1990–1999
,Darum ist mir etwas beigebracht worden’
April 1994


,Darum ist mir etwas beigebracht worden’

Jede Familie in der Kirche: Überprüfen Sie erneut den Fortschritt, den Sie darin machen, daß Sie den Familienabend regelmäßig durchführen.

Eider Haies, wir heißen Sie als neues Mitglied des Rates der Zwölf herzlich willkommen. Ich glaube, unsere Freundschaft besteht schon über drei Jahrzehnte. Allerdings habe ich mich immer gefragt, warum Sie, als ich nach New York zog, nach Boston zogen. Als ich dann nach Boston zurückzog, zogen Sie nach New York zurück. Jetzt aber können Sie mir nicht mehr entkommen! Sie gehören jetzt zu dem großartigsten Kollegium, zu dem Sie überhaupt gehören können. Es ist so großartig wegen der brüderlichen und freundschaftlichen Gemeinschaft, die es dort gibt. Herzlich willkommen, Elder Hales!

Das Buch Mormon beginnt mit diesen Worten: „Ich, Nephi, stamme von guten Eltern, und darum ist mir von allem Wissen meines Vaters etwas beigebracht worden.” (l Nephi 1:1.) Wie anders sähe unsere Welt aus, wenn jedes Kind des himmlischen Vaters sein Tagebuch mit einem ähnlichen Satz beginnen könnte - daß es gute Eltern habe und von ihnen belehrt worden sei.

Wir leben zu einer ganz besonderen Zeit in der Geschichte, zu einer Zeit, in der das Evangelium des Herrn in seiner Fülle wiederhergestellt worden ist. Wir haben immer mehr und immer bessere Missionare; und so wird das Evangelium in mehr Sprachen immer mehr Nationen und immer mehr Zuhörern als je zuvor gepredigt. Während fast überall in der Welt Gemeinden und Pfähle gegründet werden, sind kreative Menschen dazu inspiriert worden, Kommunikationsmittel zu entwickeln, die die Anweisungen der Propheten noch viel, viel mehr Zuhörern zugänglich machen. Die gute Nachricht des Evangeliums kann jetzt schneller verbreitet werden, um die Hoffnung auf ewigen Frieden in das Herz der Menschheit zu tragen.

Eine der großartigen Botschaften des Evangeliums ist die Lehre vom ewigen Bestand der Familie. Wir erklären der Welt den Wert und die Bedeutung des Familienlebens. Viel von der Verwirrung und den Schwierigkeiten, die wir heute in der Welt vorfinden, kann auf den Verfall der Familie zurückgeführt werden. Es gibt immer weniger Kinder, die es erleben, daß sie zu Hause von liebevollen Eltern belehrt und erzogen werden.

Das Familienleben, wo Eltern und Kinder miteinander kommunizieren, indem sie miteinander lernen, spielen und arbeiten, ist durch ein schnelles, individuelles, in der Mikrowelle erwärmtes Essen und einen Abend vor dem Fernseher ersetzt worden. Die National Association of Counties hat bei ihrer Zusammenkunft in Salt Lake City im Jahre 1991 festgestellt, daß der Mangel an Einfluß durch die Familie einen Punkt erreicht hat, so daß eine Krise in unserer Nation entstanden ist. Ihre Besorgnis darüber haben sie in ihren Arbeitsgruppen miteinander besprochen. Sie verabschiedeten dabei fünf grundlegende Punkte, die die Aussicht auf Erfolg für jede Familie erhöhen könnten.

Erstens, stärken Sie Ihre Beziehungen untereinander durch Familienaktivitäten. Zweitens, setzen Sie vernünftige Regeln und Erwartungen fest. Drittens, bauen Sie Selbstachtung auf. Viertens, setzen Sie sich erreichbare Ziele. Fünftens, werten Sie regelmäßig Stärken und Bedürfnisse Ihrer Familie aus.

