1990–1999
Die richtigen Entscheidungen treffen
Oktober 1994


Die richtigen Entscheidungen treffen

Bleib sittlich rein. Der Herr macht das möglich, wenn du deinen Teil mit aller Kraft tust.

Heute abend sind hier viele junge Männer anwesend, die das Priestertum Gottes tragen1. Einige freuen sich schon darauf, auf Mission zu gehen, wenn sie älter sind. Andere haben vor, schon bald zu gehen, und andere haben die Mission schon hinter sich und suchen nun nach einer Partnerin für die Ewigkeit. Ich finde die Vorstellung erschreckend, daß einige unter euch diese würdigen Ziele nicht erreichen werden, und zwar wegen der Entscheidungen, die ihr jetzt, zu dieser Zeit, trefft.

Es ist gut, daß die Priestertumsträger hier unter sich sind, denn ich habe das Gefühl, heikle und doch wichtige Themen ansprechen zu müssen. Was ich zu sagen habe, geht zwar alle Anwesenden an, doch möchte ich mich besonders an die jungen Männer wenden. Ich spreche so, als wärt ihr und ich allein in einem vertraulichen Interview, und niemand könnte uns hören. Ich will euch helfen, die richtigen Entscheidungen treffen zu lernen. Ihr entwickelt dadurch ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl. Ihr bekommt so viel Selbstvertrauen, dass ihr das Rechte tun und den starken negativen Einfluß eurer Altersgenossen und andere schlechte Einflüsse überwinden könnt.

Als kleiner Junge hatte ich oft den Eindruck, daß einiges, was die anderen in der Schule über die intimen Bereiche des Körpers sagten, falsch sei. Ich war mir aber nicht darüber klar, was daran falsch war oder warum sie nicht recht hatten. Es mag euch auch so ergehen. Da ihr mich in diesem Rahmen heute abend nichts fragen könnt, will ich auf einige der vertraulichen Fragen eingehen, die mir immer wieder von Jugendlichen auf der ganzen Welt gestellt worden sind. Ich will sie anhand dessen beantworten, was ich aus der heiligen Schrift und von den Propheten gelernt habe. Auf diese Weise bekommt ihr eine sichere Grundlage für eure Entscheidungen. Ich bete darum, daß der Heilige Geist euch während unserer Unterhaltung spüren läßt, daß das, was ich sage, wahr ist. Ich weiß: Während ihr zuhört und darüber nachdenkt, wie sich unser Interview auf euch anwenden läßt, kommen euch Eindrücke bezüglich dessen in den Sinn, was ihr da unternehmen sollt.

Frage: Können Sie mir sagen, wie ich dem Druck meiner Altersgenossen widerstehen kann? Wenn manche Leute etwas tun, was nicht richtig ist, warum lassen sie sich dann groß darüber aus, wieviel Spaß das macht? Wenn ich etwas nicht mitmachen will, dann stellen sie mich als dumm hin, weil ich es nicht tue.

Antwort: Du kannst nicht Gott gefallen, ohne den Satan zu ärgern, und darum bekommst du Druck von denjenigen, die er zum Übeltun verleitet. Wenn jemand etwas Falsches tut, dann möchte er dich daran beteiligen, weil er sich wohler fühlt, wenn andere es auch tun. Vielleicht möchten sie auch die Oberhand über euch gewinnen. Es ist normal, daß man von seinen Altersgenossen akzeptiert werden, daß man zu einer Gruppe gehören will; manche schließen sich sogar einer Bande an, nur um irgendwo dazuzugehören, doch diese Leute verlieren ihre Freiheit, und manche verlieren das Leben. Zu dem, was für dich am schwersten festzustellen ist, gehört, wie stark du in Wirklichkeit bist, und wie sehr andere Menschen dich stillschweigend respektieren. Wir setzen großes Vertrauen in dich. Du brauchst keine Abstriche von deinen Grundsätzen zu machen, damit gute Freunde dich akzeptieren. Je gehorsamer du bist, desto mehr stehst du für gute Prinzipien ein, und desto mehr hilft dir der Herr, Versuchungen zu überwinden2. Du kannst auch anderen helfen, weil sie deine Stärke verspüren. Laß die anderen von deinen Grundsätzen wissen, indem du konsequent danach lebst. Wenn du nach deinen Grundsätzen gefragt wirst, dann antworte darauf, aber halte keine unerbetenen Predigten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß das funktioniert.

