1990–1999
„Das Herz und einen willigen Sinn“
April 1998


„Das Herz und einen willigen Sinn“

Ihr könnt so viel Gutes tun, daß es euch verblüffen wird, wenn ihr seht, wie ihr euch ändert und wie andere sich ändern.

Ich grüße das Priestertum der Kirche hier auf der Erde. Es ist mir eine Ehre, heute abend bei Ihnen zu sein. Die Bruderschaft, die hier und überall auf der Welt zu spüren ist, ist etwas Wunderbares. Vor ein paar Monaten war ich im Foyer des Verwaltungsgebäudes der Kirche und wartete auf den Aufzug, als drei Männer hereinkamen und die Dame am Empfang fragten: „Sind hier die Brüder zu finden?“ Die Empfangsdame lächelte, und ich dachte: „Ist das nicht eine wundervolle Begrüßung?“

Wohin ich auch gehe: wir sind Brüder, und das sofort. Das ist ein beruhigender Gedanke. Nach jedem Auftrag kehre ich nach Hause zurück und danke Gott für diese Bruderschaft und die Liebe und die guten Werke, die ich sehe. Sie sind unglaublich, meine Freunde.

Männer des Priestertums, mir ist eine Geschichte von einer Lehrerin erzählt worden, die ihre Schüler nach den Sommerferien fragte, was ihr Vater ihnen in den Ferien im Hinblick auf Selbständigkeit beigebracht hatte. Nachdem einige Schüler berichtet hatten, fragte sie Johnny, was sein Vater getan hatte. Johnny antwortete: „Mein Papa hat mir das Schwimmen beigebracht. Er brachte mich bis zur Mitte des Utah-Sees, warf mich über Bord und sagte mir, ich solle zum Ufer zurückschwimmen.“ „Oha“, sagte die Lehrerin, „das erforderte aber viel Mut!“ Johnny erwiderte: „Es war gar nicht so schlimm, nachdem ich mich aus dem Jutesack befreit hatte!“ Nun, meine jungen Freunde, das Leben wird eine Herausforderung sein, aber unser Vater im Himmel hat uns die nötigen Mittel gegeben, um es sicher zu bestehen. Ich möchte ein paar Minuten darüber sprechen.

Der Herr möchte, daß ihr auf eurer irdischen Reise das schönste Erlebnis überhaupt habt. Es kann eine herrliche Reise sein, die von buchstäblich Tausenden von außerordentlichen Erfahrungen und geistigen Bestätigungen erfüllt ist, wenn ihr bei den vielen Entscheidungen, die ihr unterwegs treffen müßt, euren Weg findet. Die Straße, die der Vater im Himmel vorgegeben hat, ist deutlich markiert, aber die Wege der Welt können euch täuschen. Doch vergeßt nicht: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft“ (1 Petrus 2:9). Ihr seid die Werkzeuge, durch die Wahrheit und Rechtschaffenheit und ewiges Leben der ganzen Welt bekannt gemacht werden. Wir alle haben Teil daran. Wie der Herr dem Propheten Joseph Smith 1831 sagte, brauchen wir „das Herz und einen willigen Sinn“ (LuB 64:34).

Ihr jungen Männer, das Leben ist ewig. Der Herr Jesus Christus und seine Diener geben der Welt Hoffnung und das Zeugnis, daß die Reise, auf die wir uns begeben, von der Gegenwart des Vaters zur Erde führt und von dort wieder nach Hause zu unserem Vater im Himmel, damit wir dort ewig leben. Wir alle bringen der Welt diese gute Nachricht. Es ist eine überirdische Botschaft, die von immerwährendem Leben und immerwährenden Beziehungen, ja selbst von ewiger Ehe und ewiger Familie handelt. Nichts kann ihre Bedeutung, ihren Wert und ihre Verheißung übertreffen.

Betrachtet beispielsweise einmal meinen Freund Bob und seine aufmerksame Sorge um einen ältesten, der rauchte. Fast jeden Morgen besuchte er dieses Mitglied seines Kollegiums und betete mit ihm, daß er das Rauchen aufgeben konnte, und dann gab er ihm ein Päckchen Bonbons oder Kaugummi, damit er den Tag überstehen konnte. Später sah Bob ihn und seine Frau, die sich über dem Tempelaltar an der Hand faßten, um für alle Ewigkeit gesiegelt zu werden. Was bewirkte die Veränderung und brachte all das zustande? Das Evangelium und „das Herz und ein williger Sinn“.

Ich möchte euch Jugendlichen ein paar Gedanken nennen, die euch helfen, „das Herz und einen willigen Sinn“ hervorzubringen? Erstens. Wir bezeugen der Welt, daß es einen Gott gibt und er seinen geliebten Sohn gesandt hat, um die Bedeutung dieser Reise zur Erde und wieder zurück aufzuzeigen. Er hat den Plan festgelegt, wie diese Reise erfolgreich wird. Wir müssen nur „mit ganzem Herzen … auf den Herrn [vertraun], [und] nicht auf eigene Klugheit [bauen]“ (Sprichwörter 3:5). Menschliche Philosophien wird es immer geben, aber sie bringen keine Verheißung des ewigen Lebens mit sich, nicht einmal Frieden auf dieser Erde. Setzt euer ganzes Vertrauen in den Herrn. Seine heiligen Schriften und seine Propheten geben von ihm Zeugnis und zeigen den Weg.

