2010–2019
Das Halten von Bündnissen schützt uns, bereitet uns vor und gibt uns Kraft
April 2014


Das Halten von Bündnissen schützt uns, bereitet uns vor und gibt uns Kraft

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Rosemary M. Wixom

Wir sind Frauen jeden Alters, die Bündnisse geschlossen haben und im Erdenleben auf dem Weg wandeln, der zurück in seine Gegenwart führt.

Schwestern, Sie liegen uns sehr am Herzen. Als ich vor kurzem Mexiko besuchte, konnte ich einen kleinen Eindruck von der Schwesternschaft erhaschen, die wir auch heute Abend erleben. Stellen Sie sich folgende Szene vor: An einem Sonntagvormittag war gerade die PV aus, und die Kinder, die Lehrkräfte und ich traten aus den Klassenzimmern in das Gedränge im Flur. In diesem Moment ging die Tür zum Unterrichtsraum der Jungen Damen auf und ich erblickte die Mädchen und ihre Führerinnen. Wir gingen aufeinander zu und umarmten uns. Inmitten der Kinder, die sich an meinen Rock klammerten, und der Frauen um mich herum wollte ich zum Ausdruck bringen, was ich in diesem Moment empfand.

Ich spreche kein Spanisch, darum kamen mir nur englische Worte in den Sinn. Ich schaute ihnen ins Gesicht und sagte: „Wir sind Töchter unseres himmlischen Vaters, der uns liebt und den wir lieben.“ Sofort stimmten alle mit ein – auf Spanisch. Da standen wir in einem überfüllten Flur und sagten zusammen den Leitgedanken der Jungen Damen auf: „Wir wollen allzeit und in allem, wo auch immer wir uns befinden, als Zeugen Gottes auftreten.“

Heute Abend sind wir als seine Jüngerinnen auf der ganzen Welt versammelt – mit dem Wunsch, für das Gottesreich einzutreten und es zu unterstützen. Wir sind Töchter unseres himmlischen Vaters. Wir sind Frauen jeden Alters, die Bündnisse geschlossen haben und im Erdenleben auf dem Weg wandeln, der zurück in seine Gegenwart führt. Das Halten von Bündnissen schützt uns, bereitet uns vor und gibt uns Kraft.

Heute Abend sind auch Mädchen im PV-Alter unter uns. Einige von euch haben vor kurzem mit der heiligen Handlung der Taufe den ersten Schritt auf dem Weg zum ewigen Leben gemacht.

Schaut euch um! Eine hoffnungsvolle Zukunft liegt vor euch, denn ihr seht rings um euch Frauen, die ebenfalls Bündnisse geschlossen haben und die euch gerne den Weg weisen werden, den ihr gehen sollt.

Wenn ihr acht, neun, zehn oder elf Jahre alt seid – ob ihr nun im Konferenzzentrum, bei euch zu Hause oder in einem Gemeindehaus irgendwo auf der Welt zuhört –, steht bitte auf! Willkommen zur Allgemeinen Schwesternversammlung! Bleibt bitte stehen. Wir möchten euch bitten, euch heute Abend ein bisschen zu beteiligen. Ich summe jetzt gleich ein PV-Lied. Sobald ihr die Melodie erkennt, singt bitte mit! Ihr müsst aber laut genug singen, damit euch alle hören können.

Lehr mich, zu wandeln im göttlichen Licht,

lehr mich, zu beten zu Gott inniglich,

lehr mich erkennen, was gut ist und recht,

lehr mich, lehr mich, zu wandeln im Licht.

Ihr Mädchen, bleibt bitte stehen, während alle ab zwölf Jahren jetzt die zweite Strophe singen.

Kommt, liebe Kinder, und lernet mit mir

Gottes Gebote befolgen allhier,

dass wir einst sehen des Herrn Angesicht,

immer, immer zu wandeln im Licht.1

Wunderbar! Ihr könnt euch wieder setzen. Vielen Dank!

Als Frauen jeden Alters wandeln wir in seinem Licht. Die Reise entlang dieses Weges ist für jeden ein wenig anders, doch der Weg ist gut ausgeleuchtet durch die Liebe des Erlösers.

Mit der Taufe und dem dazugehörigen Bund durchschreiten wir das Tor zu dem Weg, der zum ewigen Leben führt, und anschließend empfangen wir die Gabe des Heiligen Geistes. Elder Robert D. Hales hat uns eine Frage gestellt: „Wissen [wir], wissen [unsere] Kinder, dass [wir uns] mit der Taufe für immer änder[n]?“

Er hat außerdem erklärt: „Wenn wir den Taufbund und die Gabe des Heiligen Geistes verstehen, ändert sich unser Leben, und wir richten uns in völliger Treue auf das Reich Gottes aus. Wenn wir dann vor Versuchungen stehen, erinnert uns der Heilige Geist, sofern wir auf ihn hören, daran, dass wir ja versprochen haben, an unseren Erretter zu denken und die Gebote Gottes zu befolgen.“2

Jede Woche nehmen wir vom Abendmahl und erneuern damit unseren Taufbund. Elder David A. Bednar hat gesagt: „Wenn wir im Wasser der Taufe stehen, richten wir unseren Blick auf den Tempel. Wenn wir vom Abendmahl nehmen, richten wir unseren Blick auf den Tempel. Wir verpflichten uns, immer an den Erlöser zu denken und seine Gebote zu halten. Das bereitet uns darauf vor, an den heiligen Handlungen des Tempels teilzunehmen.“3

Die heiligen Handlungen im Tempel führen zu den größten Segnungen, zu denen wir durch das Sühnopfer Jesu Christi Zugang haben. Dies sind die heiligen Handlungen, die für unsere Erhöhung im celestialen Reich erforderlich sind. Wenn wir uns bemühen, unsere Bündnisse zu halten, verblasst unser Gefühl, wir seien unzulänglich und unvollkommen, und die Verordnungen und Bündnisse des Tempels werden für uns lebendig. Auf dem Weg zum ewigen Leben ist jeder willkommen.

