1990–1999
Unbezahlbare Grundsätze des Erfolgs
Oktober 1994


Unbezahlbare Grundsätze des Erfolgs

Erfolgreich sein bedeutet, daß man ein Diener Gottes ist, seinen Mitmenschen dient, sich dem Evangelium Jesu Christi wirklich verpflichtet und die Gebote Gottes hält.

Liebe Brüder und Schwestern, ich bin meinem himmlischen Vater dankbar dafür, daß er mich auf diese Welt zu liebevollen Eltern gesandt hat, die mich von klein auf die unbezahlbaren Grundsätze Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit und Treue gelehrt haben und auch, wie man arbeitet.

Ich wurde in eine arme Familie geboren, und schon früh mußte ich arbeiten. Das war ein großer Segen für mich. Mit zwölf Jahren mußte ich zur Abendschule gehen, weil ich zehn Stunden am Tag arbeitete. Sehr oft bin ich auf dem Weg zur Schule im Bus oder im Zug eingeschlafen. Manchmal schlief ich sogar im Unterricht ein. Wenn ich aber spät in der Nacht nach Hause kam, fand ich dort immer meine lieben Eltern vor, die auf mich gewartet hatten.

Damals wünschte ich mir im Leben nur eins: Ich wollte ein erfolgreicher Mann werden, und das bedeutete für mich viel materieller Besitz, Bequemlichkeit und ein leichtes Leben. Mit diesem Ziel vor Augen arbeitete und lernte ich.

Nachdem ich getauft worden war, verstand ich, was Erfolg wirklich ist: Erfolgreich sein bedeutet, daß man ein Diener Gottes ist, seinen Mitmenschen dient, sich dem Evangelium Jesu Christi wirklich verpflichtet und die Gebote Gottes hält.

Als ich über die Brasilien-Mission Manaus präsidierte, sah ich einige großartige Beispiele für wahren Erfolg; es sind Geschichten von Menschen, die sich wirklich dem Evangelium und ihren Bündnissen mit Gott geweiht haben.

Ich traf einen Mann, der in einer kleinen Stadt mitten im Amazonasgebiet unter einfachen Umständen wohnte. Nachdem er und seine Familie getauft waren, konnte er kaum das Ende des ersten Jahres seiner Mitgliedschaft erwarten, denn dann konnte er mit Frau und Kindern in den Tempel gehen. Der Sao-Paulo-Tempel ist weit weg vom Amazonas. Meist dauert es bis zum Tempel dreieinhalb Tage mit dem Boot und dreieinhalb Tage mit dem Bus - also etwa eine Woche Fahrtzeit. Die Kosten für Fahrt, Verpflegung, Unterkunft usw. betrugen damals ungefähr 250 Dollar pro Person. Der Mann war von Beruf Tischler. Wie sollte er genug Geld für sich, seine Frau und die Kinder sparen? Obwohl er viele Monate schwer arbeitete, blieb ihm nur sehr wenig Geld übrig.

Als es Zeit wurde, zum Tempel zu fahren, verkaufte er alle Möbel und sein ganzes Werkzeug, sogar die elektrische Säge und sein einziges Transportmittel, ein Motorrad - alles, was er besaß, und fuhr mit Frau und Kindern zum Tempel. Sie brauchten acht Tage nach Sao Paulo. Sie verbrachten vier herrliche Tage im Tempel und verrichteten das Werk des Herrn, und dann mußte die Familie nochmal sieben Tage bis nach Hause fahren. Aber sie fuhren glücklich zurück, denn sie meinten, all ihre Schwierigkeiten und Mühen seien nichts im Vergleich zu dem großen Glück und den Segnungen, die sie im Haus des Herrn erlebt hatten.

Auf Mission traf ich Missionare - junge Männer und Frauen -, die für mich Beispiele echten Erfolgs waren. Sie waren so glaubenstreu und vom Evangelium so begeistert, daß sie nie einen Gedanken an die glühenden Temperaturen und die extreme Feuchtigkeit im Amazonasgebiet verschwendeten. Sie waren wirklich engelsgleiche Boten, die den Menschen im Norden Brasiliens die Evangeliumsbotschaft brachten.

