2000–2009
Umschlossen von den Armen seiner Liebe
Oktober 2006


Umschlossen von den Armen seiner Liebe

Dies ist die bedeutendste Frauenorganisation auf der Welt. Sie wurde von Gott ins Leben gerufen.

Meine lieben Schwestern, es ist wunderbar, dass ich die Möglichkeit habe, in dieser großen FHV-Konferenz zu Ihnen zu sprechen. Wir haben heute Abend wundervolle Ansprachen von glaubensstarken und fähigen Frauen gehört. Der FHV-Präsidentschaft möchte ich sagen, dass wir volles Vertrauen zu ihr haben. Wir schätzen sie sehr. Wir sind dankbar für das Thema, das sie aus dem Buch Mormon, aus 2 Nephi, ausgewählt hat: „auf ewig … umschlossen von den Armen seiner Liebe“ (2 Nephi 1:15). Die Frauen, die zur FHV gehören, sind wirklich auf ewig umschlossen von den Armen unseres Herrn.

Meiner Meinung nach ist dies die bedeutendste Frauenorganisation auf der Welt. Sie wurde von Gott ins Leben gerufen. Joseph Smith sprach und handelte als Prophet, als er 1842 die Frauenhilfsvereinigung gründete. Damals sagte er: „Die Kirche Christi war erst dann vollständig organisiert, als die Frauen organisiert waren.“ (Sarah M. Kimball, „Early Relief Society Reminiscences“, 17. März 1882, Relief Society Record, 1880-92, Archiv der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Seite 30.)

Heute hat die FHV in etwa fünf Millionen Mitglieder. Sie ist in vielen Ländern organisiert und wirkt in vielen Sprachen. Zu ihr gehören alle Frauen in der Kirche, die 18 Jahre oder älter sind. Darunter sind alleinstehende junge Frauen, Frauen, die nie geheiratet haben, Frauen, die verwitwet oder geschieden sind, Frauen, die Mann und Kinder haben, und auch ältere Frauen, deren Partner für die Ewigkeit oft schon von ihnen gegangen ist.

Ein Freund, der nicht unserer Kirche angehört, hat einmal zu mir gesagt: „HLT steht für Hingabe, Liebe und gute Taten.“ Wofür steht die Frauenhilfsvereinigung? Was für eine Bedeutung hat sie? Darüber möchte ich gern sprechen.

Die FHV steht für Liebe. Es ist wirklich bemerkenswert zu sehen, mit welcher Liebe gute Frauen einander begegnen. Sie sind in Liebe und Freundschaft verbunden und achten einander. Für viele Frauen ist diese Organisation sogar der einzige Ort, wo sie freundlichen Umgang finden.

Für eine Frau ist es etwas ganz Natürliches, sich liebevoll um diejenigen zu kümmern, die bedrückt oder in Not sind. Vom Wohlfahrtsprogramm der Kirche heißt es, dass es auf dem Priestertum basiert, aber es könnte ohne die FHV nicht funktionieren.

Die FHV steht für Bildung. Jede Frau in der Kirche hat die Pflicht, sich so viel Bildung anzueignen, wie sie kann. Das bereichert ihr Leben und eröffnet ihr mehr Möglichkeiten. Sie erwirbt dadurch Fertigkeiten, mit denen sie bei Bedarf Geld verdienen kann.

Letzte Woche erhielt ich einen Brief von einer alleinerziehenden Mutter. Einen Ausschnitt daraus möchte ich Ihnen vorlesen. Sie schreibt Folgendes:

„Vor zehn Jahren, 1996, haben Sie bei der Herbst-Generalkonferenz meine Familie erwähnt. … Ihr Rat und Ihre aufmunternden Worte, die Sie an mich und andere alleinstehende Schwestern gerichtet haben, haben mir jeden Tag den Weg gewiesen. Vor allem die Aufforderung ‚Tun Sie Ihr Bestes‘ ist mein Motto, meine Parole geworden. Meine Söhne und ich bemühen uns, genau das zu tun.

