2000–2009
Eine Aufforderung mit einer Verheißung
April 2001


Eine Aufforderung mit einer Verheißung

“Es reicht nicht aus, einfach nur Mitglied der Kirche zu sein. Es genügt auch nicht, nur pro forma Mitglied zu sein.”

Für diejenigen, die sich nach geistiger Wahrheit sehnen, wird manches offenkundig. Davon gebe ich Zeugnis. Gott lebt im Himmel. Wir Menschen sind seine Geistkinder. Jesus ist unser Erlöser. Joseph Smith war Gottes Prophet, und Gordon B. Hinckley ist heute sein Prophet. Offenbarungen strömen wie vor alters. Das Reich Gottes, nämlich die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, ist wieder auf der Erde.

Den Satan gibt es wirklich; auch er ist auf der Erde. Er und seine Legionen richten unter den Menschenkindern große Verwüstung an. Er spricht nicht die Wahrheit, empfindet keine Liebe, fördert nichts Gutes und kennt nur Chaos und Zerstörung.

Deshalb erhebe ich heute die “Stimme der Warnung”1. Sie ist eine eindringliche, ernüchternde Erinnerung und Aufforderung an alle guten Männer und Frauen überall. Hören Sie sich die Worte der folgenden Offenbarung an, die am 1. November 1831 empfangen wurde:

“Darum habe ich, der Herr, der das Unheil kennt, das über die Bewohner der Erde kommen wird, meinen Knecht Joseph Smith jun. angerufen und aus dem Himmel zu ihm gesprochen und ihm Gebote gegeben, …

denn ich mache keinen Unterschied zwischen den Menschen und will, dass alle es wissen: der Tag kommt schnell; noch ist die Stunde nicht, aber sie ist nahe, da der Frieden von der Erde genommen werden und der Teufel Gewalt über sein eigenes Herrschaftsgebiet haben wird.”2

Der Herr spricht davon, dass den Bewohnern der Erde Unheil widerfahren wird. Unheil kommt in vielerlei Gestalt. Von Zeit zu Zeit erschüttern uns die Naturgewalten, und wir sind ihren zerstörerischen Kräften ausgesetzt.

Noch viel verheerender sind jedoch die unheilvollen Kräfte des Bösen, die uns ständig umringen. Gemäß der Prophezeiung aus dem Jahr 1831 ist der Frieden inzwischen von der Erde genommen worden, und der Teufel hat Gewalt über sein eigenes Herrschaftsgebiet erlangt. Seine verführerischen Methoden betören die Menschen. Die Versuchung lauert überall. Grobheit und Zank sind zu einem Lebensstil geworden. Was einmal als furchtbar galt, wird heute als harmlos angesehen; was zunächst prickelnder Reiz ist, nimmt schon bald gefangen und zerstört dann.

Dieses Unheil des Bösen wird sich weiter ausbreiten, bis “die ganze Welt … unter der Knechtschaft der Sünde” stöhnt3.

Deshalb diese “Stimme der Warnung”:

  1. Hüten Sie sich vor weltlichen Begierden. Sie erregen die Sinne, versklaven jedoch die Seele. Wer sich im Netz der Sinnlichkeit verfangen hat, stellt fest, dass man sich nur schwer daraus befreien kann.

  2. Hüten Sie sich vor weltlichem Reichtum. Was er uns verspricht, ist verlockend, aber dieses Glück ist eine Illusion. Der Apostel Paulus schrieb: “Die Wurzel aller Übel ist die Habsucht.”4

  3. Hüten Sie sich davor, sich auf weltliche Weise zu sehr mit sich selbst zu beschäftigen. Die Höhen sind nicht echt, die Tiefen lassen Sie verzweifeln. Liebe, Güte, Erfüllung und wahre Selbstachtung finden wir, wenn wir Gott und unseren Mitmenschen dienen, nicht uns selbst.

Inmitten all dieser Gefahren gibt es einen sicheren Hafen. In der Offenbarung, die schon zuvor zitiert wurde, wird uns versichert:

“Und auch der Herr wird Gewalt über seine Heiligen haben und in ihrer Mitte regieren, und er wird zum Gericht herniederfahren auf Idumäa, nämlich die Welt.”5

Ein Heiliger zu sein bringt Sicherheit. Die Mitglieder der Kirche Jesu Christi sind als Heilige der Letzten Tage bekannt. Das ist nicht nur die Bezeichnung des Herrn für diejenigen, die zu seiner Kirche gehören; mit dieser Bezeichnung lädt er uns auch ein, ein besseres Leben zu führen.

Das wurde mir vor einigen Jahren bewusst, als ich als junger Vater einmal Tempelkleidung kaufen musste. Im Laden fiel mir ein Schild auf dem Ladentisch auf, auf dem stand: “Nur für Heilige der Letzten Tage.” Diese Botschaft schockierte mich. In Gedanken fing ich gleich eine Diskussion an. Warum heißt es “Nur für Heilige der Letzten Tage”?, fragte ich mich. Warum steht da nicht: “Für Mitglieder, die ihre Begabung empfangen haben” oder so ähnlich? Warum wirft es die Frage auf, was es bedeutet, ein “Heiliger der Letzten Tage” zu sein?

Heute bin ich nicht mehr ganz so impulsiv. Die streitlustigen Gedanken von damals wurden zu einem wertvollen, prägenden Erlebnis. Ich habe aus dieser Erfahrung nämlich gelernt, dass es nicht ausreicht, einfach nur Mitglied der Kirche zu sein. Und in dieser Zeit des Zynismus und des Unglaubens genügt es auch nicht, nur pro forma Mitglied zu sein. Man muss die Geistigkeit und Wachsamkeit eines Heiligen an den Tag legen.

