2000–2009
Einen mehr
April 2005


Einen mehr

Wir brauchen mehr Missionare, die hart arbeiten und ein festes Zeugnis haben, damit wir mehr Kinder des himmlischen Vaters erreichen.

Brüder und Schwestern, vor einigen Wochen durften meine Frau und ich zu den Missionaren in der Missionarsschule in Provo sprechen. Es war schön, ihre strahlenden, erwartungsvollen Gesichter zu sehen und zu spüren, dass der Geist des Herrn zugegen war. Diese Missionare sind bereit, die Botschaft von der Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi in alle Welt zu tragen. Wir danken den Eltern, Bischöfen, Pfahlpräsidenten und vor allem unseren jungen Leuten, dass sie dem Aufruf des Propheten zu gründlicherer geistiger Vorbereitung auf den Dienst für den Herrn gefolgt sind.

Als wir die Messlatte für den Missionsdienst höher legten, sagte Präsident Gordon B. Hinckley: „Diese Arbeit ist anstrengend. Sie erfordert Kraft und Ausdauer. Sie erfordert einen scharfen Verstand und eine gute Auffassungsgabe. Sie erfordert Glauben, den Wunsch, sie zu tun, und Hingabe. Sie erfordert reine Hände und ein lauteres Herz.“

Er sagte weiter: „Die Zeit ist gekommen, … wo wir für diejenigen, die dazu berufen werden, als Botschafter des Herrn Jesus Christus in die Welt zu gehen, höhere Maßstäbe setzen müssen … Wir können ganz einfach nicht zulassen, dass jemand, der sich nicht dafür würdig gemacht hat, in die Welt hinausgeht und die frohe Botschaft des Evangeliums verkündet.“ („Der Missionsdienst“, Erste weltweite Führerschaftsschulung, 11. Januar 2003, Seite 20f.)

Heute brauchen wir bessere Missionare – junge Männer, die sich auf den Dienst vorbereitet haben, indem sie der Aufforderung des Propheten gefolgt sind, „Selbstdisziplin zu üben, über den niederen Maßstäben der Welt zu stehen, Übertretungen zu vermeiden und sich in all ihren Unternehmungen von hohen Grundsätzen leiten zu lassen“ („Der Missionsdienst“, Seite 21).

Das Werk des Herrn dehnt sich in unseren 339 Missionen immer weiter aus. Daher müssen wir uns mehr anstrengen, dafür zu sorgen, dass jeder 12-jährige junge Mann würdig zum Diakon ordiniert wird, jeder 14-jährige zum Lehrer, jeder 16-jährige zum Priester und dass jeder junge Mann im neunzehnten Lebensjahr das Melchisedekische Priestertum würdig empfängt. Dies gelingt uns, wenn wir den jungen Männern Liebe zum Herrn, Verständnis und Dankbarkeit für sein Sühnopfer und die klare Erkenntnis davon, wie wunderbar die Wiederherstellung ist, ins Herz pflanzen.

Wenn unsere jungen Leute begreifen, wie wichtig die Wiederherstellung des Evangeliums ist, und wissen, dass Gott unser himmlischer Vater ist und dass er alle seine Kinder liebt, dass Jesus der Messias ist und dass Gott und Jesus Joseph Smith erschienen sind, um diese, die letzte Evangeliumszeit, einzuleiten, dann wollen sie auch dazu beitragen, dass diese Botschaft in alle Welt gelangt. Wenn unsere Jugendlichen das Buch Mormon als greifbaren Beweis dafür ansehen, dass die Botschaft von der Wiederherstellung wahr ist, dann werden sie von ganzem Herzen ihr Teil dazu tun wollen, dass den Kindern des himmlischen Vaters diese Wahrheiten vermittelt werden.

Die Missionare in der Missionarsschule haben uns gesagt, was ihnen bei der Vorbereitung auf die Mission am meisten hätte helfen können. Im Nachhinein wünschen sie sich vor allem, sie hätten

  • durch gezieltes Schriftstudium die Lehre besser gelernt,

  • gelernt, wie man in den heiligen Schriften forscht und aufrichtig betet,

  • mehr Disziplin und Fleiß aufgebracht,

  • besser verstanden, was von ihnen erwartet wird,

  • mehr Möglichkeiten gehabt, zu unterrichten, und

  • eingehendere Unterredungen mit dem Bischof und den Eltern gehabt.

