2010–2019
Innere Stärke durch das Sühnopfer Jesu Christi
Oktober 2013


Innere Stärke durch das Sühnopfer Jesu Christi

Durch das Sühnopfer Jesu Christi kann jeder von uns rein werden, und die Last unserer Auflehnung kann von uns genommen werden.

Neulich durfte ich eine recht beeindruckende Gruppe von Jugendlichen aus dem Bundesstaat Idaho kennenlernen. Eine tugendhafte Junge Dame fragte mich, was meiner Meinung nach das Wichtigste sei, was sie jetzt in ihrem Leben zu machen hätten. Ich schlug vor, sie sollten lernen, die Macht des Sühnopfers Jesu Christi in ihrem Leben zu erkennen. Heute möchte ich auf einen Teilbereich dieser Macht eingehen, und zwar die innere Stärke, die wir durch das Sühnopfer Jesu Christi erlangen können.

Im Buch Mormon lesen wir, dass Ammon und seine Brüder „einem wilden und einem verstockten und einem grausamen Volk“1 das Evangelium Jesu Christi predigten. Viele davon bekehrten sich und waren entschlossen, ihr sündiges Verhalten hinter sich zu lassen. Ihre Umkehr war so durch und durch umfassend, dass sie ihre Waffen begruben und einen Bund mit dem Herrn eingingen, dass sie sie nie wieder benutzen würden.2

Später fielen etliche ihrer Brüder, die sich nicht bekehrt hatten, über sie her und erschlugen einen nach dem anderen. Das nun gläubige Volk wollte lieber dem Schwert zum Opfer fallen, als sein geistiges Leben zu riskieren, indem es Waffen aufnahm. Sein rechtschaffenes Beispiel trug dazu bei, dass sich noch mehr Menschen bekehrten und ihre Waffen der Auflehnung niederlegten.3

Der Herr führte sie mit Ammons Hilfe zu den Nephiten, wo sie Zuflucht fanden und das Volk Ammon genannt wurden.4 Die Nephiten beschützten sie viele Jahre lang, aber dann wurde das nephitische Heer irgendwann schwach und brauchte dringend Verstärkung.5

Die Ammoniten befanden sich an einem entscheidenden Punkt ihres geistigen Lebens. Sie waren ihrem Bund treu gewesen, nie zu den Waffen zu greifen. Sie wussten jedoch, dass dem Vater die Aufgabe zukommt, seine Familie zu beschützen.6 Die Tragweite dieses Auftrags schien weitreichend genug zu sein, dass sie in Betracht zogen, ihren Bund zu brechen.7

Ihr weiser Priestertumsführer Helaman wusste jedoch, dass es nie gerechtfertigt ist, einen Bund mit dem Herrn zu brechen. Er schlug eine inspirierte Ausweichmöglichkeit vor. Er rief ihnen in Erinnerung, dass sich ihre Söhne nie der gleichen Sünden schuldig gemacht hatten und deshalb nicht den gleichen Bund hatten schließen müssen.8 Die Söhne waren zwar sehr jung, aber sie waren kräftig und, was noch wichtiger ist, tugendhaft und rein. Sie wurden durch den Glauben ihrer Mütter gestärkt.9 Unter der Leitung ihres Propheten und Führers nahmen diese jungen Männer den Platz ihrer Väter ein, um ihre Familie und ihr Zuhause zu beschützen.10

An den Ereignissen, die mit dieser kritischen Entscheidung einhergingen, lässt sich erkennen, inwiefern das Sühnopfer Jesu Christi den Kindern Gottes innere Kraft verleiht. Bedenken Sie die innigen Gefühle dieser Väter. Was müssen sie empfunden haben, als sie erkannten, dass das rebellische Verhalten in ihrer Vergangenheit sie davon abhielt, ihre Frauen und Kinder in dieser Zeit der Not zu beschützen? Nachdem sie aus eigener Erfahrung wussten, welche Gräuel ihren Söhnen nun bevorstanden, müssen sie insgeheim geweint haben. Es ist immerhin Aufgabe der Väter, nicht der Kinder, die Familie zu beschützen!11 Sie müssen sehr gelitten haben.

Warum befürchtete ihr inspirierter Priestertumsführer, dass ihre Überlegungen, zur Waffe zu greifen, dazu führen würden, dass sie „ihre Seele verlieren“12? Der Erretter hat gesagt: „Siehe, wer von seinen Sünden umgekehrt ist, dem ist vergeben, und ich der Herr, denke nicht mehr an sie.“13 Diese glaubenstreuen Väter waren schon längst von ihren Sünden umgekehrt und durch das Sühnopfer Jesu Christi rein gemacht geworden. Warum wurde ihnen also davon abgeraten, ihre Familie zu verteidigen?