Plötzlich gewinnt die dringende und warnende Stimme unserer Propheten vom Anfang aller Zeiten her an Bedeutung. Entsprechend dem Rat und dem Ansporn, die uns gegeben werden, müssen wir auf unsere Familien achten und unsere Missionsbemühungen beschleunigen, um andere Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit und der Bedeutung der Familie zu bringen. Gleich zu Anfang machten die Anweisungen des Herrn an Adam und Eva ihnen ihre Verantwortung als Eltern bewußt. Ihre Rollen waren klar definiert. Nachdem sie Anweisungen vom Herrn erhalten hatten, sehen wir, daß sie seinem Rat folgten und sagten:

„Und an jenem Tag pries Adam Gott und wurde erfüllt und fing an, in bezug auf alle Familien der Erde zu prophezeien, nämlich: Gepriesen sei der Name Gottes, denn infolge meiner Übertretung sind mir die Augen aufgegangen, und ich werde Freude haben in diesem Leben, und ich werde, wiederum im Fleische, Gott schauen.

Und seine Frau, Eva, hörte das alles und war froh und sagte: Wenn wir nicht übertreten hätten, so hätten wir nie Nachkommen gehabt und hätten nie Gut und Böse erkannt, auch nicht die Freude unserer Erlösung und das ewige Leben, das Gott allen gibt, die gehorsam sind. Und Adam und Eva priesen den Namen Gottes und taten ihren Söhnen und Töchtern alles kund.” (Mose 5:10-12.)

Ja, von Anfang an gehörte die Verantwortung der Eltern, ihre Kinder zu belehren, zu den Anweisungen, die der Herr unseren ersten irdischen Eltern gab. Offenbarungen, die wir seit der Wiederherstellung der Kirche erhalten haben, erwähnen die Eltern ebenfalls, die Verpflichtung, ihre Kinder zu belehren und zu erziehen, ernst zu nehmen. In, Lehre und Bündnisse’, Abschnitt 93 lesen wir, wie der Herr einige Brüder dafür zurechtweist, daß sie sich nicht verantwortungsbewußt genug um ihre Familie kümmern. Dort steht: „Ich aber habe euch geboten, eure Kinder in Licht und Wahrheit aufzuziehen. Du hast deine Kinder nicht Licht und Wahrheit gelehrt, wie es gemäß den Geboten hätte sein sollen; und jener Schlechte hat noch immer Macht über dich, und das ist die Ursache deiner Bedrängnis.

Und nun gebe ich dir ein Gebot: Wenn du davon befreit sein willst, mußt du selbst dein Haus in Ordnung bringen; denn es gibt noch vieles, was in deinem Haus nicht recht ist.” (LuB 93:40,42,43.)

Vor Jahren schon hat die Kirche alle Eltern aufgefordert, wöchentlich einen Familienabend durchzuführen. Inzwischen ist aus dieser Ermahnung eine feste Einrichtung in den Familien der Kirchen geworden. Der Montagabend ist dafür reserviert, daß die Familie einen Abend lang zusammen ist. An dem Abend sollen keine Kirchenaktivitäten oder andere Termine liegen. Es sind uns große Segnungen verheißen worden, wenn wir uns getreu daran halten.

Präsident Lee hat uns einmal folgenden Rat gegeben:

„Vergessen Sie nicht: Wenn wir die volle Bedeutung der Sendung des Elia verstehen, wird sich das Herz der Kinder zu den Vätern kehren und das Herz der Väter zu den Kindern. Dies gilt sowohl für diese Seite des Schleiers als auch für die andere. Wenn wir unsere Familie hier vernachlässigen, indem wir keinen Familienabend halten, und wenn wir unserer Pflicht hier auf Erden nicht nachkommen, wie würden wir dann den Himmel empfinden, wenn wir einige von denen, die wir lieben, durch unsere Nachlässigkeit verlören? Der Himmel wäre für uns kein Himmel, es sei denn, wir haben alles in unserer Kraft Stehende zur Errettung derjenigen unternommen, die der Herr durch unsere Linie auf die Erde gesandt hat.” (Leitfaden der Frauenhilfsvereinigung, 1977/78, Seite 2.)

