2000–2009
Strebt vorwärts und seid beständig
April 2003


Strebt vorwärts und seid beständig

Ihr könnt mit einer Vision vorwärts streben. Der Heilige Geist hilft euch, beständig zu bleiben, und euer Zeugnis vom Erretter hilft euch, erfüllt vom Glanz der Hoffnung weiterzugehen.

An einem Pier in Kopenhagen steht eine Bronzestatue, die eine junge Frau namens Kristina darstellt. Kristina hat den Blick auf das Meer gerichtet, auf ihr Ziel, sich den Heiligen in Zion anzuschließen. Der Wind bläst ihr heftig ins Gesicht, aber sie schaut nicht zurück. Beständig strebt sie vorwärts und tut etwas sehr Schweres, wovon sie aber weiß, dass es richtig ist. Ich liebe diese Statue, denn Kristina stellt für mich meine dänische Ururgroßmutter dar, die sich trotz heftigen Widerstands dafür entschied, sich der Kirche anzuschließen. Ich bin so dankbar für ihren Mut und ihr Zeugnis. Ihre Entscheidung an jenem Tag beeinflusste nicht nur mein ewiges Schicksal, sondern das Schicksal von Generationen.

Im Buch Mormon erfahren wir von Nephi, dass wir vorwärts streben können (siehe 2 Nephi 31:20). Er sagt, wir können es nicht nur, wir müssen es. Vielleicht konnte Nephi, wie Kristina, sehen, dass sich der feste Entschluss eines Einzelnen auf Generationen auswirken kann. Als Nephi von seinem Vater nach Jerusalem zurückgeschickt wurde, damit er dort die Platten Labans holte, sagte er: „Und siehe, es ist nach Gottes Weisheit, dass wir diese Aufzeichnungen erlangen, damit wir für unsere Kinder die Sprache unserer Väter bewahren.“ (1 Nephi 3:19; Hervorhebung hinzugefügt.) Nephi dachte an seine zukünftige Familie, obwohl er keine Aussicht hatte zu heiraten. Vergesst nicht, dass seine Familie allein in der Wildnis war! Nephi hatte nicht nur eine Vorstellung davon, wie er in seine himmlische Heimat zurückkehren konnte, sondern auch davon, wie seine irdische Heimat sein sollte.

Der Erretter hilft euch, zu erkennen und zu verstehen, was er sich für euch vorstellt. Ihr seid seine geliebten Töchter. Er kennt euch persönlich und hat einen Plan für euer Leben. Er hat verheißen, dass sein Geist immer mit euch ist, wenn ihr würdig lebt.

So wie der Wind an jenem Pier in Dänemark Kristina heftig ins Gesicht blies, so wird jede von euch den Widerstand weltlicher Mächte zu spüren bekommen. „Vorwärts streben“, das lässt auf Widerstand schließen. Es heißt nicht, man solle vorwärts gehen oder sich einfach vorwärts bewegen. Es heißt, man muss vorwärts streben! Dazu braucht man eine Vorstellung davon, wohin man geht. Der Heilige Geist hilft euch, beständig zu bleiben, und euer Zeugnis vom Erretter hilft euch, erfüllt vom Glanz der Hoffnung weiterzugehen.

Vor einigen Jahren qualifizierten mein Mann und ich uns für den Marathonlauf in Boston. Damit wir uns besser vorstellen konnten, wie es wohl war, das Rennen zu beenden, gingen mein Mann und ich am Abend vor dem Marathon ins Zentrum von Boston, etwa zwei Kilometer von der Ziellinie entfernt. Dort schnürten wir in der Stille des Abends die Laufschuhe und liefen die letzten zwei Kilometer bis zum Ziel. Als wir die Ziellinie überquerten, rissen wir triumphierend die Arme hoch und stellten uns vor, wir hätten das Rennen gewonnen! Wir stellten uns tausende Zuschauer vor, die uns zujubelten. Am nächsten Tag liefen wir das Rennen. 42,2 Kilometer sind eine Herausforderung. Da gibt es Hügel, die einen wirklich entmutigen können. Während ich diese Hügel hinauflief, dachte ich unablässig an die Ziellinie und an das Gefühl, das ich am Abend zuvor gehabt hatte, als ich sie überquerte. Diese Vorstellung von der Ziellinie half mir, trotz des für Neuengland so typischen kalten und stürmischen Regenwetters den Marathon zu beenden.

Eure Vorstellung von der Zukunft hilft euch, vorwärts zu streben. Nehmt euch kurz die Zeit, euch vorzustellen, wo ihr in einem Jahr oder in zwei oder fünf Jahren sein wollt. Ergreift dann Maßnahmen, die euch darauf vorbereiten. Man kann keinen Marathon laufen, nur weil man sich dazu entschlossen hat. Man muss täglich trainieren und allmählich Durchhaltevermögen und Ausdauer entwickeln, um die 42,2 Kilometer zu schaffen. So ist es auch im Leben. Der tägliche Eifer, das Beten und das Schriftstudium helfen euch, eure Ziele zu erreichen. Eure täglichen Entscheidungen werden Generationen beeinflussen.

