2010–2019
Es geht ums nackte Überleben
Oktober 2010


Es geht ums nackte Überleben

Mögen wir klug genug sein, dem Rat der lebenden Propheten und Apostel zu vertrauen und ihn zu befolgen.

Der Winter 1848 war hart und eine große Herausforderung für die neuen Siedler im Salzseetal. Im Sommer 1847 hatte Brigham Young den Heiligen erklärt, dass sie endlich am Ziel ihrer Reise angekommen seien. „Dies ist der richtige Ort“1, hatte er gesagt, nachdem ihm der Ort, wo sich die Heiligen niederlassen sollten, in einer Vision gezeigt worden war. Die Mitglieder der Kirche hatten damals, als das Evangelium wiederhergestellt wurde, großes Ungemach ertragen müssen. Sie waren aus ihren Häusern vertrieben, verfolgt und gejagt worden. Sie hatten unsägliches Leid erfahren, als sie die Prärie überquerten. Aber jetzt waren sie endlich am „richtigen Ort“.

Trotzdem war der Winter 1848 außerordentlich beschwerlich. Es war so kalt, dass manche an ihren Füßen schlimme Erfrierungen hatten. Besorgnis und Unruhe kamen unter den Heiligen auf. Einige Mitglieder erklärten, sie würden in dem Tal kein Haus bauen. Sie wollten lieber in ihren Planwagen bleiben, denn sie waren überzeugt, dass die Führer der Kirche sie schon bald an einen besseren Ort geleiten würden. Zwar hatten sie Saatgut und Obstpflanzen mitgebracht, aber sie hielten es für Verschwendung, sie in dieser unfruchtbaren Wüste einzupflanzen. Jim Bridger, ein bekannter Forschungsreisender jener Tage, sagte zu Brigham Young, er wolle ihm tausend Dollar für den ersten Scheffel Mais geben, der im Salzseetal wachsen würde, weil er nicht glaube, dass dies möglich sei.2

Obendrein war in Kalifornien auch gerade Gold entdeckt worden. Einige Mitglieder malten sich aus, dass ihr Leben einfacher und üppiger wäre, wenn sie nach Kalifornien ziehen und dort auf Reichtümer und ein verträglicheres Klima stoßen würden.

Angesichts der Unzufriedenheit wandte sich Brigham Young an die Mitglieder der Kirche. Er verkündete:

„[Dieses Tal] ist der Ort, den Gott für sein Volk bestimmt hat.

Wir sind vom Regen in die Traufe geraten und haben jetzt endlich wieder trockenen Boden unter den Füßen, und hier werden wir bleiben. Gott hat mir gezeigt, dass dies der Ort ist, an dem sein Volk wohnen soll, und hier wird es den Heiligen wohl ergehen; er wird zu ihrem Wohl das Klima mildern; er wird den Frost und die Unfruchtbarkeit der Erde zurückhalten, und das Land soll fruchtbar werden. Brüder, nun geht und setzt [eure] Saat.“

Zusätzlich zu diesen Segnungen verhieß Präsident Young, dass das Salzseetal als Verbindungsstraße zu allen Völkern bekannt werden würde. Könige und Kaiser würden das Land besuchen. Und als Krönung sollte dem Herrn ein Tempel errichtet werden.3

Das waren bemerkenswerte Verheißungen. Viele Mitglieder glaubten an Brigham Youngs Prophezeiungen, andere blieben skeptisch und verließen das Tal dann doch, weil sie meinten, anderswo besser leben zu können. Die Geschichte hat jedoch bewiesen, dass sich jede Prophezeiung Brigham Youngs erfüllt hat. Das Tal erblühte und war fruchtbar. Den Mitgliedern erging es wohl. Der Winter 1848 war dem Herrn sehr nützlich dabei, seinem Volk eine wichtige Lektion zu erteilen. Es lernte – und das müssen wir alle –, dass der einzig verlässliche und sichere Weg, im Leben Schutz zu erhalten, darin besteht, dem Rat der Propheten Gottes zu vertrauen und ihn zu beherzigen.

Gewiss besteht eine der höchsten Segnungen der Mitgliedschaft in dieser Kirche darin, dass man durch lebende Propheten Gottes geführt wird. Der Herr hat erklärt: „Es gibt auf Erden zu einer Zeit immer nur einen, dem diese Macht und die Schlüssel dieses Priestertums übertragen sind.“4 Der heutige Prophet und Präsident der Kirche, Thomas S. Monson, empfängt das Wort Gottes für alle Mitglieder der Kirche und für die Welt. Außerdem erkennen wir die Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft und die Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel als Propheten, Seher und Offenbarer an.

Mit erfrorenen Füßen und in einer unfruchtbaren Wüste mussten die Heiligen damals gewiss Glauben haben, um ihrem Propheten zu vertrauen. Für sie ging es ums nackte Überleben. Doch der Herr belohnte ihren Gehorsam und schenkte denen, die seinem Sprachrohr folgten, Segnungen und Wohlstand.

