2010–2019
Wir glauben, dass es recht ist, keusch zu sein
April 2013


Wir glauben, dass es recht ist, keusch zu sein

Gehorsam gegenüber dem Gesetz der Keuschheit vergrößert unser Glück im Erdenleben und macht unsere weitere Entwicklung in der Ewigkeit möglich.

Meine Botschaft befasst sich mit einer grundlegenden Frage von großer geistiger Tragweite: Warum ist das Gesetz der Keuschheit so wichtig? Ich bete darum, dass der Heilige Geist die Wahrheit der Grundsätze bestätigen möge, über die ich jetzt spreche.

Gottes Plan des Glücklichseins

Warum Keuschheit von ewiger Bedeutung ist, wird nur im Gesamtzusammenhang des Plans des Glücklichseins klar, den der Vater im Himmel für seine Kinder aufgestellt hat. „Alle Menschen – Mann und Frau – sind als Abbild Gottes erschaffen. … Jeder Mensch ist ein geliebter Geistsohn oder eine geliebte Geisttochter himmlischer Eltern und hat … ein göttliches Wesen und eine göttliche Bestimmung.“ („Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, November 2010, Umschlagrückseite.) Als Gottes Geistkinder haben alle Menschen bei Gott gelebt, ehe sie als sterbliche Wesen auf die Erde gekommen sind. Der Plan des Vaters ermöglicht es seinen Geistsöhnen und -töchtern, einen physischen Körper zu erhalten, die Erfahrungen des irdischen Lebens zu machen und sich auf die Erhöhung hin weiterzuentwickeln.

Die Bedeutung des physischen Körpers

Der physische Körper macht eine Vielfalt von Erfahrungen in einer Tiefe und Intensität möglich, wie wir sie im vorirdischen Dasein ganz einfach nicht hätten sammeln können. Unser Verhältnis zu anderen Menschen, unsere Fähigkeit, die Wahrheit zu erkennen und ihr gemäß zu handeln, und die Fähigkeit, die Grundsätze und Verordnungen des Evangeliums Jesu Christi zu befolgen, werden durch unseren physischen Körper intensiviert. In der Schule des irdischen Lebens erleben wir Zärtlichkeit, Liebe, Güte, Glück, Kummer, Enttäuschung, Schmerz und sogar die Herausforderungen körperlicher Einschränkungen in einer Art und Weise, die uns auf die Ewigkeit vorbereitet. Einfach gesagt: Es gibt Lektionen, die wir lernen müssen, und Erfahrungen, die wir, wie es in den heiligen Schriften bezeichnet wird, „gemäß dem Fleische“ machen müssen (siehe 1 Nephi 19:6; Alma 7:12,13).

Die Fortpflanzungskraft

Nach der Erschaffung der Welt wurde Adam in den Garten von Eden gesetzt. Wichtig jedoch sind diese Worte Gottes: „Es [ist] nicht gut, dass der Mensch allein [ist].“ (Mose 3:18; vgl. auch Genesis 2:18.) Und Eva wurde Adams Frau, eine ihm ebenbürtige Hilfe. Das einzigartige Zusammenspiel der geistigen, physischen, mentalen und emotionalen Eigenschaften von beiden – Mann und Frau – war notwendig, um den Plan des Glücklichseins umzusetzen. „Im Herrn gibt es weder die Frau ohne den Mann noch den Mann ohne die Frau.“ (1 Korinther 11:11.) Mann und Frau sollen voneinander lernen, einander stärken, einander Gutes tun und einander ergänzen.

Die Art und Weise, wie sterbliches Leben erschaffen wird, ist von Gott festgelegt. „Das erste Gebot, das Gott Adam und Eva gab, bezog sich darauf, dass sie als Ehemann und Ehefrau Eltern werden konnten.“ (Das Gebot, sich zu vermehren und die Erde zu bevölkern, ist noch immer in Kraft. Die Ehe zwischen Mann und Frau ist demnach der einzig zulässige Weg, wie die vorirdischen Geister auf die Erde kommen sollen. Völlige sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe und bedingungslose Treue in der Ehe bewahren die Heiligkeit dieses Weges.

Die Fortpflanzungskraft ist in geistiger Hinsicht von Bedeutung. Der Missbrauch dieser Kraft untergräbt den Zweck des Planes Gottes und des irdischen Daseins. Unser Vater im Himmel und sein geliebter Sohn sind Schöpfer und haben jedem von uns einen Teil ihrer Schöpfungskraft anvertraut. Konkrete Richtlinien für den richtigen Umgang mit der Fähigkeit, Leben zu schaffen, sind wesentliche Elemente im Plan des Vaters. Wie wir zu dieser gottgegebenen Kraft stehen und wie wir von ihr Gebrauch machen, beeinflusst in hohem Maße unser Glück im Erdenleben und unser Schicksal in der Ewigkeit.

