2010–2019
Sei den Gläubigen ein Vorbild
Oktober 2010


Sei den Gläubigen ein Vorbild

Ich möchte Sie einladen, den Gläubigen ein Vorbild zu sein im Glauben und in der Lauterkeit.

Vor kurzem wurde die kleine Ruby in unsere Familie geboren. Als ich ihr niedliches Gesicht betrachtete, dachte ich ehrfürchtig darüber nach, dass sie ja vor ihrer Geburt in der Gegenwart des Vaters im Himmel gelebt hatte. Sie hatte Gottes großen Plan des Glücklichseins angenommen und sich entschlossen, Gott und Jesus Christus, unserem Erlöser, nachzufolgen.1 Aufgrund ihrer Entscheidung durfte sie auf die Erde kommen, um das irdische Leben zu durchlaufen und sich auf das ewige Leben vorzubereiten. Ihr Geist ist nun mit ihrem Körper vereint, und für Ruby hat eine Zeit des Lernens begonnen, in der sie sich bewähren kann; sie kann sich dafür entscheiden, Christus nachzufolgen, und sich so vorbereiten, dass sie des ewigen Lebens würdig ist.

Ruby kam ganz rein auf diese Erde, doch es gehört zum Plan, dass sie mit Prüfungen und Versuchungen konfrontiert wird. Sie wird auch Fehler begehen. Dank des Sühnopfers unseres Erretters kann Ruby jedoch Vergebung erlangen, eine Fülle der Freude empfangen und wieder rein sein – bereit, für immer in der Gegenwart des Vaters im Himmel zu leben.

Nur wenige Stunden nach der Geburt durfte ich dieses liebe Kind auf dem Arm halten. Ich sagte zu ihrer Mutter: „Оh, wir müssen Ruby beibringen, was sie tun muss, um eine tugendhafte Frau zu werden, so rein und kostbar wie ein Rubin.“2

Ihre Mutter entgegnete: „Ich fange gleich heute damit an.“

Was wird Rubys Mutter tun, um „heute damit anzufangen“? Wie können wir als Eltern, Großeltern und Führungsbeamte anfangen und unsere Kinder – unsere Jugendlichen – auf dem Weg zum ewigen Leben halten? Wir müssen „den Gläubigen ein Vorbild“3 sein.

Der Prophet Brigham Young hat gesagt: „Wir dürfen niemals etwas tun, was wir bei unseren Kindern nicht sehen wollen. Wir sollen ihnen ein Beispiel geben, von dem wir uns wünschen, dass sie es nachahmen.“4Wir alle können heute anfangen, indem wir dieses gute Beispiel geben.

Heute möchte ich Sie einladen, „den Gläubigen ein Vorbild“ zu sein „im Glauben [und] in der Lauterkeit“5 – in zwei Grundsätzen, die für die Errettung erforderlich sind.

Seien Sie den Gläubigen ein Vorbild im Glauben. Stärken Sie aktiv Ihren Glauben und Ihr Zeugnis von Jesus Christus und bereiten Sie sich so darauf vor, Ihren Kindern in Wort und Tat Zeugnis zu geben.

Ich möchte Ihnen von einer wunderbaren Mutter erzählen, deren Leben ein Beispiel an Glauben war. Als der Prophet Joseph Smith noch sehr klein war, beobachtete er seine Mutter Lucy Mack Smith und lernte von ihr, was Glaube an Gott bedeutet. Lucy suchte nach Antworten, indem sie in der heiligen Schrift forschte.6 Joseph ging ebenso vor, als er – wie seine Mutter – in der Bibel las, um Führung zu erlangen.7

Außerdem löste Lucy familiäre Probleme, indem sie sich im persönlichen Gebet um Hilfe vom Herrn bemühte. Eines Tages, so berichtet Lucy, als sich die Familie uneinig über das Thema Religion war, „zog [sie] sich in einen nahegelegenen Hain mit stattlichen wilden Kirschbäumen zurück und betete zum Herrn“8.

