2000–2009
Gott liebt alle seine Kinder und steht ihnen bei
Oktober 2008


Gott liebt alle seine Kinder und steht ihnen bei

Wir haben die Hilfe des himmlischen Vaters nötig. Wichtige Quellen dieser Hilfe erschließen sich uns, wenn wir den Mitmenschen dienen, beten und den Blick auf Christus richten.

Zu den allumfassenden Wahrheiten der Wiederherstellung gehört, dass Gott lebt und im Himmel wohnt, dass er ein erhöhter Mensch mit einem Körper aus „Fleisch und Gebein“1 ist und derselbe unveränderliche Gott2 ist, gestern, heute und immerdar, die Quelle aller Tugend und Wahrheit.

Adam und Eva waren seine ersten sterblichen Kinder, die auf die Erde kamen. Über ihre Schöpfung sagte er: „Und ich, Gott, erschuf den Menschen als mein eigenes Abbild, als Abbild meines Einziggezeugten erschuf ich ihn; männlich und weiblich erschuf ich sie.“3

Diese Wahrheit erhöht unseren Wert als Menschen. Alle Menschen sind eine wunderbare Schöpfung und mit göttlichen Eigenschaften ausgestattet. Als Gott Adam und Eva erschuf, gab er ihnen die überirdische Fähigkeit, Kinder nach ihrem Ebenbild zur Welt zu bringen. Daher sind wir alle als sein Abbild erschaffen.

Allerdings kämpfen wir mit ernsten menschlichen Schwächen und Gefahren. Krankheit, Alter und Tod sind unvermeidlich. Schwierige Zeiten und Kummer gehören zum Leben dazu. Unsere Neigungen, Triebe und Leidenschaften drängen darauf, befriedigt zu werden.

Aus diesen und weiteren Gründen haben wir die Hilfe des himmlischen Vaters nötig. Eine wichtige Quelle dieser Hilfe finden wir im Dienst am Mitmenschen.4 Das Gebot lautet: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“5 Wir sind alle Brüder und Schwestern und daher ist jeder unser „Nächster“, auch wenn Entfernung, Kultur, Religion und Hautfarbe uns manchmal voneinander trennen. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt: „Wenn ein Mann von der Liebe Gottes erfüllt ist, gibt er sich nicht damit zufrieden, nur seine Familie zu segnen, sondern er streift durch die ganze Welt und möchte die ganze Menschheit segnen.“6 Der Herr ist unser Vorbild, „denn er tut unter den Menschenkindern das, was gut ist; … und er weist niemanden ab, der zu ihm kommt, schwarz und weiß, geknechtet und frei, männlich und weiblich; und er gedenkt der Heiden; und alle sind vor Gott gleich“7.

Um auf die Weise des Herrn für andere sorgen zu können, bemühen wir uns, für uns selbst zu sorgen, und bringen Opfer, um den Bedürftigen beistehen zu können. Die Armen arbeiten für das, was sie empfangen, und setzen sich dafür ein, dass es auch anderen besser geht.8 Dieses Muster wurde uns von Anfang an vorgegeben.9

Der Wohlfahrtsplan der Kirche beruht auf diesem gottgegebenen Muster, und glaubenstreue Mitglieder der Kirche halten sich daran. Durch die Opfergaben der Mitglieder findet die Witwe Beistand, die Waise Obhut und der Leidende Zuflucht.

Vor ein paar Jahren besuchte ein hochrangiger chinesischer Beamter Salt Lake City, besichtigte einige Einrichtungen der Kirche und hielt eine Rede an der Brigham-Young-Universität. Als er vom Wohlfahrtsprogramm der Kirche erfuhr, sagte er: „Würden wir alle einander so lieben, gäbe es mehr Frieden auf der Welt.“

Am meisten faszinierte ihn das Fasten und dass der Wert der ausgelassenen Mahlzeiten den Armen gespendet wird. Als sich sein Besuch am Welfare Square dem Ende zuneigte, gab er dem Leiter der Einrichtung einen kleinen roten Briefumschlag. Wenn man in China einen kleinen roten Umschlag verschenkt, gilt dies als Zeichen der Zuneigung und man wünscht Glück und Segen. „Er enthält nicht viel“, sagte der Gast aus China, „aber es entspricht dem Geld, das ich gespart habe, weil ich gestern und heute kein Frühstück hatte. Ich möchte mein Fastopfer dem Wohlfahrtsprogramm der Kirche spenden.“10

