2000–2009
Aus der Finsternis in sein wunderbares Licht
April 2002


Aus der Finsternis in sein wunderbares Licht

Das Symbol für das Sühnopfer des Erretters erinnert uns daran, dass wir nicht in Finsternis umherstolpern müssen.

Jesaja, ein großartiger Prophet im Alten Testament, prophezeite: „Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge … Zu ihm strömen alle Völker.“1 Präsident John Taylor sagte über diese Völker: „Sie werden kommen und sagen: ‚Wir wissen nichts über die Grundsätze eurer Religion, aber wir sehen, dass ihr ein ehrliches Volk seid, dass Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit unter euch walten.‘“2

„Aus der finsternis“ hervorgebracht

Als in Salt Lake City die Olympischen Winterspiele und die Paralympics 2002 stattfanden, konnten wir sehen, wie sich viele Prophezeiungen teilweise erfüllten. Die Völker der Erde und viele ihrer Führer sind gekommen. Sie haben uns gemeinsam mit unseren Freunden im Gemeinwesen und unseren andersgläubigen Mitbürgern dienen sehen. Sie haben das Licht in unseren Augen gesehen und unseren Händedruck gespürt. Den „Berg mit dem Haus des Herrn“3 mit seinen hell leuchtenden Turmspitzen haben 3,5 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt gesehen. Die Völker haben den wunderbaren Klang des Tabernakelchors gehört. Hunderttausende haben in diesem Saal eine Lifesendung mit dem Titel Das Licht der Welt: Eine Feier des Lebens – der Geist des Menschen, die Herrlichkeit Gottes mitverfolgt, in der auch unser Glauben an Jesus Christus geschildert worden ist. Ich bekunde demütig meine Dankbarkeit, dass durch diese und viele andere Mittel die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage weiterhin „aus derDunkelheit, aus dem Finstern“4 hervorgebracht wird.

Während der Olympischen Spiele gab es viele Aktionen, bei denen das Licht eine zentrale Rolle spielte, wie das Olympische Feuer, das Kind des Lichts oder das Thema selbst: „Entfache das innere Feuer“5. Das vielleicht denkwürdigste Licht konnte man in den Augen der Sportler selbst wahrnehmen. Was uns jedoch am meisten bewegte, waren weder die Wettkämpfe noch die damit verbundenen Ereignisse. Es war die tiefere Wahrheit, die diese Dinge symbolisierten – die Lichtquelle in einem jeden von uns.

Heute Morgen spreche ich zu denjenigen, die gefragt haben: „Was für ein Licht habe ich gesehen und gefühlt? Woher kam es? Und wie können ich und meine Lieben es für immer haben?“

Das Licht Christi und die gabe des heiligen geistes

Jeder von uns kommt mit einem Licht auf die Erde, dem Licht Christi. Der Erretter hat gesagt: „Ich [bin] das wahre Licht …, das jedem Menschen leuchtet, der auf die Welt kommt6,

das Licht, das in allem ist, das allem das Leben gibt.“7

Dieses Licht „lädt ein und lockt, beständig Gutes zu tun“8 und ist „jedem Menschen … gegeben, damit er Gut von Böse unterscheiden könne.“

Wenn wir das Licht Christi nutzen, um das Richtige zu erkennen und uns dafür zu entscheiden, können wir zu einem noch größeren Licht gelangen: der Gabe des Heiligen Geistes. Ich bezeuge, dass durch die Wiederherstellung des Evangeliums und des heiligen Priestertums Gottes die Nachfolger Jesu Christi in diesen Letzten Tagen die Vollmacht haben, die Gabe des Heiligen Geistes zu übertragen. Sie wird durch das Händeauflegen derer, die Priestertumsvollmacht haben, weitergegeben und von denjenigen empfangen, die die Grundsätze des Glaubens und der Umkehr befolgt haben und die Verordnung der Taufe durch Untertauchen zur Sündenvergebung empfangen haben.

