2010–2019
Gott steht am Ruder
Oktober 2015


Gott steht am Ruder

Die Gebote und Bündnisse sind wertvolle Wahrheiten und Lehren, die wir im Schiff Zion finden, wo Gott am Ruder steht.

Bei der Generalkonferenz im vergangenen Oktober habe ich die Zuhörer aufgefordert, Brigham Youngs Rat zu befolgen und auf dem Schiff Zion zu bleiben, nämlich der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, und sich mit beiden Händen festzuhalten.1 Ich freue mich, dass mir manche meiner Angehörigen und auch einige andere zugehört und mich daraufhin gefragt haben: „Woran auf dem Schiff sollen wir uns denn festhalten?“ Ich erinnerte sie an die Worte von Präsident Brigham Young: „Wir sind auf dem Schiff Zion. [Gott] hält das Steuer in der Hand und rührt sich nicht von der Stelle. … Er weist uns an, leitet und steuert uns. Wenn das Volk bedingungslos auf Gott vertraut und nie von seinen Bündnissen mit ihm ablässt, weist er uns den rechten Weg.“2

Ohne Zweifel haben der Vater im Himmel und Jesus Christus das Schiff Zion mit klaren und einfachen ewigen Wahrheiten ausgestattet, die uns helfen, im schwierigen Fahrwasser des Erdenlebens auf Kurs zu bleiben. Ich nenne nur ein paar davon.

Die Kirche Jesu Christi wird seit jeher von lebenden Propheten und Aposteln geführt. Die Knechte des Herrn sind zwar sterblich und menschlicher Unvollkommenheit unterworfen, werden aber dennoch dazu inspiriert, uns zu helfen, damit wir in geistiger Hinsicht lebensbedrohliche Hindernisse umgehen, und auch, damit wir sicher durchs Erdenleben zu unserem letzten, endgültigen himmlischen Bestimmungsort gelangen.

In fast 40 Jahren enger Zusammenarbeit habe ich persönlich miterlebt, wie die Propheten und Apostel, die übrigen Generalautoritäten und die Führer der Hilfsorganisationen durch stille Inspiration sowie durch tiefgreifende Offenbarung zum Handeln bewogen wurden. Obwohl sie weder vollkommen noch unfehlbar sind, haben sich diese guten Männer und Frauen doch voll und ganz der Aufgabe gewidmet, das Werk des Herrn so voranzubringen, wie er sie angewiesen hat.

Seien Sie sich darüber im Klaren: Der Herr leitet seine Kirche durch lebende Propheten und Apostel. Auf diese Weise hat er sein Werk schon immer verrichtet. Schließlich hat der Erretter ja gesagt: „Amen, amen, ich sage euch: Wer einen aufnimmt, den ich sende, nimmt mich auf.“3 Wir können Christus nicht von seinen Dienern trennen. Ohne seine ersten Apostel hätten wir keinen Augenzeugenbericht von vielen seiner Worte, von seinem Wirken, seinem Leiden im Garten Getsemani und seinem Tod am Kreuz. Ohne sie hätten wir kein apostolisches Zeugnis vom leeren Grab und von der Auferstehung.

Er gebot jenen ersten Aposteln:

„Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,

und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“4

Dieser Auftrag wurde in der heutigen Zeit noch einmal erteilt, als Joseph Smith vom Herrn berufen wurde, die Kirche wiederherzustellen. Ordinierte Apostel sollten dabei ein letztes Mal vor seiner Wiederkehr sein Evangelium verkünden.

Es ist der Welt schon immer schwergefallen, lebende Propheten und Apostel anzunehmen. Dies ist jedoch unerlässlich, wenn man das Sühnopfer und die Lehren Jesu Christi voll und ganz verstehen und eine Fülle der Segnungen des Priestertums empfangen will, die denen zuteilwerden, die der Herr berufen hat.

Zu viele sind der Meinung, dass die Führer und Mitglieder der Kirche vollkommen oder nahezu vollkommen sein müssten. Sie vergessen, dass die Gnade des Herrn ausreicht, damit sein Werk von Menschen verrichtet werden kann. Unsere Führer haben die besten Absichten, aber manchmal machen wir Fehler. Dies betrifft nicht einzig und allein Beziehungen in der Kirche; das kommt auch in unseren Beziehungen zu Freunden, Nachbarn, Kollegen am Arbeitsplatz und sogar zum Ehepartner oder zur Familie vor.

Es ist natürlich ziemlich einfach, an anderen menschliche Schwächen zu entdecken. Doch ist es ein schwerer Fehler, aneinander lediglich die menschliche Natur wahrzunehmen und nicht zu erkennen, wie sich Gottes Hand im Wirken derer zeigt, die er berufen hat.

Wenn wir uns darauf konzentrieren, wie der Herr seine erwählten Führer inspiriert und die Heiligen dazu bewegt, Erstaunliches und Außergewöhnliches zu leisten, obgleich sie bloß Menschen sind, so ist dies eine Möglichkeit, am Evangelium Jesu Christi festzuhalten und auf dem Schiff Zion in Sicherheit zu bleiben.