Meine vier Söhne haben alle die Schule und das Seminar abgeschlossen. Zwei von ihnen haben eine Vollzeitmission erfüllt. Wir arbeiten alle, um für uns selbst zu sorgen, und wir leben weiterhin treu nach dem Evangelium. Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass wir es in den vergangenen Jahren allein geschafft haben. … Man kann spüren, dass man etwas erreicht hat, wenn man wieder auf eigenen Füßen steht und selbst für die Familie sorgen kann. …

Ich wurde ermuntert, mein Studium fortzusetzen. … Es ist wirklich eine Herausforderung, ganztags zu arbeiten und abends Kurse zu besuchen. Doch es hat meinen Horizont erweitert und mir geholfen, ein besserer Mensch zu werden. Meine Familie, die Mitglieder meiner Gemeinde und meine Kollegen haben mich alle sehr unterstützt. Im Dezember mache ich meinen Abschluss.

Als ich über meinen Patriarchalischen Segen nachdachte und auch fastete und betete, konnte ich mir einige realistische Ziele für mein Leben setzen, die mir als Wegweiser dienen, damit ich im Einklang mit den Grundsätzen des Evangeliums bleibe. Ich besuche die Versammlungen, bete täglich und zahle den Zehnten. Ich … nehme meine Berufung als Besuchslehrerin sehr ernst. …

Die Kirche ist wahr. Es ist eine Ehre und ein Vorzug, zu den würdigen und gesegneten Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gezählt zu werden. Durch Inspiration führt uns unser liebevoller himmlischer Vater, der uns kennt und möchte, dass wir Fortschritt machen und wachsen. Ich danke Ihnen für Ihre freundlichen und aufmunternden Worte, die Sie vor zehn Jahren an uns gerichtet haben. Ebenso für die vielen inspirierenden Worte, die der Herr uns beständig durch seine Diener zukommen lässt. Ich weiß, dass ich ein Kind Gottes bin. Die Mitgliedschaft in seiner Kirche ist ein großer Segen für mich.“

Die FHV steht für Selbständigkeit. Der beste Lebensmittelvorrat befindet sich nicht im Getreidesilo einer Wohlfahrtseinrichtung, sondern in den Konserven und Flaschen, die bei unseren Mitgliedern zu Hause stehen. Es ist doch ein erfreulicher Anblick, wenn unter den Betten oder in der Speisekammer Dosen mit Weizen, Reis und Bohnen stehen. Das bedeutet, dass eine Frau selbst Vorsorge trifft. Solches Essen ist vielleicht nicht lecker, aber in einem Notfall ist es nahrhaft.

Die FHV bedeutet Opferbereitschaft. Dieses einfache Gedicht von Anne Campbell, das sie ihrem Kind widmete, bewegt mich immer wieder. Sie schrieb:

Du bist die Reise, auf die ich nie ging,

die nie getragenen Perlen, so rund,

mein Traum vom blauen Meeresgrund,

der ferne Himmel, der nie über mir hing.

(„To My Child“, zitiert in: Charles L. Wallis, Hg., The Treasure Chest, 1965, Seite 54.)

Viele von Ihnen sind Mütter. Ihre Aufgabe ist es, Ihre Kinder zu umsorgen und zu erziehen. Wenn Sie älter werden und Ihr Haar weiß wird, fragen Sie nicht nach den modischen Kleidern, die Sie einmal getragen, nach dem Auto, das Sie gefahren, oder nach dem großen Haus, in dem Sie gelebt haben. Die brennende Frage wird sein: „Was ist aus meinen Kindern geworden?“

Wenn sie ein gutes Leben führen, werden Sie dankbar sein. Wenn das nicht der Fall ist, wird kaum etwas Sie trösten.

Ich habe einmal geschrieben: „Gott segne Sie, die Mütter. Wenn alle Siege und Niederlagen menschlicher Mühen aufgerechnet sind, wenn der Staub der Kämpfe des Lebens sich legt, wenn alles, wofür wir in dieser Welt der Eroberungen so hart arbeiten, vor unseren Augen verblasst, dann werden Sie da sein, müssen Sie da sein, als die Kraft für eine neue Generation, die sich stets verbessernde Bewegung, die die Menschheit vorwärts bringt.“ (One Bright, Shining Hope, Seite 18.)

