2010–2019
Habt Acht in Bezug auf euch selbst
Oktober 2012


Habt Acht in Bezug auf euch selbst

Bleiben wir auf dem Weg des Priestertums, indem wir unsere Bekehrung vertiefen und unsere Familie stärken. Vermeiden wir Unheil, indem wir auf die geistigen Warnschilder achten, die Gott und die Propheten entlang unseres Weges aufgestellt haben.

In meiner Jugendzeit fuhren wir als Familie öfters durch die Rocky Mountains, um meine Großeltern zu besuchen. Die Straße begann im Flachland zwischen Beifußsträuchern in der Wüste, stieg über steile, kiefernbewachsene Hänge an und kam dann zwischen Espenhainen und Bergwiesen heraus, von wo aus wir fast endlos weit in die Ferne blicken konnten.

Doch diese schöne Straße war nicht vollkommen sicher. Ein Großteil der Schnellstraße war in die steile Bergwand gehauen worden. Um die Reisenden zu schützen, hatten die Straßenbauer Leitplanken angebracht und Schilder aufgestellt, auf denen stand: „Achtung, Steinschlag!“ Wir sahen mehr als genug Gründe für diese Warnungen. Entlang des Flussbetts weit unterhalb der Straße waren überall Geröll und Felsbrocken verteilt. Ab und zu konnten wir unten in der Schlucht Autowracks entdecken – ein tragischer Beweis dafür, dass manche Fahrer sich nicht in Acht genommen hatten.

Der Eid und Bund des Priestertums

Brüder, jeder von Ihnen ist den Eid und Bund des Melchisedekischen Priestertums eingegangen oder wird ihn bald eingehen.1 In diesem Bund inbegriffen ist eine herrliche Reise, die damit beginnt, dass wir sowohl das geringere als auch das höhere Priestertum empfangen, sich damit fortsetzt, dass wir unsere Berufungen groß machen, und immer weiter emporführt zu den herrlichsten Ausblicken Gottes, bis wir alles empfangen, „was [der] Vater hat“2.

Der weise Konstrukteur dieser celestialen Straße hat Warnschilder für unsere Reise aufgestellt. Der Eid und Bund des Priestertums enthält diese Warnung, die verlangt, dass man seine Seele erforscht: „Und nun gebe ich euch das Gebot, Acht zu haben in Bezug auf euch selbst.“3

Warum gebietet Gott uns, Acht zu haben? Er weiß, dass der Satan ein wirkliches Wesen4 ist, das danach trachtet, unsere Seele in den Abgrund des Elends5 hinabzuziehen. Gott weiß auch, dass in jedem Priestertumsträger ein „natürlicher Mensch“6 lauert, der leicht auf Abwege gerät7. Daher fordern die Propheten uns auf, durch Glauben, Umkehr, die errettenden heiligen Handlungen und tägliches Leben des Evangeliums den alten Menschen abzulegen8 und „Christus [anzulegen]“9.

Unheil vermeiden

Während er den Weg des Priestertums hinaufsteigt, kann jeder Junge oder Mann hinabgezogen werden, wenn er nicht Acht gibt. Waren Sie schon einmal bestürzt und untröstlich, wenn ein herausragender junger Mann, ein frisch zurückgekehrter Missionar, ein geachteter Priestertumsführer oder einer Ihrer Lieben ganz unerwartet zu Fall kam?

Die Geschichte von David im Alten Testament ist ein tragisches Beispiel für leichtfertig verspielte Priestertumsmacht. Obwohl er in seiner Jugend Goliat besiegte und jahrzehntelang rechtschaffen lebte10, war dieser Prophet und König in geistiger Hinsicht immer noch verwundbar. In dem entscheidenden Augenblick, als er die schöne Batseba von seinem Dach aus baden sah, stand kein Sittenwächter in der Nähe, der rief: „Hab Acht, David, du Narr!“ Sein Versäumnis, auf sich selbst Acht zu haben11 und den Eingebungen des Geistes12 zu folgen, führte zum Verlust seiner ewigen Familie13.

Brüder, wenn sogar der mächtige David von der Straße zur Erhöhung weggefegt werden konnte, wie können wir dann einem ähnlichen Schicksal entgehen?

Die doppelten Leitplanken der tiefen persönlichen Bekehrung und starker Beziehungen in der Familie tragen dazu bei, dass wir auf der Straße bleiben, die in den Himmel führt.

Da der Satan dies weiß, lässt er auf unseren Weg im Priestertum Felsbrocken fallen, die die Bekehrung zermalmen und die Familie zerbrechen sollen. Glücklicherweise haben Jesus Christus und seine Propheten Warnschilder entlang des Weges aufgestellt. Sie warnen beständig davor, dass Stolz die Bekehrung zermalmen kann14 und Sünden wie Zorn, Habsucht und Begierde die Familie zerbrechen können.

