2000–2009
Die Zeit, in der wir leben
Oktober 2001


Die Zeit, in der wir leben

Wer die Worte der Propheten anhört und sie in Demut und schlichtem Glauben annimmt, wird vom Herrn gesegnet.

Ich habe in letzter Zeit darüber nachgedacht, welchen Einfluß es auf mein Leben und auf das Leben anderer hat, wenn wir auf die Stimme des Herrn hören, besonders dann, wenn diese Stimme durch seine Diener und unter dem Einfluß des Heiligen Geistes zu vernehmen ist.

Daß ich heute Nachmittag überhaupt hier bin, ist ein Segen, für den ich meinen Eltern danken muß; vor vielen Jahren, als die Missionare zu ihnen kamen, vernahmen sie zum ersten Mal die Stimme des Herrn durch seine Diener und hörten darauf. Dadurch änderte sich ihr Leben und wurde das Leben ihrer Kinder und Enkel stark beeinflußt.

Ich bin in Uruguay in der Kirche aufgewachsen und habe dieses wunderbare Werk auch in anderen Ländern Südamerikas gesehen. Dabei habe ich genau darauf geachtet, wie es sich auf die Menschen auswirkt, wenn sie eifrig und demütig auf die Stimme des Herrn hören. Ich sah dieselbe Wirkung, als ich nach Spanien zurückkehrte und die Veränderung im Leben der Menschen bemerkte, die den Dienern des Herrn gut zuhörten und genug Glauben entwickelten, um die Gebote zu befolgen. Paulus hat den Römern geschrieben: „So gründet der Glaube in der Botschaft, die Botschaft im Wort Christi.” (Römer 10:17.)

Die Verheißung, die das Volk Israel vor alters erhalten hat, gilt auch heute:

„Wenn du auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst, indem du auf alle seine Gebote, auf die ich dich heute verpflichte, achtest und sie hältst, wird dich der Herr, dein Gott, über alle Völker der Erde erheben.

Alle diese Segnungen werden über dich kommen und dich erreichen, wenn du auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst.” (Deuteronomium 28:1,2.)

Der Herr hat in allen Evangeliumszeiten die Aufforderung wiederholt, seinem Wort Gehör zu schenken. Während seines irdischen Wirkens sagte er häufig: „Wer Ohren hat, der höre!” (Matthäus 11:15; siehe auch 13:9,43; Markus 4:23; Lukas 8:8; 14:35.) Er lehrte auch: „Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben.” (Johannes 5:24.)

Der Herr hat dem Buch Lehre und Bündnisse ein Geleitwort vorangestellt, das wir als Abschnitt l kennen; es beginnt mit den Worten: „Horche auf, o du Volk meiner Kirche, spricht die Stimme dessen, der in der Höhe oben wohnt und dessen Augen auf allen Menschen sind; ja, wahrlich, ich sage: Horcht auf, ihr Völker von fern her, und die ihr auf den Inseln des Meeres seid, hört mitsammen zu!” (LuB 1:1.)

König Benjamin begann seine eindrucksvolle Ansprache mit folgenden Worten: „Ihr alle, die ihr euch versammelt habt, um meine Worte zu vernehmen, die ich heute zu euch sprechen will - denn ich habe euch nicht geboten, hier heraufzukommen, um mit den Worten, die ich sprechen werde, leichtfertig umzugehen, sondern daß ihr auf micht hört und eure Ohren öffnet, damit ihr hört, und euer Herz, damit ihr versteht, und euren Sinn, damit sich die Geheimnisse Gottes vor eurem Blick entfalten.” (Mosia 2:9.)

Die Ermahnung, die Ohren zu öffnen und zu hören, stößt nicht immer auf die gleiche Resonanz. Einige Menschen sind bereit, aufmerksam zuzuhören und das Wort des Herrn zu befolgen, andere hingegen verschließen die Ohren und wollen weder zuhören noch folgsam sein. Es gibt andere, die anfangs nicht hören wollen, dann aber doch zuhören und gehorsam sind. Die unterschiedliche Einstellung dieser Menschen in bezug auf das Zuhören wird Folgen haben, die in vielen Fällen bis in die Ewigkeit reichen werden.