Der Wohlfahrtsplan der Kirche ist von Gott inspiriert. Seine Grundsätze sind grundlegend für die Errettung des Menschen.11 Er steht für den Dienst am Nächsten und ist ein Zeugnis für die Welt, dass die Kirche Jesu Christi wiederhergestellt wurde. Er ist praktische Hilfe vom Himmel. Präsident Thomas S. Monson hat gesagt: „Die Grundsätze der Wohlfahrt … ändern sich nicht, und sie werden sich auch nicht ändern. Diese Wahrheiten sind offenbart worden.“12

Ein weiterer wichtiger Weg, wie wir Gottes Hilfe erlangen, ist das Gebet. Uns ist geboten, zu Gott, dem Vater, im Namen Jesu Christi zu beten. Wir werden ermahnt: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.“13 Der himmlische Vater erhört jedes aufrichtige Gebet.

Präsident Monson, der Prophet des Herrn, hat gesagt: „Manchmal erstrahlt kein Licht am Ende des Tunnels, und kein Morgengrauen folgt dem Dunkel der Nacht. … Wir fühlen uns verlassen, untröstlich, allein. Sollten Sie sich in einer solchen Situation befinden, bitte ich Sie inständig, sich glaubensvoll an unseren himmlischen Vater zu wenden. Er wird Sie aufrichten und Sie führen. Nicht immer wird er Ihre Bedrängnisse von Ihnen nehmen, aber er wird Sie trösten und in Liebe durch jeden Sturm führen, dem Sie ausgesetzt sind.“14

Angesichts mancher Nöte wenden wir uns einer Form des Gebets zu, die nur unter den Händen derer zugänglich ist, die von Gott bevollmächtigt wurden, in seinem Namen zu wirken. Jesus Christus heilte Kranke, erweckte Tote zum Leben15 und richtete verzweifelte Seelen auf. Mit der Wiederherstellung des Evangeliums kehrten die Macht und die Vollmacht des Priestertums zurück, damit auch dieser Teil des Werkes Gottes fortgeführt werden konnte.16

Ist jemand krank oder plagen ihn Sorgen, „dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten.“17 Die glaubenstreuen Ältesten sind beauftragt, das zu tun, was der Herr tun würde, wenn er hier wäre.18

Hätte man jedes erhörte Gebet aufgezeichnet – es gäbe auf der ganzen Welt keinen Platz für die vielen Bücher. Elder Glenn L. Rudd, eine emeritierte Generalautorität und ein guter Freund, legte dieses kostbare Zeugnis ab:

„Jemand rief mich an und teilte mir mit, eine Angehörige – ein zwölfjähriges Mädchen namens Janice – liege mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Ihre Mutter wünschte, dass das Mädchen einen Priestertumssegen bekam.

Elder Cowley und ich fuhren zum Krankenhaus. Dort erfuhren wir die Einzelheiten über den Unfall. Janice war von einem Bus überfahren worden. Die doppelten Hinterräder waren über ihren Kopf und ihren Körper gerollt.

Elder Cowley und ich betraten das Zimmer, in dem Janice lag. Ihr Becken und andere Knochen waren gebrochen, ihre Schulter war schwer verletzt und ihre massiven Kopfverletzungen waren irreparabel. Trotzdem hatten wir das Gefühl, dass wir ihr einen Segen geben sollten. Ich salbte sie mit Öl, und Elder Cowley siegelte die Salbung. Entschlossen und mit fester Stimme segnete er sie, dass sie wohlauf und gesund werden und ein normales Leben führen würde. Er segnete sie, dass sie sich vollständig und ohne bleibende Schäden von ihren vielen Verletzungen erholen würde. Es war ein großer Segen und ein wahrhaft großer Augenblick.“

Elder Rudd fuhr fort: „Janice konnte über einen Monat lang keinen einzigen Muskel bewegen. Wir verloren nie den Glauben. In einem Segen war ihr verheißen worden, sie würde gesund werden und keine bleibenden Schäden davontragen.“

Elder Rudd schloss seinen Bericht: „Seit diesem Besuch im Krankenhaus sind viele Jahre vergangen. Vor kurzem habe ich mit Janice gesprochen. Sie ist jetzt 70 Jahre alt, Mutter von drei Kindern, Großmutter von elf Enkelkindern. Bis zum heutigen Tag hatte sie unter keiner einzigen negativen Auswirkung ihres Unfalls zu leiden.“19

Dies war nur eine von vielen solchen Heilungen. Jedoch ist keine davon ein größeres Zeugnis dafür, wie der himmlische Vater seinen Kindern durch das Gebet hilft, als die vor 58 Jahren, als zwei demütige Diener Gottes die zwölfjährige Janice in einem Krankenhauszimmer besuchten.

