1990–1999
Licht
Oktober 1991


Licht

„Licht bewegt uns dazu, Gutes zu tun; es führt uns zu Christus.”

Brüder und Schwestern, an diesem strahlendschönen Tag möchte ich über das Thema Licht sprechen. Licht ermöglicht das Sehen, Licht erhellt.

Es gibt physisches Licht und geistiges Licht.

Physisches Licht, vor allem natürliches Licht, beeinflußt unsere Stimmung. Wenn das Licht des Sommers zu schwinden beginnt, die Tage kürzer werden und der Winter dunkel zu erahnen ist, wird das Licht kostbarer, vor allem für die Menschen, die im hohen Norden leben. Dort, wo es bis zu drei Monate im Jahr finster ist und dann im Sommer drei Monate lang ständiges Tageslicht herrscht, schlägt die Stimmung mit den Jahreszeiten um.

Das Licht wirkt sich also sehr auf unsere Stimmung und unser Verhalten aus. Es deutet vieles darauf hin, daß jemand, der ein wenig niedergeschlagen ist und der Aufmunterung bedarf, dazu nur bei Tageslicht nach draußen gehen muß. Ein Spaziergang im Licht kann die Stimmung sehr heben. Viele Menschen, die bei Tageslicht eine halbe Stunde oder länger Spazierengehen, profitieren sehr davon. (Siehe The Walking Magazine, Januar/Februar 1989, Seite 28ff.)

Die Wissenschaftler sind sich nicht ganz sicher, welche Wellenlängen des Lichts die Stimmung heben. Manche Forscher glauben, daß diese Auswirkungen auf das Licht zurückzuführen sind, das man mit den Augen aufnimmt und nicht mit der Haut.

Eine zweite medizinische Verwendung findet das Licht in der Lichttherapie zur Behandlung bestimmter Krebsarten. Es gibt Chemikalien, die in Verbindung mit Licht die Krebszellen zerstören können. Jetzt wird erforscht, welche Lichtquelle dazu am besten geeignet ist und wie man sie am besten auf die betroffenen Körperstellen lenkt. (Siehe Time, kanadische Ausgabe, November 1989.)

Nach diesen kurzen Ausführungen über das physische Licht möchte ich mich mit einer Form des Lichts befassen, die unendlich größere Macht und Wirkung hat. Ich meine das geistige Licht. Es kommt von Gott und seinem Evangelium. In der Schrift finden wir Hinweise auf die Beziehung zwischen dem physischen Licht der Sonne und dem geistigen Licht. In Lehre und Bündnisse, Abschnitt 88, lesen wir vom „Licht der Wahrheit.

Und diese Wahrheit leuchtet. Dies ist das Licht Christi. So ist er auch in der Sonne und das Licht der Sonne und deren Kraft, wodurch sie geschaffen worden ist. …

Und das Licht, das leuchtet und euch Licht gibt, kommt durch ihn, der euch die Augen erleuchtet, und das ist dasselbe Licht, das euch das Verständnis belebt.

Dieses Licht geht von der Gegenwart Gottes aus und erfüllt die Unermeßlichkeit des Raumes -

das Licht, das in allem ist, das allem das Leben gibt, das das Gesetz ist, wodurch alles regiert wird.” (LuB 88:6,7,11-13.)

Diese Erde wird eine celestiale Sphäre sein, wie ein Meer aus Glas und Feuer. Der Prophet Brigham Young hat gesagt: „Sie wird dann kein undurchsichtiger Körper sein wie jetzt, sondern wie die Sterne am Firmament - voller Licht und Herrlichkeit: sie wird ein Körper des Lichts sein. Johannes hat sie - in ihrem celestialen Zustand - mit einem gläsernen Meer verglichen.” (Journal of Discourses, 7:163; Hervorhebung hinzugefügt.)

In Abschnitt 88 lesen wir:

„Und weiter, wahrlich, ich sage euch: Die Erde lebt nach dem Gesetz eines celestialen Reiches, denn sie erfüllt das Maß ihrer Erschaffung und übertritt das Gesetz nicht.

Darum wird sie geheiligt werden; ja, wenn sie auch sterben muß, so wird sie doch wieder belebt werden und in der Kraft leben, womit sie belebt wird, und die Rechtschaffenen werden sie ererben.” (LuB 88:25,26.)

In Abschnitt 84:

„Denn das Wort des Herrn ist Wahrheit, und was Wahrheit ist, das ist Licht, und was Licht ist, das ist Geist, ja, der Geist Jesu Christi.

