2010–2019
Denkt daran: Eine freundliche Welt fängt bei euch selber an
April 2011


Denkt daran: Eine freundliche Welt fängt bei euch selber an

Güte kann in eurer Familie, eurer Klasse, eurer Gemeinde und in eurer Schule zu Freude und Einigkeit führen.

Vor einigen Wochen habe ich etwas Wichtiges von einem Lorbeermädchen gelernt, das in meiner Gemeinde eine Ansprache hielt. Es berührte mich, als sie voller Vertrauen von Jesus Christus sprach und von ihm Zeugnis gab. Sie schloss ihre Ausführungen mit diesem Satz: „Wenn ich Jesus Christus zum Mittelpunkt meines Lebens mache, läuft mein Tag besser, ich bin freundlicher zu meiner Familie und ich bin glücklich.“

Ich habe diese Junge Dame seit einigen Monaten aus der Ferne beobachtet. Sie begrüßt jeden lächelnd und mit strahlenden Augen. Ich habe bemerkt, wie sie sich freut, wenn andere Jugendliche Erfolg haben. Zwei Rosenmädchen haben mir neulich erzählt, dass diese Junge Dame ihre Kinokarte für einen bestimmten Film verfallen ließ, als ihr klar wurde, dass in diesem Film weder „Tugendhaftes“ noch „Liebenswertes“1 zu finden war. Sie ist liebevoll, freundlich und gehorsam. Ihre Mutter hatte sie allein erzogen und ihr Leben war nicht immer einfach gewesen, und so fragte ich mich, wie sie nur immer so froh und freundlich sein konnte. Ich erhielt die Antwort, als sie bezeugte: „Ich mache Jesus Christus zum Mittelpunkt meines Lebens.“

„Wir glauben, dass es recht ist, ehrlich, treu, keusch, gütig und tugendhaft zu sein und allen Menschen Gutes zu tun.“ Diese schöne Liste christlicher Eigenschaften im 13. Glaubensartikel bereitet uns auf die Segnungen des Tempels und auf das ewige Leben vor.

Ich möchte mich auf nur eines dieser Wörter konzentrieren: gütig. Gütig ist ein schönes Wort, das wir nicht so oft hören. Wenn jemand gütig ist, ist er freundlich, meint es gut mit anderen und hat Nächstenliebe. Viele von euch haben schon in der PV eine Vorstellung von dem Begriff „Güte“ bekommen, als ihr dieses Lied auswendig gelernt habt:

„Ich möchte zu jedem freundlich sein

und denke immer dran:

Eine freundliche Welt, die uns gefällt,

fängt bei mir selber an.“2

Der Heiland hat uns über Güte belehrt und war selbst sein Leben lang gütig. Jesus hat alle geliebt und allen gedient. Wenn wir Jesus Christus in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen, hilft uns das, uns Güte anzueignen. Wenn wir diese christlichen Eigenschaften entfalten wollen, müssen wir etwas über den Erlöser erfahren und „auf seinem Weg … gehen“3.

Aus dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter lernen wir, dass wir alle Menschen lieben sollen. Die Geschichte beginnt im Lukasevangelium, Kapitel 10, als ein Gesetzeslehrer den Erlöser fragt: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“

Die Antwort: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.“

Dann fragte der Gesetzeslehrer: „Und wer ist mein Nächster?“ Das war eine sehr interessante Frage, die er da stellte. Die Juden hatten nämlich im Norden Nachbarn, die Samariter, die ihnen so zuwider waren, dass sie, wenn sie von Jerusalem nach Galiläa wollten, lieber den Umweg durchs Jordantal wählten, als durch Samaria zu reisen.

Jesus beantwortete die Frage des Gesetzeslehrers mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter. In dem Gleichnis heißt es:

„Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen. …

Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid,

ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.

Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.“4

Anders als der Priester und der Levit, die an dem verwundeten Mann, der doch zu ihrem Volk gehörte, vorbeigingen, war der Samariter gütig – trotz aller Differenzen. Er bewies die christliche Eigenschaft Güte. Mit dieser Geschichte führt Jesus uns vor Augen, dass jeder unser Nächster ist.

Ein Ratgeber in einer Bischofschaft erzählte kürzlich von einem Erlebnis, das zeigt, wie wichtig jeder Nächste ist. Als er seinen Blick über die Anwesenden in der Versammlung schweifen ließ, sah er ein Kind mit einer großen Schachtel Buntstifte in vielen verschiedenen Farbtönen. Dann sah er die vielen Mitglieder seiner Gemeinde an. Da kam ihm der Gedanke, dass sie wie die Buntstifte waren: alle sehr ähnlich, und doch jeder einzigartig.