Niemand hat die Absicht, schwerwiegende Fehler zu begehen. Dazu kommt es, wenn du Abstriche von deinen Grundsätzen machst, damit andere dich besser akzeptieren. Sei du der Starke. Sei du der Führer. Such dir gute Freunde, und widersteht gemeinsam dem Druck der Altersgenossen.

Frage: Wie hält man schlechte Gedanken fern, und was tut man, wenn sie doch kommen?

Antwort: Manche schlechte Gedanken kommen von selbst. Andere führen wir herbei, und zwar durch das, was wir anschauen oder anhören3. Es kann starke Emotionen wecken, wenn man die aufreizende Darstellung eines weiblichen Körpers anschaut oder darüber spricht. Du wirst dadurch versucht, unpassende Videos oder Filme anzuschauen. Du bist von solchen Dingen umgeben, aber du darfst dich nicht daran beteiligen. Halte deine Gedanken rein, indem du an etwas Gutes denkst4. Der Verstand kann sich nicht gleichzeitig mit zwei Gedanken befassen. Macht euch das zunutze, und vertreibt häßliche Gedanken5. Vor allem:

Fördere nicht schlechte Gedanken, indem du etwas liest oder anschaust, was nicht gut ist. Wenn du deine Gedanken nicht beherrscht, dann versucht der Satan dich so lange, bis du entsprechend handelst.6

Frage: Warum ist das Gesetz der Keuschheit so wichtig? Was ist falsch an Sex vor der Ehe?

Antwort: Die Familie ist grundlegend für den großen Plan des Glücklichseins, und sie ist zentraler Bestandteil der Lehren des Erretters. Eine Familie nimmt ihren Anfang, wenn Mann und Frau sich bei der Heirat heilige Versprechen geben und gesetzmäßig verbunden werden, um Ehemann und Ehefrau, Vater und Mutter zu werden. Das geschieht auf vollkommene Weise durch die Siegelung im Tempel. Mit der Heirat verpflichten sie sich, absolut loyal gegeneinander zu sein und Kinder zu bekommen, um sie zu nähren und zu belehren. Der Vater übernimmt die Aufgabe, für Unterhalt und Schutz zu sorgen, die Mutter wird zum Herz des Zuhauses und übt sanften, liebevollen, fördernden Einfluß aus. Gemeinsam sind sie bestrebt, in sich selbst und in ihren Kindern Grundsätze zu verankern, beispielsweise Beten, Gehorsam, Liebe, gegenseitiges Dienen und das Streben nach Erkenntnis.

Im Rahmen des dauerhaften Ehebündnisses erlaubt der Herr Mann und Frau, die heiligen Kräfte der Fortpflanzung in all ihrer Lieblichkeit und Schönheit anzuwenden, und zwar innerhalb der Grenzen, die er gesetzt hat7. Ein Zweck dieses intimen, heiligen und vertraulichen Erlebens besteht darin, Körper für die Geister zu schaffen, die der himmlische Vater in die Sterblichkeit schicken möchte. Ein weiterer Grund für diese starken und schönen Gefühle der Liebe ist, Mann und Frau in Treue, Loyalität, gegenseitiger Rücksichtnahme und einer gemeinsamen Absicht zu verbinden.

Diese intimen Handlungen hat der Herr jedoch außerhalb des dauerhaften Ehebündnisses verboten, weil sie sonst seine Absichten untergraben würden8. Innerhalb des heiligen Bündnisses der Ehe gehören solche Beziehungen zu seinem Plan. Kommen sie auf irgendeine andere Art und Weise zustande, widerspricht das seinem Willen. Sie verursachen schweren Schaden geistiger und emotionaler Art. Obwohl die Betreffenden im Moment nicht bemerken, daß Schaden entsteht, so werden sie es später bemerken. Sexuelle Unmoral schafft eine Barriere gegen den Heiligen Geist und seine Fähigkeit, emporzuheben, zu erleuchten und Kraft zu spenden. Sie verursacht starke körperliche und emotionale Erregung. Mit der Zeit weckt sie einen unstillbaren Hunger, der den Übertreter in immer schwerwiegendere Sünden treibt. Sie verursacht Selbstsucht und kann zu aggressiven Handlungen führen, wie beispielsweise Brutalität, Abtreibung, sexuellem Mißbrauch und Gewaltverbrechen. Solche Stimulation kann zu homosexuellen Handlungen führen, und so etwas ist schlecht und absolut falsch.9