Ich staune ob der Kraft der Mädchen, Jungen Damen und Frauen, die ich überall auf der Welt getroffen habe. Sie stehen mit den Füßen fest auf diesem Weg. Ich möchte Ihnen von einigen der bündnistreuen Mädchen und Frauen erzählen, die ich kennengelernt habe.

Als ich Luanas Familie in Buenos Aires in Argentinien besuchte, war sie elf Jahre alt. Aufgrund eines traumatischen Erlebnisses in ihrer Kindheit konnte Luana nicht sprechen. Sie hatte seit Jahren kein Wort gesagt. Während wir uns unterhielten, saß sie still daneben. Die ganze Zeit hoffte ich, dass sie wenigstens etwas flüstern würde. Sie sah mich aufmerksam an, als ob gesprochene Worte nicht notwendig seien, um in ihr Herz zu sehen. Nach dem Gebet standen wir auf und wollten gehen. Da reichte mir Luana eine Zeichnung. Sie hatte Jesus Christus im Garten Getsemani gemalt. Da erkannte ich ihr Zeugnis laut und deutlich. Luana hatte bei der Taufe den Bund geschlossen, „allzeit und in allem und überall“4 als Zeugin Gottes aufzutreten. Sie hatte das Sühnopfer Jesu Christi verstanden, und ihre Zeichnung war ein Beleg dafür. Hatte sie erkannt, dass sie durch die stärkende und helfende Macht des Sühnopfers geheilt werden und wieder sprechen lernen könne? Seit damals sind drei Jahre vergangen, und Luana hat in ihrem Bemühen, wieder zu sprechen, Fortschritte gemacht. Jetzt nimmt sie zusammen mit ihren Freundinnen am Programm für die Jungen Damen teil. Sie ist dem Bund, den sie bei der Taufe geschlossen hat, treu und gibt weiterhin Zeugnis vom Erlöser.

Überall auf der Welt zieht es die Jugendlichen zum Tempel. In Lima in Peru traf ich vor dem Eingang des Tempels einen Vater und drei seiner Töchter. Ich konnte das Strahlen in ihrem Gesicht sehen. Zwei der Töchter waren schwerbehindert und saßen im Rollstuhl. Die dritte Tochter kümmerte sich gerade um eine ihrer Schwestern und erklärte, dass sie zu Hause noch zwei weitere Schwestern habe. Auch diese beiden benötigen einen Rollstuhl. Sie waren nicht in der Lage, die 14 Stunden lange Fahrt zum Tempel zu unternehmen. Der Tempel bedeutete diesem Vater und seinen Töchtern so viel, dass alle vier an jenem Tag zum Tempel gekommen waren: Zwei der Töchter wollten einfach nur zusehen, wie sich ihre Schwester für Verstorbene taufen ließ und an dieser heiligen Handlung teilnahm. Wie Nephi „[erfreuten sie] sich … an den Bündnissen des Herrn“5.

Ich kenne eine alleinstehende Frau, der die wöchentliche heilige Handlung des Abendmahls und die heilige Verheißung, dass „sein Geist immer mit [ihr] sei“6, sehr viel bedeutet. Die Verheißung, dass jemand immer bei ihr ist, macht ihre einsamen Stunden erträglicher. Dies gibt ihr die Kraft, sich der Entfaltung ihrer Talente zu widmen, und bestärkt sie in dem Wunsch, dem Herrn zu dienen. Sie findet große Freude an all den Kindern in ihrem Umfeld. Und wenn sie sich nach Ruhe und Frieden sehnt, findet man sie im Tempel.

Mein letztes Beispiel: Eine über 90-jährige Frau hat ihre Kinder und Enkel aufwachsen sehen und miterlebt, dass Urenkel zur Welt gekommen sind. Wie bei vielen von uns auch war ihr Leben erfüllt von Sorgen, Bedrängnissen und auch unbeschreiblicher Freude. Sie räumt ein, dass sie einige Kapitel ihrer Lebensgeschichte auslassen würde, wenn sie sie erneut schreiben könnte. Mit einem Lächeln sagt sie jedoch: „Ich muss noch ein wenig länger leben und sehen, wie alles ausgeht!“ Sie hält auf dem Weg weiter an ihren Bündnissen fest.

Nephi hat gesagt:

„Nachdem ihr auf diesen engen und schmalen Pfad gelangt seid, möchte ich fragen, ob alles getan ist? Siehe, ich sage euch: Nein. …

Darum müsst ihr mit Beständigkeit in Christus vorwärtsstreben, erfüllt vom vollkommenen Glanz der Hoffnung und von Liebe zu Gott und zu allen Menschen. Wenn ihr darum vorwärtsstrebt und euch am Wort von Christus weidet und bis ans Ende ausharrt, siehe, so spricht der Vater: Ihr werdet ewiges Leben haben.“7

Jeder von uns befindet sich auf diesem Weg. Heute Abend haben wir davon gesungen, im Licht auf dem Weg zu wandeln. Als Einzelne sind wir stark. Zusammen mit Gott kann uns nichts aufhalten.

Der Herr sagte zu Emma Smith: „Hebe dein Herz empor und freue dich, und halte an den Bündnissen fest, die du gemacht hast.“8

Wir freuen uns, dass wir, weil wir unsere Bündnisse halten, die Liebe unseres Vaters im Himmel und unseres Erlösers Jesus Christus spüren können. Ich bezeuge, dass sie leben. Im Namen Jesu Christi. Amen.