2000–2009
Erhebt euch, Männer des Herrn!
Oktober 2006


Erhebt euch, Männer des Herrn!

Das Priestertum bringt die große Verpflichtung mit sich, seiner würdig zu sein.

Brüder, Sie sehen mir wie ein recht hemdsärmeliges Priestertum aus. Sie alle haben etwas Weißes an – bereit für die Arbeit. Und es ist an der Zeit, sich an die Arbeit zu machen.

Was für ein bemerkenswerter Anblick dies doch ist. Dieses großartige Konferenzzentrum ist bis auf den letzten Platz gefüllt, und unsere Worte werden in alle Welt übertragen. Dies ist vermutlich die größte Zusammenkunft von Männern des Priestertums, die je stattgefunden hat. Ich beglückwünsche Sie, dass Sie heute Abend anwesend sind.

Vor kurzem habe ich im Fernsehen ein Konzert des Männerchores der BYU gesehen. Sie sangen ein bewegendes Stück mit dem Titel „Erhebt euch, Männer des Herrn“. Es wurde 1911 von William P. Merrill geschrieben, und ich habe festgestellt, dass sich eine Version davon im englischen Gesangbuch befindet, auch wenn ich mich nicht entsinnen kann, es je gesungen zu haben.

Der Text gibt den Geist alter Kirchenlieder aus England wieder, wie sie von Charles Wesley und anderen geschrieben wurden. Der Text lautet:

Erhebt euch, Männer des Herrn!

Was niedrig ist, das sei euch fern.

Mit Seele und Herz und Sinn und Kraft

dient eurem König und Herrn!

Erhebt euch, Männer des Herrn,

vereint in gebündelter Macht,

und führt zum Licht die Bruderschaft.

Beendet die finstere Nacht!

Erhebt euch, Männer des Herrn!

Die Kirche auf euch vertraut,

zu vollbringen ihr großes Werk,

erhebt euch, errichtet und baut!

Erhebt euch, Männer des Herrn,

folgt seinen Spuren gern.

Als Brüder von Gottes Sohn

erhebt euch, Männer des Herrn!

(Hymns, Nr. 324; dritte Strophe in The Oxford American Hymnal, Hg. Carl F. Pfatteicher, Nr. 256.)

Die heiligen Schriften sind in ihrer Anwendung für uns, liebe Brüder, ganz klar. Nephi zitiert beispielsweise Jesaja mit den Worten: „O dass du auf meine Gebote gehört hättest – dann wäre dein Friede gewesen wie ein Fluss und deine Rechtschaffenheit wie die Wogen des Meeres.“ (1 Nephi 20:18, nach Jesaja 48:18.)

Lehis Worte sind wie ein Fanfarenstoß für alle Männer und Jungen des Priestertums. Er sagte mit großer Überzeugung: „Erwacht, meine Söhne; legt die Waffenrüstung der Rechtschaffenheit an. Schüttelt die Ketten ab, womit ihr gebunden seid, und kommt hervor aus dem Dunkel, und erhebt euch aus dem Staub.“ (2 Nephi 1:23.)

In dieser großen Versammlung heute Abend gibt es keinen Mann, keinen Jungen, der nicht sein Leben verbessern kann. Und das muss geschehen. Schließlich tragen wir das Priestertum Gottes. Wenn wir Jungen sind, die das Aaronische Priestertum erhalten haben, dann haben wir Anspruch auf den Dienst der Engel, dass sie uns führen und leiten, uns segnen und beschützen. Das ist etwas sehr Bemerkenswertes und Wunderbares. Wenn uns das Melchisedekische Priestertum übertragen worden ist, haben wir die Schlüssel des Reiches Gottes erhalten, die ewige Mächte mit sich bringen. Von diesen sprach der Herr, als er seinen Jüngern die Hände auflegte.

Das Priestertum bringt die große Verpflichtung mit sich, seiner wür- dig zu sein. Wir können uns keine unreinen Gedanken erlauben. Wir dürfen nichts mit Pornografie zu tun haben. Wir dürfen uns niemals irgendeiner Art des Missbrauchs schuldig machen. Wir müssen uns über all dies erheben. „Erhebt euch, Männer des Herrn!“, und lasst dies alles hinter euch, dann wird der Herr euch führen und stützen.