Brüder und Schwestern, gemeinsam können wir das Evangelium Jesu Christi mit seiner Schlichtheit und Kraft allen Jugendlichen der Kirche vermitteln. Gemeinsam mit den Eltern können wir den Jugendlichen helfen, sich auf die Mission und auf lebenslanges Dienen vorzubereiten. Gehen wir daran, nach jedem unserer kostbaren Jugendlichen Ausschau zu halten, ganz gleich, wie aktiv er in der Kirche ist, und bringen wir das Licht Christi, das in ihm ist, zum Leuchten. Präsident Boyd K. Packer hat gesagt: „Das Licht Christi ist so allumfassend wie das Sonnenlicht. Wo es Menschen gibt, da ist auch der Geist Christi. Jede lebende Seele besitzt diesen Geist … Er gibt das ein, was für die Menschen gut ist und ihnen zum Segen gereicht. Er nährt alles Gute.“ („Das Licht Christi“, Liahona, April 2005, Seite 13.)

Wir wissen also, dass jeder Mensch das Licht Christi in sich trägt. Als Eltern und als Lehr- und Führungskräfte haben wir die Aufgabe, dieses Licht in unseren Jugendlichen zu entfachen, bis die Flamme des Zeugnisses tief im Herzen und in der Seele brennt, und dann einen jeden von ihnen aufzufordern, mit dieser Flamme das Licht Christi in anderen entzünden zu helfen.

Der Widersacher weiß dies natürlich und macht Überstunden, um einige unserer Jugendlichen dazu zu bringen, die Lehren der Kirche zu missachten. Deswegen müssen die Eltern und die Führungs- und Lehrkräfte miteinander Rat halten und jeden Jungen und jedes Mädchen persönlich kennen – jeden einzelnen Jugendlichen. Ob ein Jugendlicher aktiv ist oder nicht – wir müssen ihn kennen.

Es stimmt, dass die Messlatte für die Missionare höher gelegt worden ist. Das heißt aber auch, dass die Messlatte für die Eltern und die Führungsbeamten höher liegt. Wir müssen mehr Glauben haben und uns mehr anstrengen, um jedem jungen Mann Gelegenheiten zum Dienen zu geben.

Präsident Hinckley hat dazu auch gesagt: „Wir brauchen mehr Missionare. Die Aussage, dass höhere Anforderungen an einen Missionar gestellt werden, war kein Signal, weniger Missionare zu schicken, sondern der Aufruf an Eltern und Führer, früher mit den jungen Männern zu arbeiten, um sie auf den Missionsdienst vorzubereiten und ihnen zu helfen, dafür würdig zu bleiben. Alle jungen Männer, die würdig und körperlich und seelisch dazu fähig sind, sollen sich vorbereiten, in diesem überaus wichtigen Werk zu dienen.“ („An die Bischöfe der Kirche“, Weltweite Führerschaftsschulung, 19. Juni 2004, Seite 27.)

Über die jungen Frauen hat er etwas ganz Ähnliches gesagt: „Was die jungen Missionarinnen angeht, sind manche früheren Ratschläge im Hinblick auf alleinstehende Schwestern, die eine Mission erfüllen, falsch verstanden worden. Wir brauchen auch junge Frauen. Sie leisten eine bemerkenswerte Arbeit. Sie kommen in manche Wohnung, in die die Missionare nicht kommen können. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass junge Schwestern nicht verpflichtet sind, eine Mission zu erfüllen. Sie sollen nicht das Gefühl haben, sie hätten eine mit der der jungen Männer vergleichbare Pflicht, aber manche möchten gern auf Mission gehen.“ („An die Bischöfe der Kirche“, Seite 27.)