Vor einigen Jahren leitete Elder Marion D. Hanks im Tabernakel in Salt Lake City eine Podiumsdiskussion. Unter den Teilnehmern befand sich eine attraktive und begabte jüngere Frau, geschieden, Mutter von sieben Kindern im Alter von sieben bis sechzehn Jahren. Sie erzählte, dass sie eines Abends über die Straße gegangen war, um einer Nachbarin etwas zu bringen. Hören Sie nun, was sie, wenn ich mich recht erinnere, gesagt hat:

„Als ich wieder zu unserem Haus ging, sah ich es hell erleuchtet. Ich hatte noch im Ohr, was meine Kinder vor ein paar Minuten gesagt hatten, als ich aus dem Haus ging. Sie fragten: ‚Mutti, was gibt es heute zum Abendessen?‘ ‚Kannst du mich zur Bibliothek fahren?‘ ‚Ich brauche heute noch Zeichenpapier!‘ Müde und abgespannt, wie ich war, schaute ich das Haus an und sah Licht in jedem Zimmer. Ich dachte an alle diese Kinder, die darauf warteten, dass ich nach Hause kam und mich um sie kümmerte. Meine Last schien mir viel zu schwer.

Ich weiß noch, dass ich durch Tränen hindurch zum Himmel aufsah und sagte: ‚O Vater, ich kann das heute Abend nicht mehr schaffen. Ich bin zu müde. Ich kann es einfach nicht. Ich kann nicht heimgehen und mich allein um diese Kinder kümmern. Kann ich nicht zu dir kommen und nur für eine Nacht bei dir bleiben? Am Morgen gehe ich dann wieder nach Hause.‘

Ich habe die Antwort nicht wirklich gehört, aber sie ist mir so in den Sinn gekommen: ‚Nein, Kleines, du kannst jetzt nicht zu mir kommen. Du würdest dann nie mehr zurückkehren wollen. Aber ich kann zu dir kommen.‘“

Es gibt viele, sehr viele, denen es so geht wie dieser jungen Mutter, die einsam und verzweifelt war, doch zum Glück an den Herrn glaubte, der ihr Liebe schenken und ihr helfen konnte.

Die FHV bedeutet Glauben. Sie bedeutet, das Wichtigste an die erste Stelle zu setzen. Sie bedeutet beispielsweise, den Zehnten zu zahlen.

Elder Lynn Robbins von den Siebzigern erzählt, was ein Pfahlpräsident in Panama erlebt hat.

Als junger Mann, der kürzlich von seiner Mission heimgekehrt war, fand er das Mädchen, das er heiraten wollte. Sie waren glücklich, aber sehr arm.

Dann kam eine besonders schwere Zeit. Sie hatten kein Geld mehr und nichts mehr zu essen. Es war Samstag und der Schrank war buchstäblich leer. Rene war verzweifelt, weil seine junge Frau hungern musste. Er beschloss, dass ihm keine andere Wahl blieb, als das Zehntengeld zu nehmen und Essen zu kaufen.

Als er das Haus verlassen wollte, fragte ihn seine Frau, wo er hinwolle. Er sagte ihr, er wolle etwas zu essen kaufen. Sie fragte ihn, wo er das Geld herhabe. Er sagte ihr, es sei das Zehntengeld. Sie sagte: ‚Dieses Geld gehört dem Herrn – du wirst damit kein Essen kaufen!‘ Ihr Glaube war stärker als seiner. Er legte das Geld zurück und die beiden gingen an diesem Abend hungrig zu Bett.

Am nächsten Morgen gab es kein Frühstück. Sie fasteten und gingen zur Kirche. Rene gab dem Bischof den Zehnten, aber er war zu stolz, um dem Bischof zu sagen, dass sie in Not waren.

Nach den Versammlungen verließ er mit seiner Frau das Gemeindehaus und sie machten sich zu Fuß auf den Heimweg. Sie waren noch nicht weit gekommen, da rief ihnen ein neues Mitglied aus seinem Haus etwas zu. Der Mann war Fischer. Er sagte ihnen, er hätte mehr Fisch, als er selbst verwenden könne. Er wickelte fünf kleine Fische in eine Zeitung und gab sie ihnen. Sie dankten ihm. Sie gingen weiter. Da wurden sie von einem anderen Mitglied angehalten, das ihnen Tortillas gab. Jemand anders hielt sie an und gab ihnen Reis. Noch ein Mitglied sah sie und gab ihnen Bohnen.

