1990–1999
Die Bündnisse einhalten und das Priestertum ehren
Oktober 1993


Die Bündnisse einhalten und das Priestertum ehren

In manchen gesetzgebenden Versammlungen in der Welt gibt es Gruppen, die als „loyale Opposition” bezeichnet werden. Im Evangelium Jesu Christi finde ich so etwas nicht.

Brüder, nie habe ich demütiger vor dieser großen Priestertumsversammlung gestanden als heute Abend. Ich bete inständig darum, daß Sie mich verstehen, aber auch darum, daß Sie, meine Brüder, mich nicht missverstehen mögen. Und ich bitte von Herzen darum, daß der Heilige Geist mich unterstützt. Ich versichere meinen Brüdern im Priestertum dieser Kirche, daß ich sie liebe und zutiefst achte. Bald werden die jüngeren Männer und die Jungen die Verantwortung dafür übernehmen, ihre Familie und die Kirche in geistiger Hinsicht zu führen. Es ist ganz wesentlich, daß die jungen Männer wissen, wie wichtig es ist, die Bündnisse einzuhalten und das Priestertum, das sie tragen, zu ehren.

Ich glaube, es ist wichtig, daß ich als Einleitung zu den Punkten, die ich erörtern möchte, einige Grundbegriffe darlege, so wie ich sie verstehe. Gottes Werk ist darauf ausgerichtet, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen” (Mose 1:39). Gott hat den Menschen seit Adam zu verschiedenen Zeiten das Priestertum gegeben, um den großen Erlösungsplan für alle Menschen zu verwirklichen. Durch Glaubenstreue werden uns kraft dieser Priestertumsvollmacht die unermeßlichen Segnungen des ewigen Lebens zuteil.

Damit die Segnungen des Priestertums sich aber entfalten können, muß im Priestertum immer Einigkeit herrschen. Wir müssen den Führern gegenüber, die berufen sind, über uns zu präsidieren, und die die Schlüsselgewalt des Priestertums innehaben, loyal sein. Die folgenden Worte von Präsident J. Reuben Clark jun. klingen uns noch immer deutlich in den Ohren: „Brüder, wir wollen einig sein.” Außerdem hat er gesagt:

„Ein wesentlicher Aspekt der Einigkeit ist die Loyalität. … Loyalität ist eine Eigenschaft, die uns recht schwer fallen kann. Für sie müssen wir Egoismus, Gier, Ehrgeiz und alle übrigen niedrigeren menschlichen Eigenschaften ablegen können. Loyal kann man nur sein, wenn man bereit ist, sich zu unterwerfen. … ” Man muß die eigenen Vorlieben und Wünsche beiseiteschieben und darf nur noch das große Ziel vor Augen haben, das vor uns liegt.” (Immortality and Eternal Life, Melchizedek Priesthood Course of Study, 1968/69, Seite 163.)

Wie ist das Priestertum beschaffen? Der Prophet Joseph Smith hat über das Priestertum folgendes gesagt: „Es ist die ewige Vollmacht von Gott, kraft derer das Universum erschaffen wurde und regiert wird und die Sterne am Himmel ins Dasein kamen und kraft derer die große Macht zur Erhöhung im Universum wirksam ist.”

Außerdem hat der Prophet Joseph Smith gesagt: „Es wurde schon vor Gründung der Erde eingerichtet, als, alle Morgensterne jauchzten, als jubelten alle Gottessöhne’, und ist das höchste und heiligste Priestertum; es ist nach der Ordnung des Sohnes Gottes.” (Lehren des Propheten Joseph Smith, Seite 169.) Fraglos geht die Macht des Priestertums über alles hinaus, was wir uns vorstellen können. Der Prophet Joseph hat über diese große Macht gesagt: .Jeder, der nach dieser Ordnung und Berufung ordiniert wurde, sollte die Macht haben durch den Glauben Berge einstürzen zu lassen, die Meere zu spalten. Wasser austrocknen zu lassen und sie aus ihrem Lauf zu bringen; den Heeren der Völker Trotz zu bieten, die Erde zu spalten, jede Fessel zu zerreißen, in Gottes Gegenwart zu stehen; … und dies nach dem Willen des Gottessohns, der schon vor der Gründung der Welt war.” (Bibelübersetzung von Joseph Smith, Genesis 14:30,31.)