Es ist eine grundlegende Wahrheit, dass wir durch das Sühnopfer Jesu Christi rein gemacht werden können. Wir können tugendhaft und rein werden. Manchmal führen unsere schlechten Entscheidungen jedoch zu langfristigen Konsequenzen. Einer der wesentlichen Schritte zur vollständigen Umkehr besteht darin, dass wir die kurz- und die langfristigen Konsequenzen unserer vergangenen Sünden tragen. Die Entscheidungen, die die ammonitischen Väter in der Vergangenheit getroffen hatten, hatten in ihnen eine fleischliche Lust geweckt, die wieder zu einem wunden Punkt hätte werden können, und der Satan hätte sich bemüht, diesen für seine Zwecke auszunutzen.

Er versucht, sich unsere Erinnerungen an vergangene Schuld zunutze zu machen, um uns wieder in seinen Einflussbereich zu locken. Wir müssen stets wachsam sein, um seinen Verlockungen aus dem Weg zu gehen. Dies galt auch für die glaubenstreuen ammonitischen Väter. Selbst nachdem sie schon jahrelang glaubenstreu gewesen waren, war es unumgänglich, dass sie sich geistig davor schützten, von der Erinnerung an vergangene Sünden angezogen zu werden.

Zwischen den zahlreichen Schlachten befahl Hauptmann Moroni, die schwächsten Städte zu stärken. „Er ließ sie auf dem inneren Grabenrand eine Brustwehr aus Holz aufrichten; und sie warfen Erde aus dem Graben an die Brustwehr aus Holz; … bis sie die Stadt … ringsum bis zu einer überaus großen Höhe mit einem starken Wall aus Holz und Erdreich umschlossen hatten.“14 Hauptmann Moroni verstand, wie wichtig es ist, die schwachen Stellen zu stärken, wenn man Stärke entwickeln will.15

So war es auch bei den ammonitischen Vätern. Sie brauchten höhere und breitere Befestigungen zwischen ihrem glaubenstreuen Leben und dem schlechten Verhalten in ihrer Vergangenheit. Ihre Söhne, die von rechtschaffenen Überlieferungen profitierten, waren nicht so anfällig für die gleichen Versuchungen wie sie. Sie waren in der Lage, ihre Familie treu zu verteidigen, ohne ihr geistiges Wohlergehen aufs Spiel zu setzen.

Die frohe Botschaft für all diejenigen, die die Folgen ihrer vergangenen, schlechten Entscheidungen überwinden wollen, lautet, dass der Herr Schwäche anders sieht als Auflehnung. Er weist warnend darauf hin, dass diejenigen, die von ihrer Auflehnung nicht umkehren, bestraft werden,16 aber wenn er von Schwächen spricht, dann stets voller Barmherzigkeit.17

Zweifellos kann man den ammonitischen Vätern zugestehen, dass sie die falschen Überlieferungen von ihren Eltern übernommen hatten, aber andererseits kommen alle Kinder des Vaters im Himmel mit dem Licht Christi auf die Welt. Ungeachtet der Ursache führte ihr sündhaftes Tun dazu, dass sich eine geistige Verwundbarkeit herausbildete, die sich der Satan zunutze machen wollte.

Glücklicherweise wurden sie im Evangelium unterwiesen, kehrten um und wurden durch das Sühnopfer Jesu Christi geistig viel stärker als die Verlockungen des Satans. Sie waren zwar wahrscheinlich nicht versucht, zu ihrer brutalen Vergangenheit zurückzukehren, aber indem sie ihrem Propheten und Führer folgten, gaben sie dem Satan keine Chance, „ihre Seele [zu betrügen] und [sie] mit Bedacht [hinwegzuführen], hinab zur Hölle“18. Das Sühnopfer des Erlösers machte sie aber nicht nur von der Sünde rein; aufgrund des Gehorsams gegenüber ihrem Priestertumsführer konnte der Erretter sie vor ihren Schwächen schützen und ihnen Kraft verleihen. Ihre demütige Verpflichtung, ihr Leben lang von ihren Sünden zu lassen, trug mehr dazu bei, ihre Familien zu beschützen, als alles, was sie auf dem Schlachtfeld hätten ausrichten können. Sie gingen dadurch, dass sie sich unterwarfen, keiner Segnung verlustig. Vielmehr wurden sie dadurch gestärkt und gesegnet, und nachfolgende Generationen wurden auch gesegnet.