Sexuelle Übertretung würde das Priestertum verunreinigen, das du jetzt trägst, dir deine geistige Kraft entziehen, deinen Glauben an Jesus Christus untergraben und deine Fähigkeit, ihm zu dienen, zerstören. Konsequenter, bereitwilliger Gehorsam stärkt dein Selbstvertrauen und deine Fähigkeiten. Er bildet in dir einen Charakter, mit dessen Hilfe du dich schwierigen Situationen stellen und sie bewältigen kannst. Er macht dich fähig, vom Herrn Inspiration und Kraft zu empfangen.10

Frage: Uns wird immer gesagt, wir sollen uns nicht sexuell betätigen, aber niemand nennt uns die Grenzen. Wo sind sie?

Antwort: Jede sexuelle Intimität außerhalb des Ehebündnisses - und damit meine ich jeden vorsätzlichen Kontakt mit den heiligen, intimen Bereichen eines anderen Körpers, und zwar mit oder ohne Kleidung - ist Sünde und von Gott verboten. Es ist ebenfalls eine Übertretung, diese Emotionen vorsätzlich am eigenen Körper hervorzurufen11. Der Satan versucht den Menschen einzureden, daß es Toleranzschwellen des körperlichen Kontakts gebe, so daß die Beteiligten die dadurch hervorgerufene starken Erregungen und Gefühle haben wollen; er behauptet, daß kein Schaden angerichtet wird, wenn man dies in Grenzen hält. Als ein Zeuge für Jesus Christus erkläre ich: Das ist absolut falsch! Der Satan versucht besonders diejenigen, die ein reines Leben führen, zu Experimenten mit Zeitschriften, Videos oder Filmen, in denen eindeutige Darstellungen des weiblichen Körpers gezeigt werden. Er will einen Hunger wecken, der zu Experimenten führt, die schnell in Intimitäten und Verunreinigung enden. Dadurch werden Gewohnheiten geschaffen, die schwer zu brechen sind. Das Ergebnis sind geistige und seelische Narben.

Wenn du reif genug bist, ernsthafte Heiratspläne zu schmieden, dann halte den Ausdruck deiner Gefühle auf einer Ebene, auf der du dich auch in der Gegenwart deiner Eltern wohlfühlen würdest12. Um dir zu helfen, diese heiligen Gebote zu halten, geh mit dem Herrn das Bündnis ein, daß du sie befolgst. Lege fest, was du tun und was du nicht tun willst. Wenn dann die Versuchung kommt, ändere deine Grundsätze nicht. Gib sie auch dann nicht auf, wenn die Umstände eine Ausnahme zu rechtfertigen scheinen. Der Satan will dich nämlich treffen, indem er es so scheinen läßt, daß die Gesetze Gottes manchmal nicht gelten. Es gibt aber keine Ausnahmen.

Frage: Wie weit darf man mit einer Freundin vor der Ehe gehen?

Antwort: Vor der Ehe kann es keinen sexuellen Kontakt mit der Freundin, der Verlobten oder sonst jemand geben. Punkt13. Das ist zwar ein Gebot, aber auch ein Grundsatz für dein Glücklichsein. Darum rät die Kirche euch, in Gruppen zusammenzusein, und nicht zu zweit auszugehen, wenn ihr noch jung seid. Wenn du das Alter und die Reife besitzt, ernsthaft über die Ehe nachzudenken, dann vergiß nicht, daß wahre Liebe den anderen erhebt, schützt, respektiert und bereichert. Sie bewegt dich dazu, für das Mädchen, das du liebst, Opfer zu bringen. Der Satan redet einer falschen Liebe das Wort, die in Wirklichkeit Lust ist. Ihre Triebfeder ist der Wunsch, persönliche Gelüste zu befriedigen. Schütze diejenige, die du liebst, indem du deine Gefühle in den Grenzen hältst, die der Herr gesetzt hat. Du weißt, wie man rein bleibt. Wir vertrauen darauf, daß du es bleibst.

Frage: Wie stellt man es an, umzukehren, wenn eine sexuelle Sünde begangen wurde? Wegen welcher Sünden muß man mit dem Bischof sprechen?