Der Heilige Geist ist das dritte Mitglied der Gottheit, eine Person aus Geist.10 Er ist der Beistand, der Geist Gottes, der Heilige Geist der Verheißung. Er zeugt von Jesus Christus, seinem Werk und dem Werk seiner Knechte auf der Erde. Er wirkt reinigend und heiligt uns von Sünden.11 Er tröste uns und verschafft unserer Seele Frieden. Das Recht auf seinen ständigen Beistand gehört zu den größten Gaben, die wir im irdischen Leben erlangen können, denn durch das Licht seiner Eingebungen und seine reinigende Macht können wir zurück in die Gegenwart Gottes geführt werden.12

Finsternis und licht

Als Kinder lernten wir, die Dunkelheit zu vertreiben, indem wir das Licht anschalteten. Manchmal, wenn unsere Eltern abends ausgingen, schalteten wir im ganzen Haus das Licht an! Wir verstanden das physikalische Gesetz, das auch ein geistiges ist: Licht und Finsternis können nicht zur selben Zeit am selben Ort sein.

Licht vertreibt die Finsternis. Wo es Licht gibt, wird die Finsternis bezwungen und muss weichen. Wichtiger noch ist, dass die Finsternis das Licht nicht bezwingen kann, erst, wenn das Licht abnimmt oder verschwindet. Wenn das geistige Licht des Heiligen Geistes anwesend ist, verschwindet die Finsternis des Satans.

Liebe Junge Männer und Junge Damen der Kirche, wir befinden uns im Kampf zwischen den Mächten des Lichts und der Finsternis. Würden wir nicht für das Licht Jesu Christi und sein Evangelium kämpfen, wären wir der Vernichtung durch die Finsternis anheim gegeben. Aber der Erretter hat gesagt: „Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist.13 Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“14

Der Herr ist unser Licht und buchstäblich unser Heil.15 Wie das heilige Feuer, das die Kinder im 3. Nephi umschloss16, so bildet sein Licht einen Schutzschild zwischen euch und der Finsternis des Widersachers, vorausgesetzt, ihr seid dessen würdig. Ihr braucht dieses Licht. Wir alle brauchen dieses Licht. Studiert aufmerksam die heiligen Schriften und die Broschüre Für eine starke Jugend und hört auf die Ratschläge eurer Eltern und Führer. Lernt dann, indem ihr klugen Ratschlägen folgt, das schützende Licht des Evangeliums euch zu Eigen zu machen.

Ihr fragt vielleicht: „Wie kann ich das tun?“ Es gibt nur einen Weg: Ihr müsst lernen, dieses Licht jeden Tag selbst zu entzünden, indem ihr an Jesus Christus glaubt und seine Gebote haltet.

Das licht entzünden

Im vergangenen Winter hatte ich die Gelegenheit, mehr über meine Lungen zu erfahren. Mir wurde deutlich bewusst, dass wir Sauerstoff nicht speichern können. Wir können die Luft, die wir zum Atmen brauchen, nicht aufsparen, wie sehr wir uns auch bemühen mögen. Immer und immer wieder, Atemzug für Atemzug, wird uns Leben gewährt und wird es erneuert. Dasselbe gilt für unser geistiges Licht. Es muss regelmäßig in uns erneuert werden. Wir müssen es Tag für Tag in uns entzünden, mit jedem Gedanken und durch tägliches rechtschaffenes Handeln, wenn wir die Finsternis des Widersachers fernhalten wollen.

Als ich noch ein Junge war, fuhr ich abends nach dem Basketballtraining immer mit dem Fahrrad nach Hause. Ich drückte einen kleinen birnenförmigen Dynamo gegen den Reifen meines Fahrrads. Wenn ich in die Pedale trat, wurde durch das Rad ein kleiner Rotor in Bewegung gesetzt, der Elektrizität erzeugte und einen einzigen, mir sehr willkommenen Lichtstrahl ausstrahlte. Es war ein einfacher und wirkungsvoller Mechanismus, aber ich musste treten, damit es funktionierte! Schnell bemerkte ich, dass das Licht ausging, wenn ich aufhörte zu treten. Ich bemerkte auch, dass wenn ich „voll Eifer“17 in die Pedale trat, das Licht heller wurde und die Finsternis vor mir vertrieben wurde.

Geistiges Licht wird durch tägliches geistiges Pedaltreten erzeugt. Es entsteht durch Beten, Schriftstudium, Fasten und Dienen – und dadurch, dass man das Evangelium lebt und die Gebote hält. „Wer seine Gebote hält, empfängt Wahrheit und Licht,“18 hat der Herr gesagt, „und wer Licht empfängt und in Gott verbleibt, empfängt mehr Licht; und das Licht wird heller und heller bis zum vollkommenen Tag.“1

Liebe Brüder und Schwestern, dieser vollkommene Tag ist dann, wenn wir in der Gegenwart Gott Vaters und Jesu Christ stehen.