Das Seminar half Melissa, eine Vorstellung davon zu bekommen, was für eine Frau sie werden wollte. Sie war kein Mitglied unserer Kirche, schrieb sich aber mit ihren Freundinnen im Seminar ein. Als sie 18 wurde, wurde sie von den Missionaren unterwiesen. Sie wusste, dass das, was sie lehrten, wahr war! Bei ihrer Taufe herrschte ein besonderer Geist. Als ob nicht nur ihre Freunde und ihre Familie anwesend wären, sondern auch ihre zukünftige Familie. Der Bischof bemerkte, dass er fast ihre zukünftigen Kinder sagen hörte: „Danke, Mutter!“

Wie Melissa seid ihr den Bund der Taufe eingegangen. Wenn ihr euren Bund einhaltet, könnt ihr euch vom Heiligen Geist führen lassen. Der Heilige Geist wird euch schützen und stärken und „euch alles zeigen, was ihr tun sollt“ (2 Nephi 32:5). Durch diese Gabe zeichnet ihr euch aus.

Wir wissen, dass ihr auf viel Widerstand stoßt, was eure Grundsätze angeht. Mädchen in Tennessee und Arkansas haben mir erzählt, dass sie wegen ihres Glaubens in der Schule auf Widerstand stoßen. Die Mädchen, die ich in Haiti traf, sind auch täglich dem Druck ausgesetzt, an etwas teilzunehmen, was für ein Mädchen des Bundes nicht geeignet ist. Trotzdem leuchtet die Hoffnung des Evangeliums in ihren Augen. Sie bleiben standhaft, weil sie auf das sanfte, leise Säuseln (siehe 1 Könige 19:12) des Heiligen Geistes hören und seine Eingebungen befolgen.

Der Heilige Geist wird euch auch bei den Entscheidungen führen, die eure Zukunft betreffen. Ein anderes Mädchen, das ich kenne, ging mit einem großen, gut aussehenden jungen Mann aus – er war der Star der Basketballmannschaft und Klassensprecher. Als sie über ihre Zukunft sprachen, erklärte sie, dass sie schon vor langer Zeit den Entschluss gefasst hatte, einmal einen zurückgekehrten Missionar im Tempel zu heiraten. Eine Mission gehörte nicht zu seinen Plänen und so wurde nicht weiter darüber gesprochen. Zu Weihnachten gab er ihr ein kleines Geschenk. Als sie es aufmachte, sah sie, dass es ein Brief vom Propheten Gottes war, der ihren Freund auf Mission berief. Ihr rechtschaffener Einfluss hatte ihm geholfen, diese wichtige Entscheidung zu treffen.

Auch ihr könnt die jungen Männer, mit denen ihr Umgang habt, beeinflussen, sich „ein wenig höher aufzurichten und ein wenig besser zu werden“ (Gordon B. Hinckley, „Das Streben nach Auszeichnung“, Der Stern, September 1999, Seite 8). Ihr könnt den jungen Männern helfen, sich auf eine Mission vorzubereiten und sie ehrenhaft zu erfüllen. Ihr könnt ihnen helfen, sittlich rein zu bleiben, damit sie das Priestertum ehrenhaft tragen können. Euer rechtschaffener Einfluss kann sich nicht nur auf das Leben des jungen Mannes, sondern auch auf das Leben von Generationen auswirken.

Als unsere Tochter Emi 15 war, traf sie eine Entscheidung. Eines Morgens lag ihr Buch Mormon aufgeschlagen da. Ich sah, dass sie im 48. Kapitel des Buches Alma den Vers markiert hatte, der Hauptmann Moroni beschreibt: „Moroni war ein starker und mächtiger Mann; er war ein Mann von vollkommenem Verständnis. … Ja, und er war ein Mann, der im Glauben an Christus fest war.“ (Alma 48:11,13.)

Daneben hatte sie geschrieben: „Ich möchte einen Mann heiraten, der so ist wie Moroni.“ Sieben Jahre später tat sie es! Emi hatte eine Vorstellung von ihrem zukünftigen Ehemann erlangt, als sie in den heiligen Schriften gelesen und auf die Eingebungen des Heiligen Geistes gehört hatte. Sie lernte auch den Erretter und seinen „großen Plan des Glücklichseins“ (Alma 42:8) kennen und verstehen.

Wenn ihr in den heiligen Schriften lest, werdet ihr erkennen, dass der Erretter nicht nur das Licht und das Leben der Welt ist, sondern auch unsere ganze Hoffnung. Durch ihn könnt ihr die Hoffnung erlangen, einmal wieder beim Vater im Himmel zu leben. Durch ihn könnt ihr umkehren und das überwinden, was euch davon abhält, beständig zu sein. Durch ihn könnt ihr die Kraft und den Mut finden, vorwärts zu streben, auch gegen den Wind des Widerstands.

Vielleicht müsst ihr nicht am Pier stehen und so schwere Entscheidungen treffen wie Kristina. Vielleicht werdet ihr nie vorwärts streben, um die Hügel eines Marathons zu bewältigen. Aber ihr werdet Entscheidungen treffen müssen, die die Ewigkeit betreffen. Ihr könnt mit einer Vision vorwärts streben. Der Heilige Geist hilft euch, beständig zu bleiben, und euer Zeugnis vom Erretter hilft euch, erfüllt vom Glanz der Hoffnung weiterzugehen.

Vor euch mögen steile Berge liegen, aber unser Herr und Erretter, Jesus Christus, hat verheißen, dass er euch bei jedem Schritt begleitet. Nie war es wichtiger, vorwärts zu streben und beständig zu sein.

Und so sage ich mit Nephi: „Darum müsst ihr mit Beständigkeit in Christus vorwärts streben, erfüllt vom Glanz der Hoffnung. … Wenn ihr darum vorwärts strebt … und bis ans Ende ausharrt, … so spricht der Vater: Ihr werdet ewiges Leben haben!“ (2 Nephi 31:20; Hervorhebung hinzugefügt.) Im Namen Jesu Christi. Amen.