2000–2009
Die Abendmahlsversammlung und das Abendmahl
Oktober 2008


Die Abendmahlsversammlung und das Abendmahl

Das Abendmahl macht die Abendmahlsversammlung zur heiligsten und wichtigsten Versammlung in der Kirche.

Wir leben in den schweren Zeiten, die der Apostel Paulus prophezeit hat (siehe 2 Timotheus 3:1). Wer versucht, auf dem engen und schmalen Pfad zu gehen, sieht überall verlockende Abstecher. Wir können abgelenkt, schwach, entmutigt oder deprimiert werden. Wie können wir den Geist des Herrn haben, damit er uns bei unseren Entscheidungen leitet und auf dem Pfad hält?

In einer neuzeitlichen Offenbarung gab uns der Herr in Form dieses Gebotes die Antwort:

„Und damit du dich selbst noch mehr von der Welt unbefleckt halten mögest, sollst du an meinem heiligen Tag ins Haus des Betens gehen und deine heiligen Handlungen darbringen; denn wahrlich, dies ist der Tag, der dir bestimmt ist, von deiner Arbeit zu ruhen und dem Allerhöchsten deine Gottesverehrung zu entrichten.“ (LuB 59:9,10.)

Das ist ein Gebot mit einer Verheißung. Wenn wir wöchentlich und in der rechten Weise am Abendmahl teilnehmen, haben wir Anspruch auf die Verheißung, dass „sein Geist immer mit [uns] sei“ (LuB 20:77). Dieser Geist ist die Grundlage unseres Zeugnisses. Er gibt Zeugnis vom Vater und vom Sohn, ruft uns alles in Erinnerung und führt uns zur Wahrheit. Er ist der Kompass, der uns auf unserem Weg leitet. Die Gabe des Heiligen Geistes, sagte Präsident Wilford Woodruff, ist „die größte Gabe …, die einem Menschen zuteilwerden kann“. (Lehren der Präsidenten der Kirche, Seite 53.)

I.

Das Abendmahl macht die Abendmahlsversammlung zur heiligsten und wichtigsten Versammlung in der Kirche. Sie ist die einzige Sonntagsversammlung, die die ganze Familie gemeinsam besuchen kann. Alles, was zusätzlich zum Abendmahl auf dem Programm steht, muss immer so vorbereitet und ausgeführt werden, dass es unsere Aufmerksamkeit auf das Sühnopfer und die Lehren des Herrn Jesus Christus lenkt.

Meine ersten Erinnerungen an die Abendmahlsversammlung stammen aus dem kleinen Städtchen in Utah, wo ich zum Diakon ordiniert wurde und das Abendmahl austeilte. Gemessen an diesen Erinnerungen sind die Abendmahlsversammlungen, die ich nun in vielen verschiedenen Gemeinden besuche, viel besser geworden. In der Regel wird das Abendmahl in stiller Andacht gesegnet, ausgeteilt und von den Mitgliedern entgegengenommen. Die Leitung der Versammlung, einschließlich der erforderlichen Mitteilungen, ist schnörkellos und würdevoll. Inhalt und Vortrag der Ansprachen sind geistig. Die Musik ist passend, ebenso sind es die Gebete. Dies ist die Regel und im Vergleich zu den Erlebnissen in meiner Jugend ein großer Fortschritt.

Mitunter gibt es Ausnahmen. Mir scheint, dass einige in der heranwachsenden Generation und selbst einige Erwachsene noch nicht verstehen, wie bedeutend diese Versammlung und wie wichtig die persönliche Andacht und Gottesverehrung dabei sind. Das, worüber zu sprechen ich mich gedrängt fühle, richtet sich an diejenigen, die diese wichtigen Grundsätze noch nicht verstehen und anwenden und sich noch nicht des verheißenen geistigen Segens erfreuen, dass der Geist des Herrn immer mit ihnen ist und sie führt.

II.