Manchmal hört man Fragen wie: „Warum muss ich zur Abendmahlsversammlung gehen?“ oder „Warum muss ich nach dem Wort der Weisheit leben oder Zehnten zahlen?“ „Warum kann ich nicht auch ein wenig Zeit auf weltliche Weise verbringen?“ Soll ich Ihnen sagen, warum? Geistiges Treten erfordert unsere ganze Kraft. Wenn Sie nicht vollständig bestrebt sind, das Evangelium zu leben – es mit „ganzem Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft“20 zu leben – dann können Sie nicht genug geistiges Licht erzeugen, um die Finsternis zu vertreiben.

Und in dieser Welt ist die Finsternis niemals weit weg. Tatsächlich lauert sie immer an der nächsten Ecke und wartet nur auf die Gelegenheit, von uns eingelassen zu werden. „Wenn du nicht recht tust“, hat der Herr gesagt, „lauert an der Tür die Sünde“21.

Es ist so logisch wie jedes der Gesetze der Physik: Wenn wir zulassen, dass das Licht des Geistes flackert oder schwindet, weil wir die Gebote nicht halten, am Abendmahl nicht teilnehmen, nicht beten oder nicht in den Schriften studieren, wird die Finsternis des Widersachers garantiert zu uns hereinkommen. „Jener Schlechte kommt und nimmt … infolge ihres Ungehorsams … Licht und Wahrheit weg.“22

In den Schriften lesen wir, dass manche Menschen „im Dunkel ohne Licht“ umhertappen und „irren wie Trunkene“.23 Während wir so umherstolpern, gewöhnen wir uns möglicherweise an das Halbdunkel unserer Umgebung und vergessen, wie herrlich es ist, im Licht zu wandeln.

Der weg zum licht

Es gibt einen Weg, der aus den „finsteren Nebeln“24 hinaus und weiter auf den Pfad zum Glück in diesem Leben und im ewigen Leben in der künftigen Welt führt. Der Herr hat zu Jesaja gesagt: „Blinde führe ich auf Wegen, die sie nicht kennen, auf unbekannten Pfaden lasse ich sie wandern. Die Finsternis vor ihren Augen mache ich zu Licht“25.

Der Prophet Nephi hat den Weg beschrieben: „Darum, meine geliebten Brüder, weiß ich: Wenn ihr dem Sohn mit voller Herzensabsicht nachfolgt, indem ihr keine Heuchelei und keine Täuschung vor Gott verübt – sondern mit wirklichem Vorsatz –, wenn ihr von euren Sünden umkehrt und dem Vater bezeugt, dass ihr willens seid, den Namen Christi auf euch zu nehmen, und zwar durch die Taufe, … siehe, dann werdet ihr den Heiligen Geist empfangen; ja, dann kommt die Taufe des Feuers und des Heiligen Geistes.“26

Das Bündnis, das wir mit der Taufe schließen und erneuern, wenn wir das Abendmahl nehmen – nämlich den Namen Jesu Christi auf uns zu nehmen, immer an ihn zu denken und seine Gebote zu halten – schließt auch die Verheißung mit ein, dass sein Geist, dass dieses Licht immer mit uns sein wird27. Das Symbol für das Sühnopfer des Erretters erinnert uns daran, dass wir nicht in Finsternis umherstolpern müssen. Wir können sein Licht immer bei uns haben.

„So soll euer licht leuchten“

Ich bin auf Long Island in New York aufgewachsen und habe mitbekommen, wie lebenswichtig Licht für diejenigen ist, die in der Dunkelheit auf dem offenen Meer unterwegs sind. Wie gefährlich ist ein zerstörter Leuchtturm! Wie verheerend ist ein Leuchtturm, dessen Licht nicht richtig leuchtet!

Wir, die wir die Gabe des Heiligen Geistes haben, müssen getreu auf seine Eingebungen hören, so dass wir anderen ein Licht sind.

