1990–1999
Dankbarkeit
April 1997


Dankbarkeit

Ich bekunde meine Dankbarkeit und Liebe für Jesus Christus und sein Sühnopfer für seine Bereitschaft, das Himmelreich als Gott zu verlassen und als einfaches Kind zur Welt zu kommen.

Meine lieben Brüder und Schwestern, ich möchte heute Nachmittag über meine Dankbarkeit sprechen: erstens für meine liebe Familie, zweitens für den lebenden Propheten und drittens für den Herrn Jesus Christus.

Nephi erklärte, er „stamme von guten Eltern” (siehe l Nephi 1:1). Ich wiederhole seine Worte, denn auch ich stamme von guten Eltern - einem Vater, der ein treuer Heiliger der Letzten Tage war, der sein Priestertum ehrte, und einer liebenden Mutter, die starb, als ich noch ein kleines Kind war, und meinen Vater mit sechs Kindern zurückließ. Mein Vater heiratete eine Witwe mit neun Kindern, so daß ich insgesamt fünf Brüder und neun Schwestern hatte. Ich bin dankbar für meine zweite Mutter, die mich wie ihr eigenes Kind liebte und mir ein Vorbild war. Ich danke dem Vater im Himmel für alle meine Geschwister, die mich lieben und unterstützen und die auch den Herrn und sein Evangelium lieben. Es ist nun schon vierundfünfzig Jahre her, daß sich die Familie Lunt und die Familie Taylor zusammengetan haben. Unsere Eltern sind zwar inzwischen gestorben, aber wir sind einander eng verbunden und lieben einander sehr. Auch von Großeltern, Onkeln und Tanten und meinen übrigen Verwandten habe ich Liebe und Unterstützung erhalten.

Ich bin dankbar für meine liebevolle, treue Frau Sharon und unsere sechs Kinder, zwei Schwiegersöhne und fünf Enkelkinder. Der Psalmist sagte: „Kinder sind eine Gabe des Herrn. … Wohl dem Mann, der mit ihnen den Köcher gefüllt hat!” (Psalm 127:3,5.) Ich bin dankbar für diese Gabe des Herrn und für ihre Liebe und Unterstützung.

Ich bin auch dankbar für den lebenden Propheten, Präsident Gordon B. Hinckley. Letzten November hat er viele Länder in Südamerika besucht, darunter auch Chile. In derselben Woche war Chile Gastgeber eines wichtigen Gipfeltreffens aller lateinamerikanischen Staaten. Präsidenten und Würdenträger aus sechzehn Staaten nahmen daran teil. In den Gebieten rings um ihre Unterkunft und die Konferenzorte waren die Straßen gesperrt. Tag und Nacht heulten Sirenen und blitzten Warnlichter auf, um diesen Männern auf ihrer Fahrt zu und von den Sitzungen den Weg frei zu machen. Inmitten dieses Aufruhrs kam auch Präsident Hinckley an. Er wurde nicht mit Fanfaren willkommen geheißen und erhielt keine besondere Begrüßung, Anerkennung oder Behandlung. Zwei Kleinbusse verließen den Flughafen und fuhren durch die Straßen Santiagos - in einem saß der lebende Prophet des Herrn. Vor dem Hotel standen Polizeibeamte und Wachen, die die Besucher des Gipfeltreffens beschützten, während Präsident Hinckley mit seiner Familie und anderen unbemerkt das Hotel betrat.

Ich mußte an den Stall denken, in dem vor vielen Jahren der Sohn Gottes unbemerkt, abgesehen von ein paar Hirten, die auf den Feldern ihre Herden hüteten, zur Welt gekommen ist. Das Reich Gottes auf der Erde schreitet in aller Stille voran, während andere Ereignisse das öffentliche Interesse auf sich ziehen.

Als Präsident Hinckley am nächsten Tag zu über fünfzigtausend Heiligen sprach und von Christus und seiner Kirche Zeugnis gab, konnte man seine Überzeugung spüren. Er sagte den Anwesenden, sie sollten immer daran denken, daß sie Gordon B. Hinckley hatten sagen hören, daß Gott lebt und Jesus der Messias ist. Er riet den Heiligen, ihr Leben in Ordnung zu bringen, ihre Kinder in den Wegen des Herrn zu unterweisen und eine ewige Familie zu gründen, indem sie sich im Tempel siegeln ließen. Am Ende der Konferenz erhoben sich die zahlreichen Anwesenden und winkten mit Tränen in den Augen und dem Zeugnis im Herzen, daß dies wahrhaftig ein Prophet Gottes auf Erden war, zum Abschied mit einem weißen Taschentuch. Präsident Hinckley nahm ebenfalls sein Taschentuch aus der Tasche und erwiderte liebevoll ihren Abschiedsgruß. Ich weiß, wie die vielen Heiligen in Chile und auf der ganzen Welt auch, daß Präsident Gordon B. Hinckley der lebende Prophet Gottes auf der Erde ist. Ich bin dankbar für ihn und sein Beispiel.

