2000–2009
Heilige Schriften – die Macht Gottes zu unserer Errettung
Oktober 2006


Heilige Schriften – die Macht Gottes zu unserer Errettung

Heilige Aufzeichnungen geben Zeugnis vom Erretter und führen uns zu ihm.

Die heiligen Schriften sind das Wort Gottes, das uns gegeben wurde, damit wir errettet werden können. Sie sind unentbehrlich, wenn man ein Zeugnis von Jesus Christus und seinem Evangelium erlangen will. Zu den heiligen Schriften, die Gott uns in diesen Letzten Tagen gegeben hat, gehören das Alte Testament, das Neue Testament, das Buch Mormon, das Buch Lehre und Bündnisse und die Köstliche Perle. Diese heiligen Aufzeichnungen geben Zeugnis vom Erretter und führen uns zu ihm. Deshalb haben große Propheten wie Enos den Herrn glaubensvoll angefleht, die heiligen Schriften zu bewahren.

Schlagen Sie doch einmal mit mir das Buch Mormon auf. Auf der Titelseite lesen wir, dass es auf ein Gebot hin „durch den Geist der Prophezeiung und der Offenbarung“ geschrieben wurde. Es ist „durch die Gabe und Macht Gottes“ hervorgekommen; die Übersetzung geschah „durch die Gabe Gottes“ – durch den Heiligen Geist. Es zeigt, „was der Herr Großes … getan“ und was er uns gegeben hat, damit wir „die Bündnisse des Herrn erkennen“ – damit wir nicht „für immer verstoßen“ werden. Vor allem aber wurde es geschrieben, um uns zu überzeugen, „dass Jesus der Christus ist, der ewige Gott“.

Blättern Sie eine Seite weiter, zur Einleitung. Hier erfahren wir, dass dieser prophetische Bericht heilige Schrift ist, „der Bibel vergleichbar“. Er enthält „die Fülle des immerwährenden Evangeliums, … umreißt den Plan der Errettung und erklärt [uns], was [wir] tun müssen, um Frieden in diesem Leben zu erlangen und ewige Errettung im kommenden Leben“. Er verheißt uns, dass „alle, die [zum Erretter] kommen und den Gesetzen und Verordnungen seines Evangeliums gehorchen wollen, errettet werden können“.

Welche entscheidende Aufgabe hat dieses heilige Buch in unserer Zeit? Was sagt es darüber aus, wozu es heilige Schriften überhaupt gibt?

Auf Seite eins im 1. Buch Nephi – dem allerersten Buch im Buch Mormon – erfahren wir, dass Lehi um 600 v. Chr. von Gott angewiesen wurde, mit seiner Familie in die Wildnis zu fliehen. Aber Lehi war noch nicht sehr weit gekommen, da gebot ihm der Herr, seine Söhne zurückzuschicken. Warum? Um die heiligen Schriften holen zu gehen, die Messingplatten, die so wichtig waren, dass Lehis Söhne ihr Leben aufs Spiel setzten und all ihre weltlichen Besitztümer verloren, um sie zu erlangen! Am Ende waren es die Hilfe des Herrn und Nephis Glaube, wodurch die Platten auf wundersame Weise in seine Hand gelangten. Als Nephi und seine Brüder zurückkehrten, freute sich Lehi, ihr Vater. Er begann, die heiligen Schriften „vom Anfang an“ durchzusehen, und fand, „dass sie begehrenswert waren, ja, sogar von großem Wert …; denn dadurch konnten [Lehi und seine Nachkommen] die Gebote des Herrn für [ihre] Kinder bewahren“.1

Tatsächlich waren die Messingplatten ein Bericht von Lehis Vorfahren, der ihre Sprache enthielt, ihren Stammbaum und, was noch wichtiger ist, das Evangelium – gelehrt von Gottes heiligen Propheten. Als Lehi die Platten durchsah, erfuhr er, was wir alle erfahren, wenn wir uns mit den heiligen Schriften befassen:

  • wer wir sind

  • was wir einmal werden können

  • Prophezeiungen für uns und für unsere Nachkommen

  • die Gebote, Gesetze, Verordnungen und Bündnisse, gemäß denen wir leben müssen, um ewiges Leben zu erlangen

  • wie wir leben müssen, damit wir bis ans Ende ausharren und ehrenvoll zu unserem himmlischen Vater zurückkehren

Diese Wahrheiten sind so bedeutend, dass der himmlische Vater beiden, Lehi und Nephi, eindringliche Visionen zeigte, in denen das Wort Gottes als eiserne Stange dargestellt wurde. Sowohl der Vater als auch der Sohn erfuhren, dass die einzige Möglichkeit, auf dem Pfad zu bleiben, der uns zu unserem Erretter führt, darin besteht, dass man sich an diese starke, unbeugsame, absolut verlässliche Leitlinie hält.

