2000–2009
Haltet die Fackel hoch
April 2002


Haltet die Fackel hoch

Entwickelt das Göttliche in euch. Lasst niemals das Leuchten eures Geistes, mit dem ihr aus dem Himmel gekommen seid, schwach werden. Der Herr braucht eure Freundlichkeit und euren Einfluss auf die Welt.

Dies ist eine der Fackeln, mit denen im vergangenen Februar das olympische Feuer auf einem Teil seiner Reise von Griechenland nach Salt Lake City getragen wurde. Sie ist ein Symbol für herausragende Leistungen und Hoffnung. Ihr Feuer wurde zum ersten Mal vor langer Zeit in Griechenland bei den ersten Olympischen Spielen entfacht.

Dies ist die Fackel der Jungen Damen. Sie ist ein Symbol für das Licht des Evangeliums, das vom himmlischen Vater ausgeht. Dieses Licht hat seinen Ursprung im Himmel, weit vor eurer Geburt. Dort wurde euch der große Plan des Glücklichseins gelehrt. Weil ihr diesen Plan angenommen habt, kommt euch die Ehre zu, eine Fackelträgerin zu sein!

Der Erretter hat uns gelehrt: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“1 Das göttliche Licht, das ihr in eurer Seele tragt, ist euer göttliches Erbe, denn ihr seid seine Töchter. Zu diesem Licht, das euch so großartig macht, gehört der Segen, eine Frau zu sein. Es ist wunderbar, dass ihr wissen dürft, dass eure weiblichen, eure femininen Züge eine Gabe Gottes sind. Unsere neuzeitlichen Propheten lehren: „Das Geschlecht ist ein wesentliches Merkmal der individuellen vorirdischen, irdischen und ewigen Identität und Lebensbestimmung.“2 Es ist eine heilige Segnung, mit den erlesenen Eigenschaften einer Tochter Gottes geboren zu sein. Frauen Gottes, ob sie nun jung sind oder alt, sind geistig gesinnt und feinfühlig, liebevoll und gütig. Sie haben ein freundliches, umsorgendes Wesen. Das ist euer Erbe. Setzt niemals die Gaben herab, die Gott euch gegeben hat. Entwickelt das Göttliche in euch. Lasst niemals das Leuchteneures Geistes, mit dem ihr aus dem Himmel gekommen seid, schwach werden. Der Herr braucht eure Freundlichkeit und euren Einfluss auf die Welt.

Deshalb möchte ich heute Abend ganz offen mit euch darüber sprechen, dass wir anständig sein sollen und welche Vorteile das hat. Es geht darum, die Fackel hochzuhalten.

Die Welt wird euch einreden wollen, anständig zu sein sei veraltet und aus der Mode und man werde nur beliebt, wenn man Regeln bricht und seine eigenen Grundsätze herabsetzt. Lasst euch das nicht einreden. Wenn ihr fernseht oder Zeitschriften lest, habt ihr vielleicht das Gefühl, nicht normal, nicht so wie die anderen zu sein, aber in Wirklichkeit seid ihr diejenigen, die begriffen haben, worum es geht.

Vielleicht wisst ihr, dass ich sieben Söhne habe. Ich kenne mich mit Jungen aus! Bei uns zu Hause war allerhand los. Ich habe viel von ihnen und ihren Freunden und Freundinnen gelernt. Ich könnte euch einige ihrer Geheimnisse erzählen. Ich werde euch eines davon erzählen und hoffe, ich gerate deshalb nicht in Schwierigkeiten. Hier ist es: Jungen hassen es, wenn sie in peinliche Situationen gebracht werden. Ich erinnere mich daran, wie ein Junge, den ich kenne, sich für den Schulabschlussball verabredet hatte. Er brachte das Mädchen vor dem Ball zu uns nach Hause, damit Fotos gemacht werden konnten. Als sie angekommen waren, kam er zu mir in die Küche, wo ich gerade die Kamera suchte, und meinte: „Warte nur ab, bis du das Kleid von meiner Partnerin siehst. Sie sieht so toll aus!“ Dieser Junge hatte bisher noch nie etwas Derartiges gesagt, deshalb konnte ich kaum erwarten, das Mädchen zu sehen.

Als ich sie sah, verstand ich es; sie war wunderhübsch. Ihr Kleid war sehr schön. Ich erfuhr, dass sie und ihre Mutter überall nach einem solchen Kleid gesucht hatten. Als sie es schließlich gefunden hatten, wussten sie, dass es mit ein wenig zusätzlichem Stoff und leichten Veränderungen perfekt wäre und ihren hohen Grundsätzen entsprechen würde.

