2010–2019
Helfende Hände, rettende Hände
April 2010


Helfende Hände, rettende Hände

Mögen wir dem Ratschlag und Beispiel des Propheten folgen und jeden Tag nach denen Ausschau halten, die in Not sind.

Meine Brüder und Schwestern, ich bin zutiefst dankbar für die Gelegenheit, bei dieser Konferenz zu sprechen. Ich bin dankbar für Präsident Thomas S. Monson und bezeuge, dass er ein Prophet des lebendigen Gottes ist. Ich bin tief beeindruckt von dem wunderbaren Beispiel, das Präsident Monson uns gibt. Er hat sein Leben damit zugebracht, anderen zu helfen und sie zu retten.

Wir leben in einer Zeit, in der viele von Schicksalsschlägen heimgesucht werden und angesichts der verheerenden Folgen von Erdbeben, Tsunamis, Wirbelstürmen und anderen Naturkatastrophen Hilfe brauchen. Die Kirche kümmert sich um die Betroffenen, indem sie ihnen humanitäre Hilfe zukommen lässt. Die Mitglieder der Kirche zahlen treu jeden Monat großzügig ihr Fastopfer und tun, von Liebe erfüllt, Gutes. Sie strecken buchstäblich hilfreich die Hand aus, auf die Weise des Herrn. Sie befolgen das Gebot des Herrn, „in allem der Armen und der Bedürftigen, der Kranken und der Bedrängten [zu gedenken], denn wer das nicht tut, der ist nicht mein Jünger“ (LuB 52:40).

Heute möchte ich über die Hände sprechen, die in geistiger Hinsicht helfen und retten. Es ist wahrlich Gottes Werk und Herrlichkeit, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“ (Mose 1:39). Viele unserer Mitmenschen brauchen geistig Beistand. Indem wir weniger aktiven Mitgliedern, Familien, von denen nicht alle der Kirche angehören, und denen, die nicht unseres Glaubens sind, rettend die Hand entgegenstrecken, laden wir alle Menschen ein, „zu … Christus zu kommen“1.

Als Neubekehrter habe ich durch die hilfreiche Hand eines treuen Mitglieds der Kirche eine geistige Rettung erfahren. Ich bin in Matsumoto in Japan aufgewachsen, in der Nähe von Nagano, wo die Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden. Meine Heimatstadt sieht Salt Lake City ziemlich ähnlich; sie liegt in einem Tal, umgeben von schönen Bergen. Als ich 17 Jahre alt war, begegnete ich zwei amerikanischen Missionaren: Elder Carter und Elder Hayashi. Obwohl wir altersmäßig nur zwei, drei Jahre auseinanderlagen, hatten die Missionare etwas Wunderbares an sich, was ich nie zuvor verspürt hatte. Sie waren fleißig, fröhlich und voller Liebe und Licht. Ich war von ihren Eigenschaften tief beeindruckt und wollte wie sie werden. Ich hörte mir ihre Botschaft an und beschloss, mich taufen zu lassen. Meine Eltern waren Buddhisten und ganz und gar gegen meine Taufe. Dank der Hilfe der Missionare und des Herrn gaben sie jedoch ihr Einverständnis, und das Wunder geschah: Ich wurde getauft.

Im folgenden Jahr schrieb ich mich an der Universität in Yokohama ein. Dort lebte ich allein, weit weg von zu Hause und den Menschen, die ich kannte. So wurde ich einsam und entfernte mich von der Kirche. Eines Tages erhielt ich eine Postkarte von einem Mitglied der Kirche aus meiner Heimat. Diese Schwester schrieb, sie habe erfahren, dass ich nicht in die Kirche ging. Sie zitierte eine Schriftstelle und forderte mich auf, wieder in die Kirche zu gehen. Die Worte der Schriftstelle hatten eine große Wirkung auf mich. Sie ließen mich erkennen, dass ich vielleicht etwas Wichtiges aufgegeben hatte. Viele Tage dachte ich darüber nach und rang mit mir. Außerdem dachte ich an eine Verheißung, die mir die Missionare gemacht hatten: „Wenn Sie das Buch Mormon lesen und innig beten und fragen, ob die Verheißung in Moroni wahr ist, dann werden Sie durch die Macht des Heiligen Geistes die Wahrheit erkennen.“2

Mir wurde klar, dass ich nicht von ganzem Herzen betete, und ich beschloss, das zu tun. Eines Morgens wachte ich früh auf, kniete mich in meinem kleinen Zimmer nieder und betete aufrichtig. Zu meiner Überraschung erhielt ich, wie verheißen, die Bestätigung durch den Heiligen Geist. Mein Herz brannte, mein Körper zitterte und ich war von Freude erfüllt. Durch die Macht des Heiligen Geistes erfuhr ich, dass Gottvater und sein Sohn Jesus Christus leben und dass sie Joseph Smith wahrhaftig erschienen sind. Im Herzen fasste ich den festen Vorsatz, umzukehren und Jesus Christus bis an mein Lebensende treu nachzufolgen.

