2010–2019
Vollkommene Liebe vertreibt die Furcht
Oktober 2011


Vollkommene Liebe vertreibt die Furcht

Wenn Sie der Einladung Folge leisten, über Ihre Überzeugung und Ihre Empfindungen im Hinblick auf das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi zu sprechen, werden Sie stets liebevoll und mutig gestimmt sein.

Präsident Monson, wir alle haben die großartige Mitteilung, dass es ein paar neue Tempel geben wird, begeistert aufgenommen. Vor allem meine unzähligen Verwandten im Bundesstaat Wyoming waren davon begeistert.

Immer wenn irgendwo auf der Welt ein neuer Tempel errichtet wird, tut die Kirche etwas, was in den Vereinigten Staaten und in Kanada nicht unüblich ist: Sie veranstaltet Tage der offenen Tür. In den Wochen vor der Weihung des neuen Tempels öffnen wir die Pforten weit und laden Politiker, kirchliche Würdenträger, ortsansässige Mitglieder der Kirche sowie Andersgläubige ein, den neu gebauten Tempel zu besichtigen.

Diese Veranstaltungen bieten eine großartige Gelegenheit, unsere Kirche denjenigen ein wenig näherzubringen, die noch nicht viel darüber wissen. Fast alle, die einen neuen Tempel besichtigen, staunen über seine Schönheit – die innere wie die äußere. Sie sind von der Kunstfertigkeit und dem Blick fürs Detail beeindruckt, der überall am Tempel zum Ausdruck kommt. Außerdem verspüren viele Besucher während der Führung durch einen noch nicht eingeweihten Tempel etwas ganz Einzigartiges und Besonderes. Das ist eine normale Reaktion der Besucher bei den Tagen der offenen Tür, aber eines kommt noch häufiger vor. Was sie am meisten beeindruckt, sind die Mitglieder der Kirche, die sie dort kennenlernen. Die Heiligen der Letzten Tage hinterlassen bei den Besuchern einen bleibenden Eindruck.

Der Kirche wird heute weltweit mehr Aufmerksamkeit geschenkt als je zuvor. In den Medien spricht oder schreibt man tagtäglich über die Kirche und berichtet über ihre zahlreichen Unternehmungen. Viele der bekanntesten Nachrichtenkanäle der Vereinigten Staaten befassen sich regelmäßig mit der Kirche oder ihren Mitgliedern. Dasselbe gilt auch für andere Länder.

Auch im Internet wird der Kirche Aufmerksamkeit geschenkt, durch das sich ja, wie Sie wissen, die Art und Weise, wie Informationen verbreitet werden, drastisch geändert hat. Überall und allezeit sind unsere Kirche und ihre Lehren Gesprächsthema im Internet; Menschen, die nie zuvor für eine Zeitung oder Zeitschrift geschrieben haben, verfassen Blogs oder schreiben in sozialen Netzwerken über uns. Sie machen Videos und stellen sie ins Netz. Es sind ganz gewöhnliche Menschen – sowohl Mitglieder als auch Andersgläubige –, die sich da über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage äußern.

Aus den geänderten Kommunikationsgewohnheiten erklärt sich zum Teil, weshalb wir „Mormonen“ heutzutage präsenter denn je sind. Aber es liegt auch daran, dass die Kirche ständig wächst und weiterkommt. Es gibt heute mehr Menschen, die neben einem Mitglied wohnen oder mit einem Mitglied befreundet sind, und man hat den Eindruck, dass es auch mehr prominente Mitglieder in der Politik, im Geschäftsleben, in der Unterhaltungsbranche, an Bildungseinrichtungen und überall sonst gibt. Sogar Andersgläubigen fällt das auf, und sie fragen sich, was da vor sich geht. Es ist schön, dass heutzutage so viele Menschen auf die Kirche und die Heiligen der Letzten Tage aufmerksam geworden sind.

Die Kirche wird zwar immer präsenter, doch gibt es nach wie vor viele, die sie nicht verstehen. Manchen wurde beigebracht, der Kirche gegenüber misstrauisch zu sein und negativen Klischees Glauben zu schenken, ohne deren Ursprung und Wahrheitsgehalt zu hinterfragen. Außerdem gibt es jede Menge Fehlinformationen und Ungereimtheiten in Bezug auf die Kirche und darauf, wofür sie eintritt. Das war schon zur Zeit des Propheten Joseph Smith der Fall.

Joseph Smith schrieb seine Lebensgeschichte unter anderem auch, „um die Öffentlichkeit eines Besseren zu belehren und allen Wahrheitssuchern die Tatsachen … zu vermitteln“ (Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:1). Natürlich gibt es immer einige, die die Wahrheit verdrehen und die Lehren der Kirche absichtlich falsch darstellen. Aber die meisten, die Fragen haben, wollen die Kirche einfach besser verstehen. Diese unvoreingenommenen Menschen sind schlicht und einfach wissbegierig, was uns betrifft.

