2010–2019
Ich weiß es. Ich lebe es. Es bedeutet mir viel.
Oktober 2012


Ich weiß es. Ich lebe es. Es bedeutet mir viel.

Wir folgen unserem Erlöser Jesus Christus nach. So bekehrt und dabei selbstsicher zu sein, ist das Ergebnis eifriger und wohlüberlegter Bemühungen. Es ist eine Sache des Einzelnen. Es ist ein lebenslanger Prozess.

Ich fühle mich inspiriert durch das Beispiel der rechtschaffenen Mitglieder der Kirche, so auch unserer vortrefflichen Jugendlichen. Ihr blickt tapfer auf den Erlöser. Ihr seid treu, gehorsam und rein. Die Segnungen, die ihr erhaltet, weil ihr Gutes tut, wirken sich nicht nur auf euer Leben aus, sondern beeinflussen auch meines und das vieler anderer erheblich, wenn auch oft unbemerkt.

Vor ein paar Jahren stand ich einmal an der Kasse eines Supermarktes in meiner Wohngegend an. Vor mir stand ein Mädchen von etwa 15 Jahren. Es wirkte selbstsicher und glücklich. Mir fiel das T-Shirt auf und so sprach ich das Mädchen einfach darauf an. Ich fragte: „Du kommst nicht von hier, oder?“

Überrascht von meiner Frage antwortete sie: „Stimmt. Ich bin aus Colorado. Woher wussten Sie das?“

Ich entgegnete: „Wegen deines T-Shirts.“ Ich hatte richtig vermutet, nachdem ich darauf die Aufschrift gelesen hatte: „Ich bin Mormone. Sie auch?“

Ich fuhr fort: „Ich bin sehr beeindruckt von deinem Selbstvertrauen, dadurch aufzufallen, dass du eine so kühne Aussage an dir trägst. Du strahlst etwas Besonderes aus, und ich wünschte, jedes Mädchen und jedes Mitglied der Kirche wäre so überzeugt und selbstsicher wie du.“ Nachdem wir bezahlt hatten, verabschiedeten wir uns voneinander und jeder ging seines Weges.

Doch noch Tage und Wochen nach dieser zufälligen Alltagssituation musste ich immer wieder intensiv über diese Begegnung nachdenken. Ich fragte mich, woher dieses Mädchen aus Colorado diese Selbstsicherheit als Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hatte. Ich überlegte unwillkürlich, welchen prägnanten Satz ich im übertragenen Sinn auf mein T-Shirt drucken lassen würde, der meinen Glauben und meine Überzeugung widerspiegelte. In Gedanken ging ich viele mögliche Aussagen durch. Schließlich fiel mir ein idealer Spruch ein, den ich stolz tragen könnte: „Ich bin Mormonin. Ich weiß es. Ich lebe es. Es bedeutet mir viel.“

Heute möchte ich über diese kühne, hoffnungsvolle Aussage sprechen.

Sie beginnt mit einer selbstbewussten, unmissverständlichen Aussage: „Ich bin Mormonin.“ So wie das Mädchen im Supermarkt furchtlos alle Welt wissen ließ, dass es der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angehört, sind hoffentlich auch wir niemals ängstlich oder zögerlich, zuzugeben, dass wir Mormonen sind. Wir sollten so selbstsicher sein wie der Apostel Paulus, als er verkündete: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht: Es ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt.“1 Als Mitglieder der Kirche folgen wir unserem Erlöser Jesus Christus nach. So bekehrt und dabei selbstsicher zu sein, ist das Ergebnis eifriger und wohlüberlegter Bemühungen. Es ist eine Sache des Einzelnen. Es ist ein lebenslanger Prozess.