Brüder und Schwestern, es gibt unglaublich viel zu tun. Der Geist des Herrn schwebt über vielen Völkern der Welt. Türen, die uns bislang verschlossen waren, tun sich auf. Wir brauchen mehr Missionare, die hart arbeiten und ein festes Zeugnis haben, damit wir mehr Kinder des himmlischen Vaters erreichen, die derzeit dort leben, wo wir hingehen können. Diese Menschen sind unsere Brüder und Schwestern, und wir haben die Pflicht, ihnen die Botschaft von der Wiederherstellung zu überbringen.

Wir wissen, dass sich Wunderbares im Leben derer ereignet, die treu ihre Vollzeitmission erfüllen. Der Missionsdienst ist nicht einfach, aber er ist unschätzbar wertvoll. Wer eine Mission ehrenvoll erfüllt und dann nach Hause zurückkehrt, hat sich eine Lebensweise und eine Bereitschaft zum Dienen angeeignet, die ihm selbst und künftigen Generationen ein Segen sein werden. Diese Missionare sind nach der Mission besser darauf vorbereitet, fähige Lehr- oder Führungskräfte in den Organisationen der Kirche zu werden. Sie sind besser darauf vorbereitet, ein rechtschaffener Vater bzw. eine rechtschaffene Mutter zu werden und die eigenen Kinder im Evangelium zu unterweisen. Eine Vollzeitmission ist sowohl für denjenigen, den die Missionare finden und unterweisen, als auch für den Missionar selbst ein Segen.

Wir haben nun eine besondere Bitte an alle Bischöfe und Zweigpräsidenten. Natürlich wissen Sie bereits, wer die Anforderungen erfüllt und sich darauf vorbereitet, in diesem Jahr die Berufung auf Mission anzunehmen. Wir bitten die Führer in jeder Einheit darum, sich mit den Eltern zu beraten und darum zu beten, neben denjenigen, die sich bereits bereit erklärt haben, mindestens einen jungen Mann mehr zu finden, der auf Mission berufen werden kann. Die Kirche hat über 26 000 Gemeinden und Zweige; wenn alle Gemeinden und Zweige all diejenigen auf Mission senden, die dafür bereits fest eingeplant sind, und außerdem noch einen mehr, wachsen die Reihen der Vollzeitmissionare an und wir kommen der Erfüllung unseres gottgegebenen Auftrages, das Evangelium zu jeder Nation, jedem Geschlecht, jeder Sprache und jedem Volk zu tragen, viel näher. Diese Missionare müssen natürlich würdig, glaubenstreu und gesund sein und sich voll und ganz dem Werk verschreiben. Vielleicht ist dieser eine mehr im Moment noch nicht bereit. Deswegen bitten wir die Eltern und die Mitglieder des Pfahl- und des Gemeinderats, darauf zu vertrauen, dass Sie durch die Macht des Heiligen Geistes erkennen werden, wem Sie helfen können, noch in diesem Jahr für eine Missionsberufung bereit zu sein.

Ich möchte Ihnen erzählen, was ein Freund von mir erlebt hat. Bitte denken Sie daran, wenn Sie sich um die Betreffenden bemühen. Mein Freund hatte vorher noch nie ein Pferd besessen; doch dann heiratete er eine wunderbare Frau, die Pferde sehr gern hat. Um sie zu beeindrucken, verkündete er eines Abends, er werde auf die Weide gehen und einem Fohlen beibringen, sich führen zu lassen. Mein Freund wog mehr als das Fohlen. Er wusste mehr als das Fohlen. Er dachte, er müsse nur am Strick ziehen, und früher oder später würde das Fohlen ihm folgen. Er war sich sicher, das Ganze werde schnell und einfach vonstatten gehen.

Er band den Strick ans Halfter, stellte sich vor das Fohlen und zog. Das Tier bockte. Mein Freund zog kräftiger, und das Fohlen stemmte die Beine noch fester in den Boden. Er zog mit aller Kraft, und das Fohlen fiel vornüber. Das wiederholte sich noch einige Male, ehe mein Freund Folgendes feststellte: In nur vier, fünf Minuten hatte er dem Fohlen beigebracht, umzufallen. Er musste sich nur vor das Tier stellen, den Strick zur Hand nehmen – und schon fiel es um.