Der Prophet Jesaja hat gesagt: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott. Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark, ja, ich halte dich mit meiner hilfreichen Rechten.“ (Jesaja 41:10.)

Es scheint einigen von euch jungen Männern zu gefallen, euch schluderig zu kleiden. Ich weiß, das ist ein heikles Thema, aber ich finde, das steht jungen Männern, die zum heiligen Priestertum Gottes ordiniert worden sind, nicht gut an. Unsere Sprache passt manchmal zu unserer Kleidung. Wir erlauben uns Gotteslästerung, missbrauchen den Namen des Herrn. Gott hat ganz klare Worte dagegen gesprochen.

Ich bin sicher, dass Sie diese Geschichte von Präsident Spencer W. Kimball gehört haben, aber ich nehme mir die Freiheit, sie zu wiederholen. Er musste sich einer Operation im Krankenhaus unterziehen. Ein junger Krankenpfleger hatte ihn auf eine Krankenliege gelegt und fuhr ihn zum OP. Als sie in den Aufzug kamen, stieß der Krankenpfleger mit der Liege an und fluchte unter Verwendung des Namens des Herrn.

Präsident Kimball sagte, nur halb bei Bewusstsein: „Bitte! Bitte! Das ist mein Herr, dessen Namen Sie schmähen.“

Es war einen Augenblick lang totenstill, dann flüsterte der junge Mann mit kleinlauter Stimme: „Es tut mir leid!“ (Siehe The Teachings of Spencer W. Kimball, Hg. Edward L. Kimball, 1982, Seite 198.)

Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema lenken, das mir große Sorgen macht. Durch Offenbarung hat der Herr angeordnet, dass sein Volk so viel Bildung wie möglich erlangen soll. Er hat dazu eindeutig Stellung bezogen. Aber es findet eine besorgniserregende Entwicklung statt. Elder Rolfe Kerr, Bildungsbeauftrager der Kirche, hat mir mitgeteilt, dass in den Vereinigten Staaten fast 73 Prozent der jungen Frauen einen Sekundarabschluss machen, gegenüber nur 65 Prozent der jungen Männer. Jungen brechen sehr viel häufiger die Schule ab als Mädchen.

Etwa 61 Prozent der jungen Männer schreiben sich unmittelbar nach dem Sekundarabschluss an einer Hochschule ein, gegenüber 72 Prozent der jungen Frauen.

1950 waren 70 Prozent derjenigen, die sich für Hochschulen einschrieben, männlich und 30 Prozent weiblich; für 2010 wird vorausgesagt, dass etwa 40 Prozent männlich und 60 Prozent weiblich sein werden.

Frauen haben seit 1982 jährlich mehr Bachelor-Titel erworben als Männer, und seit 1986 mehr Master-Titel.

Diese Statistiken zeigen deutlich, dass die jungen Männer von den jungen Frauen überflügelt werden, was ihre Ausbildung betrifft. Daher sage ich zu euch jungen Männern: Erhebt euch und bringt die nötige Disziplin auf, um Bildungsmöglichkeiten zu nutzen. Wollt ihr ein Mädchen heiraten, dessen Ausbildung der euren weit überlegen ist? Wir sprechen davon, unter dem gleichen Joch zu sein. Das lässt wohl auch auf die Frage der Ausbildung beziehen.

Darüber hinaus wird euch eure Ausbildung helfen, besser in der Kirche zu dienen. Vor einigen Jahren wurde eine Studie durchgeführt, die darauf hinwies, dass eine höhere Bildung auch größeren Glauben und mehr religiöses Engagement mit sich bringt.

Ich habe bereits die Pornografie angesprochen. Sie kann leicht zu einer Sucht der schlimmsten Art werden. Ich möchte einen Brief vorlesen, den ich von einem Opfer erhalten habe:

„Ich möchte Ihnen etwas erzählen, was ich niemand anderem habe erzählen können. Ich bin männlich, 35 Jahre alt. Seit ich erwachsen bin, war ich die meiste Zeit süchtig nach Pornografie. Ich schäme mich, das einzugestehen, … aber meine Sucht ist weitgehend ebenso real wie die eines Alkoholikers oder Rauschgiftsüchtigen. …

Ich schreibe Ihnen dies vor allem, um Ihnen zu sagen, dass die Kirche den Mitgliedern gar nicht oft genug raten kann, Pornografie zu meiden. Zum ersten Mal gezeigt wurde mir solches Material, als ich noch ein Kind war. Ich wurde von einem älteren Vetter sexuell belästigt, und mit dem pornografischen Material wollte er mein Interesse wecken. Ich bin überzeugt, dass dies, nämlich schon als Kind Sex und Pornografie ausgesetzt gewesen zu sein, die Ursache meiner heutigen Sucht ist.