Zweitens. Gott hat durch seinen Sohn Jesus Christus Grenzen festgelegt. Das sind die Gebote, die er uns gibt, damit wir auf unserer Reise sicher sind. Wenn wir diesen Geboten gehorchen, machen wir eine Veränderung durch, die die Art und Weise, wie wir denken, wie wir fühlen, wie wir uns kleiden, wie wir leben, auch was wir essen und trinken und die Art und Weise, wie wir anderen dienen, ändert. Wie Alma der Jüngere sagte: Sie werden „neue Geschöpfe“ (Mosia 27:26). Diese Grenzen schützen uns. Sie sind für eine sichere Reise wesentlich.

Als ich fünf Jahre alt war, half mir meine Mutter zu begreifen, was Grenzen sind, als sie mir fast jeden Tag sagte „Jimmy, geh nicht in die Nähe des Treibsands“, der sich nur ein paar hundert Fuß von unserem Haus entfernt befand. Nun ratet einmal, was Jimmy und seine jungen Freunde taten! Wir gingen hinüber. Als wir einmal näher auf den Treibsand zugingen, ging einer meiner Freunde hinüber zu dem eher nassen, dunkler aussehenden Sand. Er sah fast aus wie der übrige Sand. Zunächst konnte er die Füße nicht mehr bewegen, und wir lachten alle. Dann sanken sie ein wenig tiefer in den Treibsand, und er geriet in Panik. Er kam nicht mehr aus dem Treibsand heraus und fing an zu schreien. Wir anderen rannten so schnell wir konnten zum Haus eines Cowboys und schrien aus Leibeskräften. Er ergriff sofort ein Seil und rannte mit uns zu dem Jungen zurück, der bereits bis zur Hüfte im Treibsand steckte. Schnell warf er das Lasso um den Jungen, und wir hielten das Seil fest, während er einen Baumstamm über den Sand legte und hinaufkletterte, um den Jungen aus dem Treibsand zu ziehen.

Manchmal machen wir die Erfahrung, daß wir oft in eine Art Treibsand geraten, wenn wir die Grenzen des Herrn überschreiten. Die Wege der Welt sind oft wie Treibsand, und sie können so zerstörerisch sein. Sie versuchen uns von den Grenzen des Herrn ­ von seinen Geboten ­ abzubringen. Diese Wege der Welt (wie Drogen, Alkohol, Rauchen, Zusammenleben ohne Trauschein, bestimmte Musik usw. usw.)

  • sind sehr verführerisch

  • scheinen ganz normal zu sein

  • scheinen von allen akzeptiert zu werden und

  • werden im Fernsehen, im Kino, im Internet, in Videos usw. angepriesen.

Dies alles läßt uns die Grenzen überschreiten, die der Herr gesetzt hat. Wenn man ihnen folgt, führt dies zu Hoffnungslosigkeit, gesundheitlichen, finanziellen und anderen Schwierigkeiten.

Die Grenzen des Herrn sind in der Publikation Für eine starke Jugend klar umrissen und für jeden, der sich daran hält, ein großer Segen. Wir gehen als Missionare und als Mitglieder hinaus, um den Menschen zu helfen, die Gebote des Herrn zu finden und zu achten. Wenn wir das mit „dem Herzen und einem willigen Sinn“ tun, oder, mit anderen Worten, eifrig, gern und begeistert, so wie Präsident Hinckley in alle Welt hinausgeht, wird es uns ändern, wir werden empfänglicher und sind dankbar für jede Möglichkeit, die wir nutzen.

Drittens, und das sage ich zu alt und jung gleichermaßen, habt das Ziel von Anfang an immer vor Augen. Wo wollt ihr mit neunzehn Jahren oder im Rentenalter sein? Auf Mission? Trefft diese Entscheidung heute Abend. Ich verheiße euch, daß es euer Leben und auch das Leben anderer ändern wird, wenn Gott euch auf eurer Mission führt. Er verlangt nichts als „das Herz und einen willigen Sinn“. Ihr könnt so viel Gutes tun, daß es euch verblüffen wird, wenn ihr seht, wie ihr euch ändert und wie andere sich ändern.

In einer Zeugnisversammlung in Bari in Italien war ich sehr überrascht, als ein junger Mann aufstand und sagte: „Wenn es Elder Paramore nicht gegeben hätte, wäre ich heute nicht hier.“ Dann erzählte er, wie seine Mutter und seine Großeltern dreißig Jahre zuvor von Elder Ben Walton und Elder James Paramore in Paris gefunden worden waren. Nach vielen Versammlungen wurde die Familie getauft. Nun war dieser Sohn auf Mission. Später erfuhr ich, daß im Laufe der Jahre über 170 Menschen von dieser Familie getauft wurden und daß viele Mitglieder dieser Familie eine Mission erfüllt hatten. Ich durfte auf Mission gehen, und diese zweieinhalb Jahre waren für mein Zeugnis entscheidend, und ich kann Gott nicht genug dafür danken.

Ich bezeuge, daß Gott lebt. Sein Sohn ist der Erlöser, und dieses Evangelium ist für die Menschen in aller Welt ein Segen. Mögen wir alle

  • auf Gott und auf seinen Sohn vertrauen,

  • auf Gott und auf seinen Sohn vertrauen, innerhalb der Grenzen leben, die sie gesetzt haben,

  • und das Ziel von Anfang an immer vor Augen haben, und zwar mit „dem Herzen und einem willigen Sinn“.

Denkt daran, daß der Herr gesagt hat: „Denn nur die, die mich ehren, werde ich ehren.“ (1 Samuel 2:30.) Möge dies unsere Reise sein. Im Namen Jesu Christi, amen.