Kirche steht eine überraschte Schwiegermutter.” Sie sagt nämlich vielleicht: „Ist das der Junge, der meine Tochter geheiratet hat? Er ist jetzt Bischof? Das kann ich nicht glauben.” Ja, Mutter, der Junge ist erwachsen geworden und hat Erfahrungen gesammelt, indem er größere Verantwortung auf sich genommen hat, und er hat gelernt, dem Herrn zu dienen, indem er seinen Mitmenschen dient. Kurz: er hat sich geändert!

Ich möchte heute aber über das Thema Veränderung sprechen, weil sich um uns herum anscheinend alles immer schneller verändert. In den letzten beiden Jahren haben wir in Osteuropa gewaltige Veränderungen beobachtet. Auch die jüngsten Ereignisse im Persischen Golf haben, verständlicherweise, das Leben vieler Menschen drastisch verändert. Es war unausweichlich, daß sich unser Leben durch die Ereignisse um uns herum geändert hat, und vielleicht haben wir das unbehagliche Gefühl, daß wir auf die Veränderungen in der Welt nicht den geringsten Einfluß haben.

Es gibt allerdings wichtige Veränderungen, die jeder bewältigen müßte, wenn er sich nur richtig darauf vorbereitet, Änderungen, auf die wir durchaus Einfluß haben. Brüder, wir Priestertumsträger müssen uns fragen: „Verwende ich genügend Aufmerksamkeit und Zeit darauf, mich zu ändern, damit ich in den Augen des Herrn ein besserer Mensch werde?” Und: „Widme ich, als Vater und geistiger Führer meiner Familie, meinen wichtigsten Aufgaben genug Aufmerksamkeit und Zeit?” Es handelt sich um folgendes:

Erstens: Meine Familie im regelmäßigen Familiengebet und im Schriftstudium anleiten.

Zweitens: Meine Söhne darauf vorbereiten, das Priestertum zu empfangen, und die übrigen Familienmitglieder dazu bewegen, daß sie das Priestertum ehren.

Drittens: Meine Familie dazu anhalten, daß sie würdig ist, die heiligen Handlungen des Tempels zu empfangen, und den eingegangenen Bündnissen treu bleibt.

Viertens: Den Mitgliedern meiner Familie helfen, ihre Talente und gottgegebenen Gaben zu entfalten, damit sie andere Menschen stärken und ihnen dienen.

Fünftens: Die Mitglieder meiner Familie dafür begeistern, daß sie die Gebote Gottes halten und bis ans Ende im Glauben ausharren.

Wenn wir diese Aufgaben des Priestertums richtig verstehen und sie akzeptieren und uns dazu verpflichten, dann machen wir uns bereit für eine wundersame Veränderung mit ewigen Folgen.

Uns ist doch verheißen, daß wir „an der göttlichen Natur Anteil” erhalten können (siehe 2 Petrus 1:4). Das bedeutet, daß wir, indem wir uns ändern, das Verlangen entwickeln, im Einklang mit den Lehren des Herrn zu leben und uns von allen bösen Gefühlen gegenüber anderen Menschen zu befreien. Das macht uns würdiger, ja, sogar auch vollkommener.

Der alte Spruch „Veränderung ist Fortschritt” erhält dann für uns eine besondere Bedeutung - Umkehr ist nämlich Veränderung, Bekehrung ist Veränderung, Vervollkommnung ist Veränderung. All das stimmt völlig mit den Wünschen des himmlischen Vaters und den liebevollen Bitten des Erlösers über ein.

Als Mitglieder der wiederhergestellten Kirche des Herrn haben wir durch göttliche Offenbarung vollkommene Erkenntnis davon erhalten, was die Zukunft für uns bereithält. Der Erlösungsplan ist uns in all seiner Herrlichkeit offenbart worden. Er schließt das vorirdische Dasein, unsere Erdenreise und das Leben nach dem Tod ein, wie es im Euch Mormon festgehalten ist.

Eider Maxwell hat darüber, wie wir das Buch Mormon lesen sollen, folgendes gesagt: „Bei manchen Mitgliedern der Kirche bleibt das Buch Mormon ungelesen. Andere gebrauchen es gelegentlich, so als sei es bloß eine praktische Zitatensammlung. Wieder andere nehmen es an und lesen es, forschen aber nicht wirklich darin und sinnen nicht darüber nach. Wir müssen uns an dem Buch laben und nicht nur ein wenig daran knabbern.” (But for a Small Moment, Salt Lake City, 1986, Seite 28.)

Laben wir uns also heute an den Worten Amuleks, des Missionsgefährten von Alma dem Jüngeren, die im 34. Kapitel des Buches Alma stehen, und zwar ab Vers 30:

„Nun aber, meine Brüder, möchte ich - nachdem ihr so viele Zeugnisse empfangen habt in Anbetracht dessen, daß die heiligen Schriften davon zeugen -, daß ihr vortretet und Frucht bringt zur Umkehr.