Vor langer Zeit hat Mose geraten: „Nimm dich in Acht, dass du nicht den Herrn vergisst.“15 In unserer schnelllebigen Welt voller Vergnügungen sind die Menschen immer noch rasch dabei, „den Herrn, ihren Gott [zu] vergessen, … Übles zu tun und sich von dem Bösen verleiten zu lassen“16.

Die Bekehrung vertiefen und die Familie stärken

Damit wir inmitten der Steinschläge der Versuchung sicher auf dem Weg des Priestertums bleiben, möchte ich uns an sechs wichtige Grundsätze erinnern, die die Bekehrung vertiefen und die Familie stärken.

Erstens: Beten öffnet immer die Tür für göttliche Hilfe, damit man den Satan besiegen kann.17 Jedes Mal, wenn Jesus die Priestertumsträger warnt, dass sie sich hüten sollen, weil der Satan sie „aussondern“ oder „sieben“ möchte, verordnet er das Gebet als Mittel gegen Versuchung.18 Präsident Thomas S. Monson hat gesagt: „Falls sich jemand unter uns den Rat, immer zu beten, noch nicht zu Herzen genommen hat, ist jetzt der beste Zeitpunkt, damit zu beginnen. … Ein Mensch [ist] niemals größer …, als wenn er niederkniet.“19

Zweitens: Wenn wir die heiligen Schriften aus alter und neuer Zeit studieren, verbindet uns das mit Gott. Der Herr ermahnte die Mitglieder der Kirche eindringlich, „sich in Acht [zu] nehmen, wie sie mit [den Propheten] umgehen, damit sie nicht als etwas Leichtes erachtet werden und sie dadurch unter Schuldigsprechung geraten und stolpern und fallen“20. Um dieser ernüchternden Verurteilung zu entgehen, müssen wir eifrig die heiligen Schriften und auch die Zeitschriften und Internetseiten der Kirche lesen, wo wir „vom erwählten Propheten [des Herrn] auf ganz persönliche Weise Rat erteilt bekommen“21.

Drittens: Wenn wir würdig an den heiligen Handlungen teilnehmen, bereitet uns dies darauf vor, uns „den Heiligen Geist als … Führer“22 zu nehmen. Als der Heiland warnte: „Hütet euch, dass ihr euch nicht täuschen lasst“, verhieß er, dass dies nicht geschehen würde, wenn wir „ernstlich nach den besten Gaben“23 des Geistes trachteten. Wenn die Mitglieder jede Woche würdig vom Abendmahl nehmen, kann „sein Geist immer mit ihnen“24 sein. Bei der Gottesverehrung im Tempel können wir „eine Fülle des Heiligen Geistes empfangen“25.

Viertens: Aufrichtige Liebe zu zeigen ist das Herzstück der persönlichen Bekehrung und der Beziehungen in der Familie. König Benjamin hat gewarnt: „Hütet euch davor, dass Streitigkeiten unter euch entstehen.“26 Vergessen wir nie, dass der Satan „der Vater des Streites ist“27 und danach trachtet, dass man in der Familie miteinander kämpft und streitet.28 Brüder, sollten wir irgendjemanden in unserer Familie seelisch, verbal oder körperlich misshandeln oder irgendjemanden schikanieren, büßen wir Priestertumsmacht ein.29 Entscheiden wir uns dafür, unseren Zorn zu zügeln. Unsere Angehörigen sollen Segensworte aus unserem Mund hören, keine Flüche. Einfluss auf andere müssen wir allein mit überzeugender Rede, Langmut, Milde, Sanftmut, ungeheuchelter Liebe, Wohlwollen und Nächstenliebe ausüben.30

Fünftens: Das Gesetz des Zehnten zu befolgen, ist ein entscheidender Bestandteil des Glaubens und der Einigkeit in der Familie. Weil der Satan Habsucht und das Streben nach Besitz dafür nutzt, die Familie von der Straße in die celestiale Herrlichkeit wegzufegen, hat Jesus gesagt: „Gebt Acht, hütet euch vor … Habgier.“31 Habgier wird gezügelt, wenn wir unser Einkommen richtig einschätzen, ehrlich den Zehnten und ein großzügiges Fastopfer zahlen, notwendige Ausgaben einplanen, unnötige Schulden vermeiden, für künftige Bedürfnisse sparen und in zeitlicher Hinsicht unabhängig werden. Gott hat uns verheißen: „Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.“32