Das Priestertum funktioniert nach einer erhabenen Ordnung. Das Priestertum ist allerdings keine freischwebende Essenz, sondern es muß im Rahmen der Ordinierung zu einem bestimmten Amt übertragen werden. Die Männer, denen es übertragen wird, unterliegen der heiligen Verpflichtung, seine Vollmacht dazu zu gebrauchen, das Werk Gottes zu verrichten, und zwar gleichermaßen zum Segen von Männern, Frauen und Kindern. Priestertumsvollmacht kann nur jemand für sich in Anspruch nehmen, dem sie bekannter weise von jemandem mit der entsprechenden Vollmacht übertragen worden ist, „und von dem es der Kirche bekannt ist, daß er Vollmacht hat und von den Führern der Kirche ordnungsgemäß ordiniert worden ist” (LuB 42:11). Die Ausübung der Priestertumsvollmacht untersteht der Schlüsselgewalt des Priestertums. Diese Schlüsselgewalt ist den präsidierenden örtlichen Führern sowie den Generalautoritäten der Kirche übertragen. Wer die Schlüsselgewalt innehat, ist dafür verantwortlich, das Werk des Herrn auf Erden zu leiten und in die richtigen Bahnen zu lenken. Alma sagt ganz deutlich, daß die Hirten der Kirche die Aufgabe haben, die Herde zu beschützen:

„Denn welcher Hirte unter euch, der viele Schafe hat, wacht nicht über sie, damit die Wölfe nicht in seine Herde einfallen und sie fressen? Und siehe, wenn ein Wolf in seine Herde einfällt - verjagt er ihn nicht?” (Alma 5:59.)

Wer die Schlüsselgewalt innehat, wozu auch die Vollmacht gehört, Recht zu sprechen und Disziplinarmaßnahmen zu ergreifen, der hat die Aufgabe, die Kirche von jeglichem Übeltun reinzuhalten (siehe LuB 20:54; 43:11). Bischöfe, Pfahlpräsidenten, Missionspräsidenten und andere, deren Aufgabe es ist, die Kirche rein zu bewahren, müssen dies in einem Geist der Liebe und Güte tun. Sie dürfen dabei nicht auf Bestrafung aus sein, sondern müssen sich von Hilfsbereitschaft leiten lassen.

Es ist allerdings kein Akt der Güte gegenüber einem Bruder oder einer Schwester, die in Übertretung leben, wenn ihre präsidierenden Beamten den Blick abwenden. Präsident John Taylor hat sich zu diesem Thema einmal folgendermaßen geäußert:

„Außerdem habe ich von manchen Bischöfen gehört, die darauf aus sind, das Übeltun der Menschen zuzudecken; ihnen sage ich im Namen Gottes: sie werden dieses Übeltun … tragen müssen, und wer von euch an den Sünden der Menschen teilhaben oder sie unterstützen will, der wird sie tragen müssen. Hört ihr das, ihr Bischöfe und ihr Präsidenten? Gott wird es von euch fordern. Es steht euch nicht zu, mit den Grundsätzen der Rechtschaffenheit herumzupfuschen oder die Schande und Verderbtheit der Menschen zuzudecken.” (Generalkonferenz, April 1880.)

Wir bitten die präsidierenden Brüder inständig, sich in dieser Angelegenheit um den Geist Gottes zu bemühen und die heiligen Schriften und das Handbuch „Allgemeine Anweisungen” zu studieren und sich davon leiten zu lassen.

Disziplinarmaßnahmen der Kirche sind nicht auf sexuelle Sünden beschränkt, sondern betreffen auch andere Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Mord, Abtreibung, Einbruchdiebstahl, Diebstahl, Betrug und andere unehrliche Verhaltensweisen, bewußtes Verstoßen gegen die Regeln und Vorschriften der Kirche, das Befürworten beziehungsweise Praktizieren der Vielehe, den Abfall vom Glauben und jegliches andere unchristliche Verhalten, darunter den Widerstand gegen den Gesalbten des Herrn oder den gegen ihn gerichteten Spott, was alles dem Gesetz des Herrn und der Ordnung der Kirche zuwiderläuft.

Wie funktioniert das Priestertum? Die Entscheidungen der Führer und der Kollegien des Priestertums müssen dem Muster der präsidierenden Kollegien entsprechen. „Die Entscheidungen dieser Kollegien … sollen in aller Rechtschaffenheit getroffen werden: in Heiligkeit und Herzensdemut, mit Langmut und Glauben und Tugend, Mäßigkeit, Geduld, Frömmigkeit, brüderlichem Wohlwollen und Nächstenliebe.” (LuB 107:30.)

