2010–2019
Die heiligen Schlüssel des Aaronischen Priestertums
April 2011


Die heiligen Schlüssel des Aaronischen Priestertums

Der Herr möchte, dass jeder Träger des Aaronischen Priestertums alle Menschen einlädt, zu Christus zu kommen, angefangen bei der eigenen Familie.

Einer meiner Söhne wollte im Alter von zwölf Jahren Kaninchen züchten. Wir bauten Käfige und erwarben von einem Nachbarn ein großes männliches und zwei weibliche Kaninchen. Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich da einließ. Nach kurzer Zeit war unser Schuppen zum Bersten mit kleinen Kaninchen gefüllt. Jetzt, da mein Sohn erwachsen ist, kann ich zugeben, dass ich darüber staunte, wie dieses Wachstum im Zaum gehalten wurde – ein Nachbarshund drang hin und wieder in den Schuppen ein und dezimierte die Herde.

Ich war jedoch sehr davon berührt, wie mein Sohn und seine Brüder die Kaninchen behüteten und beschützten. Und jetzt sind sie als Ehemann und Vater würdige Priestertumsträger, die ihre eigene Familie lieben, stärken und behüten.

Mit großer Freude beobachte ich, wie ihr, die Jungen Männer vom Aaronischen Priestertum, eure Mitmenschen – eure Angehörigen, die Mitglieder eures Kollegiums und viele andere – behütet, unterstützt und stärkt. Ihr liegt mir wirklich sehr am Herzen.

Vor kurzem war ich dabei, als ein 13-jähriger Junger Mann als Präsident des Diakonskollegiums eingesetzt wurde. Danach schüttelte der Bischof ihm die Hand und sprach ihn mit „Präsident“ an. Er erklärte den Kollegiumsmitgliedern, dass er ihn Präsident nenne, um zu unterstreichen, wie heilig seine Berufung sei. Der Präsident des Diakonskollegiums sei einer von nur vier Brüdern in der Gemeinde, die Schlüssel innehätten, die ihnen erlaubten, zu präsidieren. Mit diesen Schlüsseln werde er gemeinsam mit seinen Ratgebern unter der Inspiration des Herrn das Kollegium führen. Dieser Bischof wusste, welche Kraft von einer Präsidentschaft ausgehen kann, die von einem Präsidenten geführt wird, der heilige Priestertumsschlüssel innehat und ausübt (siehe LuB 124:142,143).

Später fragte ich den Jungen Mann, ob er bereit sei, über dieses großartige Kollegium zu präsidieren. Er antwortete: „Ich bin aufgeregt. Ich weiß nicht, was der Präsident des Diakonskollegiums zu tun hat. Können Sie es mir erklären?“

Ich sagte ihm, dass ihm eine wunderbare Bischofschaft und gute Berater helfen würden, ein erfolgreicher und tüchtiger Priestertumsführer zu werden. Ich wusste, sie würden die heiligen Schlüssel der Präsidentschaft, die er innehatte, achten.

Dann stellte ich ihm eine Frage: „Glaubst du, dass der Herr dir diese wichtige Berufung anvertrauen würde, ohne dass er dir auch die nötige Führung gibt?“

Er dachte nach, dann sagte er: „Woher kann ich sie bekommen?“

Wir unterhielten uns ein wenig, und dann erkannte er, dass er Führung in den heiligen Schriften, den Worten der lebenden Propheten und durch Antwort aufs Gebet finden würde. Nun wollten wir eine Schriftstelle suchen, die ihm als Ausgangspunkt dienen konnte, die mit seiner neuen Berufung verbundenen Aufgaben kennenzulernen.

Wir schlugen Abschnitt 107 des Buches Lehre und Bündnisse auf, Vers 85. Dort steht, dass der Präsident des Diakonskollegiums mit den Kollegiumsmitgliedern zu Rate sitzen und sie ihre Pflichten lehren soll. Wir stellten fest, dass sein Kollegium nicht nur eine Klasse ist, sondern auch ein Ratsgremium Junger Männer und dass sie einander unter der Leitung des Präsidenten stärken und erbauen sollen. Ich sagte ihm, dass ich darauf vertraute, dass er ein herausragender Präsident sein werde, der sich auf Inspiration vom Herrn verlassen und seine heilige Berufung großmachen werde, indem er den anderen Diakonen ihre Pflichten klarmacht.

Dann sagte ich: „Nun weißt du, dass du die Diakone in ihren Pflichten unterweisen sollst. Kennst du diese Pflichten?“

Und wieder schlugen wir die heiligen Schriften auf und lasen:

  1. Ein Diakon ist bestimmt, über die Kirche zu wachen und ein ortsständiger geistlicher Diener für die Kirche zu sein (siehe LuB 84:111).