Als sie zu Hause angekommen waren, hatten sie für zwei Wochen zu essen. Noch überraschter waren sie, als sie die Fische auswickelten und feststellten, dass es zwei sehr große Fische waren, nicht die fünf kleinen Fische, die sie doch gesehen hatten. Sie schnitten die Fische in Stücke und bewahrten sie im Gefrierschrank eines Nachbarn auf.

Beide haben immer wieder Zeugnis gegeben, dass sie seither nie mehr hungern mussten.

Meine lieben Schwestern, all diese wunderbaren Eigenschaften, für die die FHV steht, zeigen, was es heißt, „auf ewig umschlossen [zu sein] von den Armen seiner Liebe“.

Das wünschen wir uns doch alle. Darauf hoffen wir doch alle. Darum beten wir doch alle.

Nun, meine lieben Schwestern, noch ein Wort zum Schluss. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie im Reich Gottes keine Bürger zweiter Klasse sind. Sie sind seine erhabenen Geschöpfe. Die Männer tragen das Priestertum. Sie haben eine andere Aufgabe, die aber auch immens wichtig ist. Ohne Sie wäre der Plan des Glücklichseins, den der Vater aufgestellt hat, zum Scheitern verurteilt und ohne wirkliche Bedeutung. Sie machen fünfzig Prozent der Mitglieder der Kirche aus und Sie sind die Mütter der anderen fünfzig Prozent. Niemand kann einfach über Sie hinweggehen.

Gerade erst erhielt ich einen Brief von einer lieben Bekannten. Sie heißt Helen und ihr Mann heißt Charlie. Sie schreibt unter anderem:

„Heute haben Charlie und ich in der Abendmahlsversammlung gesprochen. In meiner Ansprache erzählte ich von dem Rat, den Sie mir gaben, als ich in Idaho Falls die Schule abgeschlossen hatte und vorhatte, aufs Ricks College zu gehen. Sie sagten mir damals, ich solle das College der Kirche auf Hawaii besuchen, denn dort hätte ich eine bessere Chance, einen jungen Mann chinesischer Abstammung kennenzulernen.

Ich nahm Ihren Rat an und ging auf das College in Hawaii, wo ich Charlie kennenlernte und schließlich heiratete. Wir sind nun schon seit 37 Jahren verheiratet und haben fünf Kinder. Alle fünf waren auf Mission. … Drei unserer Kinder haben im Hawaii-Tempel geheiratet. Wir haben zwei Kinder, die noch nicht verheiratet sind, und wir hoffen, dass sie bald einen würdigen Partner finden, mit dem sie in den Tempel gehen können. Wir haben sechs liebenswerte Enkel und zwei weitere sind unterwegs.

Es ist ein großer Segen, einen glaubenstreuen Mann zu haben. Er ehrt sein Priestertum und war würdig, dem Herrn als Bischof, Pfahlpräsident und Missionspräsident zu dienen. Ich durfte ihn in allen seinen Aufgaben in der Kirche unterstützen. Fast fünf Jahre lang war ich Pfahl-FHV-Leiterin.

Wenn ich heute meine vielen Segnungen sehe, muss ich daran denken, welchen großen Einfluss Sie auf mein Leben ausgeübt haben. Sie sollen wissen, dass ich Ihren Rat befolgt habe. Und ich bin dadurch reich gesegnet worden. Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meine Fortschritte mitzuverfolgen, als ich Hongkong verließ, um nach Amerika zu kommen.“

Das ist es, was die FHV für eine Frau bewirkt! Sie gibt ihr die Möglichkeit, zu wachsen und sich zu entwickeln. Sie macht sie zur Königin in ihrer Familie. Sie gibt ihr einen Platz, eine bedeutende Stellung, wo sie wachsen und ihre Talente entfalten kann. Sie gibt ihr Selbstwertgefühl und Anleitung für das Familienleben. Sie vertieft ihre Dankbarkeit für einen guten Mann, ihren Partner für die Ewigkeit, und für ihre Kinder.

Die FHV ist eine wunderbare Organisation. Auf der ganzen Welt gibt es nichts Vergleichbares.

Möge der Herr jede von Ihnen mit diesen großartigen Eigenschaften segnen, die Sie erlangen, wenn Sie sich aktiv in der FHV engagieren. Darum bete ich demütig. Im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.