Antwort: Alle die sexuellen Übertretungen, die wir besprochen haben, erfordern ernsthafte Umkehr unter Beteiligung des Bischofs. Wenn du etwas davon getan hast, kehre jetzt um. Es ist nicht richtig, die Gebote des Herrn zu übertreten. Es ist aber noch schlimmer, nichts dagegen zu unternehmen. Die Sünde ist wie Krebs. Sie heilt nicht von allein. Sie wird immer schlimmer, sofern sie nicht durch Umkehr kuriert wird. Deine Eltern können dir helfen, Kraft zu finden. Unter der Führung des Bischofs kannst du dann durch Umkehr sauber und rein werden. Es mag so scheinen, daß er beschäftigt ist und keine Zeit hat. Sag ihm, daß du Schwierigkeiten hast und Hilfe brauchst. Er hört dir zu.

Ein Jugendlicher in ernsten Schwierigkeiten hat einmal gesagt: „Ich habe etwas getan, wovon ich wußte, daß es falsch war. Man hat mich das gelehrt, solange ich denken kann. Ich weiß, Umkehr ist ein großartiges Geschenk, und ohne sie wären wir verloren. Ich bin zwar noch nicht bereit, von meinen Sünden umzukehren, aber ich weiß, wenn ich so weit bin, kann ich umkehren.” Wie tragisch! Die Vorstellung, jetzt vorsätzlich eine schwere Sünde zu begehen und später umzukehren ist gefährlich falsch. Tu das nie!14 Viele begeben sich auf die Reise in vorsätzliche Übertretung und können nicht mehr zurückkommen. Geplante Sünden ziehen schwerere Strafe nach sich und sind schwerer zu überwinden. Wenn du gesündigt hast, kehre jetzt um - solange du noch kannst.

Ich bete darum, daß du während unseres Gesprächs den Wunsch hattest, dich zu verbessern15. Du trägst das Priestertum Gottes. Das ist eine heilige Verpflichtung16, aber auch ein einzigartiger Vorzug17. Du wirst Stärke finden in deinem Entschluß, rechtschaffen zu leben, wenn du die Schriften besonders das Buch Mormon - studierst. Hör auf deine Eltern, auf deine Führer und auf den Propheten, den wir heute bestätigt haben. Glaube an den Erretter. Er wird dir helfen.18 Bedenke, er hat gesagt: „Ich, der Herr, bin verpflichtet, wenn ihr tut, was ich sage; tut ihr aber nicht, was ich sage, so habt ihr keine Verheißung.”19

Bleib sittlich rein. Der Herr macht das möglich, wenn du deinen Teil mit aller Kraft tust20. Jesus Christus lebt, und er liebt dich. Er hilft dir, wenn du deinen Teil tust. Im Namen Jesu Christi. Amen.

  1. Siehe Discourses ofWilford Woodruff, zusammengestellt von G. Homer Durham, Bookcraft, Salt Lake City, 1946, Seite 64; siehe auch Millennial Star, 51 (1889), Seite 657

  2. Siehe l Korinther 10:13

  3. Siehe H. Burke Peterson, Ensign, Januar 1974, Seite 27

  4. Siehe Teachings o/Ezra Taft Benson, Bookcraft, Salt Lake City, 1988, Seite 278,445f.

  5. Siehe Boyd K. Packer, Ensign, Januar 1974, Seite 27

  6. Siehe Thomas S. Monson, Ensign, November 1990, Seite 47; siehe auch Robert L. Simpson, Ensign, Januar 1973, Seite 112

  7. Siehe Spencer W. Kimball, Ensign, Mai 1974, Seite 7

  8. Siehe Boyd K. Packer, Ensign, Juli 1972, Seite 111-113

  9. Siehe Spencer W. Kimball, Ensign, November 1980, Seite 97f.

  10. Siehe LuB 43:9,15,16

  11. Siehe Spencer W. Kimball, Ensign, November 1974, Seite 8; November 1977, Seite 6; November 1980, Seite 97

  12. Siehe Teachings of Ezra Taft Benson, Seite 283f.

  13. Siehe The Teachings of Spencer W. Kimball, Hrsg. Edward L. Kimball, Bookcraft, Salt Lake City, 1982, Seite 65,176,177

  14. Teachings of Ezra Taft Benson, Seite 70-72

  15. Siehe LuB 64:33f.

  16. Siehe LuB 84:35-39; siehe auch Spencer W. Kimball, The Miracle of Forgiveness, Bookcraft, Salt Lake City, 1969, Seite 124f.

  17. Siehe The Teachings of Spencer W. Kimball, Seite 494

  18. Siehe Moroni 10:32

  19. LuB 82:10

  20. Siehe 3 Nephi 18:20