Elder Dallin H. Oaks hat erklärt:

„Die Kraft, sterbliches Leben zu erschaffen, ist die erhabenste Kraft, die Gott seinen Kindern geschenkt hat. Von ihr Gebrauch zu machen, wird uns im ersten Gebot auferlegt, aber es wurde noch ein weiteres Gebot gegeben, in dem ihr Missbrauch untersagt wird. Dass wir auf das Gesetz der Keuschheit solchen Nachdruck legen, ist damit zu erklären, wie wir den Sinn und Zweck unserer Fortpflanzungskraft im Rahmen des göttlichen Plans sehen. …

Außerhalb der Ehe ist jeder Gebrauch der Fortpflanzungskraft bis zu einem gewissen Grade eine sündige und entwürdigende Umkehrung der göttlichsten Eigenschaft der Menschen.“ („Der große Plan des Glücklichseins“, Der Stern, Januar 1994, Seite 69.)

Der Maßstab hinsichtlich der Sexualmoral

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hat hinsichtlich der Sexualmoral nur den einen unveränderlichen Maßstab: Eine intime Beziehung darf es nur zwischen einem Mann und einer Frau innerhalb der Ehe geben, wie sie in Gottes Plan verordnet ist. Diese intime Beziehung ist nicht dafür vorgesehen, dass man einfach der Neugier freien Lauf lässt, ein Verlangen befriedigt oder sich selbstsüchtig Entspannung oder Vergnügen verschafft. Es geht nicht darum, eine Eroberung zu machen, und es geht auch nicht einfach nur um eine bestimmte Handlung. Vielmehr kommen in dieser intimen Beziehung unser göttliches Wesen und Potenzial in höchstem Maße zum Ausdruck und sie ist eine Möglichkeit, wie Mann und Frau ihre seelische und geistige Bindung stärken können. Wir bestimmen über uns Handeln, besitzen sittliche Entscheidungsfreiheit und definieren uns durch unsere göttliche Herkunft als Kinder Gottes – und nicht durch das Sexualverhalten, die gängigen Ansichten oder weltliche Denkmodelle.

Der natürliche Mensch

Bis zu einem gewissen Grad ist der von König Benjamin beschriebene natürliche Mensch (siehe Mosia 3:19) in jedem von uns lebendig und wohlauf. Der natürliche Mensch ist nicht umkehrwillig, er ist fleischlich und sinnlich (siehe Mosia 16:5; Alma 42:10; Mose 5:13), ausschweifend und zügellos, hochmütig und selbstsüchtig. Präsident Spencer W. Kimball hat dazu gesagt: „Der ‚natürliche Mensch‘ ist der ‚irdisch gesinnte Mensch‘, der es zugelassen hat, dass wilde tierische Leidenschaften seine geistigen Neigungen überschatten.“ („Ocean Currents and Family Influences“, Ensign, November 1974, Seite 112.)

Dagegen ist der Christenmensch (siehe Helaman 3:29) geistig gesinnt und zügelt alle seine Leidenschaften (siehe Alma 38:12), er ist maßvoll und beherrscht, gütig und selbstlos. Der Christenmensch ergreift das Wort Gottes, verleugnet sich selbst und nimmt das Kreuz des Herrn auf sich (siehe Matthäus 16:24; Markus 8:34; Lukas 9:23; LuB 56:2) und strebt vorwärts auf dem engen und schmalen Weg der Glaubenstreue, des Gehorsams und der Hingabe an den Erlöser und sein Evangelium.

Als Söhne und Töchter Gottes haben wir göttliche Eigenschaften von ihm geerbt. Derzeit aber leben wir in einer gefallenen Welt. Selbst die Elemente, aus denen unser Körper geschaffen wurde, sind von Natur aus gefallen und ständig dem Sog der Sünde, der Verderbtheit und des Todes ausgesetzt. Daher sind wir durch unseren physischen Körper vom Fall Adams und dessen geistigen und zeitlichen Folgen ganz unmittelbar betroffen. Und doch sind wir ein duales Wesen: Unser Geist, der ewig ist, weilt in einem physischen Körper, der dem Fall unterworfen ist. Jesus hat gegenüber dem Apostel Petrus deutlich gemacht: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ (Matthäus 26:41.)