Der nächste Teil der Aussage ist eine Bekräftigung: „Ich weiß es.“ Heutzutage gibt es eine Vielzahl von Aktivitäten, Gegenständen und Belangen, die pausenlos um unsere Aufmerksamkeit wetteifern. Sind wir bei so vielen Ablenkungen ausreichend stark, selbstdiszipliniert und der Sache verpflichtet, dass wir das Wichtigste im Auge behalten? Kennen wir uns in den Wahrheiten des Evangeliums genauso gut aus wie in unseren Ausbildungsfächern, unserer Arbeit, unseren Hobbys, unserem Sport oder unseren Nachrichten über Handy oder soziale Netzwerke? Suchen wir intensiv nach Antworten auf unsere Fragen, indem wir uns an den heiligen Schriften und den Worten der Propheten weiden? Bemühen wir uns um die Bestätigung durch den Geist?

Dass es wichtig ist, Wissen und Erkenntnis zu erlangen, ist ein ewiger Grundsatz. Der Prophet Joseph Smith „schätzte das Wissen wegen [dessen rechtschaffener] Macht“2. Er sagte: „Erkenntnis ist unerlässlich für das Leben und die Gottesfurcht. … All ihr Brüder, vernehmt diese Worte, die einen wichtigen Schlüssel darstellen: Erkenntnis ist die Macht Gottes zur Erlösung.“3

Alle Wahrheit und alles Wissen sind wichtig, doch angesichts der anhaltenden Ablenkungen in unserem Alltag müssen wir insbesondere darauf achten, dass wir unsere Evangeliumserkenntnis erweitern, damit wir begreifen, wie man Evangeliumsgrundsätze anwendet.4 Wenn unsere Evangeliumserkenntnis zunimmt, werden wir selbstsicher, was unser Zeugnis betrifft, und können mit Bestimmtheit sagen: „Ich weiß es“.

Als Nächstes kommt die Aussage „Ich lebe es“. In den heiligen Schriften steht, dass es nicht ausreicht, das Wort lediglich anzuhören, sondern dass wir auch danach handeln müssen.5 Wir leben das Evangelium und handeln nach dem Wort, indem wir Glauben üben, gehorsam sind, anderen liebevoll Gutes tun und dem Beispiel des Erretters folgen. Wir handeln redlich und tun „allzeit und in allem und überall“6 das, was wir als richtig erkannt haben, unabhängig davon, ob wir beobachtet werden und von wem.

Sterblich, wie wir sind, ist niemand vollkommen. Selbst wenn wir unser Bestes geben, das Evangelium zu leben, machen alle von uns Fehler oder begehen Sünden. Welch tröstliche Gewissheit es doch ist, dass wir durch das erlösende Opfer unseres Erretters Vergebung erlangen und wieder rein gemacht werden können. Dieser Prozess der wahren Umkehr und Vergebung stärkt unser Zeugnis und unseren Entschluss, die Gebote des Herrn zu befolgen und ein Leben im Einklang mit den Maßstäben des Evangeliums zu führen.

Wenn ich an den Satz „Ich lebe es“ denke, fällt mir eine junge Frau namens Karigan ein, die ich einmal getroffen habe. Sie schrieb: „Ich bin seit etwas mehr als einem Jahr Mitglied der Kirche. … Als ich mich näher mit dem Evangelium befasste, bestand ein Anzeichen dafür, dass die Kirche wahr ist, darin, dass ich endlich eine Kirche gefunden hatte, die für Anstand und Wertmaßstäbe eintrat. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, was mit Leuten geschieht, die Gebote missachten und sich für den falschen Weg entscheiden. Ich habe mir schon vor langem vorgenommen, mich an hohe sittliche Maßstäbe zu halten. … Ich fühle mich so gesegnet, weil ich die Wahrheit gefunden habe und nun getauft bin. Ich bin sehr froh.“7

Der letzte Satz in meinem Spruch lautet „Es bedeutet mir viel.“ Viele Mitglieder, die sich mehr Erkenntnis vom Evangelium Jesu Christi aneignen und eifrig Evangeliumsgrundsätze im Alltag umsetzen, sagen begeistert, wie viel ihnen das Evangelium bedeutet.