Er sagte: „Jeder brachte seinen ureigenen Farbton in die Gemeinde und in die Welt mit. … Jeder hatte seine eigenen Stärken und Schwächen, Sehnsüchte und Träume. Aber gemeinsam bildeten sie einen Farbkreis geistiger Einigkeit. …

Einigkeit ist eine geistige Eigenschaft. Sie stellt sich ein, wenn man zu einer Familie gehört – ein schönes friedliches Gefühl und die Gewissheit, dass alles einen Sinn hat. … Sie bedeutet, dass man sich das Beste genauso sehr für andere wünscht wie für sich selbst. … Sie ist die Gewissheit, dass niemand vorhat, uns zu schaden. [Sie bedeutet, dass wir niemals einsam sein werden.]“5

Wir schaffen diese Einigkeit und lassen andere an unserer einzigartigen Farbe teilhaben, wenn wir gütig sind – durch einzelne gute Taten.

Habt ihr euch schon einmal einsam gefühlt? Bemerkt ihr diejenigen, die einsam sind und in einer eintönigen Welt leben? Ihr Jungen Damen, ich habe gesehen, wie ihr anderen euren einzigartigen Farbton bringt – durch ein Lächeln, ein freundliches Wort oder ein aufmunterndes Briefchen.

Präsident Thomas S. Monson hat uns aufgezeigt, wie wir uns gegenüber Gleichaltrigen und jedem, dem wir begegnen, verhalten sollen, als er zu den Jungen Damen sagte: „Meine lieben jungen Schwestern, ich bitte euch inständig, den Mut aufzubringen, andere nicht zu verurteilen und zu kritisieren, sondern stets jeden einzubeziehen und ihn spüren zu lassen, dass er geliebt und geschätzt wird.“6

Wir können dem Beispiel des barmherzigen Samariters folgen und für nur einen einzigen Menschen „die Welt verändern“, indem wir gütig sind.7 Ich möchte jede von euch auffordern, in der kommenden Woche wenigstens einmal wie der barmherzige Samariter zu handeln. Das kann bedeuten, dass ihr auf andere zugeht, die nicht zu eurem bisherigen Freundeskreis gehören, oder eure Schüchternheit überwinden müsst. Ihr könnt euch mutig dafür entscheiden, etwas für jemanden zu tun, der nicht nett zu euch ist. Ich verspreche euch: Wenn ihr euch über das hinausbewegt, was euch leicht fällt, werdet ihr euch so gut fühlen, dass die Güte Teil eures täglichen Lebens wird. Ihr werdet sehen, dass Güte in eurer Familie, eurer Klasse, eurer Gemeinde und in eurer Schule zu Freude und Einigkeit führen kann. Denkt daran: Eine freundliche Welt fängt bei euch selber an.

Der Heiland hat nicht nur alle geliebt, sondern auch allen gedient. Dehnt eure Güte auf viele aus. Alt und Jung kann es ein großer Segen sein, wenn ihr freundlich dient. Präsident Monson hat schon als junger Mann für betagte Menschen einen besonderen Platz im Herzen gehabt. Er weiß, wie viel es wert ist, wenn man jemanden kurz besucht, ihn anlächelt oder eine abgearbeitete, faltige Hand drückt. Solche einfachen Taten der Nächstenliebe bringen Farbe in ein Leben, das manchmal nur aus langen, einsamen, grauen Tagen besteht. Ich möchte jede von euch auffordern, an eure Großeltern und andere ältere Menschen zu denken. Schaut euch morgen in der Kirche um und sucht jemanden, der alt ist und euren Farbton in seinem Leben gebrauchen könnte. Dazu gehört nicht viel: Begrüßt ihn mit Namen, unterhaltet euch kurz mit ihm, seid in der Nähe, um ihm zu helfen. Vielleicht könnt ihr jemandem die Tür aufhalten oder bei der Hausarbeit oder im Garten helfen? Was für euch, die ihr jung seid, eine einfache Aufgabe ist, kann für einen älteren Menschen ein Riesenproblem sein. Denkt daran: Eine freundliche Welt fängt bei euch selber an.