Am Ende der Geschichte wird deutlich, wie die Barmherzigkeit des Herrn „Schwaches für sie stark werden“19 ließ. Diese glaubenstreuen Väter übergaben ihre Söhne in die Obhut Helamans. Die Söhne kämpften zwar in erbitterten Schlachten und wurden allesamt verwundet, aber kein einziger von ihnen kam ums Leben.20 Die jungen Männer erwiesen sich als wichtige Verstärkung für das erschöpfte nephitische Heer. Sie waren voller Glauben und geistig stärker, als sie heimkehrten. Ihre Familien wurden gesegnet, beschützt und gestärkt.21 In der heutigen Zeit hat das Beispiel dieser reinen und rechtschaffenen Söhne schon unzählige Menschen aufgerichtet, die sich mit dem Buch Mormon befasst haben.

Wir haben alle bisweilen schon schlechte Entscheidungen getroffen. Wir alle brauchen dringend die erlösende Macht des Sühnopfers Jesu Christi. Wir müssen von jeglicher Auflehnung umkehren. „Denn ich, der Herr, kann nicht mit dem geringsten Maß von Billigung auf Sünde blicken.“22 Das kann er nicht, weil er weiß, was notwendig ist, wenn wir wie er werden wollen.

Viele von uns haben zugelassen, dass sich Schwächen in ihrem Charakter eingenistet haben. Durch das Sühnopfer Jesu Christi können wir wie die Ammoniten eine geistige Befestigung zwischen uns und jeglichen Fehlern aus unserer Vergangenheit errichten, die der Satan gegen uns verwenden möchte. Durch den geistigen Schutz, der die ammonitischen Väter umgab, wurden sowohl sie selbst als auch ihre Familien, ihr Land und die nachfolgenden Generationen gesegnet und gestärkt. Das Gleiche kann auch für uns gelten.

Wie bauen wir also solch Befestigungen für die Ewigkeit? Zunächst müssen wir aufrichtig, gründlich und vollkommen umkehren. Durch das Sühnopfer Jesu Christi kann jeder von uns rein werden, und die Last unserer Auflehnung kann von uns genommen werden. Denken Sie daran, Umkehr ist keine Strafe. Sie ist der von Hoffnung erfüllte Weg zu einer herrlicheren Zukunft.

Der Vater im Himmel hat uns Mittel an die Hand gegeben, dank derer wir Befestigungen zwischen unserer Verwundbarkeit und unserer Glaubenstreue errichten können. Lassen Sie sich die folgenden Anregungen durch den Kopf gehen:

  • Schließen Sie Bündnisse und empfangen Sie die heiligen Handlungen für sich selbst. Arbeiten Sie dann beständig und unablässig daran, Ihren Vorfahren die heiligen Handlungen des Tempels zukommen zu lassen.

  • Sprechen Sie mit Verwandten und Bekannten, die nicht der Kirche angehören oder weniger aktiv sind, über das Evangelium. Wenn Sie andere an diesen Wahrheiten teilhaben lassen, kann dies Ihr Leben mit neuer Begeisterung erfüllen.

  • Dienen Sie treu in allen Berufungen in der Kirche, besonders, was Ihre Heim- und Besuchslehraufträge angeht. Lassen Sie es nicht nur dabei bewenden, jeden Monat einen 15-minütigen Besuch abzustatten, sondern kümmern Sie sich liebevoll um jedes einzelne Mitglied der Familie. Lernen Sie jeden persönlich kennen. Seien Sie ihm ein echter Freund. Zeigen Sie jedem durch kleine Aufmerksamkeiten, wie viel Ihnen an ihm liegt.

  • Dienen Sie – und das ist ganz wichtig – vor allem Ihren Angehörigen. Räumen Sie der geistigen Entwicklung Ihres Ehepartners und Ihrer Kinder einen sehr hohen Stellenwert ein. Achten Sie darauf, was Sie für jeden von ihnen tun können. Seien Sie großzügig mit Ihrer Zeit und Ihrer Aufmerksamkeit.

Durch all diese Vorschläge zieht sich ein gemeinsamer Faden: Erfüllen Sie Ihr Leben mit Dienst am Nächsten. Wenn Sie sich im Dienst an den Kindern des himmlischen Vaters verlieren,23 verlieren die Versuchungen des Satans in Ihrem Leben an Macht.

Diese Stärke wird durch das Sühnopfer Jesu Christi ermöglicht, weil Ihr Vater im Himmel Sie so innig liebt. Ist das nicht wunderbar? Viele von Ihnen haben gespürt, wie sehr schlechte Entscheidungen Sie belasten, und Sie alle können die inspirierende Macht der Vergebung, Barmherzigkeit und Stärke des Herrn verspüren. Ich habe sie gespürt, und ich bezeuge, dass sie jedem von Ihnen zugänglich ist. Im Namen Jesu Christi. Amen.