2010–2019
Kostbare und überaus große Verheißungen
Herbst-Generalkonferenz 2017


Kostbare und überaus große Verheißungen

Zum großen Plan des Glücklichseins, den der Vater im Himmel aufgestellt hat, gehören die Lehre, die Verordnungen, die Bündnisse und die kostbaren und überaus großen Verheißungen, durch die wir an der göttlichen Natur Anteil erhalten können.

Eine der großen Herausforderungen, mit denen wir jeden Tag konfrontiert sind, besteht darin, nicht zuzulassen, dass die Sorgen dieser Welt so sehr über unsere Zeit und Energie bestimmen, dass wir die Dinge der Ewigkeit vernachlässigen, auf die es am meisten ankommt.1 Allzu leicht lassen wir uns von unseren vielen Pflichten und unserem vollen Terminkalender so vereinnahmen, dass wir entscheidende geistige Prioritäten aus den Augen verlieren. Manchmal versuchen wir, so schnell zu laufen, dass wir vielleicht vergessen, wohin wir unterwegs sind und warum wir laufen.

Der Apostel Petrus zeigt auf, dass die göttliche Macht Jesu Christi seinen Jüngern alles geschenkt hat, „was für unser Leben und unsere Frömmigkeit gut ist …; sie hat uns den erkennen lassen, der uns durch seine Herrlichkeit und Kraft berufen hat.

Durch sie wurden uns die kostbaren und überaus großen Verheißungen geschenkt, damit ihr der verderblichen Begierde, die in der Welt herrscht, entflieht und an der göttlichen Natur Anteil erhaltet.“2

In meiner Botschaft hebe ich hervor, wie wichtig die von Petrus beschriebenen kostbaren und überaus großen Verheißungen sind, weil sie uns wahrhaft daran erinnern, wohin wir im Erdenleben unterwegs sind und warum. Ich möchte auch darauf eingehen, wie der Sabbat, der heilige Tempel und das Zuhause dazu beitragen, dass wir diese wichtigen geistigen Verheißungen nicht vergessen.

Ich bete aufrichtig darum, dass der Heilige Geist einen jeden von uns unterweist, wenn wir nun gemeinsam diese wichtigen Wahrheiten betrachten.

Unsere göttliche Identität

Zum großen Plan des Glücklichseins, den der Vater im Himmel aufgestellt hat, gehören die Lehre, die Verordnungen, die Bündnisse und die kostbaren und überaus großen Verheißungen, durch die wir an der göttlichen Natur Anteil erhalten können. Sein Plan definiert unsere ewige Identität und den Pfad, dem wir folgen müssen, um zu lernen, uns zu ändern, zu wachsen und letztlich für immer bei ihm zu leben.

In der Proklamation an die Welt zur Familie heißt es:

„Alle Menschen – Mann und Frau – sind als Abbild Gottes erschaffen. Jeder Mensch ist ein geliebter Geistsohn oder eine geliebte Geisttochter himmlischer Eltern und hat dadurch ein göttliches Wesen und eine göttliche Bestimmung. …

Im vorirdischen Dasein kannten und verehrten die Geistsöhne und -töchter Gott als ihren Ewigen Vater und nahmen seinen Plan an, nach dem seine Kinder einen physischen Körper erhalten und die Erfahrungen des irdischen Lebens machen konnten, um sich auf die Vollkommenheit hin weiterzuentwickeln und letztlich als Erben ewigen Lebens ihre göttliche Bestimmung zu verwirklichen.“3

Gott verheißt seinen Kindern, dass sie, sofern sie den Vorgaben seines Plans und dem Beispiel seines geliebten Sohnes folgen, die Gebote halten und voller Glauben bis ans Ende ausharren, kraft der Erlösung durch den Erretter „ewiges Leben haben [werden], und diese Gabe ist die größte aller Gaben Gottes“4. Ewiges Leben ist die höchste kostbare und überaus große Verheißung.

Geistige Neugeburt

Wir begreifen die kostbaren und überaus großen Verheißungen in größerem Umfang und erhalten allmählich Anteil an der göttlichen Natur, wenn wir uns bereitwillig vom Herrn durch seine Herrlichkeit und Kraft berufen lassen. Laut Petrus werden wir dieser Berufung gerecht, wenn wir der verderblichen Begierde entfliehen, die in der Welt herrscht.

