2000–2009
Ein Aufruf an die heranwachsende Generation
Oktober 2009


Ein Aufruf an die heranwachsende Generation

Kein Aufruf ist bedeutender als dieser: „Macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Als das irdische Wirken des Erretters sich dem Ende zuneigte, erschien er seinen Aposteln als auferstandenes Wesen. An euch von der heranwachsenden Generation ergeht heute der gleiche Aufruf wie damals an sie: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ (Matthäus 28:19.)

Am 6. April 1974 bestätigte die Kirche einen neuen Propheten: Präsident Spencer W. Kimball. Genau an diesem Tag erhielt ich meine Berufung, als Vollzeitmissionar nach Finnland zu gehen. Damals wusste ich nicht, dass Präsident Kimball gerade in dieser Woche eine richtungsweisende Ansprache vor den Generalautoritäten und Regionalrepräsentanten der Kirche gehalten hatte. Später erfuhr ich, dass er in dieser Ansprache auf prophetische Weise seine Vision erläutert hatte, wie wir als Kirche den Auftrag des Erlösers erfüllen können, „zu allen Völkern“ zu gehen. Präsident Kimball hatte die Mitglieder der Kirche aufgefordert, größere Schritte zu machen und ihr Blickfeld zu erweitern. Er hatte jeden würdigen jungen Mann aufgefordert, sich vorzubereiten, ehrenhaft eine Vollzeitmission zu erfüllen. Er hatte die Mitglieder in jedem Land aufgerufen, darauf hinzuarbeiten, ihre eigenen Missionare zu stellen, und nach fähigen Männern verlangt, die den Zwölf Aposteln dabei helfen, „in die ganze Welt zu gehen und die Tore einer jeden Nation zu öffnen“ („When the World Will Be Converted“, Ensign, Oktober 1974, Seite 10.)

Präsident Kimball hatte in seiner Ansprache von 1974 auch erwähnt, dass es 3,3 Millionen Mitglieder der Kirche, 18 600 Vollzeitmissionare und 633 Pfähle gab. Er hatte uns aufgerufen, es besser zu machen, und uns gebeten, unseren Blick zu erweitern (siehe Ensign, Oktober 1974, Seite 7f.).

Darauf begannen wir als Mitglieder der Kirche, regelmäßig in der Familie, in den Abendmahlsversammlungen und bei Pfahlkonferenzen dafür zu beten, dass den Führern der Nationen das Herz erweicht werde und unseren Missionaren die Türen geöffnet würden. Die Mitglieder wurden sich mehr ihrer Verantwortung bewusst, anderen vom Evangelium zu erzählen. Unsere jungen Männer nahmen die Herausforderung an und bildeten ein großes Heer von Missionaren. Wir haben erlebt, wie Präsident Kimballs Vision sich allmählich verwirklichte.

Als Missionar in Finnland erfuhr ich, dass die Frau meines Missionspräsidenten, Schwester Lea Mahoney, eine gebürtige Finnin war. Als junges Mädchen hatte sie im östlichen Teil Finnlands gewohnt, in einer Stadt namens Viipuri. Als der Zweite Weltkrieg über Finnland und andere Länder hereinbrach, verließ sie mit ihrer Familie ihre Heimat. Viipuri wurde Teil der Sowjetunion und wurde in Wyborg umbenannt. In den Zonenkonferenzen erzählte Schwester Mahoney uns von denen, die in Viipuri geblieben waren, und wie sehr sie sich wünschte, dass ihnen das Evangelium gebracht werden würde. Nach Präsident Kimballs Aufforderung beteten wir gemeinsam dafür, dass den Führern dieses Landes das Herz erweicht werde, damit unsere Missionare das Evangelium in die Sowjetunion bringen könnten.

Manchmal fuhren wir zur Grenze zwischen Finnland und der Sowjetunion. Wir sahen die Wachttürme und Zäune und fragten uns, wer wohl diese tapferen jungen Männer und Frauen sein würden und wann sie diese Grenze überschreiten und den Menschen dort das Evangelium bringen würden. Ich muss gestehen, dass es damals unmöglich erschien.

Vor drei Jahren wurde unser Sohn Eric als Missionar in die Russland-Mission St. Petersburg berufen. In seinem ersten Brief nach Hause schrieb er in etwa: „Liebe Mom, lieber Dad, ich bin jetzt in meiner ersten Stadt in Russland. Vater, du hast vielleicht schon davon gehört. Sie heißt Wyborg, war aber früher finnisch und hieß Viipuri.“

Mir traten Tränen in die Augen, als ich begriff, dass Eric in genau der Stadt war, für die wir 32 Jahre zuvor gebetet hatten. Eric fand dort ein Gemeindehaus und einen Zweig treuer Heiliger vor. Er wohnte und diente an einem Ort, den zu betreten mir als jungem Mann unmöglich erschienen war.