Seine Frau hatte das Schauspiel beobachtet und schlug schließlich vor, er solle sich nicht vor das Fohlen stellen und ziehen, sondern stattdessen die Leine um das Fohlen legen und einfach nebenher gehen. Zum Verdruss meines Freundes funktionierte das auch.

In jedem von uns scheint sich Widerstand zu regen, wenn man uns etwas vorschreibt, uns drängt oder an uns zerrt. Doch wenn jemand den Arm um einen jungen Mann legt und neben ihm hergeht, ist es wahrscheinlich, dass dieser sich führen lässt, weil er den Wunsch bekommt, zu dienen. Bitte vergessen Sie das nicht, wenn Sie des Zeugnis des einen mehr festigen, der dienen kann.

Ich möchte Ihnen drei Vorschläge unterbreiten, die dazu beitragen können, zu Hause, im Pfahl und in der Gemeinde bzw. im Zweig den Missionsdienst zur Tradition zu machen.

Erstens: Achten Sie darauf, dass jeder Jugendliche weiß, wer er ist. In der PV singen unsere Kinder von klein auf „Ich bin ein Kind von Gott“ (Gesangbuch, Nr. 202). Machen Sie ihnen klar, was es wirklich bedeutet, ein Kind Gottes zu sein. Vermitteln Sie ihnen, dass sie gerade in diesem Abschnitt der Weltgeschichte leben, wo ihnen die Fülle des Evangeliums zur Verfügung steht, weil sie im vorirdischen Dasein den Mut hatten, richtige Entscheidungen zu treffen. Unsere Jugendlichen müssen fest für Rechtschaffenheit und Wahrheit einstehen. Sie müssen vor Augen haben, welche Segnungen sie erlangen können, wenn sie ihre Liebe zum himmlischen Vater und zum Herrn Jesus Christus durch ihre Bereitschaft zu dienen unter Beweis stellen.

Zweitens: Vermitteln Sie die Lehre. Gesellige Aktivitäten und Veranstaltungen haben zwar ihren gebührenden Platz in unseren Jugendprogrammen, doch es ist die Lehre, die bekehrt und zur Selbstverpflichtung führt. Unsere Jugendlichen erwarten mit Recht, dass ihre Eltern und die Führer und Lehrer in der Kirche dafür sorgen, dass sie das Evangelium Jesu Christi kennen lernen und es verstehen. Der Heilige Geist bestätigt ihnen sodann im Herzen die Wahrheit und entfacht das Licht Christi in ihrer Seele. Und dann haben Sie einen richtig vorbereiteten Missionar mehr. Gestern hat Elder Richard G. Scott angeregt, die neue Anleitung Verkündet mein Evangelium!, anhand derer die Missionare jetzt das Evangelium lehren, als Hilfsmittel zu verwenden.

Und schließlich muss man sich darüber im Klaren sein, dass es für den einen oder anderen jungen Mann und für manche junge Frau nicht ratsam ist, sich den Anstrengungen und Herausforderungen einer Vollzeitmission zu stellen. Wenn die Priestertumsführer Sie vom Vollzeitmissionsdienst freistellen, bitten wir Sie und Ihre Familie, diese Entscheidung zu akzeptieren und nach vorn zu schauen. Sie können sich auf die errettenden heiligen Handlungen des Tempels vorbereiten und andere Möglichkeiten zum Dienen finden. Wir bitten auch alle unsere Mitglieder, die treuen Jugendlichen in ihren Berufungen in der Kirche zu unterstützen und ihnen viel Liebe und Verständnis entgegenzubringen.

Brüder und Schwestern, ich füge mein Zeugnis von der göttlichen Mission des Herrn Jesus Christus hinzu und bete darum, dass er uns alle in unseren Bemühungen segnen möge, mehr Jugendliche und Ehepaare auf die Idee zu bringen, auf Vollzeitmission zu gehen, und sie entsprechend zu motivieren. Im Namen Jesu Christi. Amen.