In manchen gesetzgebenden Versammlungen in der Welt gibt es Gruppen, die als „loyale Opposition” bezeichnet werden. Im Evangelium Jesu Christi finde ich so etwas nicht. Der Herr hat uns diese feierliche Warnung gegeben: „Seid eins! Und wenn ihr nicht eins seid, dann seid ihr nicht mein.” (LuB 38:27.) Der Herr hat deutlich gesagt, daß in den präsidierenden Kollegien jede Entscheidung einstimmig erfolgen muß: „Das heißt, jedes Mitglied des betreffenden Kollegiums muß mit der Entscheidung einverstanden sein.” (LuB 107:27.) Das bedeutet, daß in der Ratsversammlung unter der Leitung des präsidierenden Beamten, der letztlich entscheidungsbefugt ist, nach freimütiger und offener Diskussion eine Entscheidung getroffen wird. Diese Entscheidung wird dann bestätigt, denn unsere Einigkeit entspringt der völligen Übereinstimmung mit rechtschaffenen Grundsätzen und der allgemeinen Resonanz auf das Wirken des Geistes Gottes.

In der Kirche wird zur freimütigen Diskussion und Meinungsäußerung angeregt. Die offenen Äußerungen in den meisten Fast- und Zeugnisversammlungen, in der Sonntagsschule, in der FHV und in der Priestertumsversammlung legen davon Zeugnis ab. Aber dem Recht auf freie Meinungsäußerung sind auch Grenzen gesetzt. George Q. Cannon hat 1869 diese Grenzen der persönlichen Meinungsäußerung folgendermaßen definiert:

„Ein Freund … wollte wissen, ob wir … eine ehrliche Meinungsverschiedenheit zwischen einem Mitglied der Kirche und den Autoritäten der Kirche als Abfall vom Glauben betrachten. … Wir erwiderten, … wir würden jemanden, der eine ehrliche Meinungsverschiedenheit mit den Autoritäten habe, nicht als Abtrünnigen betrachten. Bei jemandem aber, der diese Meinungsverschiedenheiten veröffentliche und durch Debatten, Spitzfindigkeiten und besondere Aufrufe versuche, sie den Menschen aufzuzwingen, um Spaltungen und Streit zu verursachen und die Vorgehensweisen und Ratschläge der Autoritäten der Kirche möglichst in ein falsches Licht zu rücken, bliebe uns nichts anderes übrig, als ihn als Abtrünnigen zu betrachten, denn solches Verhalten sei Abfall vom Glauben, wie wir ihn verständen.” (Gospel Truth, Hg. Jerreld L. Newquist, 2 Bde., Salt Lake City, 1974, 2:276f.)

Zu den Verhaltensweisen, die als Abtrünnigkeit gelten, gehört es, wenn Mitglieder „(1) sich wiederholt unmißverständlich, offen und absichtlich gegen die Kirche oder ihre Führer stellen, (2) auch nach Zurechtweisung durch ihren Bischof oder eine höhere Autorität darauf beharren, etwas als Lehre der Kirche zu verkünden, was nicht Lehre der Kirche ist, oder (3) auch nach Zurechtweisung durch ihren Bischof oder eine höhere Autorität weiterhin den Lehren abgefallener Gruppen anhängen (wie etwa denen, die die Mehrehe befürworten).” (Handbuch Allgemeine Anweisungen, 1989, Seite 10-4.)

Solche Männer und Frauen, die nicht aufhören, grundlegende Lehren, Bräuche und Institutionen der Kirche öffentlich in Frage zu stellen, sagen sich selbst vom Geist des Herrn los und verwirken das Recht auf einen Platz und auf Einfluß in der Kirche. Die Mitglieder sind gehalten, die Grundsätze und die Lehren der Kirche zu studieren, damit sie sie verstehen. Wenn dann Fragen auftauchen und es ehrliche Meinungsverschiedenheiten gibt, sind die Mitglieder gehalten, diese Fragen im privaten Gespräch mit den Priestertumsführern zu erörtern.