Lucy betete auch mit großem Glauben, wenn die Gesundheit auf dem Spiel stand; zum Beispiel als Joseph wegen einer Knochenmarksentzündung fast ein Bein verlor und seine Schwester Sophronia beinahe an Typhus starb. Über Sophronias Krankheit schrieb Lucy: „Ich schaute mein Kind an … Mein Mann und ich nahmen einander bei den Händen, fielen neben dem Bett auf die Knie und schütteten vor Gott flehentlich unser verzweifeltes Herz aus.“ 9 Sophronia überlebte. Ich bin überzeugt, dass Lucys Kinder oft sahen, wie sie voller Glauben betete, und dass sie auch miterlebten, wie diese Gebete erhört wurden.

Lucy betete glaubensvoll um Führung, und auch Joseph zog sich in einen Hain zurück, um voll Glauben zu beten und so wie seine Mutter eine Antwort vom Herrn zu erflehen.

Wie Lucy müssen auch wir unseren Kindern und Jugendlichen zeigen, wie sie ihren Glauben und ihr Zeugnis von Jesus Christus stärken können. Dazu müssen wir unseren eigenen Glauben und unser eigenes Zeugnis stärken, indem wir die heiligen Schriften studieren und sowohl allein als auch mit unseren Kindern beten.

Anders als Lucy haben wir heute nicht nur die Bibel. Wir haben die neuzeitlichen heiligen Schriften und die Worte unserer neuzeitlichen Propheten, die uns auf dem Weg zum ewigen Leben „zum sichern Ort“10führen. Im Buch Mormon lesen wir über diejenigen, die sich auf dem Weg „beständig an der eisernen Stange“11 festhielten und sie als „das Wort Gottes“12 betrachteten. In der heutigen Welt, wo es vor Versuchungen nur so wimmelt, kann es eine Herausforderung sein, sich beständig festzuhalten, denn der Satan versucht auf hinterhältige Art, uns von Gottes Pfaden wegzuzerren. Wenn wir eine Hand an die Stange legen und mit der anderen in der Welt sind, riskieren wir, dass unsere Kinder und Jugendlichen vom Pfad abkommen. Wenn unser Beispiel Verwirrung stiftet, verlieren wir, um mit Jakob zu sprechen, das Vertrauen unserer Kinder, weil wir ihnen schlechtes Beispiel gegeben13 haben.

Eltern, Großeltern und Führungsbeamte: Ihre Botschaft muss ganz klar sein. Diese Klarheit kann nur dann entstehen, wenn Sie mit beiden Händen an der Stange festhalten und nach den Wahrheiten leben, die in den heiligen Schriften und den Worten der neuzeitlichen Propheten zu finden sind. Sie mögen vielleicht keinen Propheten erziehen, wie Lucy es tat, aber ganz gewiss erziehen Sie die Führer von morgen, und Ihr Verhalten ist genauso sichtbar mit deren Glauben verknüpft.

Zweitens: Seien Sie den Gläubigen ein Vorbild in der Lauterkeit. Nur durch das Sühnopfer unseres Erretters können wir lauter, oder rein, werden. Für uns alle beginnt der Prozess des Reinwerdens mit Glauben, Umkehr und unserem ersten Bündnis, der Taufe.

Elder Robert D. Hales hat uns einen Rat gegeben, wie wir unseren Kindern helfen können, ihr Taufbündnis einzuhalten: „Wir sagen ihnen, dass sie in dem Augenblick, in dem sie aus dem Wasser steigen, aus der Welt heraus- und in das Reich Gottes hineingehen. Mit einem Bündnis versprechen sie, seine Gebote zu halten.“14

„Das Bündnis erlegt uns die feste Verpflichtung auf, unser Versprechen Gott gegenüber zu halten. Damit wir unsere Bündnisse halten können, verzichten wir auf sämtliche Verhaltensweisen und Interessen, die uns daran hindern könnten.“15