Dieses geistige Erlebnis hat mein Leben von Grund auf verändert! Ich beschloss, aus Dankbarkeit gegenüber dem Herrn und dem Mitglied der Kirche, das mich gerettet hatte, eine Mission zu erfüllen. Nach meiner Mission wurde ich im Tempel an eine wundervolle junge Frau gesiegelt. Uns wurden vier Kinder geschenkt. Nicht aus Zufall war die Frau dieselbe, die mich gerettet hat, indem sie mir vor vielen Jahren eine Postkarte in mein einsames Zimmer in Yokohama geschickt hatte. Ich werde immer dankbar sein für die Gnade des Herrn und die Hilfe dieses Mitglieds, das mich eingeladen hat, wieder zu Christus zu kommen.3

Ich weiß, dass viele von Ihnen im Verborgenen jeden Tag liebevoll und rettend die Hand ausstrecken. Dazu gehört auch eine treue FHV-Schwester, die sich nicht nur um diejenigen Schwestern kümmert, deren Besuchslehrerin sie ist, sondern um jede Schwester, die krank ist oder anderweitig Hilfe braucht. Sie stattet regelmäßig Besuche ab und hat über die Jahre den Glauben vieler Menschen gestärkt. Ich denke auch an einen Bischof, der häufig die Witwen und Witwer seiner Gemeinde besucht hat. Mit dieser Form der Hilfe machte er noch Jahre nach seiner Entlassung weiter.

Ich kenne einen Priestertumsführer, der sich für einen Jungen Mann Zeit nimmt, der seinen Vater verloren hat. Er unternimmt etwas mit ihm, lehrt ihn das Evangelium und gibt ihm Ratschläge, wie sein Vater es getan hätte. Eine andere Familie hat Freude daran, anderen vom Evangelium zu erzählen. Die Eltern und Kinder geben allen, mit denen sie zu tun haben, Zeugnis und sind bei vielen gern gesehen.

Im Rahmen eines PV-Projekts wirft meine fünfjährige Enkeltochter jedes Mal, wenn sie etwas Gutes getan hat, ein Maiskorn in eine große Glasflasche. Sie versucht jeden Tag, etwas Gutes zu tun, und singt mit lauter Stimme dieses PV-Lied: „Folg dem Propheten, folg dem Propheten, folg dem Propheten, er kennt den Weg.“4

Mir fehlt die Zeit, Ihnen von all dem Guten zu erzählen, was ich die Mitglieder tun sehe. Sie befolgen den Ratschlag des Propheten nicht aus Pflichtgefühl oder Verantwortungsbewusstsein, sondern aus eigenem Antrieb – im Verborgenen und voller Freude.

Manchmal meinen wir, wir seien schwach und uns fehle die Kraft, andere zu retten. Doch der Herr erinnert uns: „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25:40.)

Ich schließe mit einem Zitat von Präsident Thomas S. Monson: „Brüder und Schwestern, wir sind umgeben von Menschen, die unsere Aufmerksamkeit, unseren Zuspruch, unsere Unterstützung, unseren Trost und unsere Freundlichkeit brauchen – seien es Angehörige, Freunde, Bekannte oder Fremde. Wir sind die Hände des Herrn hier auf der Erde, und wir haben den Auftrag, zu dienen und seine Kinder emporzuheben. Er ist auf einen jeden von uns angewiesen.“5

Mögen wir dem Ratschlag und Beispiel des Propheten folgen und jeden Tag nach denen Ausschau halten, die in Not sind, damit wir die Hände des Herrn sein können, durch die er seinen Kindern hilft und sie rettet. Darum bete ich im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Siehe die Anleitung Verkündet mein Evangelium!, 2004, Seite 2

  2. Siehe Moroni 10:4,5

  3. Siehe Matthäus 11:28

  4. „Folg dem Propheten!“, Liederbuch für Kinder, Seite 58

  5. Thomas S. Monson, „Was habe ich heute für einen anderen getan?“, Liahona, November 2009, Seite 85