Sechstens: Wenn wir das Gesetz der Keuschheit umfassend leben, stellt sich die Zuversicht ein, „in der Gegenwart Gottes“33 stehen zu können, mit dem Heiligen Geist als unserem ständigen Begleiter. Der Satan greift Tugend und Ehe mit einer Unmenge widerlichem Zeug an. Als der Herr die Ehebrecher aufforderte, „sich in Acht [zu] nehmen und schnell um[zu]kehren“, ging seine Definition über den körperlichen Akt des Ehebruchs hinaus und schloss die lüsternen Gedanken mit ein, die dem vorausgehen.34 Neuzeitliche Propheten und Apostel haben schon oft und deutlich über die Seuche Pornografie gesprochen. Präsident Gordon B. Hinckley hat gesagt: „[Pornografie] ist wie ein tobender Sturm, der den Einzelnen und ganze Familien zerstört und das, was einmal gut und schön war, völlig zugrunde richtet. … Für jeden, der sich damit abgibt, ist die Zeit gekommen, sich aus diesem Morast zu befreien.“35 Wenn Sie versucht sind, das Gesetz der Keuschheit in irgendeiner Weise zu brechen, folgen Sie dem Beispiel Josefs aus Ägypten: Er „lief hinaus“36!

Diese sechs wichtigen Grundsätze helfen Priestertumsträgern, der Straße zum Himmel zwischen den geistigen Leitplanken der eigenen Bekehrung und der festen Beziehungen in der Familie sicher weiter aufwärts zu folgen. Ihr jungen Brüder, wenn ihr diese Grundsätze befolgt, bereitet euch das auf die Tempelbündnisse vor, auf den Dienst als Vollzeitmissionar und auf die ewige Ehe. Ehemänner und Väter, wenn Sie nach diesen Grundsätzen leben, sind Sie in der Lage, in Rechtschaffenheit über Ihre Familie zu präsidieren und als ihr geistiger Führer zu dienen, mit Ihrer Ehefrau als gleichwertiger Partnerin.37 Die Reise auf dem Weg des Priestertums hält viel Freude bereit.

Auf dem Weg des Priestertums bleiben

Zurück zu meinen Erlebnissen als Jugendlicher. Ich erinnere mich an eine bestimmte Fahrt durch die Rocky Mountains. Nachdem wir an einem Warnschild „Achtung, Steinschlag!“ vorbeigekommen waren, bemerkte mein Vater, wie Kiesel und kleine Steine vor uns auf den Asphalt fielen. Er bremste schnell ab, sodass das Auto fast zum Stehen kam, und genau in diesem Moment zischte ein Felsbrocken in der Größe eines Basketballs an uns vorbei. Mein Vater wartete, bis der Steinschlag vorbei war, und fuhr erst anschließend weiter. Die anhaltende Aufmerksamkeit meines Vaters und seine schnelle Reaktion gewährleisteten, dass unsere Familie ihren Bestimmungsort sicher erreichte.

Brüder, der Satan trachtet danach, „die Menschenseelen zu vernichten“38. Wenn Ihre Seele geistig auf den Rand einer Klippe zudriftet, bleiben Sie jetzt stehen, bevor Sie hinunterfallen, und steuern Sie zurück auf Kurs.39 Wenn Sie das Gefühl haben, Ihre Seele liege zerschellt unten in einer Schlucht, statt hoch oben auf dem Weg des Priestertums zu sein, weil Sie Warnschilder missachtet und gesündigt haben, so bezeuge ich Ihnen, dass Sie durch aufrichtige Umkehr und die Macht des sühnenden Opfers Jesu Christi emporgehoben und zurück auf Gottes Straße gebracht werden können, die in den Himmel führt.40

Jesus hat gesagt: „Hütet euch … vor der Heuchelei.“41 Wenn Sie unwürdig sind, das Priestertum auszuüben, dann sprechen Sie bitte mit Ihrem Bischof, der Ihnen helfen kann, umzukehren. Fassen Sie Mut, denn obwohl der Erlöser bekräftigt: „Hütet euch … und lasst ab von Sünde“42, verheißt er auch: „Ich, der Herr, [vergebe] euch. … Geht eurer Wege und sündigt nicht mehr.“43

Ich lege jedem Jungen und jedem Mann ans Herz, auf dem Weg des Priestertums zu bleiben, indem er seine Bekehrung vertieft und seine Familie stärkt. Das Gebet, die heiligen Schriften und heilige Handlungen vertiefen die Bekehrung. Liebe, der Zehnte und Keuschheit stärken die Familie. Vermeiden wir Unheil, indem wir auf die geistigen Warnschilder achten, die Gott und die Propheten entlang unseres Weges aufgestellt haben. Bemühen wir uns, dem vollkommenen Beispiel Jesu Christi zu folgen, der Versuchungen litt, ihnen aber keine Beachtung schenkte.44

Ich verspreche Ihnen: Wenn wir Männer den Priestertumsbund halten, „Acht zu haben in Bezug auf [uns] selbst“45, können wir und unsere Familie Gewissheit haben, dass wir unseren erhabenen Bestimmungsort im celestialen Reich sicher und freudig erreichen. Dies bezeuge ich im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.