Die Broschüre Für eine starke Jugend ist hervorragend dazu geeignet, den Jugendlichen klarzumachen, welch heilige Verpflichtung mit einem Bündnis einhergeht und wie sehr man mit Reinheit gesegnet wird, wenn man Bündnisse einhält. Darin stehen die Worte neuzeitlicher Propheten – die eiserne Stange, die sie sicher den engen und schmalen Pfad entlangführt und vor den Fallen des Satans schützt, die ihren Fortschritt verzögern können. In dieser Broschüre werden auch die vielen Segnungen erwähnt, die man bekommt, wenn man gehorsam ist und nach Tugendhaftem und Liebenswertem16 trachtet.

Besorgen Sie sich als Eltern diese Broschüre und lesen Sie oft darin. Leben auch Sie die Grundsätze, die darin dargelegt werden. Führen Sie mit den Jugendlichen tiefgründige Gespräche über das Evangelium, die in ihnen den Wunsch aufkeimen lassen, diese Grundsätze zu leben und von sich aus herauszufinden, was sie bedeuten und wozu sie da sind.

Die in den Abschnitten „Unterhaltung und Medien“ und „Kleidung und äußere Erscheinung“ genannten Grundsätze können eine gewaltige Herausforderung darstellen, weil sie immer mehr von den Normen der Welt abweichen.

Wir müssen bei der Auswahl der Medien, mit denen wir uns beschäftigen, zeigen, wo es Tugendhaftes und Liebenswertes gibt. Wir müssen darauf achten, dass die Medien, die wir bei uns daheim nutzen, nicht die Empfindsamkeit für den Geist abstumpfen oder den Beziehungen zu unseren Angehörigen und Freunden schaden oder persönliche Vorlieben zutage fördern, die mit Grundsätzen des Evangeliums unvereinbar sind. Durch unser Beispiel können wir unseren Kindern begreiflich machen, dass die dauernde Beschäftigung mit dem Internet, sozialen Netzwerken, Handys, Videospielen oder mit dem Fernsehen uns von sinnvollen Aktivitäten und guten persönlichen Kontakten zu unseren Mitmenschen abhält.

Wir müssen auch in unserer Kleidung und äußeren Erscheinung Tugendhaftes und Liebenswertes zeigen. Als Bundesvolk haben wir die Pflicht, auf unseren Körper zu achten, ihn zu schützen und uns ordentlich zu kleiden. Wir müssen unseren Kindern und Jugendlichen deutlich machen, dass wir unseren Körper als einen Tempel und als ein Geschenk von Gott achten.17 Wir geben ein Beispiel, wenn wir keine unanständige Kleidung kaufen oder tragen, also Kleidung, die zu eng, durchsichtig oder in anderer Weise freizügig ist.

Wer seinem Bund treu ist, bemüht sich darum, allzeit und wo auch immer er sich befindet18 gehorsam zu sein, denn er liebt Gott und ihm sind Segnungen verheißen. Als ich einmal mit meinem Mann abends spazieren ging, kamen wir bei einem Hochzeitsempfang unter freiem Himmel vorbei, der gerade in vollem Gange war. Wir kannten die Leute nicht, aber wir hatten sofort den Eindruck, dass alles tugendhaft ablief. Musik und Kleidung waren wunderschön. Das Kleid der strahlenden Braut war über jeden Zweifel erhaben, ebenso die Kleider ihrer Brautjungfern. Diese Familie wollte die Heiligkeit dieses Tages nicht mit der Weise der Welt vermischen.