Die größte Hilfe unseres himmlischen Vaters empfangen wir durch seinen Sohn: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“20

Mit großer Ehrfurcht und Bewunderung gebe ich Zeugnis vom Herrn Jesus Christus. Dabei denke ich daran, dass wir seinen Namen mit Vorsicht gebrauchen müssen. Auch wenn sein Einfluss, seine Lehren und die Befreiung, die er für uns bewirkt, ihn uns lieb und teuer machen, täten wir gut daran, nicht so von ihm zu sprechen, als sei er ein Freund von nebenan.

Er ist das erstgeborene Geistkind unseres Vaters. Er erfüllte alles, was ihm bestimmt war – deshalb neigt sich alles in Ehrfurcht vor ihm und gibt Zeugnis von ihm.21 Er gebot den alten Propheten, was sie aufschreiben sollten, und offenbart seinen Willen den heutigen Propheten – und er erfüllt jedes ihrer Worte.22

Als Einziggezeugter des Vaters wurde er von der Jungfrau Maria zur Welt gebracht. Er besiegte den Tod, sühnte für die Sünden der Welt und brachte sowohl den Lebenden als auch den Verstorbenen die Errettung. Als auferstandener Herr aß er mit seinen Aposteln Fisch und Honig und forderte viele Menschen auf beiden Erdhälften auf, die Wunden in seinen Händen, Füßen und seiner Seite zu fühlen, damit alle wussten, dass er der Gott Israels ist – er ist der lebendige Christus.

Er verkündet allen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“23

Er ist unser Gesetzgeber und Richter, der Erlöser der Welt. Bei seinem Zweiten Kommen wird „die Herrschaft … auf seiner Schulter sein; und sein Name wird genannt werden: Wunderbar, Ratgeber, der mächtige Gott, der immerwährende Vater, der Fürst des Friedens“.24 Davon gebe ich Zeugnis im höchst heiligen Namen Jesu Christi. Amen.

  1. LuB 130:22

  2. Siehe LuB 20:17

  3. Mose 2:27; siehe auch Genesis 1:27

  4. Siehe Mosia 2:17

  5. Matthäus 22:39

  6. History of the Church, 4:227

  7. 2 Nephi 26:33

  8. Siehe LuB 56:16-18; 78:13,14; 104:13-18

  9. Siehe Genesis 3:19; Exodus 23:10,11; Levitikus 19:9,10; Matthäus 25:40; Mosia 4:16-27; Mose 4:25; 5:1

  10. Aus Neil K. Newell, „The Red Pocket“, unveröffentlichtes Manuskript, 1999, Seite 1

  11. Siehe Mosia 4:16-27

  12. Thomas S. Monson, „Die Wohlfahrtsgrundsätze für uns persönlich und für die Familie“, Der Stern, Februar 1987, Seite 2

  13. Matthäus 7:7,8

  14. Thomas S. Monson, „Zurückschauen und vorangehen“, Liahona, Mai 2008, Seite 90

  15. Siehe Mosia 3:5

  16. Siehe LuB 13; 27:12,13; 110:11-16; 128:20,21

  17. Jakobus 5:14,15

  18. Siehe Johannes 14:11-14; 7. Glaubensartikel; Bruce R. McConkie, Mormon Doctrine, 2. Auflage, 1966, Seite 345

  19. Aus einem Gespräch mit Glen L. Rudd; siehe auch Glen L. Rudd, Treasured Experiences of Glen L. Rudd, selbst veröffentlichtes Manuskript, 1995, Archiv der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Seite 270ff.

  20. Johannes 3:16

  21. Siehe Mose 6:63

  22. Siehe Amos 3:7; LuB 1:38

  23. Johannes 11:25,26

  24. 2 Nephi 19:6; vgl. auch Jesaja 9:6