1990–1999
Die Macht der Rechtschaffenheit
Oktober 1998


Die Macht der Rechtschaffenheit

Die Entscheidung für das, was der Herr als richtig bezeichnet hat, führt auf lange Sicht immer zu den besten Ergebnissen.

Ich spreche vor allem zu den Jugendlichen, allerdings hoffe ich, daß alle von meinen Worten profitieren. Manche Jugendliche sehen die Zukunft pessimistisch. Sie rechtfertigen diese irrige Haltung mit dem, was sie in ihrer Umgebung sehen und was in der Welt geschieht. Sie sehen ihre Zukunft von immer schlimmeren Entwicklungen bedroht ­ die Scheidungsrate, eskalierende Kriminalität, Drogen, Terroranschläge und andere Greuel, die das Leben lähmen oder zerstören. Ihr erlebt immer wieder, wie die furchtbaren Folgen falscher Entscheidungen eines einzelnen ihm selbst schaden und oft auch andere in Mitleidenschaft ziehen. Diese Ereignisse werden üblicherweise als Fehler, mangelndes Urteilsvermögen oder menschliche Schwäche bezeichnet. Es sind dabei immer reichlich Ausreden im Spiel. Ehrlich betrachtet, sind sie aber nichts weiter als Verletzungen der Gebote Gottes, die die tragischen Konsequenzen mit sich bringen, die gemäß seiner Warnung auf schwerwiegende Übertretung folgen.

Ich selbst blicke begeistert in die Zukunft. Das könnt ihr auch. Ihr lebt in der aufregendsten Zeit der Geschichte. Für diesen Optimismus lassen sich viele Gründe anführen. Aber eure größte Quelle der Hoffnung und Zuversicht ist, daß ihr die Fülle der Lehren des Meisters habt. Sie zeigen euch, wie man ein gutes Leben führt. Die Wiederherstellung seines Priestertums und seiner Kirche hat uns Verordnungen und Bündnisse gebracht, durch die wir, wenn wir rechtschaffen danach leben, wahres Glück finden und Bedeutsames vollbringen können.

DAS LEBEN IST SCHÖN

Das Leben ist schön, wenn ihr euch bemüht, das Schöne daran zu sehen. In manchen der ärmsten Teile der Welt habe ich die herrlichsten Sonnenaufgänge gesehen und Vögel den neuen Tag freudig begrüßen hören. Ich habe Schönheit gesehen ­ in einem kleinen Blumentopf neben einer bescheidenen Hütte oder in dem schüchternen, strahlenden Lächeln eines Kindes, das beim Spielen eifrig damit beschäftigt ist, die Welt um sich herum zu entdecken.

Es kann deprimierend sein, wenn man sein ganzes Interesse auf die Medien konzentriert, die so ausführlich über die besorgniserregendsten Ereignisse in der Welt berichten. Wenn ihr achtgebt, könnt ihr in der Welt, die der Vater im Himmel euch geschenkt hat, vieles finden, wofür ihr auf ehrfürchtige Weise dankbar sein könnt. Beginnt damit, daß ihr euch vor Augen führt, daß ihr ein Sohn bzw. eine Tochter Gottes mit gottgegebenen Möglichkeiten seid. Er hilft euch, ein freudiges und erfülltes Leben zu führen.

ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN

Um eure Lebensziele zu erreichen, müßt ihr die richtigen Entscheidungen treffen. Überlegt euch deshalb gut, wie ihr Entscheidungen trefft. Es gibt zwei Muster dafür, wie man Entscheidungen trifft: das erste nenne ich Entscheidungen, die auf den Umständen beruhen, das zweite nenne ich Entscheidungen, die auf ewiger Wahrheit beruhen. Wir wollen beide Muster betrachten.