Ich erinnere mich an einen glaubenstreuen Mann, ein Mitglied der Kirche, der immer guter Laune war und lächelte. Eines Tages jedoch sah ich, daß er weinte. Er erzählte mir, warum er traurig war. Jetzt, mit siebzig Jahren, sah er sich als Versager an, weil er es nie geschafft hatte, seiner Familie die Annehmlichkeiten zu bieten, die sie seiner Meinung nach verdiente.

Ich fragte: „Wie viele Kinder haben Sie?” Er antwortete: „Vier.” Ich fragte weiter: „Wie viele davon gehören der Kirche an?” Er antwortete: „Vier.” Ich fuhr fort: „Wie viele sind glaubenstreue Mitglieder?” „Vier”, sagte er. „Wie viele sind an Sie gesiegelt worden?” „Vier.” „Wie viele haben im Tempel geheiratet?” Wieder war die Antwort: „Vier.” Vom Geist bewegt sagte ich ihm da, daß das, was er im Leben erreicht hatte, einer der größten Erfolge sei, von denen ich je gehört hatte.

Aus der Schrift habe ich viel über Erfolg gelernt. Es ist schön, von der Reise Lehis und seiner Familie ins Land der Verheißung zu lesen. Zwei von Lehis älteren Söhnen, Nephi und Sam, steuerten durch ihre Treue zum Herrn einen Kurs, der sie zu wahrem Erfolg führte. Für sie bedeutete Erfolg, daß man die Gebote des Herrn treu befolgt. Durch ihr Beispiel sind bis zum heutigen Tag Millionen von Menschen gesegnet worden, und durch ihren Gehorsam sind viele Menschen dem Pfad der Wahrheit und Rechtschaffenheit gefolgt und sind bestrebt, würdig zu sein, so daß sie den Geist des Herrn bei sich haben können.

Ich denke oft an den reichen jungen Mann, der zum Meister kam und ihn fragte, was er tun müsse, um ewiges Leben zu erlangen. Als er hörte, daß er für das ewige Leben seine Reichtümer aufgeben und dem Herrn folgen müsse, wandte er sich ab und ging traurig davon, denn er war nicht bereit, auf seinen großen Besitz zu verzichten.

Ich bin dem Herrn dankbar, daß er mir das Herz berührt und mir geholfen hat, das Bessere zu wählen, nämlich das, was mir nicht genommen werden kann, solange ich mir Mühe gebe, würdig zu sein. Als würdiges Mitglied der Kirche Gott treu zu sein, von ihm zu lernen und zu erkennen, wie man ihm wirklich nachfolgt und ihn verehrt - das ist mehr wert als Gold, Silber und Diamanten.

Die Generalautoritäten - und auch für sie bin ich sehr dankbar - sind in meinen Augen wahre Helden. Ich gehörte gerade erst eine Woche der Kirche an, als ich zum ersten Mal einer Generalautorität begegnete, nämlich Eider Royden G. Derrick von den Siebzigern. Ich werde nie vergessen, wie er uns Mitglieder der Kirche aufforderte, in jedem Aspekt unserer Lebensführung vorbildlich zu sein.

Nie werde ich vergessen, was unser geliebter Präsident Spencer W. Kimball uns geraten hat; dabei ging es nicht nur um geistige Belange, sondern auch darum, wie wir dieses Leben in den Griff bekommen. Ich habe seinen Rat befolgt, und ich bin glücklich und dankbar für den Schutz, der davon kommt, daß ich die Worte der Propheten und der Apostel, meiner Brüder im Kollegium und meiner örtlichen Führer befolge.

Nur wenn wir die Gebote des Herrn halten und seinen Willen tun, können wir uns völlig sicher fühlen. Ich weiß, daß Gott lebt. Jesus ist der Messias, unser Erretter und Erlöser. Joseph Smith war ein Prophet Gottes. Ich weiß, daß wir auch heute von einem Propheten geführt werden. Ich bezeuge Ihnen, daß Präsident Howard W. Hunter ein Prophet Gottes ist. Jedesmal, wenn ich seinen Rat höre und befolge, wird mein Zeugnis erneuert. Durch das Evangelium bin ich sehr gesegnet worden. Dafür bin ich sehr dankbar. Im Namen Jesu Christi. Amen.