Und der Geist gibt jedem Menschen, der auf die Welt kommt, Licht; und der Geist erleuchtet jeden Menschen auf der Welt, der auf die Stimme des Geistes hört.” (LuB 84:45,46.)

Das Wort Licht kommt in den heiligen Schriften 535mal vor.

Das Licht steht auch in Bezug zum Sohn Gottes: „Und wenn euer Auge nur auf meine Herrlichkeit gerichtet ist, so wird euer ganzer Körper mit Licht erfüllt werden, und es wird in euch keine Finsternis sein; und wer ganz mit Licht erfüllt ist, erfaßt alles.” (LuB 88:67.)

Jesus Christus ist das Licht der Welt. Moroni hat gesagt: „Und nun, meine Brüder, in Anbetracht dessen, daß ihr das Licht kennt, mit dem ihr urteilen könnt - und dieses Licht ist das Licht Christi -, seht zu, daß ihr nicht ungerecht richtet; denn mit dem gleichen Richterspruch, mit dem ihr richtet, werdet auch ihr gerichtet werden.” (Moroni 7:18; Hervorhebung hinzugefügt.)

Johannes hat gesagt: „Als Jesus ein andermal zu ihnen redete, sagte er: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.” (Johannes 8:12; Hervorhebung hinzugefügt.)

Unser Herr ist in wenigstens dreifacher Hinsicht das Licht der Welt. Eider Bruce R. McConkie hat geschrieben:

„1. Durch sein Licht regiert und beherrscht Christus das All und schenkt allem, was darin ist, Leben.

2. Durch dieses selbe, die Unendlichkeit erfüllende Licht - und für bestimmte Getreue durch die Macht des Heiligen Geistes - erhellt er den Sinn und belebt den Verstand.

3. Durch seinen aufrechten, sündenlosen und vollkommenen Weg im [Vorherdasein], in der Sterblichkeit und in auferstandener Herrlichkeit gibt er das vollkommene Beispiel und kann allen Menschen sagen:, Folge mir nach!’ (2Nephi31:10.)” (The Promised Messiah, Seite 208.)

In der ersten Vision befreite Licht den Jungen Joseph Smith von der erdrückenden Finsternis.

Wie dringt das Licht in uns ein? Wie empfangen wir es? „Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Körper finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muß dann die Finsternis sein!” (Matthäus 6:23.)

Eider Bruce R. McConkie hat zu dieser Schriftstelle gesagt:

„Christus ist das Licht; das Evangelium ist das Licht; der Errettungsplan ist das Licht;, was von Gott ist, das ist Licht, und wer Licht empfängt und in Gott verbleibt, empfängt mehr Licht; und das Licht wird heller und heller bis zum vollkommenen Tag’. So wie das Licht der Sonne durch unsere natürlichen Augen in den Körper eindringt - so dringt das Licht des Geistes, das unsere Seele erleuchtet, durch die geistigen Augen in uns ein.” (TheMortal Messiah, 2:153; Hervorhebung hinzugefügt.)

Präsident Joseph F. Smith hat gesagt:

„Ein Fehler, den alle Heiligen der Letzten Tage, jung und alt, vermeiden müssen, ist der, daß sie gern von geborgtem Licht leben wollen und ihr eigenes Licht unter einen Scheffel setzen; sie dürfen nicht zulassen, daß das Salz ihrer Erkenntnis kraftlos und stumpf wird und das Licht, das sie ausstrahlen, nicht aus ihnen selbst kommt, sondern nur ein Widerschein ist.

Die Menschen sollen sich in der Wahrheit heimisch fühlen und in der Evangeliumserkenntnis verankert sein, so daß sie auf niemand angewiesen sind, von dem sie ihr Licht borgen oder widerstrahlen möchten. Sie sollen vielmehr nur auf den Heiligen Geist vertrauen, der immer derselbe ist, der allzeit leuchtet und einem jeden Menschen die Herrlichkeit und den Willen des Vaters bezeugt - jedem einzelnen und dem Priestertum, solange dort Übereinstimmung mit den Gesetzen des Evangeliums herrscht. Dann werden sie ein ewiges Licht besitzen, das nicht verdunkelt werden kann. Wenn das Licht ihr Leben erleuchtet, werden sie andere Menschen dazu bringen, Gott zu preisen; und durch ihr richtiges Verhalten werden sie die Unwissenheit törichter Menschen zum Verstummen bringen und das Lob dessen singen, der sie aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht.” (Evangeliumslehre, Seite 106f.)