Ihre Bemühungen hatten sich gelohnt, denn sie war wirklich strahlend schön an diesem Abend; doch es war mehr als das Kleid, was sie strahlen ließ. Es war ihr ruhiges Selbstvertrauen. Als ich sie so ansah, fiel mir die Schriftstelle ein: „Lass Tugend immerfort deine Gedanken zieren; dann wird dein Vertrauen stark werden.“3 Woher hatte sie dieses Selbstvertrauen? Mir fiel auf, dass dieses Mädchen sich auf andere konzentrieren konnte, weil sie sich keine Sorgen um ihr Aussehen machte. Darum hatte sie sich schon vor Wochen gekümmert. Der junge Mann, mit dem sie zusammen war, fühlte sich wohl und sicher und war in ihrer Gegenwart glücklich, weil ihr Kleid nichts preisgab. Es war in jeder Hinsicht schicklich, und dies gab ihr Selbstvertrauen und machte sie glücklich. Und das wirkt anziehend. Sie brachte ihn nicht in Verlegenheit, sondern er war stolz auf sie.

Ein Mädchen, das eine hervorragende Fackelträgerin sein kann, hat immer hohe Grundsätze, nicht nur für ihr Ballkleid, sondern auch im Alltag. Viele von euch sind genau so, und vor euch ziehe ich heute Abend den Hut. Ihr habt die Sittsamkeit zu eurer Lebensweise gemacht, und dazu gehört nicht nur, wie man sich kleidet. Mir fallen mindestens sechs Faktoren ein, die dazugehören: 1. Ihr seid anständig und zurückhaltend, und doch macht es viel Spaß, mit euch zusammen zu sein. 2. Ihr redet niemals grob, sondern voller Freude und interessant. 3. Ihr seid gepflegt, und das wirkt anziehend. 4. Ihr konzentriert euch darauf, eure Talente zu entwickeln und eure Ziele zu erreichen. Ihr wollt keine Piercings oder Tätowierungen und wollt euren Körper nicht zur Schau stellen. 5. Ihr treibt mit Begeisterung Sport, aber behaltet euch unter Kontrolle. 6. Ihr scheint euch nicht dafür zu interessieren, was irgendwelche Stars tragen, denn ihr habt euren eigenen Stil. Kurzum, ihr haltet euch nicht an die Maßstäbe der Welt, weil ihrhöhere habt. Ihr wisst, wer ihr seid, und das ist euer Vorteil. Ihr wisst, dass ihr wirklich Töchter des himmlischen Vaters seid. Ihr wisst, dass er euch kennt und dass er euch liebt. Ihr wollt ihm gefallen und seiner Liebe gerecht werden. Ihr wisst, dass er euch helfen wird, wenn ihr euch an ihn wendet – sogar wenn ihr dumme Fehler macht.

Ihr handelt, als hättet ihr die Broschüre Für eine starke Jugend auswendig gelernt. Ist das nicht ein großartiger kleiner Leitfaden? Ich nenne ihn manchmal „Hilfe zum Glücklichsein“, denn wenn man nach diesen Grundsätzen lebt, wirkt man auf gute Menschen wundersam anziehend und bleibt auf dem richtigen Weg. Wenn ihr Tag für Tag nach den hohen Grundsätzen der Kirche lebt, dann haltet ihr die Fackel hoch.

Ein Mädchen, das ich Liz nennen werde, ist ein Beispiel dafür, wovon ich spreche. Sie hatte gemeinsam mit einem Mädchen, dass ich Lindsay nenne, Mathematikunterricht. Lindsay fiel auf, dass Liz etwas an sich hatte, was „leuchtete“, wie sie es nannte. Lindsay räumte ein, dass Liz sie wohl nicht wirklich gut kannte, aber sie war doch gern mit ihr zusammen. Sie stand für das ein, woran sie glaubte, und andere fühlten sich in ihrer Nähe immer wohl und dazugehörig. Lindsay beobachtete Liz mehrere Wochen lang. Eines Tages kam Liz nicht zur Schule. Ein weiterer Tag verging und noch einer. Schließlich erfuhr Lindsay, dass Liz sehr krank war und eine lebensbedrohliche Hirnhautentzündung hatte.

Sie kam von der Schule nach Hause, setzte sich an den Tisch und weinte. Sie war zwar nicht eng mit Liz befreundet, aber trotzdem erklärte sie ihrer Mutter, dass man ihr helfen müsse. Lindsay schlug vor, dass die ganze Familie vielleicht für Liz fasten und beten könne. Die Mutter war mehr als überrascht, dergleichen von einem ihrer Kinder zu hören, denn über Fasten und Beten war in der Familie seit Jahren nicht gesprochen worden. Als Lindsay und ihre Mutter an diesem Abend mit dem Rest der Familie darüber sprachen, gab es einigen Widerstand, doch Lindsay bat sie inständig und schließlich waren alle bereit, für Liz, eine Fremde, zu beten und zu fasten. Etwas Wunderbares geschah. Es dauerte nicht lange, bis Liz wieder in die Schule kam und so gesund und glücklich wie immer aussah. Aber darüber hinaus brachte dieses Erlebnis einen bemerkenswerten Geist in Lindsays Familie. Einiges änderte sich nun grundsätzlich. Die Familie betete nun gemeinsam, was sie jahrelang nicht getan hatte.

