2010–2019
Wählen wir nicht den falschen Weg!
April 2014


Wählen wir nicht den falschen Weg!

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Elder Claudio D. Zivic

Ich bete darum, dass wir den Weg nie aus den Augen verlieren, damit wir immer mit dem Himmel verbunden sind.

Ein kleiner Junge übt Klavier. Ein Vertreter beobachtet ihn durchs Fenster und fragt: „Ist deine Mutter zu Hause?“

Darauf erwidert der Kleine: „Na klar, was glaubst du denn?“

Unsere fünf lieben Kinder spielen Klavier, weil meine Frau sie dazu motiviert hat! Wenn der Klavierlehrer zu uns nach Hause kam, lief unser Sohn Adrián davon und versteckte sich, um den Unterricht zu schwänzen. Aber eines Tages geschah ein Wunder. Er hatte so großen Gefallen an der Musik gefunden, dass er von sich aus weiterübte.

Wenn wir diesen Punkt in unserer Bekehrung erreichen könnten, wäre dies wunderbar. Es wäre herrlich, wenn wir tief im Herzen den Wunsch hegten, die Gebote zu halten, ohne dass uns jemand ständig daran erinnern muss, und wenn wir fest davon überzeugt wären, dass wir, wenn wir dem rechten Pfad folgen, die in den heiligen Schriften verheißenen Segnungen erlangen.

Vor einigen Jahren fuhr ich mit meiner Frau, unserer Tochter Evelin und einer Freundin in den Arches-Nationalpark. Einer der berühmtesten Felsbogen dort ist der Delicate Arch. Wir beschlossen, die zwei Kilometer zu dem Bogen auf dem Berg hinaufzuwandern.

Wir marschierten begeistert los, aber schon nach einer kurzen Strecke brauchten die anderen eine Rast. Weil ich unbedingt dorthin gelangen wollte, ging ich allein weiter. Ohne auf den Weg zu achten, den ich gehen musste, folgte ich einem Mann, der sich seines Weges ganz sicher schien. Der Weg wurde immer schwieriger, und bald musste ich von einem Felsen zum anderen springen. Die Schwierigkeiten bestärkten mich in der Gewissheit, dass die Frauen meiner Gruppe das Ziel niemals erreichen würden. Plötzlich sah ich den Delicate Arch, musste aber überrascht feststellen, dass ich von meinem Standort aus nicht hingelangen konnte.

Völlig frustriert kehrte ich um. Ungeduldig wartete ich darauf, die anderen wiederzutreffen. Ich fragte sofort: „Habt ihr den Delicate Arch erreicht?“ Glücklich bejahten sie. Sie erklärten mir, dass sie sich an die Wegweiser gehalten hatten. Durch Umsicht und Anstrengung hatten sie ihr Ziel erreicht.

Leider hatte ich den falschen Weg genommen. An diesem Tag habe ich etwas Wichtiges gelernt!

Wie oft täuschen wir uns, was den richtigen Weg angeht, und lassen uns von den Entwicklungen der Welt irreführen? Wir müssen uns unablässig fragen, ob wir den Worten Jesu Christi gemäß handeln.

Im Buch Johannes finden wir eine wunderbare Lehre:

„Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ (Johannes 15:4,5.)

Aus diesem Gleichnis kann man erkennen, dass unsere Beziehung zu Jesus Christus eine sehr enge ist, die alles andere übertrifft, und dass jeder Einzelne von uns ihm sehr wichtig ist. Er ist die Wurzel und der Stamm, der uns das lebendige Wasser bringt, der Saft, der uns nährt, damit wir viel Frucht hervorbringen können. Jesus Christus hat uns dies deutlich gemacht, damit wir als seine Reben – als Wesen, die von ihm abhängig sind – niemals den Wert seiner Lehren unterschätzen.

Einige Irrtümer mögen gravierend sein, und wenn wir sie nicht rechtzeitig beheben, können sie uns für immer vom rechten Weg abbringen. Wenn wir umkehren und Kurskorrekturen akzeptieren, werden wir durch diese Erfahrungen demütiger, ändern unser Verhalten und kommen dem Vater im Himmel wieder näher.