Etliche Kapitel des Buches Mormon handeln davon, wie Lehi und Nephi diese Lektion umsetzten: Sie forschten in den Schriften und zitierten daraus. Offensichtlich wollten sie ihrer Familie und uns verdeutlichen, wie wichtig die heiligen Schriften sind, besonders Jesajas Prophezeiungen über die Wiederherstellung des Evangeliums und das Hervorkommen ihres Berichts – des Buches Mormon – in unserer Zeit.

Das Buch Mormon berichtet davon, wie mehrere Zivilisationen die Schriften beachteten oder aber missachteten, angefangen bei Lehis eigener Familie. Der Herr hatte Lehi geboten, aus Jerusalem zu fliehen, weil es von den Babyloniern erobert werden sollte, und über das Meer zum verheißenen Land zu reisen, mit einem Schiff, das nach göttlicher Anleitung gebaut worden war. Aber Lehis Kinder teilten sich in zwei erbittert verfeindete Lager auf. Diejenigen, die dem rechtschaffenen Nephi folgten – die Nephiten – behielten die heiligen Schriften bei sich, als sie die Lamaniten verließen, und „die Seele [wurde ihnen] durch das Licht des immerwährenden Wortes [Gottes] erleuchtet“.2

Aber Laman und Lemuel – und ihre Nachkommen, die Lamaniten – verwarfen die heiligen Schriften und wandelten in der Finsternis der Unwissenheit, des Streits und der Vernichtung. Um 400 n. Chr. verwarfen auch die Nephiten das Wort Gottes, verfielen in Unglauben und wurden vernichtet. Damit endeten etwa 1000 Jahre nephitischer Zivilisation.

Das Buch Ether beschreibt die Geschichte eines weiteren Volkes, der Jarediten, die die Alte Welt zur Zeit des Turmbaus zu Babel verließen, etwa 2200 v. Chr. Der Herr wies sie an, über das Meer zum verheißenen Land zu reisen, mit Booten, die nach göttlicher Anleitung gebaut worden waren. Wenn die Jarediten rechtschaffen waren, wurden sie gesegnet, und wenn sie das Wort des Herrn verwarfen und sich weigerten umzukehren, hörte der Geist des Herrn auf, sich mit ihnen abzumühen. Schließlich wichen sie völlig von den Wegen des Herrn ab und vernichteten einander um 600 v. Chr. Damit endeten etwa 1600 Jahre jareditischer Zivilisation.

Lehi erreichte das verheißene Land etwa um die Zeit, als die Jarediten vernichtet wurden. Einige Jahre später kam noch ein weiteres Volk, Mulek und seine Anhänger, ins verheißene Land. Sie entdeckten den letzten Überlebenden der Jarediten, über den berichtet wird, einen König namens Koriantumr. Die Mulekiten brachten keine heiligen Schriften mit. Deshalb war etwa 400 Jahre später, als Mosia und die Nephiten sie fanden, die Sprache der Mulekiten verderbt und sie hatten den Glauben an ihren Schöpfer verloren. Sie wussten nicht, wer sie waren. Als die Mulekiten erfuhren, dass der Herr die Nephiten mit den Messingplatten geschickt hatte, die die heiligen Aufzeichnungen der Juden enthielten, freuten sie sich und schlossen sich dem nephitischen Volk an.

Das Schicksal dieser Völker, wie es in den heiligen Schriften festgehalten ist, gibt aller Welt Zeugnis: Wenn wir das Wort Gottes nicht haben oder uns nicht daran halten und es beachten, geraten wir auf sonderbare Abwege und gehen einzeln, als Familie und als Volk verloren.

