2010–2019
Kommt und seht!
Oktober 2014


Kommt und seht!

Die Kirche Jesu Christi ist seit jeher eine missionarische Kirche und wird es immer sein.

Meine Botschaft richtet sich besonders an diejenigen, die keine Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sind. Ich möchte auf eine grundlegende Frage eingehen, die viele von Ihnen vielleicht haben: „Warum sind Heilige der Letzten Tage so eifrig darauf bedacht, mir davon zu erzählen, was sie glauben, und mich einzuladen, mehr über ihre Kirche zu erfahren?“

Ich bete darum, dass der Geist des Herrn mir dabei hilft, die Antwort auf diese Frage gut zu vermitteln, und Ihnen, sie klar und deutlich zu verstehen.

Ein göttlicher Auftrag

Ergebene Jünger Jesu Christi waren und werden immer tapfere Missionare sein. Ein Missionar ist ein Nachfolger Christi, der Zeugnis von ihm als dem Erlöser ablegt und die wahre Lehre des Evangeliums verkündet.

Die Kirche Jesu Christi ist seit jeher eine missionarische Kirche und wird es immer sein. Die einzelnen Mitglieder der Kirche des Erretters haben die feierliche Verpflichtung auf sich genommen, bei der Erfüllung des göttlichen Auftrags, den der Herr seinen Aposteln im Neuen Testament übertragen hat, mitzuwirken:

„Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,

und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28:19,20.)

Heilige der Letzten Tage nehmen diese Aufgabe, allen Menschen aus jedem Volk vom Herrn Jesus Christus und seinem wiederhergestellten Evangelium zu erzählen, ernst. Wir glauben, dass die gleiche Kirche, die der Heiland in alter Zeit gegründet hat, von ihm in den Letzten Tagen auf der Erde wiederhergestellt wurde. Die Lehre, die Grundsätze, die Priestertumsvollmacht, die Verordnungen und die Bündnisse seines Evangeliums sind heute in seiner Kirche zu finden.

Wenn wir Sie dazu einladen, mit uns die Kirche zu besuchen oder mit den Vollzeitmissionaren zu sprechen, versuchen wir nicht, Ihnen ein Produkt zu verkaufen. Als Mitglieder der Kirche erhalten wir keine Prämien oder Bonuspunkte in einem himmlischen Wettbewerb. Wir sind auch nicht darauf aus, die Mitgliederzahl der Kirche zu erhöhen. Vor allem aber wollen wir Sie nicht dazu nötigen, dasselbe zu glauben wie wir. Wir laden Sie dazu ein, sich die wiederhergestellten wahren Lehren des Evangeliums Jesu Christi anzuhören, damit Sie forschen, nachdenken, beten und selbst erfahren können, ob das, was wir Ihnen erzählen, wahr ist.

Manche von Ihnen mögen erwidern: „Aber ich glaube bereits an Jesus und folge seinen Lehren.“ Oder „Ich weiß nicht, ob es Gott wirklich gibt.“ Unsere Einladung ist kein Versuch, Ihre religiösen Bräuche oder Ihre Lebenserfahrung herabzusetzen. Bringen Sie alles, was Sie als wahr, gut und lobenswert erkannt haben, mit und prüfen Sie unsere Botschaft. So wie Jesus zwei seiner Jünger dazu einlud, zu kommen und zu sehen (siehe Johannes 1:39), rufen auch wir Sie dazu auf, zu kommen und zu sehen, ob das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi das, was Sie bereits als Wahrheit erkannt haben, noch erweitert und bereichert.

Tatsächlich halten wir es für unsere heilige Pflicht, diese Botschaft jeder Nation, jedem Geschlecht, jeder Sprache und jedem Volk zu bringen. Und genau das tun wir mit einem Heer von über 88.000 Vollzeitmissionaren, die weltweit in über 150 souveränen Staaten tätig sind. Diese bemerkenswerten Männer und Frauen unterstützen die Mitglieder unserer Kirche darin, die gottgegebene, jedem Einzelnen aufgetragene Pflicht zu erfüllen, das immerwährende Evangelium Jesu Christi zu verkünden (siehe LuB 68:1).

Mehr als eine geistige Pflicht

Unser Eifer, diese Botschaft zu verkünden, leitet sich nicht nur aus einem Pflichtgefühl ab. Unser Wunsch, Ihnen vom wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi zu erzählen, spiegelt vielmehr wider, wie wichtig uns diese Wahrheiten sind. Ich glaube, ich kann am besten beschreiben, warum wir Ihnen so freimütig unsere Glaubensansichten nahebringen, indem ich etwas schildere, was meine Frau und ich vor vielen Jahren mit zweien unserer Söhne erlebt haben.

Eines Abends standen Susan und ich zu Hause am Fenster und schauten zwei unserer kleinen Jungs zu, die draußen spielten. Während ihrer Abenteuer wurde der jüngere der beiden bei einem kleinen Unfall leicht verletzt. Uns war sofort klar, dass es nichts Ernsthaftes war, und so beschlossen wir, nicht gleich Hilfe zu leisten. Wir wollten beobachten und sehen, ob etwas von unseren Familiengesprächen über brüderliches Wohlwollen angekommen war. Was dann geschah, war ebenso interessant wie lehrreich.