    Da die Familie die Grundeinheit der Kirche ist, ist die wichtigste Einrichtung, in der ein Träger des Aaronischen Priestertums diese Pflicht erfüllen kann, das eigene Zuhause. Er leistet Priestertumsdienst für Vater und Mutter, die die Familie führen. Er wacht auch über seine Brüder und Schwestern, über die Jungen Männer in seinem Kollegium und die anderen Mitglieder der Gemeinde.

  2. Ein Diakon unterstützt den Lehrer in allen seinen Pflichten in der Kirche, wenn es die Umstände erfordern (siehe LuB 20:57).

    Wir kamen zu dem Schluss, dass ein Diakon, um den Lehrern bei deren Pflichten behilflich sein zu können, diese auch kennen muss. Wir schauten in den heiligen Schriften nach und fanden rasch über ein Dutzend Pflichten, die zum Amt des Lehrers gehören (siehe LuB 20:53-59; 84:111). Wie nachhaltig würde es doch jeden Jungen Mann – und seinen Vater, seine Berater und uns alle – beeinflussen, wenn er es genauso machte wie dieser: die heiligen Schriften aufschlagen und selbst herausfinden, worin seine Pflichten bestehen. Ich vermute, dass es viele von uns überraschen – und inspirieren – würde, was wir dort finden. In dem Buch Pflicht vor Gott sind die Pflichten des Aaronischen Priestertums zusammengefasst; es ist eine große Hilfe bei der geistigen Entwicklung. Bitte macht beständig davon Gebrauch.

  3. Die Diakone und Lehrer sollen außerdem „warnen, erläutern, ermahnen und lehren und alle einladen, zu Christus zu kommen“ (LuB 20:59; siehe Vers 46 und 68 für die Priester).

    Viele junge Männer meinen, sie würden ihre ersten Erfahrungen als Missionar sammeln, wenn sie 19 Jahre alt werden und in die Missionarsschule kommen. Aus den heiligen Schriften erfahren wir, dass das schon lange vorher beginnt. Der Herr möchte, dass jeder Träger des Aaronischen Priestertums alle Menschen einlädt, zu Christus zu kommen, angefangen bei der eigenen Familie.

Um diesem jungen Präsidenten deutlich zu machen, dass er – und nur er – der präsidierende Beamte im Kollegium ist, schlug ich vor, dreimal die erste Pflicht zu lesen, die in Lehre und Bündnisse 107:85 genannt wird. Er las: „Über zwölf Diakone zu präsidieren.“ Ich fragte: „Was sagt der Herr dir hier über deine Pflicht als Präsident?“

„Naja“, meinte er, „mir sind während unseres Gesprächs ein paar Sachen eingefallen. Ich glaube, der Vater im Himmel möchte, dass ich über zwölf Diakone präsidiere. Es kommen aber nur fünf, und einer kommt nur ab und zu. Wie kommen wir also auf zwölf?“

Ich muss sagen, dass ich diese Schriftstelle noch nie so ausgelegt hatte, aber dann wurde mir bewusst, dass er heilige Schlüssel besitzt, die ich nicht habe. Ein 13-jähriger Diakonskollegiumspräsident brachte mir etwas darüber bei, dass jemand, der die heiligen Schlüssel der Präsidentschaft innehat, die Macht erhält, Offenbarung zu empfangen, und zwar unabhängig von Intellekt, Statur und Alter.

Ich erwiderte: „Das weiß ich nicht. Was meinst du?“

Und er meinte: „Wir müssen herausfinden, wie wir ihn dazu bringen, dass er regelmäßig kommt. Es gibt noch zwei andere Jungen, die zu unserem Kollegium gehören, aber nicht kommen. Ich kenne sie nicht einmal. Vielleicht kann ich mich mit einem anfreunden, und meine Ratgeber könnten sich um die anderen kümmern. Wenn sie alle kämen, wären wir sieben, aber wo bekommen wir noch fünf weitere her?“

„Das weiß ich nicht“, antwortete ich, „aber wenn der Vater im Himmel möchte, dass sie dabei sind, dann weiß er es.“

„Dann müssen wir als Präsidentschaft und im Kollegium darüber beten, was wir machen sollen.“ Dann erkundigte er sich: „Bin ich für alle Jungen in unserem Gemeindegebiet verantwortlich, die im Diakonsalter sind, auch wenn es keine Mitglieder sind?“

Voller Bewunderung sagte ich: „Ist dein Bischof in den Augen des Herrn nur für die Mitglieder der Gemeinde verantwortlich oder für alle Menschen, die im Gemeindegebiet wohnen?“

Dieser junge „ortsständige geistliche Diener“ verstand, worum es geht. Er erkannte, dass jeder Diakon, Lehrer und Priester die Aufgabe hat, über die Kirche zu wachen und alle einzuladen, zu Christus zu kommen.