Wie mit Stimmen, die aus dem Staube rufen, rufen die Propheten des Herrn uns heute auf der Erde zu: Haltet an den heiligen Schriften fest! Haltet daran fest, handelt und lebt entsprechend und freut euch an ihnen! Stochert nicht nur in ihnen herum. Sie sind die „Macht Gottes zur Errettung“,3 die uns zurück zu unserem Erretter, Jesus Christus, führt.

Wenn der Erretter heute als Mensch unter uns lebte, würde er uns aus den heiligen Schriften unterweisen, wie er es tat, als er auf Erden war. In der Synagoge von Nazaret „reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. … Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“4 Später, als die Sadduzäer und Pharisäer eine schwierige Frage stellten, „antwortete [Jesus] ihnen: Ihr irrt euch; ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes.“5 Und nach seiner Auferstehung, auf dem Weg nach Emmaus, „sagten [seine Jünger] zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“6 An seine Jünger damals wie heute ertönen seine Worte: „Erforscht die Schriften, weil sie … Zeugnis über mich [ablegen]“7 – ein Zeugnis, das der Heilige Geist gibt, denn „durch die Macht des Heiligen Geistes könnt ihr von allem wissen, ob es wahr ist“.8

Brüder und Schwestern, ich bezeuge, dass die heiligen Schriften „durch die Hand des Herrn [für uns] erhalten und bewahrt“ wurden, „in seiner weisen Absicht“.9 Lephi prophezeite, „diese Platten aus Messing würden nie zugrunde gehen; sie würden auch nicht mehr durch die Zeit undeutlich werden“.10 Der Herr versicherte Enos feierlich, er werde die Schriften bewahren und „zu der von ihm selbst bestimmten Zeit“ hervorbringen.11 Über das Buch Mormon schrieb der Prophet Moroni, es sei „geschrieben und versiegelt und für den Herrn verborgen, damit [es] nicht zerstört“ werde.12 In den heiligen Schriften, die wir haben, stehen Prophezeiungen und Verheißungen, und sie sind in unserer Zeit erfüllt worden.

Welch herrlicher Segen! Denn wenn wir Gott ansprechen möchten, beten wir. Und wenn wir wollen, dass er zu uns spricht, forschen wir in den heiligen Schriften, denn seine Worte werden von seinen Propheten ausgesprochen. Dann unterweist er uns, wenn wir auf die Einflüsterungen des Heiligen Geistes achten.

Wenn Sie in letzter Zeit nicht gehört haben, dass seine Stimme zu Ihnen spricht, wenden Sie sich wieder den heiligen Schriften zu, sehen und hören Sie neu hin. Die Schriften erhalten uns geistig am Leben. In der Finsternis jenseits des Eisernen Vorhangs haben die Heiligen überlebt, weil sie die Stimme Gottes gehört haben, und zwar aus den heiligen Schriften. In anderen Teilen der Welt haben Mitglieder, die die Kirche zeitweilig nicht besuchen konnten, Gott weiterhin verehrt, weil sie seine Stimme gehört haben – aus den heiligen Schriften. Während all der Kriege des vergangenen Jahrhunderts und der Konflikte, die heute wüten, haben Heilige der Letzten Tage überlebt, weil sie Gottes Stimme gehört haben – aus den heiligen Schriften. Denn der Herr hat gesagt: „Die Schriften werden … gegeben werden … zur Errettung meiner eigenen Auserwählten; denn sie werden meine Stimme vernehmen und werden mich sehen und werden nicht eingeschlafen sein und werden den Tag meines Kommens aushalten, denn sie werden rein gemacht werden,ja, wie ich rein bin.“13

Vor über zweitausend Jahren schrieb Jesaja über das Wort Gottes: „Nun geh, schreib es vor ihren Augen auf eine Tafel, ritz es als Inschrift ein, damit es für künftige Zeiten auf immer bezeugt ist.“14 Diese Zeit ist jetzt. Diese Welt braucht die heiligen Schriften. Bevor der Erretter kam, mussten alle Kinder Gottes durch das vorbereitende Gesetz des Mose erzogen werden, das „Auge für Auge und Zahn für Zahn“15 zuließ. In dieser Welt leben noch heute viele nach dieser beängstigenden Regel. Den Beweis dafür sehen wir überall.