Das erste Muster, nämlich Entscheidungen, die auf den Umständen beruhen, folgt dem Prinzip, daß man seine Entscheidungen vom Resultat abhängig macht und nicht von dem, wasrichtig oder falsch ist. Solche Entscheidungen beruhen nicht auf festen Grundsätzen. Jede Entscheidung wird danach getroffen, obsie das jeweils erwünschte Ergebnis nach sich zieht. Wer diesemWeg folgt, bleibt seiner eigenen Stärke und Fähigkeit und der Unterstützung anderer überlassen, die er dazu bringen kann, zu seinen Gunsten zu handeln. Der Satan wirkt darauf hin, daß Entscheidungen auf diese Weise getroffen werden. Das verschafft ihm die beste Möglichkeit, jemand dazu zu bringen, daß er Entscheidungen trifft, die ihm schaden werden, auch wenn sie zunächst äußerst vorteilhaft erscheinen.

Mit der Zeit wird jemand, der Entscheidungen trifft, die auf den Umständen beruhen, garantiert schwerwiegende Übertretungen begehen. Es gibt keine eiserne Stange der Wahrheit, die einen solchen Menschen auf dem rechten Weg hält. Er ist ständig vielen unmerklichen Versuchungen ausgesetzt, die ihn von den Geboten abbringen. Diese Entscheidungen werden damit gerechtfertigt, daß sie gar nicht so schlimm sind, daß sie mehr Anerkennung finden und man dadurch mehr Freunde gewinnt. Ein schlauer Mensch, der keine Grundsätze kennt, mag zeitweilig beeindruckende Leistungen vollbringen. Aber sie sind wie eine Sandburg. Wenn die Charakterprüfung kommt, stürzt sie ein und reißt oft noch andere mit sich.

Das zweite Muster, nämlich Entscheidungen zu treffen, die auf ewiger Wahrheit beruhen, ist das Muster des Herrn. Es führt euch immer dazu, Entscheidungen zu treffen, die von seinem Plan des Glücklichseins geleitet sind. Bei solchen Entscheidungen geht es darum, das Richtige zu tun und nicht zunächst zu überlegen, wie das gewünschte Resultat aussehen soll. Die Entscheidung für das, was der Herr als richtig bezeichnet hat, führt auf lange Sicht immer zu den besten Ergebnissen. Dieser Weg kann es jedoch erforderlich machen, daß ihr etwas, was ihr euch jetzt sehr wünscht, für einen größeren zukünftigen Nutzen aufgebt.

DIE MACHT DER RECHTSCHAFFENHEIT

Laßt euch immer von der Macht der Rechtschaffenheit leiten. Sie erzeugt Zuversicht. Sie schafft Vertrauen. Sie bringt dauerhafte, würdige Leistungen hervor. Rechtschaffen zu sein bedeutet, daß man eifrig bemüht ist, den Geboten Gottes zu gehorchen. Es bedeutet, in Gedanken und Tat rein zu sein. Es bedeutet, ehrlich und gerecht zu sein. Rechtschaffenheit kommt mehr in Taten als in Worten zum Ausdruck. Ein rechtschaffenes Leben erfordert Disziplin. Disziplin ist die Eigenschaft, die euch die Kraft gibt, das, was ihr euch am meisten wünscht, nicht für etwas aufzugeben, wovon ihr meint, daß ihr es jetzt wollt. Sie ist ein Freund und kein schroffer Aufseher, der euch das Leben schwermacht. Disziplin läßt sich leichter erwerben, wenn sie im Glauben an Jesus Christus und unseren ewigen Vater verwurzelt ist, wenn sie vom Wissen um den Plan des Glücklichseins und die Lehren des Herrn genährt wird.

Euch erlesenen Jungen und jungen Mädchen, die ihr ein rechtschaffenes Leben führt und ständig Entscheidungen trefft, die auf ewiger Wahrheit beruhen und nicht auf dem, was im Augenblick am vorteilhaftesten erscheint, spreche ich mein Lob aus. Indem ihr das Rechte tut, nehmt ihr die Hilfe Gottes in Anspruch, der euch unterstützt, damit ihr als Sieger hervorgeht. Ihr braucht die Zukunft nicht zu fürchten. Für euch wird sie herrlich sein, wenn ihr weiterhin die Gesetze Gottes haltet. Nicht nur ihr selbst werdet durch eure Würdigkeit gesegnet, sondern auch euer Partner beziehungsweise eure Partnerin für die Ewigkeit und eure Kinder, wenn sich euch diese Möglichkeiten auftun. Ihr seid ein aufbauendes Vorbild, das andere in dieser Welt brauchen, in der so viele aufgrund der falschen Entscheidungen, die sie treffen, entmutigt, traurig und enttäuscht sind.