Ich bekunde meine Dankbarkeit und Liebe für Jesus Christus und sein Sühnopfer - für seine Bereitschaft, das Himmelreich als Gott zu verlassen und als einfaches Kind von Maria und Josef in einem Stall auf die Welt zu kommen, weil in der Herberge kein Platz für sie war. Sein Leben war dem Dienst geweiht. Er vergaß sich selbst in der Sache für die übrigen Kinder seines Vaters. Er wollte den Willen des himmlischen Vaters erfüllen, nämlich „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen” (Mose 1:39).

In den letzten Stunden seines irdischen Lebens ging er in den Garten Getsemani und nahm die Sünden aller Menschen auf sich, angefangen bei Adam bis hin zum letzten Menschen, der auf diese Erde geboren wird. Dort hat er „das für alle gelitten, damit sie nicht leiden müssen, sofern sie umkehren” (LuB 19:16). Er beschreibt dieses Erlebnis mit eigenen Worten: „Und dieses Leiden ließ selbst mich, Gott, den Größten von allen, der Schmerzen wegen zittern, aus jeder Pore bluten und an Leib und Geist leiden - und ich wollte den bitteren Kelch nicht trinken müssen, sondern zurückschrecken.” (LuB 19:18.) Ein paar Stunden später wurde er von den Menschen verhört und verurteilt und dann ans Kreuz geschlagen. Der erhabene Jahwe, der Schöpfer dieser Welt und weiterer Welten ohne Zahl, unterwarf sich demütig den Wünschen schlechter Menschen und vollbrachte so den Willen des Vaters.

Der auferstandene Erretter lehrte die Menschen auf dem amerikanischen Kontinent: „Wer umkehrt und sich in meinem Namen taufen läßt, der wird gesättigt werden; und wenn er bis ans Ende ausharrt, siehe, dann will ich ihn vor meinem Vater als schuldlos erachten an dem Tag, da ich vortrete, um die Welt zu richten.” (3 Nephi 27:16.) Präsident Boyd K. Packer hat über die Umkehr gesagt: „In dem allumfassenden Kampf um die Menschenseelen nimmt der Widersacher eine ungeheure Anzahl von Gefangenen. Viele, die nicht wissen, wie sie entfliehen können, werden in seinen Dienst gezwungen. Jede Seele, die in einem Konzentrationslager von Sünde und Schuld gefangen ist, hat einen Schlüssel für das Tor. Dieser Schlüssel heißt Umkehr. Der Widersacher kann sie nicht festhalten, wenn sie wissen, wie man diesen Schlüssel verwendet. Die beiden zusammengehörenden Grundsätze Umkehr und Vergebung sind weitaus stärker als die furchteinflößende Macht des Versuchers.” (The Things of the Soul, 1996,114.)

Der Herr sagt in Jesaja: „Wären eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee. Wären sie rot wie Purpur, sie sollen weiß werden wie Wolle.” (Jesaja 1:18.) In unserer Zeit hat der Herr gesagt: „Siehe, wer von seinen Sünden umgekehrt ist, dem wird vergeben, und ich, der Herr, behalte sie nicht mehr im Gedächtnis. Ob jemand von seinen Sünden umkehrt, könnt ihr daran erkennen: Siehe, er bekennt sie und läßt davon.” (LuB 58:42,43.)

Jesus Christus ist der Richter aller: „Der Hüter des Tores ist der Heilige Israels; und er hat dort keinen Knecht; und es gibt keinen anderen Weg als durch das Tor.” (2 Nephi 9:41.) Ich denke, daß er enttäuscht sein wird, wenn wir nicht würdig sind, mit ihm und seinem Vater zu leben. Brüder und Schwestern, mögen wir ’wissen, wie man den Schlüssel, der Umkehr genannt wird, verwendet, damit wir, wenn wir einmal vor dem Erretter stehen, ihn hören können, „der der Fürsprecher beim Vater ist, der sich vor ihm für [unsere] Sache einsetzt, nämlich: Vater, sieh die Leiden und den Tod dessen, der nicht gesündigt hat und an dem du Wohlgefallen gehabt hast; sieh das Blut deines Sohnes, das vergossen wurde, das Blut dessen, den du hingegeben hast, damit du selbst verherrlicht werdest; darum, Vater, verschone diese meine Brüder, die an meinen Namen glauben, auf daß sie zu mir kämen und immerwährendes Leben hätten” (LuB 45:3-5).

Mein Wunsch ist es, würdig zu sein, immerwährendes Leben mit Jesus Christus und unserem Vater zu erlangen, und ich bete darum, daß wir alle denselben Wunsch haben mögen und danach streben, es zu erlangen.

Ich bezeuge, daß Jesus Christus der einziggezeugte Sohn Gottes ist, unser Herr und Erretter. In dieser besonderen Zeit, in der wir an seine Auferstehung denken, bringe ich meine tiefe Dankbarkeit für ihn und sein Sühnopfer zum Ausdruck. Das tue ich in seinem Namen, im Namen Jesu Christi. Amen.