Der ältere Bruder tröstete den jüngeren und half ihm vorsichtig zurück ins Haus. Susan und ich hatten uns in die Nähe der Küche begeben, um beobachten zu können, was sich als Nächstes abspielte. Wir hätten sofort eingreifen können, falls weitere Verletzungsgefahr bestanden hätte oder ein schwerer Unfall drohte.

Der ältere Bruder zog einen Stuhl zur Spüle. Er kletterte auf den Stuhl, half seinem Bruder auf den Stuhl, drehte das Wasser auf und schüttete dann eine große Menge Geschirrspülmittel auf den zerkratzten Arm seines kleinen Bruders. Er tat sein Möglichstes, um den Schmutz behutsam wegzuwaschen. Die Reaktion des kleinen Bruders auf diese Maßnahme kann nur mit Worten aus den heiligen Schriften genau beschrieben werden: „Und sie werden Ursache haben, zu heulen und zu weinen und zu klagen und mit den Zähnen zu knirschen.“ (Mosia 16:2.) Und wie dieser kleine Junge heulte!

Nachdem das Schrubben beendet war, wurde der Arm vorsichtig mit einem Tuch getrocknet. Das Schreien verstummte schließlich. Der ältere Bruder kletterte dann auf die Arbeitsfläche, öffnete einen Küchenschrank und fand eine ungeöffnete Tube Salbe. Obwohl die Kratzer am Arm seines kleinen Bruders weder lang noch tief waren, trug der ältere Bruder fast den vollständigen Inhalt der Tube auf den gesamten verletzten Arm auf. Das Schreien ging nicht von vorne los, da dem kleinen Bruder die lindernde Wirkung der Salbe sichtlich besser behagte als die reinigende Wirkung des Spülmittels.

Der ältere Bruder schaute wieder in den Schrank, in dem er die Salbe gefunden hatte, und entdeckte eine volle Packung steriler Pflaster. Er öffnete sie und befestigte sie überall am Arm seines Bruders – vom Handgelenk bis zum Ellbogen. Nachdem der Notfall behoben war und Spülmittelschaum, die Salbe und offene Pflasterhüllen überall in der Küche verteilt waren, sprangen die zwei kleinen Jungen mit einem breiten Lächeln und fröhlicher Miene vom Stuhl hinunter.

Was sich daraufhin ereignete, ist höchst bedeutsam. Der verletzte Bruder sammelte die übrigen Pflaster auf, nahm die fast leere Tube Salbe und ging wieder hinaus. Er suchte sogleich seine Freunde auf und gab ihnen Salbe und Pflaster auf den Arm. Susan und ich waren verblüfft, wie aufrichtig, begeistert und schnell er da reagiert hatte.

Warum handelte der kleine Junge so? Offenkundig wollte er sofort und intuitiv seinen Freunden das Gleiche geben, was ihm geholfen hatte, als er verletzt war. Der kleine Junge musste nicht zum Handeln gedrängt, aufgefordert oder angespornt werden. Sein Wunsch, etwas an andere weiterzugeben, war die natürliche Folge eines äußerst nützlichen und heilsamen persönlichen Erlebnisses.

Viele von uns Erwachsenen halten es auf exakt die gleiche Weise, wenn wir eine Therapie oder ein Medikament entdecken, die Schmerzen lindern, an denen wir lang gelitten haben, oder einen Ratschlag erhalten, der uns in die Lage versetzt, Herausforderungen mit Mut und Ratlosigkeit mit Geduld zu begegnen. Dass man andere an dem teilhaben lässt, was einem sehr wichtig ist oder einem weitergeholfen hat, ist überhaupt nicht ungewöhnlich.

Dieses Schema zeigt sich vor allem bei Belangen, die geistig von großer Bedeutung und Tragweite sind. Eine Begebenheit aus einer heiligen Schrift, die als Buch Mormon bekannt ist, handelt von einem Traum, den ein Prophet und Führer namens Lehi in alter Zeit hatte. Der zentrale Bestandteil von Lehis Traum ist der Baum des Lebens – ein Symbol für „die Liebe Gottes“, die „das Begehrenswerteste von allem“ und „die größte Freude für die Seele“ ist (1 Nephi 11:22,23; siehe auch 1 Nephi 8:12,15).

Lehi erläuterte:

„Und es begab sich: Ich ging hin und aß von seiner Frucht, und ich fand, dass sie sehr süß war, mehr als alles, was ich je zuvor gekostet hatte. Ja, und ich sah, dass seine Frucht weiß war, an Weiße alles übertreffend, was ich je gesehen hatte.

Und als ich von seiner Frucht aß, erfüllte sie meine Seele mit überaus großer Freude; darum regte sich in mir der Wunsch, auch meine Familie möge davon essen.“ (1 Nephi 8:11,12; Hervorhebung hinzugefügt.)