Eine weitere Wahrheit bildet die Lehre vom Erlösungsplan. Über den Propheten Joseph Smith hat Gott der Kirche das Buch Mormon, das Buch Lehre und Bündnisse und viele weitere Lehren gegeben. Dazu gehört die Kenntnis des Erlösungsplans, einer Landkarte, die uns zeigt, woher wir gekommen sind, weshalb wir auf der Erde sind und was mit uns geschieht, wenn wir sterben. Dieser Plan verleiht uns auch die einzigartige, ewige Sichtweise, dass wir Geistkinder Gottes sind. Wenn wir begreifen, wer der Vater im Himmel ist und welche Beziehung wir zu ihm und seinem geliebten Sohn Jesus Christus haben, nehmen wir ihre Gebote an und schließen Bündnisse mit ihnen, die uns in ihre ewige Gegenwart zurückführen.

Jedes Mal, wenn ich ein neugeborenes Kind halte, frage ich mich: „Wer bist du, mein Kleines? Wer wirst du durch das Sühnopfer Christi einmal werden?“

Ähnliche Fragen stellen wir uns auch, wenn ein geliebter Mensch stirbt: „Wo ist er jetzt wohl? Was sieht oder erlebt er gerade? Geht das Leben weiter? Wie werden in der großen Welt, wo die Geister der Verstorbenen wohnen, unsere Beziehungen zu den Menschen, die uns am meisten bedeuten, aussehen?“

Wir haben zwei Enkeltöchter, Sara und Emily, und einen Enkelsohn, Nathan, die sich in dieser Welt befinden. Wenn eines unserer Enkelkinder starb, hielt unsere Familie stets mit beiden Händen an den Wahrheiten des Evangeliums fest. Durch das Sühnopfer des Heilands wurden unsere Fragen mit Trost und Gewissheit erwidert. Auch wenn wir unsere Enkelkinder vermissen, wissen wir doch, dass sie leben und dass wir sie wiedersehen werden. Wir sind zutiefst dankbar für diese geistige Erkenntnis, wenn wir persönlich oder als Familie unruhige Zeiten erleben.

Eine weitere wichtige Wahrheit in der Kirche besteht darin, dass der himmlische Vater Adam und Eva zu einem erhabenen Zweck erschuf. Sie – und in der Folge ihre Nachkommenschaft – erhielten den Auftrag, sterbliche Körper für Gottes Geistkinder zu schaffen, damit diese das sterbliche Dasein erfahren konnten. Auf diese Weise schickt der Vater im Himmel seine Geistkinder auf die Erde. Sie sollen aus den Erfahrungen des irdischen Lebens lernen und wachsen. Weil er seine Kinder liebt, sendet Gott himmlische Boten und Apostel zu ihnen, die ihnen erklären sollen, welch zentrale Stellung Jesus Christus als unser Erretter einnimmt.

Über Jahrhunderte hinweg haben die Propheten ihre Pflicht erfüllt und die Menschen vor drohenden Gefahren gewarnt. Die Apostel des Herrn haben die Pflicht, über diejenigen, die eine Antwort auf die Fragen des Lebens suchen, zu wachen, sie zu warnen und ihnen zu helfen.

Vor 20 Jahren gaben die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel die Proklamation zur Familie heraus. Wir schlossen dieses inspirierte Schriftstück mit folgenden Worten ab: „Wir weisen warnend darauf hin, dass jemand, der die Bündnisse der Keuschheit verletzt, der seinen Ehepartner oder seine Nachkommen misshandelt oder missbraucht oder seinen familiären Verpflichtungen nicht nachkommt, eines Tages vor Gott Rechenschaft ablegen muss. Weiter warnen wir davor, dass der Zerfall der Familie über die Menschen, Länder und Völker das Unheil bringen wird, das in alter und neuer Zeit von den Propheten vorhergesagt worden ist.“5

Als Apostel bekräftigen wir diese feierliche Warnung auch heute. Bitte denken Sie daran: Die Gebote und Bündnisse sind wertvolle Wahrheiten und Lehren, die wir im Schiff Zion finden, wo Gott am Ruder steht.

Eine weitere wichtige Lehre, an der wir festhalten müssen, ist die Sabbatheiligung. Sie hilft uns dabei, uns von der Welt unbefleckt zu halten, sie verschafft unserem Körper Ruhe und sie belebt uns geistig, indem wir jeden Sonntag den Vater und den Sohn verehren.6 Wenn wir den Sabbat zu einer Wonne machen, ist dies ein Zeichen, dass wir sie lieben.7

Im Rahmen unserer Bemühungen, den Sabbat zu einer Wonne zu machen, haben wir die örtlichen Führer und Mitglieder der Kirche gebeten, daran zu denken, dass die Abendmahlsversammlung dem Herrn gehört und in seinen Lehren verankert sein soll. Wenn wir das Abendmahl als heilige Handlung durchführen, erneuern wir unsere Bündnisse, bestätigen dem Heiland erneut unsere Liebe und gedenken seiner Aufopferung und seines Sühnopfers.