Dann fuhr er fort: „Daher muß sich Ihr Herz, das Herz der Väter und Mütter, den Kindern jetzt zuwenden, wenn Sie den wahren Geist des Elija haben. Glauben Sie nicht, daß die Wirkung dieses Geistes nur die Verstorbenen betrifft. Kehren Sie Ihr Herz Ihren Kindern zu, und unterweisen Sie sie; aber Sie müssen es tun, solange sie noch jung genug sind, um sich hinreichend erziehen zu lassen. Vernachlässigen Sie aber den Familienabend, so verabsäumen Sie Ihre Mitwirkung bei der Sendung des Elija in der gleichen Weise, als würden Sie keine Familienforschung betreiben.” (Ibd., Hervorhebung hinzugefügt.)

Ich habe schon oft an die glückliche Zeit zurückgedacht, als unsere Familie noch jung und unsere Kinder noch zu Hause waren. Ich habe mir jene Tage im Rückblick vorgestellt und mir überlegt, was ich in der Organisation und Führung unserer Familie anders machen würde, wenn wir die Möglichkeit hätten, diese Zeit noch einmal zu durchleben. Es gibt zwei Bereiche, in denen ich bestimmt etwas verbessern würde, wenn mir die Möglichkeit gewährt würde, noch einmal kleine Kinder bei uns zu Hause zu haben.

Das erste wäre, daß ich mit meiner Frau mehr Zeit im Familienführungskomitee verbringen würde, um gemeinsam zu lernen, miteinander zu sprechen, zu planen und zu organisieren, um unsere Aufgabe als Eltern besser erfüllen zu können.

Mein zweiter Wunsch, wenn ich diese Jahre noch einmal haben dürfte, wäre es, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Das beinhaltet auch regelmäßigere und sinnvollere Familienabende.

Die volle Verantwortung, den Familienabend zu planen und vorzubereiten, muß nicht den Eltern allein überlassen sein. Die erfolgreichsten Familienabende, an denen ich teilgenommen habe, waren die, bei denen die Jugendlichen der Familie aktiv geworden sind.

Ich fordere Euch auf, Ihr großartigen Diakone, Lehrer, Priester, Bienenkorbmädchen, Rosenmädchen und Lorbeermädchen, wesentlich zum Erfolg Eures Familienabends beizutragen. In vielen Familien könnt Ihr das Gewissen der Familie sein. Genaugenommen habt Ihr am meisten aus dieser Erfahrung zu gewinnen. Wenn Ihr in einer Welt des Friedens, der Sicherheit und vieler Möglichkeiten leben wollt, kann die Familie, zu der Ihr Euren Beitrag leistet, zum Wohlergehen - ja, tatsächlich - der ganzen Welt beitragen.

Ich erinnere mich an eine Begebenheit einmal in den Weihnachtsferien, als wir mit unseren Enkelkindern einen Ausflug machten. Um wirklich ein Gemeinschaftsgefühl zu haben, hatten wir einen Kombi gemietet, so daß wir alle zusammen fahren konnten. In dem Auto waren Oma und Opa, mein Sohn und seine drei ältesten Kinder. Meine Schwiegertochter war mit den kleineren Kindern zu Hause geblieben. Ich war mit dem Fahren an der Reihe, und meine Frau saß neben mir und sagte mir immer den richtigen Weg an. Hinten aus dem Auto hörte ich Audrey, das älteste Kind, mit ihrem Vater sprechen. Sie sagte: „Papa, eines unserer Ziele für dieses Jahr war es, das Buch Mormon gemeinsam mit der Familie zu Ende zu lesen. Heute ist der letzte Tag des Jahres. Könnten wir es nicht jetzt zu Ende lesen, so daß wir unser Ziel erreichen?”

Was für ein besonderes Erlebnis das war, meinem Sohn und seinen drei Kindern zuzuhören, während jeder der Reihe nach laut aus den letzten Kapiteln von Moroni vorlas, wodurch sie ihr Ziel erreichten, das Buch Mormon ganz zu lesen. Bedenkt, es war ein junges Mädchen, das diesen Vorschlag machte, nicht einer von den Eltern.