Indem ihr Entscheidungen trefft, die mit ewiger Wahrheit in Einklang stehen, entwickelt ihr einen rechtschaffenen Charakter und immer mehr Kraft, der Versuchung zu widerstehen. Ihr könnt gewiß sein, daß Gott euch dabei hilft, eure würdigen Entscheidungen auszuführen. Ihr qualifiziert euch dafür, vom Geist geführt zu werden. Diese Inspiration hilft euch nicht nur, den richtigen Weg zu wählen, sondern warnt euch bei Bedarf auch vor Versuchungen, die ihr sonst gar nicht erkannt hättet. Die richtigen Entscheidungen, die ihr jetzt trefft, helfen euch außerdem bei der Vorbereitung darauf, im Tempel an einen würdigen Partner beziehungsweise eine würdige Partnerin gesiegelt zu werden, eine eigene ewige Familie zu gründen und Kinder aufzuziehen. Alle, die sich für diese Segnungen würdig machen, werden sie zu der vom Herrn bestimmten Zeit hier oder im Jenseits erhalten. Gerade in diesem Bereich bemüht sich der Satan am meisten, euch zu falschen Entscheidungen zu verleiten. Die Gründung einer Familie ist der wesentliche Grund dafür, daß ihr hier auf der Erde seid. Sorgt dafür, daß ihr auf der Suche nach einem Partner beziehungsweise einer Partnerin für die Ewigkeit nichts tut, was den Geist beleidigt. Der Satan versucht schwächere Menschen davon zu überzeugen, daß wenn zwei Menschen verliebt und sich einig darüber sind, sich auch im sexuellen Bereich näherkommen zu wollen, dies so in Ordnung ist. Das ist es ganz gewiß nicht. Die Grenzen für angemessenes Verhalten hat Gott festgelegt.

Mit den heiligen, intimen Bereichen des Körpers sind intensive Gefühle eng verbunden, die innerhalb des Ehebundes zwischen Mann und Frau in geeigneter Weise, die beiden zusagt, zum Ausdruck kommen sollen. Sie sind ein wichtiger Teil des Vertrauens und der Liebe, die die Ehepartner verbinden und sie auf die Aufgabe vorbereiten, eine Familie zu gründen. Durch sie werden sie mit Kindern gesegnet. Diese Gefühle dürfen nicht außerhalbdes Ehebundes hervorgerufen oder zur persönlichen Befriedigung mißbraucht werden. Berührt bei niemandem diese intimen, heiligen Teile des Körpers, um solche Gefühle hervorzurufen, und laßt es auch nicht zu, daß irgend jemand dies mit euch macht, ob mit oder ohne Kleidung. Ruft diese Gefühle nicht an eurem eigenen Körper hervor. Es ist falsch. Tut es nicht. Ein solches Verhalten untergräbt eure Fähigkeit, bei den überaus wichtigen Entscheidungen, die ihr für eure Zukunft treffen müßt, vom Heiligen Geist inspiriert zu werden. Es führt zu Abhängigkeit und zu schwerwiegenden Übertretungen.