Ja, ich möchte, daß ihr vortretet und euer Herz nicht länger verhärtet; denn siehe, jetzt ist die Zeit und der Tag für eure Errettung, und darum, wenn ihr umkehren und euer Herz nicht verhärten wollt, wird der große Plan der Erlösung sogleich für euch zustande gebracht werden.

Denn siehe, dieses Leben ist die Zeit, da der Mensch sich vorbereiten soll, Gott zu begegnen; ja, siehe, der Tag dieses Lebens ist der Tag, da der Mensch seine Arbeiten verrichten soll.

Und nun, wie ich euch schon zuvor gesagt habe: Da ihr so viele Zeugnisse habt, flehe ich euch an, den Tag eurer Umkehr nicht bis zum Ende aufzuschieben; denn nach diesem Tag des Lebens, der uns gegeben ist, damit wir uns auf die Ewigkeit vorbereiten, siehe - wenn wir unsere Zeit während dieses Lebens nicht nutzbringend anwenden, dann kommt die Nacht der Finsternis, in der keine Arbeit verrichtet werden kann.

Wenn ihr an diesen furchtbaren Punkt gelangt, könnt ihr nicht sagen: Ich will umkehren, ich will zu meinem Gott zurück. Nein, das könnt ihr nicht sagen; denn der gleiche Geist, der euren Körper beherrscht, wenn ihr aus diesem Leben scheidet, dieser selbe Geist wird die Macht haben, euch in jener ewigen Welt zu beherrschen.” (Vers 30-34; Hervorhebung hinzugefügt.)

Ich bete darum, Brüder, daß wir immer an diese Ermahnungen Amuleks denken mögen - zu Hause, bei der Arbeit, in dem Gemeinwesen, wo wir wohnen, in unseren Berufungen in der Kirche - und daß wir die vielzitierte Frage Almas, nämlich: „Habt ihr diese mächtige Wandlung im Herzen erlebt?”, mit einem deutlichen „Jawohl!” beantworten können.

Brüder, wir müssen besser werden, jeder für sich und alle zusammen, um das Priestertum - die Basis der Kirche - zu stärken und uns darauf vorbereiten, unseren Auftrag auch ins nächste Jahrhundert einzubringen, in dem es wohl die bedeutsamste Veränderung in der Geschichte der Menschheit geben wird, nämlich den Wandel im Herzen der Menschen in aller Welt, die wahre Bekehrung der Menschen in immer wachsender Zahl, das Hinrollen des Reiches bis an die Enden der Erde, „gleich dem Stein, der sich ohne Zutun von Menschenhand vom Berg losgerissen hat und dahinrollt, bis er die ganze Erde erfüllt” (LuB 65:2).

Der himmlische Vater hat verheißen, er werde den Menschen „einen neuen Geist” schenken, und außerdem gesagt: „Ich nehme das Herz von Stein aus ihrer Brust und gebe ihnen ein Herz von Fleisch” (Ezechiel 11:19). Die drastischen Veränderungen, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, sind der Beginn eines neuen Zeitalters. Im Seminar für die Regionalrepräsentanten im April 1987 hat Eider Maxwell die folgenden vorausschauenden Gedanken geäußert:

„Alles muß in Weisheit und Ordnung geschehen. Die Mormonenpioniere wurden hoch gelobt, weil sie die Wüste Utahs bewässert hatten. Wir bereiten uns jetzt auf die große mormonische Bewässerung vor, die stattfinden wird, wenn die Kirche in solchem Ausmaß zahlenmäßig und geistig gewachsen ist, daß Evangeliumswahrheit und Rechtschaffenheit über die Erde strömen wie eine Flut. Wir erleben jetzt ein kurzes Zwischenspiel in der Geschichte der Kirche, das einem besonderen Zeitalter vorangeht, das bald kommen wird, nämlich wo das Evangelium unseren Brüdern und Schwestern in der Dritten Welt gebracht werden wird. Die Art, wie sie es annehmen, wird uns vielleicht überwältigen, und wir müssen dafür sorgen, daß wir fest stehen und für diese Brüder und Schwestern bereit sind, denn sie sind für uns bereit. Sie bereiten sich jetzt darauf vor, das Wort zu hören. Möge Gott uns bei der Vorbereitung darauf segnen, ihnen das Wort zu bringen.

Brüder, ich bezeuge feierlich, daß die Zeilen und Vorschriften, die ich Ihnen heute vorgelegt habe, wahr sind, daß das Buch Mormon tatsächlich das Wort Gottes und das richtigste Buch auf der Erde ist, was die Errettung und die Erhöhung des Menschen betrifft.

Ich weiß, daß Gott lebt und daß Jesus Christus unser Erretter und Erlöser ist. Ich bezeuge außerdem, daß Präsident Benson heute der Prophet des Herrn auf Erden ist. Und ich bete darum, daß wir alle in die Welt hinausgehen mögen, um von diesen schlichten Wahrheiten Zeugnis zu geben. Im Namen Jesu Christi. Amen.