Licht bewegt uns dazu, Gutes zu tun; es führt uns zu Christus. Es führt meine Familie, so wie es die Ihre führt, und es kann und wird alle zu ihm führen.

Archibald Stewart und seine Frau, Esther Lyle, waren meine Urgroßeltern. Die Familie Stewart hatte bereits Verfolgung und Ungemach kennengelernt. Ihre Vorfahren waren gezwungen worden, von Schottland nach Nordirland zu fliehen, wo ihnen Schutz zugesagt worden war. Aber statt dort Frieden zu finden, wurden sie weiter verfolgt. Das Streben nach Unabhängigkeit und feste Überzeugungen haben in unserer Familie Tradition.

Aber in der Familie Stewart herrschten auch Liebe und Hingabe, und sie waren sehr gläubig, so daß sie für das Evangelium empfänglich waren. Als die Mormonenmissionare in ihr Haus kamen, spürte Elizabeth, das dritte Kind, gleich, daß ihre Botschaft wahr war. Sie begann, sich damit auseinanderzusetzen und nach mehr Gewißheit davon zu suchen, was sie im Herzen spürte. Damit weckte sie auch das Interesse ihrer Großmutter, der Matriarchin im Haushalt der Stewarts. Elizabeth erzählte ihrer Oma stundenlang von dem neuen Propheten Gottes, Joseph Smith, der die schlichte Botschaff, daß Christus lebt und sich den Menschen kundtut, zur Erde zurückgebracht hatte. Elizabeth spürte, wie das Zeugnis in ihr brannte, und bat um die Erlaubnis getauft zu werden. Weil die Mormonen aber so unbeliebt waren, willigten ihre Eltern nicht ein. Da kam ihr die Oma zu Hilfe. „Laßt das Kind in Ruhe”, sagte sie. „Ich habe alle ihre Bücher gelesen, und ich glaube, sie hat recht.”

Als Elizabeth ging, um sich taufen zu lassen, ging ihre Oma mit. Die beiden gingen zum Fluß, wo die Missionare schon ein Loch ins Eis gebrochen hatten. Es war ein eisigkalter Märztag. Als die Missionare auf Elizabeth zutraten, um sie zu taufen, trat ihre Oma vor und sagte: „Kind, du vergißt ja ganz dein gutes Benehmen; ältere Leute haben immer Vortritt.”

Die Missionare tauften die Oma in ihrer Straßenkleidung; sie behielt sogar ihr kleines weißes Häubchen auf. Da sie keine Kleidung zum Umziehen mitgebracht hatte, ging sie in der nassen, gefrierenden Kleidung nach Hause. Sie erkältete sich aber nicht, obwohl sie sich auch zu Hause erst umzog, als die anderen schon zu Bett gegangen waren. Sie erzählte der Familie nichts von der Taufe, sondern erledigte ihre üblichen Aufgaben, als ob nichts geschehen sei. Nachdem die anderen zu Bett gegangen waren, hängte sie ihre Kleidung am Kamin auf. Als Archibald am Morgen aufstand, sah er die Kleider dort hängen und begann Witze darüber zu machen, daß die Oma zusammen mit Elizabeth in den Fluß getaucht worden sei. Die Oma hörte sich das an und sagte dann: „Archibald, wenn du nicht willst, daß die Leute alles hören, hör auf, so zu schreien. Jetzt kannst du nicht mehr über Oma reden, sie hört nämlich jetzt besser als ihr alle.”

Oma war schon seit zwanzig Jahren so gut wie taub gewesen, aber seit der Taufe konnte sie wundersamerweise wieder hören. Von dem Tag an bis zu ihrem Tod konnte sie deutlich hören. Archibald meinte lachend, sie höre viel zu viel.

Bald, nämlich 1841, ließen sich auch die meisten anderen Familienmitglieder taufen.

Das Licht des Evangeliums erleuchtet den Lebensweg in die Ewigkeit, der sonst finster und ohne Richtung wäre.

Wir können wie ein Spiegel sein und auch finstere Orte mit Licht erfüllen. Wir sind nicht die Quelle des Lichts, aber wir können das Licht für andere widerspiegeln.

Ich muß, wenn ich die Sterblichkeit verlasse, zurückkehren und über meine Treuhandschaft Bericht erstatten. Deshalb bezeuge ich ohne zu zögern, daß Gott lebt. Jesus ist sein Sohn, der eine, durch den wir Errettung erlangen können. Dies ist seine Kirche, sein Reich. Im Namen Jesu Christi. Amen.