Das Gute in Liz leuchtete und war ansteckend. Liz, wenn du heute hier bist, dann möchte ich dir einfach sagen: „Danke! Durch dein gutes Wesen ist mindestens eine Familie gesegnet worden, die du möglicherweise nicht einmal kennst. Und wer weiß, wie viele andere beeinflusst wurden, weil du die Fackel hoch gehalten hast.“

Wenn ihr anständig seid, dann fühlt ihr euch gut, und gebt dieses Gefühl auch an andere weiter. Darf ich euch etwas sagen? Es ist viel einfacher, das zu tun, was richtig ist, als das, was falsch ist. Das Leben ist so viel unkomplizierter, wenn ihr anständig seid.

Der größte Vorteil, anständig zu sein, ist, dass es euch zum Tempel führt, dem schönsten und heiligsten aller Orte auf Erden. Der Tempel ist der Ort, den der Erretter besuchen könnte, denn er ist sein heiliges Haus hier auf der Erde.

Die Enkelin von Präsident Lorenzo Snow war einmal mit ihm zusammen im Tempel und Präsident Snow sagte zu ihr: „,Allie, ich möchte dir etwas sagen. Genau hier ist mir der Herr Jesus Christus erschienen.‘ [Großvater] legte seine rechte Hand auf [meinen] Kopf und sagte: ‚Meine Enkelin, ich möchte, dass du dich daran erinnerst, dass dies das Zeugnis deines Großvaters ist, das du aus seinem Mund gehört hast, nämlich, dass er wirklich den Erretter hier im Tempel gesehen hat und von Angesicht zu Angesicht mit ihm gesprochen hat.‘“4

Könnt ihr euch vorstellen, welche Ehrfurcht und Andacht ihr haben würdet, wenn ihr durch die gleichen Räume geht, durch die der Erretter gegangen ist? Könnt ihr euch vorstellen, dort zu sein, rein, eine Tochter Gottes, bereit, seine größten Segnungen zu erlangen?

Das Programm „Mein Fortschritt“ wird euch helfen, euch auf den Tempel vorzubereiten. Es beruht auf göttlicher Inspiration und ist ein wunderbarer kleiner Schatz. Es wird euch helfen, dem Erretter näher zu kommen, und es wird euch helfen, die göttliche Gabe des Frauseins groß zu machen, über die wir gesprochen haben. Es ist speziell für euch in dieser wichtigen Vorbereitungszeit gedacht, denn die Verhaltensmuster, die ihr jetzt festlegt, und die Entscheidungen, die ihr trefft, haben Einfluss auf euer ganzes weiteres Leben. Wir beten darum, dass euer Licht, wenn ihr das Programm „Mein Fortschritt“ abschließt, so hell leuchten wird, dass es künftige Generationen zum Guten beeinflussen wird. Aus diesen und anderen Gründen hat die Erste Präsidentschaft gesagt: „Wir wünschen uns, dass alle jungen Damen danach streben, die Auszeichnung für die ‚Junge Dame‘ zu erlangen. Wenn die Jungendlichen an diesen Zielen arbeiten, werden sie Fertigkeiten und Eigenschaften entwickeln, die sie zum Tempel führen und auf ein Lebenim Dienst an ihrer Familie und im Dienst des Herrn vorbereiten.“5 Auf dem wunderschönen neuen JD-Medaillon sind Tempeltürme abgebildet, die euch daran erinnern, dass ihr euch darauf vorbereitet, die heiligen Handlungen des Tempels zu empfangen; denn durch den Tempel kommen wir zu Jesus Christus.

An diesem Vorabend des Osterfestes denken wir insbesondere an Jesus Christus. Vor mehr als 2,000 Jahren dachten viele an diesem Abend, als sein Körper im Grab lag, dass das Licht erloschen sei. Aber wir wissen, dass er am Morgen des dritten Tages, den wir Ostern nennen, auferstanden ist, um unsere Rettung, unser Erlöser und unser ewiges Licht zu sein, dass uns nie im Stich lassen wird. Ich bezeuge, dass Jesus Christus das Licht und das Leben der Welt ist.

Meine lieben Jungen Damen, lasst euer Licht so hell vor allen in eurer Familie und vor euren Freunden leuchten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. Es ist ein ganz besonderes Anrecht, die Fackel zu tragen. Wir beten darum, dass sein Licht den Pfad erleuchtet, bei einem jeden Schritt auf eurem Weg, und dass ihr durch euren Anstand eines Tages würdig seid, die heiligen Handlungen des Tempels zu empfangen, denn an diesem heiligen Ort werdet ihr das größte Licht von allen finden. Im Namen Jesu Christi. Amen.

  1. Matthäus 5:16

  2. „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, Oktober 1998, Seite 24.

  3. LuB 121:45

  4. „Lorenzo Snow and the Sacred Vision“, Friend, August 1993, Seite 14.

  5. Schreiben der Ersten Präsidentschaft vom 28. September 2001, on „Strengthening Youth“.