Der gleiche Geist der Anbetung soll auch unsere monatliche Fast- und Zeugnisversammlung durchdringen. In dieser Versammlung können die Mitglieder kurz ihren Dank, ihre Liebe und Wertschätzung für den himmlischen Vater, Jesus Christus und das wiederhergestellte Evangelium zum Ausdruck bringen und dafür Zeugnis ablegen. Die Fast- und Zeugnisversammlung ist eine Zeit, in der man kurze, inspirierende Gedanken vorträgt und feierlich Zeugnis ablegt. Es ist nicht die Zeit, eine Rede zu halten.

Kleinere Kinder sollen in der PV und mit ihren Eltern beim Familienabend üben, Zeugnis zu geben, bis ihnen klar ist, weshalb das Zeugnis von so großer Bedeutung ist.

Dass seit kurzem ein solcher Nachdruck darauf gelegt wird, dass der Sabbat eine Wonne sein soll, ist unmittelbar auf eine an die Führer der Kirche ergangene Inspiration vom Herrn zurückzuführen. Der Gemeinderat soll der Bischofschaft mehrere Wochen im Voraus helfen und Lieder und Themen besprechen, die für die jeweilige Abendmahlsversammlung empfohlen worden sind.

Wir alle werden gesegnet, wenn der Sabbat zu Hause und in der Kirche mit Liebe zum Herrn erfüllt ist. Wenn unsere Kinder in den Wegen des Herrn unterwiesen werden, lernen sie, seinen Geist zu verspüren und auf ihn zu hören. Wenn wir den Geist des Herrn verspüren, weckt das in uns allen den Wunsch, sonntags in die Kirche zu gehen und vom Abendmahl zu nehmen. Und alle, ob jung oder alt, die schwere Lasten tragen, spüren den geistigen Auftrieb und den Trost, die sich einstellen, wenn man am Sonntag inständig über den himmlischen Vater und den Herrn Jesus Christus nachdenkt.

Zum Glück ist Christus immer nahe. Er wartet auf uns und ist bereit, uns zu helfen, wenn wir um Hilfe bitten, zur Umkehr gewillt sind und zu ihm kommen.

Wenn wir uns nun diese paar wenigen Wahrheiten vor Augen halten, die uns im Schiff Zion zur Verfügung stehen, dann wollen wir doch an Bord bleiben und nicht vergessen, dass ein Schiff ja ein Fahrzeug ist und somit erklärtermaßen den Zweck hat, uns an einen Bestimmungsort zu bringen.

Der Bestimmungsort unseres Schiffes sind alle Segnungen des Evangeliums, das Reich Gottes, die celestiale Herrlichkeit und die Gegenwart Gottes!

Gottes Plan ist in Kraft. Gott steht am Ruder, und sein großes und mächtiges Schiff hat den Kurs auf Errettung und Erhöhung gesetzt. Denken Sie daran: Wir können dort nicht ankommen, wenn wir von Bord springen und versuchen, selbst dorthin zu schwimmen.

Das Ziel dieser irdischen Reise ist die Erhöhung. Niemand kann dorthin ohne das Evangelium Jesu Christi gelangen – ohne das Sühnopfer des Herrn, die heiligen Handlungen sowie die Lehre und die Grundsätze, die wir in der Kirche haben und die uns leiten.

Nur in der Kirche lernen wir die Werke Gottes kennen und nehmen die Gnade unseres Herrn Jesus Christus an, durch die wir errettet werden. Nur in der Kirche gehen wir die Verpflichtungen und Bündnisse einer ewigen Familie ein, die unser Passierschein zur Erhöhung werden. Nur die Kirche wird durch das Priestertum angetrieben, das uns durch das unberechenbare Fahrwasser des Erdenlebens steuert.

Seien wir dankbar für das schöne Schiff Zion, denn ohne es würden wir dahintreiben, allein und hilflos, ohne Steuer oder Ruder, umhergetrieben von dem Wirbelwind und den Strömungen des Widersachers.

Halten Sie sich gut fest, Brüder und Schwestern, und segeln Sie weiter. Dann werden wir mit diesem herrlichen Schiff, nämlich der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, unseren Bestimmungsort in der Ewigkeit erreichen. Das bezeuge ich und dafür bete ich um unser aller Willen im Namen dessen, nach dem das alte Schiff Zion benannt ist, nämlich unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen.

Anmerkungen

  1. Siehe M. Russell Ballard, „Bleiben Sie im Boot und halten Sie sich gut fest!“, Liahona, November 2014, Seite 89–92

  2. Brigham Young, „Remarks“, Deseret News, 18. November 1857, Seite 291

  3. Johannes 13:20

  4. Matthäus 28:19,20

  5. „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, November 2010, Umschlagrückseite

  6. Siehe Lehre und Bündnisse 59:9-23

  7. Siehe Jesaja 58:13,14