Worin unsere Prüfung im Erdenleben im Grunde besteht, lässt sich also mit dieser Frage zusammenfassen: Werde ich den Neigungen des natürlichen Menschen erliegen oder werde ich den Einflüsterungen des Heiligen Geistes nachgeben, den natürlichen Menschen ablegen und durch das Sühnopfer Christi, des Herrn, ein Heiliger werden (siehe Mosia 3:19)? Darin besteht die Prüfung. Jedes Verlangen, jeder Wunsch, jede Neigung und jede Regung des natürlichen Menschen kann durch das Sühnopfer Jesu Christi überwunden werden. Wir sind hier auf der Erde, um göttliche Eigenschaften zu entwickeln und alle Leidenschaften des Fleisches zu zügeln.

Die Absicht des Widersachers

Der Plan des Vaters ist so gestaltet, dass er Gottes Kindern die Richtung weist, ihnen hilft, glücklich zu werden, und sie mit einem auferstandenen, erhöhten Körper sicher heim zum Vater bringt. Der Vater im Himmel wünscht sich, dass wir im Licht vereint und voller Hoffnung sind. Im Gegensatz dazu setzt Luzifer alles daran, die Söhne und Töchter Gottes zu verwirren und unglücklich zu machen und sie in ihrem ewigen Fortschritt zu behindern. Im Grunde verfolgt der Vater der Lügen die Absicht, dass wir alle so elend werden wie er selbst (siehe 2 Nephi 2:27). Luzifer will, dass wir letztlich allein und ohne Hoffnung in der Finsternis verweilen.

Der Satan arbeitet unermüdlich daran, die wichtigsten Elemente des Planes Gottes zu verzerren. Er hat keinen Körper, sein ewiger Fortschritt ist somit zum Stillstand gekommen. So wie das Wasser in einem Flussbett von einem Damm aufgehalten wird, wird der ewige Fortschritt des Widersachers dadurch vereitelt, dass er keinen physischen Körper hat. Wegen seiner Auflehnung hat Luzifer sich selbst aller irdischen Segnungen und Erfahrungen beraubt, die erst durch einen Leib aus Fleisch und Gebein möglich werden. Er kann nichts von dem lernen, was nur ein Geist in einem Körper lernen kann. Er kann es nicht ertragen, dass eine buchstäbliche und allumfassende Auferstehung der gesamten Menschheit stattfinden wird. Ein wesentlicher Aspekt des Begriffes verdammt, wie er in den heiligen Schriften verwendet wird, kommt in Luzifers Unfähigkeit, sich weiterzuentwickeln und wie der himmlische Vater zu werden, zum Ausdruck.

Weil der physische Körper in Gottes Plan des Glücklichseins und für unsere geistige Entwicklung so ausschlaggebend ist, will Luzifer unseren Fortschritt verhindern, indem er uns dazu verlockt, unseren Körper in unerlaubter Weise zu gebrauchen. Aus ewiger Sicht ist es doch mit die größte Ironie, dass der Widersacher, der gerade deshalb elend ist, weil er keinen physischen Körper hat, uns dazu verleitet, durch den Missbrauch unseres Körpers an seinem Elend teilzuhaben. Ausgerechnet das Werkzeug, das er selbst nicht hat, ist das vorrangige Ziel seiner Versuche, uns geistig ins Verderben zu locken.

Das Gesetz der Keuschheit zu verletzen ist eine schlimme Sünde und ein Missbrauch unserer körperlichen Hülle. Für diejenigen, die den Erlösungsplan kennen und verstehen, ist die Entweihung des Körpers ein Akt der Auflehnung (siehe Mosia 2:36,37; LuB 64:34,35) und ein Leugnen unserer wahren Identität als Söhne und Töchter Gottes. Blickt man über das Erdendasein hinaus in die Ewigkeit, wird rasch deutlich, dass die vom Widersacher angestachelte Nachahmung einer Beziehung nichts als flüchtig und leer ist.

Welchen Segen es bringt, keusch zu sein

Alma riet seinem Sohn Schiblon, er möge alle seine Leidenschaften zügeln, damit er von Liebe erfüllt sei (siehe Alma 38:12). Bezeichnenderweise entwickeln wir also dadurch, dass wir über den natürlichen Menschen in uns die Oberhand gewinnen, eine erfülltere, tiefere und beständigere Liebe zu Gott und zu seinen Kindern. Die Liebe nimmt zu, wenn man in Rechtschaffenheit Zurückhaltung übt, und sie nimmt ab, wenn man sich der Zügellosigkeit hingibt.