Wenn wir fügsam voller Glauben an den Erretter vorwärtsstreben, kommt es in uns oder in unserem Herzen dank seines Sühnopfers und durch die Macht des Heiligen Geistes zu einer mächtigen Wandlung, „sodass wir keine Neigung mehr haben, Böses zu tun, sondern ständig Gutes zu tun“5. Wir werden von neuem geboren, „ja, geboren aus Gott, aus [unserem] fleischlichen und gefallenen Zustand umgewandelt in einen Zustand der Rechtschaffenheit, durch Gott erlöst“6. „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.“7

Solch eine umfassende Wandlung unseres Wesens ereignet sich in der Regel weder rasch noch mit einem Mal. So wie der Erretter empfangen auch wir „zuerst nicht von der Fülle …, sondern Gnade um Gnade“8. „Denn siehe, so spricht der Herr, Gott: Ich werde den Menschenkindern Zeile um Zeile geben, Weisung um Weisung, hier ein wenig und dort ein wenig; und gesegnet sind, die auf meine Weisungen hören und meinem Rat ihr Ohr leihen, denn sie werden Weisheit lernen.“9

Geistige Neugeburt ist ein fortwährender Prozess, und die heiligen Handlungen des Priestertums und heilige Bündnisse sind dabei unerlässlich. Sie sind auch die von Gott bestimmten Mittel, durch die wir seine kostbaren und überaus großen Verheißungen empfangen. Heilige Handlungen, die man würdig empfängt und an die man stets denkt, öffnen die Kanäle des Himmels, durch die die Macht des Göttlichen in unser Leben fließen kann. Bündnisse, die man standhaft ehrt und an die man stets denkt, verleihen Sinn und garantieren Segnungen im Erdenleben wie auch in der Ewigkeit.

Beispielsweise verheißt Gott uns abhängig von unserer Glaubenstreue, dass das dritte Mitglied der Gottheit, also der Heilige Geist, uns immer begleitet10, dass wir dank des Sühnopfers Jesu Christi Vergebung für unsere Sünden erhalten und sie uns immer bewahren können11, dass wir Frieden in dieser Welt empfangen können12, dass der Erretter die Bande des Todes zerrissen und das Grab besiegt hat13 und dass die Familie für alle Ewigkeit zusammen sein kann.

Natürlich lassen sich nicht alle der kostbaren und überaus großen Verheißungen, die der Vater im Himmel seinen Kindern anbietet, zählen oder umfassend beschreiben. Jedoch sollte allein schon die unvollständige Liste verheißener Segnungen, die ich gerade genannt habe, uns in Erstaunen und Bewunderung versetzen14 und uns dazu veranlassen, niederzufallen und den Vater im Namen Jesu Christi anzubeten15.

An die Verheißungen denken

Präsident Lorenzo Snow warnt uns: „Allzu schnell [vergessen wir] das große Ziel des Lebens … Wir vergessen, warum der Vater im Himmel uns auf die Erde geschickt hat, und auch die heilige Berufung, die uns übertragen wurde. Anstatt uns also über die kleinen vergänglichen Dinge der Zeit zu erheben, lassen wir uns allzu oft auf das Niveau der Welt herab, ohne die göttliche Hilfe zu nutzen, die Gott vorgesehen hat und die allein uns befähigt, [diese vergänglichen Dinge] zu überwinden.“16

Der Sabbat und der heilige Tempel sind zwei konkrete Quellen göttlicher Hilfe, die Gott eingerichtet hat, um uns zu helfen, uns über das Niveau und die verderbliche Begierde der Welt zu erheben. Man mag zunächst annehmen, dass die Sabbatheiligung und der Tempelbesuch in ihrem Hauptzweck zwar miteinander verknüpft, aber doch verschieden sind. Ich glaube jedoch, dass beides genau demselben Zweck dient und zusammenwirkt, um uns als Einzelne und in unserem Zuhause geistig zu stärken.

Der Sabbat

Nachdem Gott alles erschaffen hatte, ruhte er am siebten Tag und gebot, dass jede Woche ein Tag eine Zeit der Ruhe sei, um den Menschen zu helfen, an ihn zu denken.17 Der Sabbat ist Gottes Zeit – eine heilige Zeit, die speziell dafür ausgesondert ist, ihn zu verehren und seine kostbaren und überaus großen Verheißungen zu empfangen und in Erinnerung zu behalten.

In dieser Evangeliumszeit hat der Herr gesagt:

„Damit du dich selbst noch mehr von der Welt unbefleckt halten mögest, sollst du an meinem heiligen Tag ins Haus des Betens gehen und deine heiligen Handlungen darbringen;

denn wahrlich, dies ist der Tag, der dir bestimmt ist, von deiner Arbeit zu ruhen und dem Allerhöchsten deine Gottesverehrung zu entrichten.“18

Daher verehren wir am Sabbat den Vater im Namen des Sohnes, indem wir an heiligen Handlungen teilnehmen und uns mit Bündnissen befassen, sie empfangen, in Erinnerung behalten und erneuern. An seinem heiligen Tag sind unsere Gedanken, unsere Taten und unser Auftreten Zeichen, die wir Gott geben, und ein Gradmesser für unsere Liebe zu ihm.19

Ein weiterer Zweck des Sabbats besteht darin, unseren Blick von den Dingen der Welt zu den Segnungen der Ewigkeit zu heben. Da wir uns während dieser heiligen Zeit nicht mit dem Alltäglichen, das unser Leben ausfüllt, befassen, können wir auf Gott blicken und leben20, indem wir die kostbaren und überaus großen Verheißungen empfangen und in Erinnerung behalten, wodurch wir an der göttlichen Natur Anteil erhalten.