Es ist geradezu widersinnig, dass diejenigen, die das Geschäft mit der Pornografie unterstützen, behaupten, es gehe dabei um Meinungsfreiheit. Ich bin nicht frei. Ich habe meine Entscheidungsfreiheit verloren, weil es mir nicht gelungen ist, dies zu überwinden. Für mich ist es eine Falle, aus der ich mich nicht befreien kann. Bitte, bitte, bitte flehen Sie die Brüder in der Kirche an, die Quellen pornografischen Materials nicht nur zu meiden, sondern auszumerzen. Neben dem Offensichtlichen wie Büchern und Zeitschriften müssen sie das Bezahlfernsehen für Kinofilme zu Hause abschalten. Ich kenne viele, die diese Dienste nutzen und behaupten, dass sie das Schlechte ausblenden können, aber das stimmt nicht. …

Pornografie und Perversion sind so alltäglich in unserem Leben geworden, dass die Quellen dieses Materials überall zu finden sind. Ich habe Pornohefte am Straßenrand und im Müll gefunden. Wir müssen mit unseren Kindern sprechen und ihnen erklären, wie schlecht dies alles ist. Wir müssen sie auffordern, ihren Blick nicht darauf zu richten, wenn es ihnen vor Augen kommt. …

Schließlich, Präsident Hinckley, bitte ich Sie, für mich und andere in der Kirche zu beten, die so sind wie ich, dass wir den Mut und die Kraft haben mögen, dieses schreckliche Leiden zu überwinden.

Ich kann nicht mit meinem Namen unterschreiben und hoffe, dass sie es verstehen.“

Der Computer ist ein wunderbares Gerät, wenn er auf die richtige Weise genutzt wird. Aber wenn man ihn nutzt, um sich mit Pornografie zu befassen, wenn er für so genannte Chat-Rooms oder andere Zwecke genutzt wird, die zu schlechten Angewohnheiten oder schlechten Gedanken führen, dann muss man genug Selbstdisziplin besitzen, ihn abzuschalten.

Der Herr hat gesagt: „Merzt das Übeltun aus, das unter euch vorhanden ist; heiligt euch vor mir.“ (LuB 43:11.) Diese Worte sind unmissverständlich.

Er sagte weiter: „Die Elemente sind die Wohnstätte Gottes; ja, der Mensch ist die Wohnstätte Gottes, nämlich ein Tempel; und welcher Tempel auch immer entweiht wird, jenen Tempel wird Gott zerstören.“ (LuB 93:35.) Es gibt hier keine Mehrdeutigkeit. Der Herr hat ganz deutlich gesagt, dass wir uns um unseren irdischen Körper kümmern und alles meiden müssen, was ihm schaden könnte.

Der Herr hat uns allen eine große Verheißung gegeben, nämlich: „Sei demütig, dann wird der Herr, dein Gott, dich an der Hand führen und dir auf deine Gebete Antwort geben.“ (LuB 112:10.)

Und weiter: „Gott wird euch durch seinen Heiligen Geist, ja, durch die unaussprechliche Gabe des Heiligen Geistes, Erkenntnis geben, die vom Anfang der Welt an bis heute nicht offenbart worden ist.“ (LuB 121:26.)

Es täte uns allen gut, uns mit dem Leben des Herrn zu befassen und seine Worte und Taten nachzuahmen. Es täte uns ebenfalls gut, uns mit dem Leben des Propheten Joseph Smith zu befassen. Von seinem Beispiel kann jeder von uns viel über sein eigenes Verhalten lernen.

Meine Brüder, ich bezeuge die Wahrheit dieser ewigen Werte. Ich bezeuge: Wenn wir uns bemühen, unser Leben besser zu machen, dann werden die Ergebnisse sichtbar werden. Gott segne Sie, einen jeden von Ihnen, meine lieben Brüder. All dies bezeuge ich demütig und dankbar im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.