Am großartigsten tut sich die Liebe Gottes zu seinen Kindern im irdischen Wirken, im Sühnopfer und in der Auferstehung des Herrn Jesus Christus kund. Die Frucht am Baum kann als Sinnbild der Segnungen gesehen werden, die sich aus dem Sühnopfer des Heilands ergeben.

Nachdem Lehi von der Frucht des Baumes gegessen und große Freude erfahren hatte, hatte er augenblicklich den großen Wunsch, seine Familie daran teilhaben zu lassen und ihr Gutes zu tun. Als er sich Christus zuwandte, richtete er somit also auch mehr Nächstenliebe und Zuwendung nach außen.

Eine weitere wichtige Begebenheit aus dem Buch Mormon beschreibt, was einem Mann namens Enos widerfuhr, nachdem sein aufrichtiges und flehentliches Gebet von Gott erhört und beantwortet wurde.

Er sprach:

„Und meine Seele hungerte; und ich kniete vor meinem Schöpfer nieder, und ich schrie zu ihm in machtvollem Gebet und voll Flehen für meine eigene Seele; und den ganzen Tag lang schrie ich zu ihm; ja, und als die Nacht kam, ließ ich meine Stimme noch immer laut erschallen, sodass sie die Himmel erreichte.

Und eine Stimme erging an mich, nämlich: Enos, deine Sünden sind dir vergeben, und du wirst gesegnet sein.

Und ich, Enos, wusste, dass Gott nicht lügen kann; darum war meine Schuld weggefegt.

Und ich sprach: Herr, wie geht das zu?

Und er sprach zu mir: Wegen deines Glaubens an Christus, den du nie zuvor gehört oder gesehen hast[;] darum, wohlan, dein Glaube hat dich geheilt.

Nun, es begab sich: Als ich diese Worte vernommen hatte, wurde in mir der Wunsch nach dem Wohlergehen meiner Brüder, der Nephiten, wach; darum schüttete ich für sie meine ganze Seele vor Gott aus.“ (Enos 1:4-9; Hervorhebung hinzugefügt.)

Als Enos sich „mit voller Herzensabsicht“ (2 Nephi 31:13) an den Herrn wandte, wuchs gleichzeitig sein Wunsch nach dem Wohlergehen seiner Angehörigen, Freunde und Weggefährten.

Wir können aus diesen zwei Begebenheiten die nachhaltige Lektion lernen, wie wichtig es für uns in unserem eigenen Leben ist, die Segnungen des Sühnopfers Jesu Christi zu erfahren, damit wir in der Lage sind, in einer Weise zu dienen, die von Herzen kommt, authentisch ist und weit über die reine Pflichterfüllung hinausgeht. Ähnlich wie Lehi, Enos und unser kleiner Junge aus der Geschichte, die ich erzählt habe, haben wir Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage den Schmerz verspürt, der mit geistiger Unsicherheit und Sünde einhergeht. Wir haben auch die Läuterung, das ruhige Gewissen, die geistige Heilung und Erneuerung sowie die Führung erfahren, die man nur erlangt, indem man die Grundsätze des Evangeliums unseres Heilands lernt und lebt.

Das Sühnopfer Jesu Christi stellt uns das Reinigungsmittel zur Verfügung, das man braucht, um rein und sauber zu werden, die schmerzlindernde Salbe, die geistige Wunden heilt und Schuld beseitigt, sowie den Schutz, der uns dazu befähigt, in guten wie in schlechten Zeiten treu zu sein.

Es gibt absolute Wahrheit

Ich habe mich bemüht, Ihnen, den Angehörigen und Freunden, die keine Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sind, die wichtigsten Gründe für unseren Missionseifer darzulegen.

Es gibt absolute Wahrheit in einer Welt, die alles, was absolut ist, immer mehr verschmäht und ablehnt. Eines Tages in der Zukunft wird jedes Knie sich beugen und jeder Mund bekennen: „‚Jesus Christus ist der Herr‘ – zur Ehre Gottes, des Vaters“ (Philipper 2:10,11). Jesus Christus ist zweifelsfrei der einziggezeugte Sohn des ewigen Vaters. Als Mitglieder seiner Kirche bezeugen wir, dass er lebt und dass seine Kirche in den Letzten Tagen in ihrer Fülle wiederhergestellt worden ist.

Unsere Einladung an Sie, mehr über unsere Botschaft zu erfahren und sie auf die Probe zu stellen, erwächst aus der positiven Wirkung, die das Evangelium Jesu Christi in unserem Leben entfaltet hat. Manchmal sind wir dabei vielleicht ungeschickt, hastig oder sogar unnachgiebig. Wir möchten Sie jedoch einfach nur an den wahren Lehren teilhaben lassen, die für uns von größtem Wert sind.

Als einer der Apostel des Herrn und mit der ganzen Kraft meiner Seele gebe ich Zeugnis davon, dass er ein Gott ist und wirklich existiert. Und ich lade Sie dazu ein, zu kommen und zu sehen (siehe Johannes 1:39). Im heiligen Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.