Ein Beispiel für jemanden, der nicht hören will, finden wir im 1. Buch Samuel im 15. Kapitel. Saul, der zum König über Israel gesalbt worden ist, setzt den Rat und die Warnungen des Propheten des Herrn beiseite und versucht, seinen falschen Weg zu rechtfertigen. Der Prophet Samuel weist Saul zurecht und belehrt ihn: „Gehorsam ist besser als Opfer, Hinhören besser als das Fett von Widdern.” Dann erklärt er Saul die Folgen seiner Einstellung: „Weil du das Wort des Herrn verworfen hast, verwirft er dich als König.” (l Samuel 15:22,23.) Das Beispiel Sauls lehrt uns, daß der Stolz ein großes Hindernis ist, wenn es darum geht, auf die Stimme des Herrn zu hören.

Im 5. Kapitel des 2. Buchs der Könige lesen wir die Geschichte von Naaman, dem Feldherrn des Königs von Aram, der zum Propheten Elischa kam, um vom Aussatz geheilt zu werden. Der Prophet sandte seinen Diener, der zu Naaman sagte: „Geh und wasch dich siebenmal im Jordan! Dann wird dein Leib wieder gesund, und du wirst rein.” (2 Könige 5:10.) Das gefiel Naaman nicht, und er ging zornig fort. Aber weil seine Diener ihm zuredeten, die Anweisung des Propheten zu befolgen, „ging er also zum Jordan hinunter und tauchte siebenmal unter, wie der Gottesmann befohlen hatte. Da wurde sein Leib gesund wie der eines Kindes, und er war rein.” (2 Könige 5:14.) Aus dieser Begebenheit lernen wir, daß der Prophet oft nicht das sagt, was wir erwarten, und daß er häufig eine andere Sichtweise hat als wir. Manchmal brauchen wir wohl außer den Propheten noch jemanden, der uns zuredet, auf die Stimme des Herrn zu hören.

Im 1. Buch der Könige in Kapitel 17 lesen wir von einer demütigen Witwe,

die während einer Dürreperiode, in der es fast nichts mehr zu essen gab, in Sarepta wohnte. Sie hatte nur noch eine Handvoll Mehl und ein wenig Öl für sich und ihren Sohn. Damit wollte sie sich eine letzte Mahlzeit zubereiten und dann sterben. Der Prophet Elija bat sie, zuerst ihm etwas zu essen zu geben, und verhieß ihr, das Mehl und das Öl würden nicht versiegen, bis es wieder Regen geben würde:

„Sie ging und tat, was Elija gesagt hatte. So hatte sie mit ihm und ihrem Sohn viele Tage zu essen.

Der Mehltopf wurde nicht leer, und der Ölkrug versiegte nicht, wie der Herr durch Elija versprochen hatte.” (l Könige 17:15,16.)

Wir sehen also, wie die Menschen vom Herrn gesegnet werden, wenn sie demütig und gläubig auf die Worte der Propheten hören und sie annehmen.

Um es noch einmal zusammenzufassen: Man hört die Stimme des Herrn, wenn man auf die Diener des Herrn hört, in den heiligen Schriften forscht und sich vom Heiligen Geist inspirieren läßt. Und diejenigen, die nicht nur auf die Stimme des Herrn hören, sondern ihr auch folgen, nennt der Herr seine Auserwählten, „denn meine Auserwählten vernehmen meine Stimme und verhärten nicht ihr Herz” (LuB 29:7).

Ich glaube, daß unsere Fähigkeit und unsere Bereitschaft, zu hören, zunehmen können und daß unsere Ohren sich öffnen können, damit wir die Stimme des Herrn deutlich hören. In Abschnitt 136, Vers 32, finden wir eine Anleitung, die uns dabei hilft. „Wer unwissend ist, soll Weisheit lernen, indem er sich demütigt und den Herrn, seinen Gott, anruft, damit ihm die Augen aufgehen und er sehen kann und damit ihm die Ohren aufgehen und er hören kann.” Wenn wir demütig sind und beten, entwickeln und verbessern wir die Fähigkeit, den Worten des Lebens mehr Beachtung zu schenken, und dann sind sie uns und unserer Familie ein Segen.

Diese Konferenz ist eine großartige Gelegenheit, auf die Stimme des Herrn zu hören, seine Ratschläge zu befolgen und den Lehren, die wir erhalten, Beachtung zu schenken. Ich weiß, daß Gott, der ewige Vater, lebt, daß Jesus Christus auch lebt und daß er unser Erretter und Erlöser ist. Ich weiß, daß Präsident Gordon B. Hinckley ein Prophet des Herrn ist und daß dies die wahre Kirche ist. Ich bezeuge, daß das Buch Mormon wahr ist und daß der Prophet Joseph Smith von Gott berufen wurde. Dies bezeuge ich im Namen Jesu Christi, amen.