Die wachsende Präsenz und der gute Ruf der Kirche verschaffen uns Mitgliedern bemerkenswerte Gelegenheiten. Wir können dazu beitragen, Irrtümer aufzuklären, indem wir Fehlinformationen berichtigen, wenn wir als etwas dargestellt werden, was wir nicht sind. Was jedoch noch wichtiger ist: Wir können andere wissen lassen, wer wir sind.

Wir alle – Sie und ich – können eine ganze Menge zu einem besseren Verständnis der Kirche beitragen. Wenn wir das mit derselben Gesinnung und demselben Verhalten angehen wie bei den Tagen der offenen Tür für einen neuen Tempel, dann werden uns unsere Bekannten und Nachbarn allmählich besser verstehen. Ihr Argwohn wird schwinden, negative Klischees werden sich in nichts auflösen, und die Menschen werden langsam begreifen, wie die Kirche wirklich ist.

Lassen Sie mich ein paar Vorschläge machen, was wir tun können.

Erstens müssen wir unerschrocken über Jesus Christus sprechen. Wir wollen unsere Mitmenschen wissen lassen, dass er für uns im Mittelpunkt der Menschheitsgeschichte steht. Sein Leben und seine Lehren sind es, worum es in der Bibel und den anderen Büchern geht, die wir als heilige Schriften betrachten. Das Alte Testament bereitet uns auf das irdische Wirken Christi vor. Das Neue Testament beschreibt sein Wirken hier auf Erden. Das Buch Mormon ist ein zweiter Zeuge für sein irdisches Wirken. Er ist zur Erde gekommen, um sein Evangelium als Grundlage für die gesamte Menschheit zu verkünden, damit alle Kinder Gottes von ihm erfahren und seine Lehren befolgen können. Dann hat er sein Leben gegeben, um uns Erlöser und Erretter zu sein. Nur durch Jesus Christus können wir errettet werden. Deshalb steht er für uns im Mittelpunkt der Menschheitsgeschichte. Unser ewiges Schicksal liegt seit jeher in seinen Händen. Es ist wunderbar, an ihn zu glauben und ihn als Heiland, Herrn und Meister anzuerkennen.

Wir glauben auch daran, dass es nur durch Christus möglich ist, ein Höchstmaß an Zufriedenheit, Hoffnung und Glück zu erlangen – und zwar sowohl in diesem Leben als auch in der Ewigkeit. Die Kirche lehrt dies ganz nachdrücklich, und so steht es auch im Buch Mormon: „Darum müsst ihr mit Beständigkeit in Christus vorwärtsstreben, erfüllt vom vollkommenen Glanz der Hoffnung und von Liebe zu Gott und zu allen Menschen. Wenn ihr darum vorwärtsstrebt und euch am Wort von Christus weidet und bis ans Ende ausharrt, siehe, so spricht der Vater: Ihr werdet ewiges Leben haben.“ (2 Nephi 31:20.)

Wir verkünden, dass wir an Jesus Christus glauben und ihn als unseren Erretter annehmen. Er segnet uns und leitet uns bei allem, was wir unternehmen. In den Mühen des Erdenlebens stärkt er uns und verleiht uns Frieden in Zeiten der Prüfung. Die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wandeln im Glauben an ihn, dessen Kirche dies ist.

Zweitens müssen wir ein Vorbild an Rechtschaffenheit sein. Nachdem wir unsere Überzeugung dargelegt haben, müssen wir dem Rat folgen, der in 1 Timotheus 4:12 steht: „Sei den Gläubigen ein Vorbild in deinen Worten, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, im Glauben, in der Lauterkeit.“

Der Heiland hat darüber gesprochen, wie wichtig es ist, dass wir unseren Glauben vorbildlich leben. Er hat gesagt: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Matthäus 5:16.)

Unser Leben muss vorbildlich gut und tugendhaft sein, weil wir bestrebt sind, dem Beispiel nachzueifern, das der Herr der Welt gegeben hat. Die guten Werke, die wir tun, können sowohl dem Erlöser als auch seiner Kirche zur Ehre gereichen. Wenn Sie bestrebt sind, Gutes zu tun und ein ehrenhafter und rechtschaffener Mensch zu sein, dann spiegelt Ihr Leben das Licht Christi wider.

Drittens müssen wir uns für die Kirche einsetzen. Im Alltag bieten sich uns viele Gelegenheiten, mit anderen über unseren Glauben zu sprechen. Wenn sich jemand, den wir privat oder geschäftlich kennen, nach unserer Religion erkundigt, ist das eine Einladung an uns, ihm zu erzählen, wer wir sind und woran wir glauben. Vielleicht sind diese Leute an der Kirche interessiert, vielleicht auch nicht, aber sie möchten uns auf jeden Fall näher kennenlernen.