Wir verkünden unerschrocken, dass die Antwort auf den Terror, die Zerstörung und den Völkermord dieser Letzten Tage in den heiligen Schriften zu finden ist. Das Evangelium im Alten Testament erfüllt sich im Neuen Testament. Die Prophezeiungen der Bibel haben sich im Buch Mormon erfüllt. Das Buch Lehre und Bündnisse und die Köstliche Perle geben Zeugnis von der Fülle des Evangeliums, die heute auf der Erde ist.

Von Genesis bis Maleachi und von Mose bis Abraham wurde prophezeit, dass der Erretter kommen sollte. Von Matthäus bis zur Offenbarung, von Nephi bis Moroni und von Joseph Smith bis hin zu unserem geliebten lebenden Propheten, Präsident Gordon B. Hinckley, haben alle Propheten bezeugt, dass Jesus Christus, der lang erwartete Messias, gekommen ist und wiederkommen wird. In ihm ist „das Alte … hinweggetan, und alles ist neu geworden“.16 In allen heiligen Schriften verkündet sein neues und immerwährendes Evangelium: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“17 „Liebt eure Feinde, segnet die, die euch fluchen, tut Gutes denen, die euch hassen, und betet für die, die euch böswillig behandeln und euch verfolgen.“18 „Von euch wird verlangt, dass ihr allen Menschen vergebt.“19 Denn dies ist das Evangelium unseres Erretters, der gesalbt worden ist, damit er diejenigen heile, deren Herz zerknirscht ist, „den Gefangenen die Entlassung verkünde und … die Zerschlagenenin Freiheit setze“.20

Am Ende des Buches Mormon blickt Moroni in Gedanken auf den letzten Überrest seines Volkes zurück. Er wusste, ihr Untergang hätte verhindert werden können, wenn sie nicht Gottes heiliges Wort vergessen und den Geist des Herrn verloren hätten. Ist es da verwunderlich, dass Moroni seine Worte direkt an uns richtet, an Sie und an mich, und uns eindringlich auffordert, die Segnungen der heiligen Schriften in Anspruch zu nehmen?

„Und ich möchte euch ermahnen: Wenn ihr dieses hier empfangt, so fragt Gott, den Ewigen Vater, im Namen Christi, ob es wahr ist; und wenn ihr mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz fragt und Glauben an Christus habt, wird er euch durch die Macht des Heiligen Geistes kundtun, dass es wahr ist.

Und durch die Macht des Heiligen Geistes könnt ihr von allem wissen, ob es wahr ist.“21

Wir leben in den Letzten Tagen, Brüder und Schwestern, in der Fülle der Zeiten. Wir müssen daran denken, dass wir darüber bestimmen, wer wir sind, wie schwierig die Welt auch noch werden mag. Wie diejenigen in 1 Nephi werden die Treuen und Standhaften fähig sein, den feurigen Pfeilen des Widersachers standzuhalten, wenn er auf dieser Erde losgelassen wird.22 Ungeachtet all des Aufruhrs in der Welt werden diejenigen, die treu und standhaft sind, da sein, wenn der Erretter zu seinem Tempel kommt, wie er es im Buch Mormon getan hat. Mögen auch wir unter ihnen sein. Darum bete ich im Namen Jesu Christi. Amen.

  1. 1 Nephi 5:10,21

  2. Alma 5:7

  3. LuB 68:4

  4. Lukas 4:17,21

  5. Matthäus 22:29

  6. Lukas 24:32

  7. Johannes 5:39

  8. Moroni 10:5

  9. Alma 37:4,14; siehe auch 1 Nephi 9:5; Worte Mormons 1:7

  10. 1 Nephi 5:19

  11. Enos 1:16

  12. Titelblatt des Buches Mormon

  13. LuB 35:20,21

  14. Jesaja 30:8

  15. Matthäus 5:38; siehe auch 3 Nephi 12:38

  16. 3 Nephi 12:47

  17. Matthäus 22:39

  18. Matthäus 5:44; siehe auch 3 Nephi 12:44

  19. LuB 64:10

  20. Lukas 4:18

  21. Moroni 10:4,5; Hervorhebung hinzugefügt

  22. Siehe 1 Nephi 15:24