Ich möchte Ihnen ein Beispiel dafür nennen und auf einen der einschneidendsten Augenblicke verweisen, die der Prophet Joseph Smith je erlebt hat. Aufgrund dieses Erlebnisses haben wir vom Heiland wertvolle Lehren in Bezug auf die Grundsätze erhalten, die wir unser ganzes Leben lang beachten müssen. Es geschah, als Martin Harris die 116 bereits übersetzten Seiten aus dem ersten Teil des Buches Mormon verloren hatte.

Der Prophet übte Umkehr, weil er den Ratschlag Gottes nicht befolgt hatte, und empfing daraufhin die Offenbarung, die im 3. Abschnitt des Buches Lehre und Bündnisse steht (siehe Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, 2007, Seite 77ff.). Ich möchte aus Vers 1 bis 10 drei Grundsätze hervorheben, an die wir immer denken sollen:

  1. Die Werke und die Absichten Gottes lassen sich nicht vereiteln.

  2. Wir sollen die Menschen nicht mehr fürchten als Gott.

  3. Wir müssen ständig umkehren.

In Vers 13 spricht der Herr vier Punkte an, derer wir uns niemals schuldig machen sollten:

  1. die Ratschläge Gottes für nichts achten

  2. die heiligsten, vor Gott gegebenen Versprechen brechen

  3. uns auf unser eigenes Urteil verlassen

  4. mit unserer eigenen Weisheit prahlen

Ich bete darum, dass wir den Weg nie aus den Augen verlieren, damit wir immer mit dem Himmel verbunden sind und uns die Strömungen der Welt nicht mitreißen.

Falls jemand von Ihnen den Punkt erreicht, wo er den Weg des Herrn verlässt – an irgendeiner Stelle auf diesem Weg –, wird er mit tiefer Reue erfahren, wie bitter es ist, die Ratschläge Gottes für nichts erachtet und die heiligsten, vor Gott gegebenen Versprechen gebrochen zu haben, sich auf das eigene Urteil verlassen oder mit der eigenen Weisheit geprahlt zu haben.

Sollte das der Fall sein, so ermahne ich Sie, umzukehren und auf den rechten Weg zurückzukehren.

Eines Tages rief ein Enkel seinen Großvater an, um ihm alles Gute zum Geburtstag zu wünschen. Er wollte wissen, wie alt er sei. Der Großvater erwiderte, er sei nun 70 Jahre alt. Da überlegte der Junge einen Augenblick und fragte dann: „Großvater, hast du wirklich bei 1 angefangen?“

Solange wir Kinder und Jugendliche sind, glauben wir, nie alt zu werden; man denkt niemals an den Tod – der ist nur für ganz alte Leute – und bis es so weit ist, vergeht noch eine ganze Ewigkeit. Die Zeit vergeht, Monate und Jahre gehen vorüber, bis man Falten bekommt, die Kraft abnimmt, man häufiger zum Arzt muss und so weiter.

Der Tag kommt, da wir erneut vor unserem Erlöser und Erretter Jesus Christus stehen. Ich bete darum, dass wir ihn in diesem heiligen, erhabenen Augenblick erkennen werden, weil wir von ihm wissen und weil wir seine Lehren befolgt haben. Er wird uns die Nägelmale an seinen Händen und Füßen zeigen, und wir werden auf ewig mit ihm vereint sein und vor Freude weinen, weil wir seinen Weg gegangen sind.

Ich bezeuge allen Enden der Erde, dass Jesus Christus lebt. Er ermahnt uns: „Horcht auf, o ihr Nationen der Erde, und vernehmt die Worte jenes Gottes, der euch erschaffen hat.“ (LuB 43:23.) Mögen wir fähig sein, die Botschaft „jenes Gottes, der [uns] erschaffen hat“, zu beachten, zu verstehen und richtig auszulegen, damit wir nicht von seinem Weg abkommen. Darum bitte ich im Namen Jesu Christi. Amen.