Ich beginne damit, wie die Mitglieder der Kirche sich auf die Teilnahme am Abendmahl vorbereiten sollen. Vor fünf Jahren erklärte Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel in einer weltweiten Führerschaftsschulung den Priestertumsführern der Kirche, wie man die Abendmahlsversammlung plant und leitet. „Wir gedenken seines Sühnopfers auf sehr persönliche Weise“, so Elder Nelson. „Wir kommen mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist zur Abendmahlsversammlung. Sie ist der Höhepunkt unserer Sabbatheiligung.“ („Wie man Gott in der Abendmahlsversammlung verehrt“, Liahona, August 2004, Seite 12.)

Wir nehmen rechtzeitig vor Versammlungsbeginn unseren Platz ein. „In diesen stillen Minuten ist das Vorspiel gedämpft. Dies ist nicht der richtige Moment für Gespräche oder den Austausch von Informationen, sondern eine Zeit für gebeterfülltes Nachsinnen, in der sich die Führungskräfte und die Mitglieder geistig auf das Abendmahl vorbereiten.“ Liahona, August 2004, Seite 13.)

Als der Erretter nach seiner Auferstehung den Nephiten erschien, lehrte er sie, dass sie nicht länger Opfer durch Blutvergießen darbringen sollten. Stattdessen „sollt [ihr] mir als Opfer ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist darbringen“ (3 Nephi 9:20). Dieses Gebot, das in der neuzeitlichen Offenbarung wiederholt wird, worin wir angewiesen werden, jede Woche vom Abendmahl zu nehmen, verdeutlicht uns, wie wir uns vorbereiten sollen. Wie Elder Nelson erklärte: „Jedes Mitglied der Kirche muss dafür sorgen, dass die Abendmahlsversammlung ein geistiges Erlebnis ist.“ (Liahona, August 2004, Seite 14.)

In seinem Werk über die Lehren der Erlösung erklärt Präsident Joseph Fielding Smith, dass wir im Zusammenhang mit unserem Gedenken an den Tod des Erretters und sein Leiden für die Erlösung der Welt vom Abendmahl nehmen. Diese heilige Handlung wurde eingeführt, damit wir unsere Bündnisse, ihm zu dienen, ihm zu gehorchen und immer an ihn zu denken, erneuern können. Präsident Smith erklärt weiter: „Wenn wir dieses Gebot nicht regelmäßig erfüllen, kann der Geist des Herrn nicht bei uns bleiben.“ (Lehren der Erlösung, Band 2, Seite 325.)

III.

Unsere Kleidung sagt viel über unsere Einstellung und darüber aus, wie wir uns auf jede Beschäftigung, der wir uns widmen, vorbereiten. Wenn wir schwimmen oder wandern oder zum Spielen an den Strand gehen, weist unsere Kleidung, dazu zählen auch die Schuhe, darauf hin. Das sollte auch dafür gelten, wie wir uns kleiden, wenn wir am Abendmahl teilnehmen wollen. Es ist so, als würde man in den Tempel gehen. Unser Kleidungsstil gibt zu erkennen, inwieweit wir die heilige Handlung, an der wir teilnehmen, verstehen und achten.

Während der Abendmahlsversammlung – und insbesondere während des Abendmahls – müssen wir uns auf die Gottesverehrung konzentrieren und alles andere unterlassen, vor allem alles, was andere in ihrer Andacht stören könnte. Nicht einmal jemand, der sachte ins Land der Träume entschwindet, stört andere. Die Abendmahlsversammlung ist keine Zeit, um Bücher oder Zeitschriften zu lesen. Ihr jungen Leute, sie ist keine Zeit für Flüstereien am Handy oder zum SMS-Schicken. Wenn wir vom Abendmahl nehmen, gehen wir ein heiliges Bündnis ein, dass wir immer an den Erretter denken. Wie traurig ist es, wenn man sieht, wie jemand dieses Bündnis genau in der Versammlung bricht, in der er es schließt.

Die Musik in der Abendmahlsversammlung ist ein wesentlicher Teil unserer Gottesverehrung. Die heiligen Schriften besagen, dass das Lied der Rechtschaffenen ein Gebet für den Herrn ist (siehe LuB 25:12). Die Erste Präsidentschaft hat erklärt: „Durch das Singen der Kirchenlieder wird manch großartige Predigt gehalten.“ (Gesangbuch, Seite VII.) Wie wunderbar ist es, wenn jeder Anwesende in den Gesang einstimmt, um Gott zu verehren – besonders in das Lied, mit dem wir uns auf das Abendmahl vorbereiten. Die Musik für die Abendmahlsversammlung muss gut geplant werden. Dabei wird stets bedacht, dass diese Musik der Gottesverehrung dient und nicht der Selbstdarstellung.