Meine Empfehlung ist: Nehmen Sie diese Einladung an. Ihre Bekannten laden Sie nicht dazu ein, zu lehren, zu predigen, zu erläutern oder zu ermahnen. Machen Sie einen Dialog daraus – sagen Sie etwas über Ihren Glauben, erkundigen Sie sich aber auch nach den Glaubensansichten Ihres Gesprächspartners. Der Grad seines Interesses lässt sich an den Fragen ermessen, die er stellt. Wenn jemand viele Fragen stellt, bemühen Sie sich, im Gespräch vor allem auf diese Fragen einzugehen. Bedenken Sie: Es ist immer besser, wenn der andere fragt, als wenn Sie ungefragt etwas sagen.

Es gibt Mitglieder, die ihre Mitgliedschaft in der Kirche offenbar geheim halten möchten. Sie haben ihre Gründe dafür. Es kann sein, dass sie der Meinung sind, es stehe ihnen nicht zu, über ihren Glauben zu sprechen. Vielleicht haben sie Angst davor, etwas falsch zu machen oder eine Frage gestellt zu bekommen, die sie nicht beantworten können. Wenn Ihnen je solche Gedanken durch den Kopf gehen, gebe ich Ihnen folgenden Rat: Erinnern Sie sich einfach an die Worte des Johannes: „Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.“ (1 Johannes 4:18.) Wenn wir Gott und unsere Mitmenschen lieben, gilt uns die Verheißung, dass wir unsere Furcht überwinden werden.

Wenn Sie in letzter Zeit die Website Mormon.org besucht haben – das ist die Internetseite der Kirche für diejenigen, die etwas über die Kirche in Erfahrung bringen möchten –, dann haben Sie da sicher Mitglieder gesehen, die Wissenswertes über sich selbst hochgeladen haben. Sie haben ein Profil im Internet erstellt und beschreiben darin, wer sie sind und weshalb ihnen ihr Glaube so wichtig ist. Sie setzen sich für ihren Glauben ein.

Für solche Dialoge sollten wir dankbar sein; sie müssen mit christlicher Liebe geführt werden. Unser Ton, ob wir nun sprechen oder schreiben, muss respektvoll und höflich sein, ganz gleich, wie andere darauf reagieren. Wir müssen offen und ehrlich sein und bestrebt, uns klar auszudrücken. Wir wollen keineswegs Streit anfangen oder eine Abwehrhaltung einnehmen.

Der Apostel Petrus hat gesagt: „Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch euer ganzes Leben heilig werden.“ (1 Petrus 1:15.)

Die heutigen Kommunikationsmuster beziehen anscheinend immer mehr das Internet mit ein. Wir bitten alle, ob jung oder alt, über das Internet und die sozialen Netzwerke auf andere zuzugehen und über ihren Glauben zu sprechen.

Als Internetnutzer stoßen Sie vielleicht irgendwo auf ein Gespräch über die Kirche, das gerade eben geführt wird. Wenn der Geist Sie dazu bewegt, zögern Sie nicht, sich ebenfalls daran zu beteiligen.

Die Botschaft des Evangeliums Jesu Christi ist mit nichts zu vergleichen, was Sie anderen sonst mitteilen. Im Informationszeitalter ist sie die wertvollste Information überhaupt. Ihr Wert steht außer Frage. Sie ist wahrhaftig eine besonders wertvolle Perle (siehe Matthäus 13:46).

Wenn wir über die Kirche sprechen, versuchen wir nicht, sie als besser darzustellen, als sie ist. Wir müssen unsere Botschaft nicht beschönigen. Wir müssen unsere Botschaft aufrichtig und ohne Umschweife übermitteln. Wenn wir einen Kommunikationsweg öffnen, bestätigt sich die Botschaft vom wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi allen, die bereit sind, sie anzunehmen, ganz von allein.

Manchmal gibt es einen Riesenunterschied – eine Kluft im Verständnis – zwischen dem, wie wir als Mitglieder die Kirche erleben, und dem, wie Außenstehende sie sehen. Das ist der Hauptgrund dafür, weshalb wir vor der Weihung eines neuen Tempels Tage der offenen Tür abhalten. Die Mitglieder, die ehrenamtlich bei den Tagen der offenen Tür eines Tempels mitwirken, sind einfach bestrebt, Außenstehenden die Kirche so zu zeigen, wie man sie als Mitglied wahrnimmt. Für sie ist die Kirche ein wunderbares Werk, ja, ein Wunder, und sie wollen das auch anderen zu verstehen geben. Ich bitte Sie, es Ihnen nachzutun.

Ich verheiße Ihnen: Wenn Sie der Einladung Folge leisten, über Ihre Überzeugung und Ihre Empfindungen im Hinblick auf das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi zu sprechen, werden Sie stets liebevoll und mutig gestimmt sein, denn „vollkommene Liebe vertreibt die Furcht“ (1 Johannes 4:18).

Wir leben in einer Zeit, in der die Möglichkeiten, das Evangelium Jesu Christi anderen nahezubringen, sich immer weiter entwickeln.Machen wir uns bereit und nutzen wir die Gelegenheiten, die sich uns bieten, um unserer Überzeugung Ausdruck zu verleihen. Das erbitte ich demütig im Namen Jesu Christi. Amen.