Nun möchte ich noch ein paar Worte an die wunderbaren Jugendlichen in unserer Kirche richten. Ich danke euch für das Beispiel an Rechtschaffenheit, das ihr euren Freunden, Lehrern, Führungsbeamten und Angehörigen gebt. Ich weiß, dass viele von euch das einzige Mitglied der Kirche in ihrer Familie sind. Vielleicht geht ihr sogar ganz allein in die Kirche. Ich möchte euch loben für eure Entschlossenheit und eure beispielhafte Rechtschaffenheit. Seid geduldig und lebt weiterhin rechtschaffen. Es gibt viele, die euch helfen können. Präsident Thomas S. Monson hat gesagt: „Selbst eine vorbildliche Familie … kann alle Unterstützung brauchen, die sie von guten Männern [und Frauen] erhalten kann, die sich wahrhaft um einen kümmern.“19

Haltet in der Gemeinde und im Pfahl nach Führungsbeamten und Freunden Ausschau, die den Gläubigen ein Vorbild sind, und lernt von ihnen.

Ich habe als Junge Dame Menschen gefunden, die den Gläubigen ein Vorbild waren. Neben meinen Eltern war das meine Tante Carma Cutler. Ich habe noch genau vor Augen, wie sie an einem Abend über „Unsere Grundsätze“ im Pfahl eine Ansprache hielt. Ich war damals 16. Sie sprach darüber, wie wichtig es ist, keusch und würdig für eine Tempelehe zu sein. Ihr Zeugnis berührte mich sehr. Ich hatte seit meiner frühesten Kindheit gesehen, wie tugendhaft sie lebte, und ich wusste, dass es mit ihren Worten übereinstimmte. Ich wollte ihrem Beispiel folgen.

Junge Männer und Junge Damen, ihr könnt heute anfangen und den Gläubigen ein Vorbild sein im Glauben und in der Lauterkeit. Stärkt jeden Tag euren Glauben und euer Zeugnis, indem ihr die heiligen Schriften studiert und betet. Seid eurem Taufbündnis treu, das euch rein und würdig hält, vom Heiligen Geist geführt zu werden. Ihr könnt heute damit anfangen, dieses Vorbild zu sein, dem andere nacheifern können.

Wer weiß, vielleicht seid ihr eines Tages das Vorbild, das meine kleine Ruby dann brauchen wird. Fürs Erste hat Ruby einen sehr guten Start auf dem Weg zum ewigen Leben. Ihre Eltern geben zu Hause ein Beispiel an Rechtschaffenheit und sind jeden Tag entschlossen, den Gläubigen ein Vorbild zu sein. Hoffentlich wird Ruby von ihrer Entscheidungsfreiheit so Gebrauch machen, dass sie dem folgt.

Ich bin dankbar für den Plan des Glücklichseins und bezeuge, dass er der einzige Weg ist, wie Ruby und wir alle wieder rein sein und für immer in der Gegenwart unseres Vaters im Himmel leben können. Mögen wir alle heute damit anfangen. Im Namen Jesu Christi. Amen.

  1. Siehe Abraham 3:22-26

  2. „Ruby“ heißt auf Deutsch „Rubin“

  3. 1 Timotheus 4:12

  4. Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young, Seite 173

  5. 1 Timotheus 4:12

  6. Siehe Lucy Mack Smith, History of Joseph Smith by His Mother, Hg. Scot Facer Proctor und Maurine Jensen Proctor, 1996, Seite 50

  7. Siehe Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:11,12

  8. Smith, History of Joseph Smith, Seite 58

  9. Smith, History of Joseph Smith, Seite 69

  10. „Die eiserne Stange“, Gesangbuch, Nr. 181

  11. 1 Nephi 8:30

  12. 1 Nephi 11:25

  13. Siehe Jakob 2:35

  14. Robert D. Hales, Return: Four Phases of Our Mortal Journey Home, 2010, Seite 60

  15. Verkündet mein Evangelium!, Anleitung für den Missionsdienst, Seite 73

  16. Siehe 13. Glaubensartikel

  17. Siehe 1 Korinther 3:16

  18. Siehe Mosia 18:9

  19. Thomas S. Monson, „Ein Vorbild an Rechtschaffenheit“, Liahona, Mai 2008, Seite 66