Dasselbe tut der Herr heute auch für uns. In dieser Welt gibt es Unmengen an Büchern zur Selbsthilfe; so viele selbsternannte Experten, so viele Theoretiker, Lehrer und Denker, die zu wirklich jedem Thema Tipps und Ratschläge beizusteuern haben. Mit der Technik von heute können wir mit nur einem Tastenschlag Informationen zu einer Unzahl von Themen abrufen. Wie schnell gerät man doch in die Falle und stützt sich auf den „Arm des Fleisches“5, um einen Rat zu einem Thema zu bekommen, sei es die Kindererziehung oder wie man glücklich wird. Manches davon mag nützlich sein, doch wir als Mitglieder der Kirche haben Zugang zur Quelle der reinen Wahrheit, nämlich zu Gott selbst. Wir täten gut daran, selbst Lösungen für Probleme und Antworten auf unsere Fragen zu suchen, indem wir das erforschen, was der Herr durch seine Propheten offenbart hat. Durch die Technik von heute haben wir zu nahezu jedem Thema auch die Worte der Propheten zur Hand. Was lehrt uns Gott durch seine Propheten über die Ehe und die Familie? Was lehrt er uns durch seine Propheten über Bildung, Ausbildung und eine vorausschauende Lebensweise? Was lehrt er uns durch seine Propheten über Glück und wahre Erfüllung?

Einigen erscheint das, was die Propheten sagen, veraltet, unpopulär oder sogar unmöglich. Doch Gott ist ein Gott der Ordnung, und er hat ein System geschaffen, durch das wir seinen Willen erkennen können. „Nichts tut Gott, der Herr, ohne dass er seinen Knechten, den Propheten, zuvor seinen Ratschluss offenbart hat.“6 Als diese Evangeliumszeit – die Fülle der Zeiten – eingeleitet wurde, bekräftigte der Herr erneut, dass er sich uns durch seine Propheten kundtut. Er sagte: „Mein Wort … wird sich gänzlich erfüllen, sei es durch meine eigene Stimme oder durch die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.“7

Den Propheten zu vertrauen und ihnen zu folgen ist mehr als eine Segnung und ein Vorzug. Präsident Ezra Taft Benson hat verkündet, das unsere Errettung selbst davon abhängt, dass wir dem Propheten folgen. Er benannte 14 Grundsätze, wie man dem Propheten folgt. In der Versammlung heute Vormittag hat Elder Claudio Costa von der Präsidentschaft der Siebziger uns diese 14 Grundprinzipien ja bereits äußerst beredt vor Augen geführt. Da sie für unsere Errettung von so entscheidender Bedeutung sind, möchte ich sie wiederholen.

„Erstens: Der Prophet ist der Einzige, der in allen Belangen für den Herrn spricht.

Zweitens: Der lebende Prophet ist für uns wichtiger als die Standardwerke.

Drittens: Der lebende Prophet ist für uns wichtiger als ein toter Prophet.

Viertens: Der Prophet wird die Kirche niemals in die Irre führen.

Fünftens: Der Prophet kann jederzeit über ein beliebiges Thema sprechen oder in einer beliebigen Sache etwas unternehmen, ohne dass er dazu eine spezielle weltliche Ausbildung oder irgendwelche Diplome bräuchte.

Sechstens: Der Prophet muss nicht sagen: ‚So spricht der Herr‘, damit seine Worte zu heiliger Schrift werden.

Siebtens: Der Prophet sagt uns, was wir wissen müssen, nicht immer das, was wir wissen wollen.

Achtens: Für den Propheten gelten nicht die Grenzen menschlicher Vernunft.

Neuntens: Der Prophet kann Offenbarung zu jeder Frage empfangen, sei sie zeitlich oder geistig.

Zehntens: Der Prophet kann sich durchaus zu politischen Angelegenheiten äußern.

Elftens: Zwei Gruppen fällt es am schwersten, dem Propheten zu folgen: den Stolzen, die gebildet sind, und den Stolzen, die reich sind.

Zwölftens: Der Prophet ist in der Welt und bei denen, die weltlich gesinnt sind, nicht unbedingt beliebt.

Dreizehntens: Der Prophet und seine Ratgeber bilden die Erste Präsidentschaft der Kirche – das höchste Kollegium in der Kirche.

Vierzehntens: Wer dem lebenden Propheten und der Ersten Präsidentschaft … folgt, wird gesegnet, wer sie ablehnt, muss leiden.“8

Brüder und Schwestern, genau wie die Heiligen des Jahres 1848 können wir uns dafür entscheiden, dem Propheten zu folgen, oder uns aber auf den Arm des Fleisches stützen. Mögen wir klug genug sein, dem Rat der lebenden Propheten und Apostel zu vertrauen und ihn zu beherzigen. Ich bin Zeuge dessen, wie gut, redlich und tugendhaft sie sind. Ich bezeuge, dass sie von Gott berufen sind. Ich bezeuge auch, dass es keinen zuverlässigeren Weg gibt, sich dem Leben zu stellen, Lösungen für unsere Probleme zu finden, Frieden und Glück in dieser Welt zu erlangen und unsere Errettung zu sichern, als ihren Worten zu gehorchen. Ich gebe dieses Zeugnis im heiligen Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.

  1. Brigham Young, zitiert von Wilford Woodruff in: The Utah Pioneers, 1880, Seite 23

  2. Siehe Bryant S. Hinckley, The Faith of Our Pioneer Fathers, 1956, Seite 9–15; siehe auch Gordon B. Hinckley, „Remarks at Pioneer Day Commemoration Concert“, Ensign, Oktober 2001, Seite 70ff.

  3. Siehe Hinckley, The Faith of Our Pioneer Fathers, Seite 11f.; siehe auch Ensign, Oktober 2001, Seite 71

  4. Lehre und Bündnisse 132:7

  5. Lehre und Bündnisse 1:19

  6. Amos 3:7

  7. Lehre und Bündnisse 1:38

  8. Ezra Taft Benson, „Fourteen Fundamentals in Following the Prophet“, in: 1980 Devotional Speeches of the Year, 1981, Seite 29f.