Es liegt eine gewisse Arroganz darin, wenn man denkt, einer von uns sei in geistiger Hinsicht intelligenter, gebildeter oder rechtschaffener als die Räte, die dazu berufen sind, über uns zu präsidieren. Diese Räte befinden sich mehr im Einklang mit dem Herrn als irgend jemand von denen, über die sie präsidieren, und die einzelnen Mitglieder der Räte lassen sich normalerweise von diesen Räten leiten. In dieser Kirche, wo die Führungsaufgaben von Laien wahrgenommen werden, bleibt es nicht aus, daß uns jemand vorgesetzt ist, dessen Wissen sich von unserem unterscheidet. Das bedeutet aber nicht, daß jemand mit einer anderen ehrenhaften beruflichen Qualifikation weniger Anrecht auf den Geist seiner Berufung hat als irgend jemand anders. Zu den großen Bischöfen, die ich erlebt habe, zählten unter anderem ein Maurer, ein Lebensmittelhändler, ein Farmer, ein Milchmann und ein Eisverkäufer. Was einem von ihnen vielleicht an Bildung fehlte, war unbedeutend. Es waren demütige Männer, und weil sie demütig waren, ließen sie sich vom Heiligen Geist belehren und groß machen. Ohne Ausnahme wurden sie beträchtlich gestärkt - sie lernten nämlich, ihre Berufung eifrig auszufüllen und den Mitgliedern, über die zu präsidieren sie berufen waren, geistlich zu dienen. Das gilt für alle Berufungen in der Kirche. Präsident Monson hat erklärt: „Wen der Herr beruft, den qualifiziert er auch.” (Generalkonferenz, April 1988.)

Wie sollen die Träger des Priestertums die Frauen der Kirche behandeln? Die Schwestern in dieser Kirche haben seit den ersten Tagen immer einen großen und wundervollen Beitrag zum Werk des Herrn geleistet. Sie bringen soviel Intelligenz, Arbeit, Kultur und Bildung in die Kirche und in unsere Familien ein. In der Zukunft werden wir den Beitrag der Schwestern mehr brauchen als je zuvor, um unsere Wertvorstellungen, den Glauben und die Zukunft unserer Familien sowie das Wohlergehen der Gesellschaft zu gewährleisten. Sie müssen wissen, daß wir sie wertschätzen, ehren und dankbar für sie sind. Die Schwestern, die eine Führungsaufgabe innehaben, müssen gebeten werden, an unseren Pfahl- und Gemeinderatssitzungen teilzunehmen, und wir müssen ihnen zuhören und sie einbeziehen, vor allem da, wo es um die Schwestern, die Jugendlichen und die Kinder geht.

Wie soll jemand, der das Priestertum trägt, seine Frau und die übrigen Frauen in der Familie behandeln? Unsere Frau müssen wir zärtlich lieben. Sie muß hören, daß wir sie glücklich preisen, und die Kinder müssen hören, daß wir ihre Mutter rühmen (siehe Sprichwörter 31:28). Dem Herrn bedeuten seine Töchter genausoviel wie seine Söhne In der Ehe steht keiner über dem anderen; jeder hat einen anderen Hauptverantwortungsbereich, der ihm von Gott zugewiesen ist. Eine der wesentlichen Aufgaben einer Ehefrau ist die Mutterschaft. Ich glaube fest daran, daß unsere lieben glaubenstreuen Schwestern von Natur aus mit den Gaben des Geistes reich gesegnet sind.

Präsident Spencer W. Kimball hat gesagt: „In den Schlußszenen auf dieser Erde - vor dem Zweiten Kommen unseres Erretters eine rechtschaffene Frau zu sein ist eine erhabene Berufung. … Andere Institutionen in der Gesellschaft mögen wanken und sogar scheitern, aber eine rechtschaffene Frau kann mithelfen, die Familie zu retten, die vielleicht das letzte und einzige Heiligtum ist, das manche Menschen inmitten des Sturms und der Auseinandersetzungen überhaupt noch kennen.” (Generalkonferenz, Oktober 1978.)

Das Priestertum ist eine Vollmacht, die nur in Rechtschaffenheit gebraucht werden kann. Jeglicher Versuch, es in der Familie als Prügel zu gebrauchen, um zu mißbrauchen oder um ungerechte Herrschaft auszuüben, steht in völligem Widerspruch zu dieser Vollmacht und führt zu deren Verlust. Als Träger des Priestertums hat der Vater vor allem die Aufgabe, beim Herrn geistige und zeitliche Segnungen für sich selbst, für seine Frau und für seine Kinder geltend zu machen, aber diese Segnungen sind von seiner Rechtschaffenheit und davon abhängig, ob er das Priestertum ehrt. Der Herr erklärt uns: „Kraft des Priestertums kann und soll keine Macht und kein Einfluß anders geltend gemacht werden als nur mit überzeugender Rede, mit Langmut, mit Milde und Sanftmut und mit ungeheuchelter Liebe.” (LuB 121:41.) Meiner Meinung nach gibt es in den heiligen Schriften kaum irgendwelche Worte von größerer Bedeutung als die großartige Darlegung im 121. Abschnitt von Lehre und Bündnisse darüber, wie das Priestertum ausgeübt werden soll:

„Mit Wohlwollen und mit reiner Erkenntnis, wodurch sich die Seele sehr erweitert ohne Heuchelei und ohne Falschheit.