Als wir so viele Jahre zuvor dafür beteten, dass die Grenzen sich öffnen und die Missionare dort hingehen würden, wusste ich nicht, dass ich für unseren Sohn betete. Ihr, die heranwachsende Generation, solltet vor allem wissen, dass unser Sohn Eric sich nicht bewusst war, dass er und seine Mitarbeiter die Antwort auf Gebete waren, die vor so vielen Jahren von Tausenden treuer Heiliger gesprochen worden waren. Ihr, die heranwachsende Generation, seid die Erfüllung der Prophezeiung, dass in unserer Zeit „die Wahrheit Gottes vorwärtsschreiten [wird], unerschrocken, erhaben und unbeirrbar, bis sie jeden Kontinent durchdrungen, jeden Breitengrad erreicht, jedes Land überzogen hat und in jedem Ohr erklungen ist, bis die Pläne Gottes verwirklicht sind und der erhabene Jahwe sagt: Das Werk ist getan.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 156.)

Seit Präsident Kimballs prophetischer Weisung vor 35 Jahren ist die Zahl der Mitglieder auf 13,5 Millionen angewachsen. Es gibt jetzt 52 000 Missionare und über 2800 Zionspfähle. Wer sind die Arbeiter im Weinberg, die geholfen haben, dieses wunderbare Werk und Wunder zustande zu bringen? Ganz gewiss die Propheten und Apostel, die heute vor uns sitzen. Doch auch wunderbare Pfahlpräsidenten und Bischöfe, die so treu gedient haben. Es sind eure Eltern – Mütter, Väter – und Tanten, Onkel, Brüder und Schwestern, die neben euch, der heranwachsenden Generation von heute, sitzen. Ganz entscheidend ist jedoch, dass wir in unserem Bemühen, das Evangelium zu allen Völkern zu bringen, gerade erst an der Oberfläche gekratzt haben.

Und so wird der Stab an eine neue Generation weitergegeben. Der Heiland hat seinen Aufruf durch seinen heutigen Propheten, Präsident Thomas S. Monson, erneuert, der verkündet hat:

„Unser Herr und Erlöser, der an der Spitze dieses großen weltweiten Missionarsheers steht, hat den Grundton für uns angestimmt. Nach seiner Auferstehung erschien er seinen elf Jüngern. Er hätte ihnen jeden Ratschlag, eine beliebige Äußerung oder Warnung geben können. Doch was hat er gesagt? Es steht in Matthäus 28:18-20. Er sagte:

„Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.‘“

Weiter sagte Präsident Monson:

„Was für eine Verheißung! Wenn wir dieser heiligen Berufung und bindenden Vollmacht nachkommen, ist er, alle Tage bei [uns], bis zum Ende der Welt‘. Ich kann mir keine größere Verheißung vorstellen.“ („The Five M’s of Missionary Work“, New Era, März 2007, Seite 42.)

Im Buch Mormon sprach Jakob, der Zenos zitierte, im Gleichnis vom edlen und vom wilden Ölbaum über unsere heutige Aufgabe:

„Darum gehe hin und rufe Knechte, auf dass wir eifrig mit aller Kraft im Weingarten arbeiten, damit wir den Weg bereiten, sodass ich abermals die natürliche Frucht hervorbringe, denn diese natürliche Frucht ist gut und die kostbarste vor allen anderen Früchten.

Darum lass uns hingehen und mit aller Kraft dieses letzte Mal arbeiten, denn siehe, das Ende naht, und dies ist das letzte Mal, dass ich meinen Weingarten beschneiden werde.“ (Jakob 5:61,62.)

An euch von der heranwachsenden Generation ergeht der Aufruf des Heilands. Er verlangt nach würdigen, vorbereiteten und treuen jungen Männern und Frauen, die der Stimme des Propheten folgen, die Herausforderung annehmen und wie der Erretter selbst sagen: „Hier bin ich, sende mich!“ (Abraham 3:27.) Das ist wichtig wie nie zuvor. Das Feld ist weiß wie nie zuvor. Ihr seid berufen, „dieses letzte Mal“ (Jakob 5:62) hinzugehen. Kein Werk ist wichtiger, kein Aufruf ist bedeutender als dieser: „Macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ (Matthäus 28:19.)

Ich verkünde und bezeuge feierlich, dass der Himmel offen steht, dass Gott nicht nur gesprochen hat, sondern auch heute spricht. Sein Sohn Jesus Christus lebt und fordert euch wie vor alters seine Apostel Petrus und Andreas auf: „Folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ (Matthäus 4:19.) Möget ihr darauf so reagieren, wie sie es taten, indem ihr eure Netze sofort liegen lasst und ihm nachfolgt.

Ich bete darum, dass ihr, die heranwachsende Generation, für Wahrheit und Rechtschaffenheit einsteht und eure heilige Berufung, zu allen Völkern zu gehen, begreift. Im Namen Jesu Christi. Amen.