Präsident Marion G. Romney hat festgestellt:

„Mir fallen keine Segnungen ein, die man sich inniger wünschen könnte als die Segnungen, die den Reinen und Tugendhaften verheißen sind. Jesus sprach von bestimmten Belohnungen, die für verschiedene Tugenden gewährt werden, doch die größte von allen ist, wie ich finde, denen vorbehalten, die ein reines Herz haben, denn – so sagte er – ‚sie werden Gott schauen‘ (Matthäus 5:8). Und sie werden den Herrn nicht nur schauen, sondern sich in seiner Gegenwart wohlfühlen.

Jesus Christus verheißt: ‚Lass Tugend immerfort deine Gedanken zieren; dann wird dein Vertrauen in der Gegenwart Gottes stark werden.‘ (LuB 121:45.)“ („Trust in the Lord“, Ensign, Mai 1979, Seite 42.)

Außerdem ist uns verheißen, dass „der Heilige Geist [unser] ständiger Begleiter sein“ wird (LuB 121:46), wenn wir auf dem Pfad der Tugend bleiben. Das Gesetz der Keuschheit zu leben bringt also einige der größten Segnungen mit sich, die der Mensch im Erdenleben empfangen kann – das richtige geistige Selbstvertrauen in der Gegenwart der Familie, der Freunde, anderer Mitglieder der Kirche und schließlich in der Gegenwart des Erretters. Der natürliche Wunsch, dazuzugehören, erfüllt sich auf rechtschaffene Weise, wenn wir voll Hoffnung im Licht wandeln.

Die Umkehr

Manche von Ihnen, die meine Worte hören, haben sexuelle oder andere Sünden begangen, von denen sie umkehren müssen. Der Erretter wird oft als der große Arzt bezeichnet, und dieser Titel hat sowohl eine symbolische als auch eine buchstäbliche Bedeutung. Wir alle kennen die Schmerzen, die mit einer körperlichen Verletzung oder Wunde einhergehen. Wenn man Schmerzen hat, wünscht man sich in der Regel Linderung und ist dankbar für Medikamente und Behandlungen, die das Leiden mindern. Betrachten Sie die Sünde als geistige Wunde, die Schuldgefühle oder, wie Alma es gegenüber seinem Sohn Korianton bezeichnet, „Gewissensqual“ hervorruft (siehe Alma 42:18). Schuldgefühle sind für den Geist, was Schmerzen für den Körper sind: ein Warnsignal sowie Schutz vor weiterem Schaden. Das Sühnopfer des Erretters ist die Quelle der wohltuenden Salbe, die unsere geistigen Wunden heilt und die Schuld von uns nimmt. Diese Salbe kann jedoch nur über die Grundsätze Glaube an den Herrn Jesus Christus, Umkehr und beständiger Gehorsam aufgetragen werden. Aufrichtige Umkehr bewirkt ein ruhiges Gewissen, Trost und geistige Heilung und Erneuerung.

Ihr Bischof oder Zweigpräsident ist der Assistent des großen Arztes. Er ist bevollmächtigt, Sie bei der Umkehr und der Heilung zu unterstützen. Bitte lassen Sie aber auch nicht außer Acht, dass das Ausmaß und die Intensität der Umkehr dem Wesen und der Schwere Ihrer Sünden entsprechen müssen – das gilt insbesondere für Mitglieder der Kirche, die heilige Bündnisse eingegangen sind. Schwerwiegende geistige Wunden erfordern eine kontinuierliche Behandlung sowie Zeit, um vollständig zu heilen.

Verheißung und Zeugnis

Die von mir erläuterte Lehre mag vielen altmodisch und überholt erscheinen in einer Welt, die der Ansicht, dass die Zeugung etwas Heiliges ist, immer häufiger mit Spott begegnet und den Wert des menschlichen Lebens herabsetzt. Gottes Wahrheit ändert sich aber nicht durch Trends, Beliebtheit oder Volksbefragungen. Ich verheiße, dass der Gehorsam gegenüber dem Gesetz der Keuschheit unser Glück im Erdenleben vergrößert und unsere weitere Entwicklung in der Ewigkeit möglich macht. Keuschheit und Tugend sind, waren und werden immer „vor allem anderen höchst teuer und kostbar“ sein (Moroni 9:9). Dies bezeuge ich im heiligen Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.