Präsident Joseph Fielding Smith hat gesagt: „Man soll bei diesem Gottesdienst über das Evangelium sprechen und die Zuhörer aufrufen, Glauben auszuüben und über die Sendung unseres Erlösers und die der Errettung dienenden Evangeliumsgrundsätze nachzudenken. Für etwas anderes ist die Abendmahlsversammlung nicht vorgesehen. Belustigungen, Gelächter und Leichtfertigkeit sind in einer Abendmahlsversammlung der Heiligen der Letzten Tage fehl am Platz. Vielmehr sollen wir uns dort demütig und gebeterfüllt zusammenfinden und Gott verehren.“ (Siehe Lehren der Erlösung, Band 2, Seite 326.)

Wenn wir uns daran halten – wenn wir uns in der feierlichen Atmosphäre vereinen, die stets mit dem Abendmahl und der Gottesverehrung in dieser Versammlung verbunden sein muss –, sind wir bereit dafür, dass der Geist uns begleitet und Offenbarung gibt. Auf diese Weise erhalten wir Weisung für unser Leben und Frieden auf unserem Weg.

IV.

Der auferstandene Herr machte deutlich, wie wichtig das Abendmahl ist, als er auf dem amerikanischen Kontinent erschien und diese heilige Handlung unter den glaubenstreuen Nephiten einführte. Er segnete die Abendmahlssymbole und teilte sie an seine Jünger und die Menge aus (siehe 3 Nephi 18:1-10). Dabei gebot er:

„Und dies sollt ihr immer für diejenigen tun, die umkehren und sich in meinem Namen taufen lassen; und ihr sollt es zum Gedächtnis meines Blutes tun, das ich für euch vergossen habe, damit ihr dem Vater bezeugt, dass ihr wahrhaftig immer an mich denkt. Und wenn ihr wahrhaftig immer an mich denkt, wird mein Geist mit euch sein. …

Und wenn ihr dies immer tut, seid ihr gesegnet, denn ihr seid auf meinem Felsen gebaut.

Wer aber unter euch mehr oder weniger tut als dies, ist nicht auf meinem Felsen gebaut, sondern ist auf sandigem Grund gebaut; und wenn der Regen fällt und die Fluten kommen und die Winde wehen und an ihn stoßen, so wird er fallen.“ (3 Nephi 18:11-13.)

Das Abendmahl ist die heilige Handlung, die an die Stelle des Blut- und des Brandopfers aus dem Gesetz des Mose trat und diese Verheißung des Erretters mit sich brachte: „Und wer mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist zu mir kommt, den werde ich mit Feuer und mit dem Heiligen Geist taufen.“ (3 Nephi 9:20.)

V.

Nun spreche ich vor allem zu den Priestertumsträgern, die beim Abendmahl amtieren. Diese heilige Handlung muss stets andachts- und würdevoll vollzogen werden. Die Priester, die die Gebete stellvertretend für die Anwesenden sprechen, sprechen die Worte langsam und deutlich aus und bekunden so die Bedingungen der Bündnisse sowie die verheißenen Segnungen. Das ist eine äußerst heilige Aufgabe.

Auch die Lehrer, die das Abendmahl vorbereiten, und die Diakone, die es austeilen, erfüllen eine äußerst heilige Aufgabe. Ich mag Präsident Thomas S. Monsons Geschichte sehr gern, wie er als zwölfjähriger Diakon vom Bischof gebeten wurde, einem ans Bett gefesselten Bruder das Abendmahl zu bringen, der sich sehr danach sehnte. „Seine Dankbarkeit war überwältigend“, berichtet Präsident Monson. „Der Geist des Herrn erfasste mich. Ich stand auf heiligem Boden.“ (Inspiring Experiences that Build Faith, 1994, Seite 188.) Alle, die bei dieser heiligen Handlung amtieren, stehen „auf heiligem Boden“.