Der Satan weiß, daß diese intensiven Gefühle durch das, was ihr seht, hört oder berührt, geweckt werden können. Wenn diese Gefühle einmal geweckt sind,können sie zu destruktivem Experimentieren und schließlich zu ernsthaften Übertretungen führen. Er benutzt zu diesem Zweck Pornographie auf Videokassetten und Filmen, in Zeitschriften, auf Computerbildern oder in verseuchter Musik. Verschließt eure Augen und Ohren, euren Sinn und euer Herz davor. Wird nichts dagegen unternommen, so entwickeltsich aus anfänglicher Neugier unerbittlich und Schritt für Schrittein tobendes Monster. Dieser Dämon zerstört gute Wünsche, würdige Beziehungen und edle Gedanken und Taten, bis er euch vernichten kann. Laßt die Finger von jeglichem obszönen Material, dann kann es euch nicht gefangennehmen. Wenn ihr euch in diesem verheerenden Netz bereits verfangen habt, dann hört sofort damit auf und bittet jemanden um Hilfe. Bittet den Herrn, euch zu jemandem zu führen, der helfen kann, um euch die Kraft zu geben, diese abhängig machende Gewohnheit zu überwinden.

Ich spreche nun kurz zu denen, die einer schwerwiegenden Versuchung nachgegeben haben. Bitte hört jetzt damit auf. Ihr schafft es mit der Hilfe verständnisvoller Eltern, des Bischofs oder des Pfahlpräsidenten. Schwerwiegende Übertretungen wie Unkeuschheit erfordern die Hilfe von jemandem, der Schlüsselvollmacht trägt, wie etwa der Bischof oder der Pfahlpräsident, damit der Vorgang der Umkehr still vollzogen werden kann und sichergestellt wird, daß er vollständig und in der richtigen Weise vollzogen wird. Macht nicht den Fehler zu glauben, ihr wärt von einer schwerwiegenden Übertretung bereits umgekehrt, nur weil ihr sie bekannt habt. Das ist zwar ein wesentlicher Schritt, genügt aber nicht. Ihr dürft auch nicht meinen, ihr müßtet nicht alle Einzelheiten erzählen, nur weil euch niemand danach gefragt hat. Ihr selbst seid dafür verantwortlich, daß der Bischof oder Pfahlpräsident die Einzelheiten kennt, so daß er euch in der richtigen Weise durch den Vorgang der Umkehr begleiten kann, bis ihr vollständige Vergebung erlangt. Der Erretter hat verheißen:

„Siehe, wer von seinen Sünden umgekehrt ist, dem wird vergeben, und ich, der Herr, behalte sie nicht mehr im Gedächtnis.

Ob jemand von seinen Sünden umkehrt, könnt ihr daran erkennen: Siehe, er bekennt sie und läßt davon.“ (LuB 58:42,43.)

Nun sage ich euch allen: Vielleicht fühlt ihr euch ­ wie ich es auch erlebt habe ­ manchmal einsam und mißverstanden, weil ihr anders seid als die anderen. Seid dankbar, daß euer rechtschaffenes Leben euch so formt, daß ihr dort, wo ihr nicht hingehört, nicht dazugehört. Das ist nur eine vorübergehende Zeit der Prüfung und des Wachstums. Ihr folgt später eine Zeit mit wahren Freunden und größerem Glück.

Die Welt braucht Licht. Seid dieses Licht. Eure Rechtschaffenheit bestätigt anderen, was ein gutes Leben ist, das auf ewiger Wahrheit beruht. Wenn ihr als junger Mann noch kein Missionar wart, dann bereitet euch darauf vor, einerzu werden. Ihr werdet vielen Menschen ein Segen sein und selbst mit großem, andauerndem Lohn gekrönt werden. Befolgt als junges Mädchen den inspirierten Rat, den Präsident Hinckley auf der Generalkonferenz im Oktober 1997 im Hinblick auf Missionarinnen gegeben hat (siehe „Gedanken zum Tempel, dazu, wie wir es erreichen, daß unsere neuen Mitglieder aktiv bleiben, und zum Missionsdienst“, Der Stern, Januar 1998, 50).

Ich gebe Zeugnis, daß der Erretter lebt. Er liebt euch. Er führt euch durch den Heiligen Geist in eine Zukunft, die herrlicher ist, als ihr es euch jemals erträumt, wenn ihr euch standhaft dafür entscheidet, das Richtige zu tun. Ich weiß, daß er das tut. Im Namen Jesu Christi, amen.