Manchmal ist es am schwierigsten, in der eigenen Familie gütig zu sein. Eine starke Familie kostet Mühe. „Seid fröhlich, hilfsbereit und rücksichtsvoll. Viele familiäre Probleme rühren daher, dass Mitglieder der Familie egoistisch oder unfreundlich sprechen und handeln. Befasst euch mit den Bedürfnissen anderer Familienmitglieder. Trachtet danach, ein Friedensstifter zu sein, statt andere zu ärgern, mit ihnen zu zanken oder zu streiten.“8 Denkt daran: Eine freundliche Welt fängt bei euch selber an.

Jesus hatte die Kinder lieb, er nahm sie in den Arm und segnete sie.9 Wie der Heiland könnt auch ihr durch eure Freundlichkeit ein Segen für alle Kinder sein, nicht nur für die in eurer Familie.

Ihr wisst vielleicht nicht, welchen Einfluss euer Leben und euer Beispiel auf ein kleines Kind haben kann. Vor kurzem bekam ich eine Nachricht von einer Freundin, die einen Kinderhort an einer Schule leitet. Auf diese Schule gehen auch einige Jugendliche, die Mitglied der Kirche sind. Sie schilderte dieses Erlebnis: „Wenn ich mit den kleinen Kindern durch die Flure gehe, ist es schön zu sehen, in wie vielen Schließfächern ein Bild von Jesus oder einem Tempel innen an der Tür klebt. Eines der Kinder sah innen an der Tür des Schließfachs einer [Jungen Dame], das gerade geöffnet war, ein Bild von Jesus und sagte:, Schau, Jesus ist in unserer Schule!ʻ Die Schülerin war zu Tränen gerührt. Sie bückte sich und umarmte das Kind. Ich dankte ihr für das gute Beispiel, das sie ihren Mitmenschen gab. Es ist ermutigend, dass es so viele Jugendliche gibt, die sich bemühen, für Wahrheit und Rechtschaffenheit einzutreten, und die ihren Teil tun, damit der Geist bei ihnen sein kann, obwohl das zeitweise bei all dem Lärm und der Härte in der Welt, die sie umgibt, schwierig ist. Wir haben einige wunderbare Jugendliche in der Kirche.“

Dem kann ich nur zustimmen! Junge Damen, ihr verändert die Welt, wenn ihr Jesus Christus zum Mittelpunkt eures Lebens macht, und ihr werdet so, wie er euch haben will10.

Vielen Dank, dass ihr so gütig seid; dass ihr diejenigen einbezieht, die vielleicht anders sind; für eure Freundlichkeit gegenüber euren Altersgenossen, den Älteren, eurer Familie und kleinen Kindern; dafür, dass ihr denen, die einsam sind, und denen, die Schwierigkeiten und Kummer haben, zur Seite steht. Durch eure Güte zeigt ihr anderen das Licht des Erlösers.11 Vielen Dank, dass ihr daran denkt, dass eine freundliche Welt bei euch selber anfängt.

Ich weiß, dass Präsident Thomas S. Monson ein Prophet Gottes ist und dass sein Leben ein Beispiel für Güte ist, aus dem wir lernen können. Folgt unserem Propheten. Lernt aus seinem Beispiel und hört auf seine Worte. Ich glaube an das Evangelium Jesu Christi, und ich weiß, dass das Priestertum durch Joseph Smith auf der Erde wiederhergestellt worden ist.

Ich weiß, dass unser Erlöser lebt und jeden von uns liebt. Er hat sein Leben für alle gegeben. Ich bete, dass wir Jesus Christus in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen und „auf seinem Weg … gehen“, indem wir andere lieben und ihnen dienen.12 Wenn wir das tun, können wir die Welt zu einem besseren Ort machen, weil „wir glauben, dass es recht ist, … gütig zu sein“13. Das bezeuge ich im Namen Jesu Christi. Amen.

  1. Siehe 13. Glaubensartikel

  2. „Eine freundliche Welt“, Liederbuch für Kinder, Seite 83

  3. „Wächter der Tugend“, Für eine starke Jugend 2011 – wir glauben, DVD, 2010

  4. Lukas 10:25,27,29,30,33-35

  5. Jerry Earl Johnston, „The Unity in a Ward’s Uniqueness“, Mormon Times, 9. Februar 2011, Seite M1, M12

  6. Thomas S. Monson, „Möget ihr Mut haben“, Liahona, Mai 2009, Seite 125

  7. „Wächter der Tugend“

  8. Für eine starke Jugend, Seite 10

  9. Siehe Markus 10:16

  10. Vgl. „Wächter der Tugend“

  11. Vgl. „Wächter der Tugend“

  12. „Wächter der Tugend“

  13. 13. Glaubensartikel