Die Jungen Männer, die beim Abendmahl amtieren, müssen würdig sein. Der Herr hat gesagt: „Seid rein, die ihr die Gefäße des Herrn tragt.“ (LuB 38:42.) Die Stellen in den heiligen Schriften, die davor warnen, dass man unwürdig vom Abendmahl nimmt (siehe 1 Korinther 11:29; 3 Nephi 18:29) gelten gewiss auch für jeden, der bei dieser heiligen Handlung amtiert. Wenn der Bischof über ein Mitglied der Kirche, das eine schwerwiegende Sünde begangen hat, Disziplinarmaßnahmen verhängt, kann er ihm vorübergehend das Recht entziehen, vom Abendmahl zu nehmen. Mit derselben Vollmacht kann gewiss auch das Recht entzogen werden, bei dieser heiligen Handlung zu amtieren.

Ich habe ja bereits gesagt, dass jemand, der das Abendmahl empfängt, sich angemessen kleiden muss. Das gilt natürlich auch ganz besonders für die Jungen Männer, die das Aaronische Priestertum tragen und bei dieser heiligen Handlung – in welcher Funktion auch immer – amtieren. Sie müssen gepflegt aussehen und anständig gekleidet sein. Nichts an ihrem Erscheinungsbild oder Verhalten darf besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen oder Anwesende davon abhalten, sich ganz auf den Zweck dieses heiligen Gottesdienstes zu konzentrieren, nämlich Gott zu verehren und Bündnisse zu schließen.

Vor dreizehn Jahren hat Elder Jeffrey R. Holland bei der Generalkonferenz etwas Wichtiges zu diesem Thema gesagt. Da die meisten unserer derzeitigen Diakone nicht einmal geboren waren, als diese Worte hier zuletzt gesprochen wurden, wiederhole ich sie zu ihrem Nutzen und dem ihrer Eltern und Lehrer: „Ich schlage vor, dass die Diakone, Lehrer und Priester, die mit dem Abendmahl befasst sind, nach Möglichkeit ein weißes Oberhemd tragen. Bei vielen heiligen Handlungen in der Kirche verwenden wir zeremonielle Kleidung, und ein weißes Oberhemd kann als sanfter Hinweis auf die weiße Kleidung gelten, die ihr im Taufbecken getragen habt, und auf das weiße Hemd, das ihr bald auf dem Weg zum Tempel und später auf Mission tragen werdet.“ („Tut dies zu meinem Gedächtnis“, Der Stern, Januar 1996, Seite 62.)

Abschließend möchte ich noch sagen, dass das Abendmahl nur mit Genehmigung desjenigen gespendet wird, der die Schlüssel für diese heilige Handlung des Priestertums hat. Darum wird das Abendmahl im Allgemeinen nicht zu Hause oder bei Familientreffen ausgeteilt, selbst wenn genügend Priestertumsträger zur Verfügung stehen. Diejenigen, die am Abendmahlstisch amtieren, das Abendmahl vorbereiten oder es an die Gemeinde austeilen, werden von jemandem beauftragt, der die Schlüssel für diese heilige Handlung innehat oder ausübt. Damit meine ich die Bischofschaft und die Präsidentschaften des Lehrer- und des Diakonskollegiums. „Mein Haus ist ein Haus der Ordnung“, verkündete der Herr (LuB 132:8).

Wie können wir den Geist des Herrn haben, damit er uns bei unseren Entscheidungen leitet und wir „von der Welt unbefleckt“ (LuB 59:9) auf dem sicheren Pfad durch das Erdenleben bleiben? Wir müssen uns für die reinigende Kraft des Sühnopfers Jesu Christi bereit machen. Das tun wir, indem wir sein Gebot halten, mit einem reuigen Herzen und einem zerknirschten Geist zu ihm zu kommen, und in dieser wunderbaren wöchentlichen Versammlung vom Abendmahl nehmen und die Bündnisse eingehen, die uns für die kostbare Verheißung bereit machen, dass sein Geist immer mit uns sein wird (siehe LuB 20:77). Dass wir dies immer tun mögen, ist mein demütiges Gebet, das ich im Namen dessen spreche, dessen Sühnopfer das alles möglich macht, nämlich Jesus Christus. Amen.