Wenn ich an die großartigen Jungen Männer und Jungen Damen in der Kirche denke, fällt mir eine Schriftstelle ein, die Moroni zitierte, als er zu Joseph Smith sprach. Er sagte darüber, „dies sei noch nicht erfüllt, werde es aber bald sein“ (Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:41) – „Danach aber wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, … eure jungen Männer haben Visionen.“ (Joël 3:1.)

Was diesem jungen Präsidenten so plötzlich in den Sinn kam, war eine Vision davon, wie der Vater im Himmel sich dieses Kollegium vorstellt. Es war die Offenbarung, die er brauchte, um die aktiven Mitglieder seines Kollegiums zu stärken, diejenigen, die Schwierigkeiten hatten, zu retten und alle einzuladen, zu Christus zu kommen. Derart inspiriert, fasste er Pläne, wie er den Willen des Herrn ausführen wollte.

Der Herr brachte diesem jungen Präsidenten bei, dass Priestertum bedeutet, dass man sich um andere kümmert und ihnen dient. Es ist so, wie unser lieber Prophet, Präsident Thomas S. Monson, erklärt hat: „Das Priestertum ist nicht so sehr ein Geschenk, sondern vielmehr ein Auftrag zum Dienen, das Vorrecht, jemanden aufrichten zu können, und die Möglichkeit, anderen ein Segen zu sein.“ („Das heilige Priestertum ist uns anvertraut“, Liahona, Mai 2006, Seite 57.)

Dienen ist die wahre Grundlage des Priestertums – der Dienst am Nächsten, wie der Erretter es uns vorgelebt hat. Ich bezeuge, dass dies sein Priestertum ist, dass wir in seinem Auftrag stehen und dass er allen Priestertumsträgern gezeigt hat, wie man treu im Priestertum dient.

Ich fordere alle Präsidentschaften der Diakons-, Lehrer- und Priesterkollegien auf, regelmäßig miteinander Rat zu halten, zu studieren und zu beten, um den Willen des Herrn für ihr Kollegium zu erfahren und dann hinzugehen und ihn auszuführen. Verwendet das Buch Pflicht vor Gott, um die Mitglieder eures Kollegiums ihre Pflichten zu lehren. Ich fordere jedes Kollegiumsmitglied auf, seinen Kollegiumspräsidenten zu unterstützen und bei ihm Rat zu suchen, um all seine Priestertumspflichten zu lernen und sie rechtschaffen zu erfüllen. Ich lege einem jedem hier nahe, diese besonderen Jungen Männer so zu sehen, wie der Herr sie sieht – nämlich als tüchtige Helfer bei der Errichtung und Festigung seines Reiches hier und jetzt.

Ihr wunderbaren Jungen Männer tragt das Aaronische Priestertum, das Johannes der Täufer wiederhergestellt und Joseph Smith und Oliver Cowdery in der Nähe von Harmony in Pennsylvania übertragen hat. Zu eurem Priestertum gehören heilige Schlüssel, die allen Kindern des Vaters im Himmel die Tür dazu öffnen, zu seinem Sohn Jesus Christus zu kommen und ihm zu folgen. Dafür wird gesorgt durch das Evangelium der Umkehr und die Taufe durch Untertauchen zur Sündenvergebung, das wöchentliche Abendmahl und den Dienst von Engeln (siehe LuB 13:1; Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:69). Ihr seid fürwahr geistliche Diener und müsst jederzeit und überall reine und würdige und treue Priestertumsträger sein.

Warum? Hört euch die Worte unserer Ersten Präsidentschaft an, die sie in dem Buch Pflicht vor Gott an jeden von euch gerichtet hat:

„Du hast die Vollmacht, die heiligen Handlungen des Aaronischen Priestertums zu vollziehen. … [Du wirst] den Menschen, mit denen du zu tun hast, ein großer Segen sein. …

Der Vater im Himmel setzt sehr großes Vertrauen in dich und hat eine wichtige Mission für dich, die du erfüllen sollst.“ (Ich erfülle meine Pflicht vor Gott: Für die Träger des Aaronischen Priestertums, 2010, Seite 5.)

Ich weiß, dass diese Worte wahr sind, und ich bete darum, dass ein jeder von uns ebenfalls dieses Zeugnis erlangt. Dies alles sage ich im heiligen Namen dessen, dessen Priestertum wir tragen, im Namen Jesu Christi. Amen.