Alsbald mit aller Deutlichkeit zurechtweisend, wenn dich der Heilige Geist dazu bewegt, wirst du danach aber demjenigen, den du zurechtgewiesen hast, vermehrte Liebe erweisen, damit er nicht meint, du seiest sein Feind,

damit er weiß, daß deine Treue stärker ist als die Fesseln des Todes.

Laß dein Inneres auch erfüllt sein von Nächstenliebe zu allen Menschen und zum Haushalt des Glaubens, und laß Tugend immerfort deine Gedanken zieren; dann wird dein Vertrauen stark werden in der Gegenwart Gottes, und die Lehre des Priestertums wird dir auf die Seele träufeln wie Tau vom Himmel.

Der Heilige Geist wird dir ein ständiger Begleiter sein und dein Zepter ein unwandelbares Zepter der Rechtschaffenheit und Wahrheit, und deine Herrschaft wird eine immerwährende Herrschaft sein, und ohne Nötigung wird sie dir zufließen für immer und immer.” (Vers 42-46.)

Präsident Spencer W. Kimball hat in bezug auf die Bündnisse des Priestertums folgendes gesagt: „Der Macht des Priestertums, das Sie tragen, sind keine Grenzen gesetzt. Die Grenzen kommen dann ins Spiel, wenn man nicht im Einklang mit dem Geist des Herrn lebt und sich in der Macht, die man ausübt, selbst einschränkt.” (The Teachings of Spencer W. Kimball, Salt Lake City, 1982, Seite 498.) Präsident Kimball hat ferner gesagt: „Den Priestertumsbund bricht man, indem man Gebote übertritt - aber auch, indem man seinen Pflichten nicht nachkommt. Man kann diesen Bund also auch brechen, indem man gar nichts tut.” (The Teachings of Spencer W. Kimball, Salt Lake City, 1982, Seite 497.) Auch im 84. Abschnitt von Lehre und Bündnisse, wo der Eid und Bund des Priestertums dargelegt ist, werden wir auf großartige Weise an unsere Verpflichtungen und Segnungen erinnert. Es wird uns gesagt, daß die vornehmste Pflicht eines Priestertumsträgers darin besteht, „den Worten des ewigen Lebens eifrig Beachtung zu schenken” und „aller Welt Zeugnis” zu geben und die Welt über das „Strafgericht zu belehren, das kommen wird” (Vers 43,61,87). Und uns gilt, für den Fall, daß wir unseren Priestertumsverpflichtungen getreu nachkommen, diese wundervolle Verheißung: wir werden „vom Geist geheiligt” und werden „die Auserwählten Gottes”, und uns wird „alles gegeben werden, was [der] Vater hat” (Vers 33,34,38). Und um wie viel wichtiger ist es doch, alles zu empfangen, „was der Vater hat”, als nach irgend etwas anderem zu trachten, was dieses Leben zu bieten hat.

Die krönenden Segnungen des Lebens werden uns dann zuteil, wenn wir den Bündnissen gehorsam sind und die heiligen Handlungen, die wir im Tempel empfangen haben, ehren, wozu der neue und immerwährende Bund der Ehe gehört, der der Schlußstein der heiligen Begabung ist.

In dem Verlangen, tolerant, akzeptiert, beliebt und bewundert zu werden, dürfen wir doch mit den Lehren und Bündnissen, die uns offenbart worden sind, und mit dem, was diejenigen sagen, denen die Schlüsselgewalt des Gottesreichs auf Erden übertragen ist, nicht leichtfertig umgehen. Für uns alle haben diese Worte Josuas immer größere Bedeutung: „Entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt: … Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.” (Josua 24:15.)

Möge der Geist des Herrn mit uns sein und uns helfen, unsere Priestertumsvollmacht groß zu machen. Darum bete ich im Namen Jesu Christi. Amen.