Ihr seid eine auserwählte Generation - für diese besondere Zeit in der Geschichte der Menschheit aufbewahrt. Ihr habt soviel zu geben, um zum Wachstum und zur Entwicklung der Familie beizutragen, zu der Ihr gehört. Ich fordere Euch auf, in Eurer Familie mit dieser besonderen Begeisterung der Jugend vorwärts zu gehen, um das Evangelium dort wirklich zum Leben zu erwecken. Denkt an den Rat von Joseph F. Smith, als er sagte:

„Ich möchte, daß meine Kinder und alle Kinder von Zion wissen, daß es nichts in der Welt gibt, was für sie so großen Wert hat wie das Wissen von der Wiederherstellung des Evangeliums auf der Erde in dieser letzten Zeit durch den Propheten Joseph Smith. Es gibt nichts, was das Fehlen dieser Erkenntnis ausgleichen könnte. Es gibt nichts auf der Welt, was auch nur annähernd so wichtig wäre wie die Erkenntnis von Jesus Christus. Deshalb sollen alle Eltern in Zion sich um ihre Kinder kümmern, sie die Grundsätze des Evangeliums lehren und sich soweit wie möglich bemühen, sie dahinzuführen, daß sie ihre Pflichten erfüllen - nicht mechanisch, weil sie dazu gedrängt werden, sondern versuchen Sie, den GPI^ der Wahrheit

ins Herz Ihrer Kinder zu pflanzen sowie eine beständige Liebe zum Evangelium, so daß sie ihre Aufgaben nicht nur deshalb erfüllen, weil es ihren Eltern so gefällt, sondern weil es ihnen selbst gefällt.” (Masterpieces of Latterday Saint Leaders, Seite 78.)

Der Familienabend ist für jeden, ob es sich um eine Familie mit beiden Eltern oder mit nur einem Elternteil handelt oder um eine Familie, in der nur einer zur Kirche gehört. Heimlehrer, wir fordern Sie auf, bei Ihren regelmäßigen Besuchen Ihre Familien dazu anzuspornen, den Familienabend durchzuführen und mit neuem Leben zu erfüllen.

Unser Prophet, Ezra Taft Benson, hat uns wieder daran erinnert, wie notwendig der Familienabend ist und was zu einem erfolgreichen Familienabend dazugehört. Er hat folgendes gesagt:

„Das Familienabendprogramm der Kirche legt einen Abend pro Woche dafür fest, daß Väter und Mütter ihre Söhne und Töchter im Familienkreis um sich versammeln, um die Familie zu stärken und zu schützen. Dabei betet man zusammen, man singt Kirchenlieder und andere Lieder, man liest in den heiligen Schriften, man bespricht Familienangelegenheiten, man zeigt den anderen seine Talente, man lehrt Grundsätze des Evangeliums, und oft macht man Spiele, und es gibt selbst hergestellte Erfrischungen.” (Offizieller Bericht von der Gebietskonferenz auf den Philippinen, 1975, Seite 10.)

Wir hoffen, daß jeder von Ihnen sich alle diese Vorschläge des Propheten über den Familienabend aufschreibt.

Dann fährt er fort: „Und das sind die Segnungen, die ein Prophet Gottes denen verheißt, die jede Woche ihren Familienabend durchführen:, Wenn die Heiligen diesen Rat befolgen, verheißen wir ihnen, daß sich große Segnungen daraus ergeben. Die Liebe in der Familie und der Gehorsam gegenüber den Eltern werden zunehmen. Die Jugend Israels wird Glauben im Herzen entwickeln, und sie werden die Kraft erlangen, schlechte Einflüsse und Versuchungen, die auf sie einwirken, zu bekämpfen.’” (Ibd.)

Wir möchten jeden von Ihnen anspornen, den Rat unseres Propheten zu befolgen. Jede Familie in der Kirche: Überprüfen Sie erneut den Fortschritt, den Sie darin machen, daß Sie den Familienabend regelmäßig durchführen. Die Anwendung dieses Programms wird für Sie ein Schild und Schutz gegen das Böse unserer Zeit sein und Ihnen persönlich und als Familie größere und tiefere Freude hier und in der Ewigkeit bringen.

Möge Gott uns segnen, daß wir dieses ungeheuer wichtige Programm wiederbeleben und stärken, wenn wir uns als Familie darüber Gedanken machen. Das ist mein Gebet im Namen unseres Herrn und Erretters, Jesus Christus, Amen.