Heilig sein heißt gut, rein und rechtschaffen sein. Heilige bekennen sich nicht nur zu Tugenden, sondern leben danach. Für Heilige der Letzten Tage ist das Reich Gottes, also die Kirche, keine Nebenbeschäftigung, sondern der Mittelpunkt und der Inhalt ihres Lebens. Das Zuhause ist “ein Stück Himmel”6 und kein Hotel. Die Familie ist nicht nur ein gesellschaftliches oder biologisches Gebilde. Sie ist die ewige Grundeinheit im Reich Gottes, durch die das Evangelium Jesu Christi in Wort und Tat verkündet wird. Daher bemühen sich Heilige der Letzten Tage, im täglichen Leben ein bisschen besser, ein bisschen freundlicher, ein bisschen edler zu werden.

Der Herr legt dar, wie man solchen Fortschritt macht. Er hat gesagt:

“Euch aber muss es zuerst um sein Reich und seine Gerechtigkeit gehen.”7

Wenn sich die Heiligen der Letzten Tage daran halten, dann können sie die tückischen Klippen weltlicher Gesinnung meiden. Diese Lebensweise ermöglicht es den Mitgliedern der Kirche, das Bundesvolk des Herrn zu werden. In unserer Zeit haben wir von Präsident Hinckley die folgende prophetische Anleitung erhalten, wie wir das erreichen können. Ich zitiere:

“Wir sind ein Bundesvolk. Ich habe das Gefühl, dass sich alles andere von allein regeln wird, wenn wir unsere Mitglieder nur dazu ermuntern können, nach drei, vier Bündnissen zu leben… .

Das erste ist das Bündnis des Abendmahls, bei dem wir den Namen des Erretters auf uns nehmen und zustimmen, dass wir seine Gebote halten wollen, wobei wir von ihm die Verheißung erhalten, dass er uns mit seinem Geist segnen wird… .

Zweitens das Bündnis des Zehnten… . Der Herr verheißt, … dass er den Fresser von uns abwehren und die Schleusen des Himmels öffnen und Segen im Übermaß auf uns herabschütten wird… .

Drittens die Bündnisse des Tempels: Das Opfern, die Bereitschaft, für dieses Werk, nämlich das Werk des Herrn, Opfer zu bringen – und in diesem Gesetz des Opferns ist der eigentliche Kern des Sühnopfers enthalten… . Die Weihung, die damit verbunden ist, die Bereitschaft, wenn es sein muss, alles zu geben, um zum Fortschritt dieses großartigen Werkes beizutragen. Und ein Bündnis der Liebe und gegenseitigen Treue im Bund der Ehe, der Redlichkeit, der Keuschheit und der Sittlichkeit.

Wenn unsere Mitglieder nur lernen könnten, nach diesen Bündnissen zu leben, würde sich alles andere von selbst ergeben. Dessen bin ich mir sicher.”8

Weltliche Begierden verlieren ihren Reiz, wenn das heilige Abendmahl in unserem Leben den richtigen Platz einnimmt. Dieses Bündnis ermöglicht es den Glaubenstreuen, sich “von der Welt unbefleckt” zu halten9.

Weltlicher Reichtum verliert seine Gefahr, wenn man das Gesetz des Zehnten gewissenhaft befolgt. Dem Herrn ein Zehntel all dessen zurückzugeben, was er uns gibt, weckt bei dem Gebenden vor allem Liebe zu Gott. Den Gehorsamen führt es zu dem höheren Gesetz, nämlich zu geben, ohne dass es einem geboten wurde. Das Fasten und das Fastopfer werden ebenfalls angenommen, und dadurch wird es möglich, dass die Fesseln des Unrechts gelöst und die Stricke des Jochs entfernt werden, dass denjenigen Segen zuteil wird, denen es nicht so gut geht, und dass Familienbande gefestigt werden10. Das Bündnis des Zehnten bringt den Glaubenstreuen davon ab, Geld und alles, was dazugehört, zu lieben.

Das Opfern, die Weihung und die übrigen heiligen Bündnisse des Tempels halten uns davon ab, uns auf weltliche Weise ständig mit uns selbst zu beschäftigen. So wie der Erlöser der Welt alles gegeben hat, damit wir errettet werden können, so ermöglichen es uns diese Bündnisse, alles zu geben, um die Absichten des himmlischen Vaters für seine Kinder zu verwirklichen.

Fürchten Sie sich also nicht. Was von der Welt als schwach erachtet wird, besiegt sehr mächtige und starke Übel. Rechtschaffene Männer sprechen im Namen Gottes, des Herrn. Der Glaube auf Erden nimmt zu. Die immerwährenden Bündnisse sind im Leben der Heiligen der Letzten Tage wirksam. Die Fülle des Evangeliums Christi wird durch Beispiel und Unterweisung bis an die Enden der Welt verkündet. Und das Bundesvolk des Herrn macht die Erde für sein Zweites Kommen bereit 11.

Darin liegt unsere Pflicht. Ich bete darum, dass der Herr uns dabei helfen möge. Im Namen Jesu Christi. Amen.

  1. LuB 1:4.

  2. LuB 1:17,35.

  3. LuB 84:49.

  4. 1 Timotheus 6:10.

  5. LuB 1:136.

  6. David O. McKay, Conference Report, April 1964, 5.

  7. JSÜ, Matthäus 6:38.

  8. Teachings of Gordon B. Hinckley (1997), 146f.; Hervorhebungen hinzugefügt

  9. LuB 59:9; siehe auch Vers 10,12f.

  10. Siehe Jesaja 58:6–11.

  11. Siehe LuB 1:19–23.