Dieses Gefühl stellt sich ein, wenn der Heilige Geist uns bezeugt, dass wir Kinder des himmlischen Vaters sind, dass er auf uns achtet und dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir schätzen das Evangelium immer mehr, wenn wir die Liebe des Vaters im Himmel erfahren und den Frieden verspüren, den der Erlöser uns verheißen hat – sofern wir ihm zeigen, dass wir willens sind, ihm zu gehorchen und zu folgen.

Jeder hat es wohl zeitweise schon erlebt, ob er nun neubekehrt ist oder der Kirche schon immer angehört, dass so eine helle Begeisterung auch abebben kann. Manchmal geschieht das, wenn die Zeiten schwierig sind und wir Geduld üben müssen. Manchmal geschieht es aber auch, wenn es uns besonders gut geht und wir im Überfluss leben. Immer wenn ich das merke, weiß ich, dass ich meine Bemühungen neu darauf ausrichten muss, mir mehr Evangeliumserkenntnis anzueignen und mich in der umfassenden Anwendung der Evangeliumsgrundsätze zu verbessern.

Ein besonders wirkungsvoller Evangeliumsgrundsatz, dessen Umsetzung aber manchmal schwerfällt, besteht darin, sich demütig dem Willen Gottes zu fügen. Im Garten Getsemani betete Jesus zum Vater: „Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“8 Dies sollte auch unser Gebet sein. Oft geschieht es in solch stillen, gebeterfüllten Augenblicken, dass wir spüren, wie uns die Liebe des Vaters im Himmel umfängt, und dieses frohe, schöne Gefühl wieder da ist.

Bei einer JD-Führerschaftsversammlung in Eugene in Oregon durfte ich Schwester Cammy Wilberger kennenlernen und mich mit ihr unterhalten. Das Erlebnis, das Schwester Wilberger mir schilderte, ist ein Zeugnis dafür, wie viel Kraft und Segen daraus erwachsen können, wenn eine junge Frau das Evangelium kennt, es lebt und wenn es ihr viel bedeutet.

Schwester Wilbergers 19-jährige Tochter Brooke kam vor mehreren Jahren während der Sommerferien nach ihrem ersten Hochschuljahr auf tragische Weise ums Leben. Schwester Wilberger berichtete: „Das war für unsere Familie eine schwere und düstere Zeit. Doch Brooke hatte uns ein wunderbares Geschenk hinterlassen. Es war uns gar nicht so klar, als sie heranwuchs, doch Jahr für Jahr und in jedem Moment ihres kurzen Lebens hat Brooke uns das Größte geschenkt, was eine Tochter ihren Eltern nur geben kann: Sie war eine rechtschaffene Tochter Gottes. … Dank dieses Geschenks und vor allem dank der befähigenden Macht des Sühnopfers empfing ich Kraft, Trost und den vom Heiland verheißenen Frieden. Es steht für mich außer Frage, wo Brooke sich jetzt befindet, und ich freue mich schon darauf, mit ihr in Liebe wiedervereint zu werden.“9

Ich habe ein Zeugnis vom großen Plan des ewigen Glücklichseins, den unser Vater im Himmel für uns bereitet hat. Ich weiß, dass er uns kennt und uns liebt. Ich weiß, dass er einen Propheten, nämlich Präsident Thomas S. Monson, darauf vorbereitet hat, uns Mut zu machen und uns zu Gott zurückführen. Ich bete darum, dass jeder von uns die Mühe investiert, die erforderlich ist, damit man selbstsicher verkünden kann: „Ich bin Mormone. Ich weiß es. Ich lebe es. Es bedeutet mir viel.“ Dies sage ich demütig im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Römer 1:16

  2. George Q. Cannon, in Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 289

  3. Lehren: Joseph Smith, Seite 294; siehe auch Martha Jane Knowlton Coray, Notizbuch, Historisches Archiv der Kirche, Salt Lake City

  4. Siehe Erfahrung 1 zum JD-Ideal „Wissenserwerb“, Mein Fortschritt, Broschüre, 2009, Seite 37

  5. Siehe Jakobus 1:22

  6. Mosia 18:9

  7. Privatkorrespondenz

  8. Lukas 22:42

  9. Privatkorrespondenz