„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten“, hat der Herr gesagt, „damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“28

Wir wissen nie, wer sich möglicherweise auf uns verlässt. Und, wie der Erretter sagt: „Ihr wisst nicht, ob sie nicht zurückkommen und Umkehr üben und mit voller Herzensabsicht zu mir kommen und ich sie heilen werde; und ihr werdet das Mittel sein, um ihnen die Errettung zu bringen.“2

Ein besonderer zeuge seines lichts

Nun, meine Brüder und Schwestern, in diesem, dem letzten großen Streit zwischen Licht und Finsternis bin ich dankbar für die Möglichkeit, „als guter [Nachfolger] Jesu Christi“30 zu leiden. Mit Paulus erkläre ich: „Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.“31

Ich gebe Ihnen mein Zeugnis, dass Jesus Christus „das Licht und das Leben der Welt [ist],ja, ein Licht, das endlos ist, das niemals verfinstert werden kann“32.

Er ist das Licht von Bethlehem, geboren von Maria, seiner sterblichen Mutter und seinem Vater, dem allmächtigen Gott.

Er ist das Licht, das von Johannes dem Täufer durch Untertauchen getauft worden und auf das der Heilige Geist in Gestalt einer Taube herabgekommen ist.

Er ist das Licht, an dem sein Vater Wohlgefallen gefunden hat.

Er ist das Licht an der Spitze der damaligen Kirche, zu deren Organisation Zwölf Apostel, Propheten und Siebziger gehörten.

Er ist das Licht des Sühnopfers, das im Garten Getsemani und auf Golgota vollbracht wurde, das die Sünden der Welt auf sich genommen hat, damit die gesamte Menschheit ewige Errettung erlangen kann.

Er ist das Licht des leeren Grabes, der auferstandene Herr mit einem verherrlichten Körper aus Fleisch und Gebein, der die Bande des Todes zerrissen und einen ewigen Sieg über das Grab errungen hat.

Er ist das Licht, das vor den Augen seiner Jünger in den Himmel aufgefahren ist, mit dem Versprechen, auf dieselbe Weise wiederzukehren.

Er ist das Licht, das gemeinsam mit seinem Vater erschienen ist und durch den Propheten Joseph Smith dieselbe Kirche wiederhergestellt hat, die es während seines irdischen Wirkens errichtet hatte.

Er ist das Licht, das diese Kirche heute durch Offenbarung an einen Propheten, dessen Ratgeber und die zwölf Apostel leitet und führt.

Er ist mein Licht, mein Erlöser und Erretter – und der Ihrige.

Ich weiß, dass Gott lebt. Ich weiß, dass er uns „aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“32. Ich bete, dass das Licht seines wiederhergestellten Evangeliums weiterhin überall auf der Welt verbreitet werden wird, so dass alle die Gelegenheit haben, zu hören und sich zu entscheiden, und dass seine Kirche „aus der finsteren Wildnis hervortrete und leuchte – makellos wie der Mond, klar wie die Sonne“, damit seine „Herrlichkeit die Erde fülle“.33

Im Namen Jesu Christi. Amen.

  1. Jesaja 2:2.

  2. John Taylor, Deseret News: Semi- Weekly, 27. Januar 1880, Seite 1.

  3. Micha 4:1.

  4. LuB 1:30.

  5. TM Salt Lake Olympic Committee.

  6. LuB 93:2.

  7. LuB 88:12,13.

  8. Moroni 7:13.

  9. Siehe Glaubensartikel 1:1, LuB 130:22.

  10. Siehe Bible Dictionary, „Holy Ghost“, Seite 704.

  11. Siehe Johannes 14:16–18,26,27.

  12. Johannes 12:46.

  13. Johannes 8:12.

  14. Siehe Psalmen 27:1.

  15. Siehe 3 Nephi 17:24.

  16. LuB 58:27.

  17. LuB 93:28.

  18. LuB 4:2.

  19. Genesis 4:7.

  20. LuB 93:39.

  21. Ijob 12:25.

  22. 1 Nephi 12:17.

  23. Jesaja 42:16.

  24. 2 Nephi 31:13.

  25. Siehe LuB 20:37,77,79.

  26. Matthäus 5:15,16.

  27. 2 Timotheus 2:3.

  28. Römer 13:12.

  29. Mosia 16:9.

  30. 1 Petrus 2:9.