Der heilige Tempel

Der Herr hat seinem Volk immer geboten, Tempel zu bauen – heilige Stätten, wo würdige Heilige für sich selbst und für die Verstorbenen heilige Evangeliumszeremonien durchführen und Verordnungen vollziehen. Der Tempel ist die heiligste aller Stätten der Gottesverehrung. Er ist buchstäblich das Haus des Herrn, ein heiliger Raum, der speziell dafür ausgesondert ist, dass man dort Gott verehrt und seine kostbaren und überaus großen Verheißungen empfängt und in Erinnerung behält.

Der Herr hat in dieser Evangeliumszeit angewiesen: „Organisiert euch; bereitet alles vor, was nötig ist; und errichtet ein Haus, nämlich ein Haus des Betens, ein Haus des Fastens, ein Haus des Glaubens, ein Haus des Lernens, ein Haus der Herrlichkeit, ein Haus der Ordnung, ein Haus Gottes.“21 Das Kernstück der Gottesverehrung im Tempel besteht darin, dass wir an heiligen Handlungen teilnehmen und uns mit Bündnissen befassen, sie empfangen, in Erinnerung behalten und erneuern. Im Tempel denken wir anders und verhalten und kleiden uns auch anders als anderswo.

Ein Hauptzweck des Tempels ist, unseren Blick von den Dingen der Welt zu den Segnungen der Ewigkeit zu heben. Da wir uns für eine kurze Zeit nicht mit dem weltlichen Rahmen beschäftigen, an den wir gewöhnt sind, können wir auf Gott blicken und leben22, indem wir die kostbaren und überaus großen Verheißungen empfangen und in Erinnerung behalten, wodurch wir an der göttlichen Natur Anteil erhalten.

Bitte beachten Sie, dass der Sabbat und der Tempel jeweils eine heilige Zeit und ein heiliger Raum sind, die speziell dafür ausgesondert wurden, dass wir Gott verehren und seine kostbaren und überaus großen Verheißungen an seine Kinder empfangen und in Erinnerung behalten. Wie von Gott vorgesehen, sind die Hauptzwecke dieser zwei göttlichen Hilfsquellen absolut identisch: unsere Aufmerksamkeit intensiv und immer wieder auf den Vater im Himmel, seinen einziggezeugten Sohn, den Heiligen Geist und die Verheißungen zu richten, die mit den Verordnungen und Bündnissen des wiederhergestellten Evangeliums des Erretters verknüpft sind.

Unser Zuhause

Ein Zuhause soll vor allem die vollendete Kombination von Zeit und Raum sein, in der man allein und als Familie auf die wirksamste Weise an Gottes kostbare und große Verheißungen denkt. Wenn wir unser Zuhause verlassen, um Zeit in den Sonntagsversammlungen zu verbringen oder im Tempel heiligen Raum zu betreten, ist das äußerst wichtig, aber nicht ausreichend. Nur wenn wir den Geist und die Kraft, die wir aus diesen heiligen Beschäftigungen ziehen, mit nach Hause nehmen, können wir den Blick auf die Hauptzwecke des Erdenlebens gerichtet halten und die verderbliche Begierde überwinden, die in dieser Welt herrscht. Unsere Erlebnisse am Sabbat und im Tempel müssen das geistige Triebmittel sein, das einzelne Mitglieder, Familien und unser Zuhause mit ständigen Erinnerungen an gelernte wichtige Lektionen, mit der Gegenwart und Macht des Heiligen Geistes, mit fortschreitender und tiefer werdender Bekehrung zum Herrn Jesus Christus und mit einem vollkommenen Glanz der Hoffnung23 auf Gottes ewige Verheißungen durchdringt.

Der Sabbat und der Tempel können uns helfen, in unserem Zuhause einen „vortrefflicheren Weg“24 einzuführen, wenn wir „in Christus alles … vereinen, alles, was im Himmel und auf Erden ist“25. Was wir in unserem Zuhause mit seiner heiligen Zeit anfangen und was wir in seinem heiligen Raum lernen, ist ausschlaggebend dafür, dass wir an der göttlichen Natur Anteil erhalten.

Verheißung und Zeugnis

Die Routine und die alltäglichen Angelegenheiten des Erdenlebens wachsen uns leicht über den Kopf. Schlafen, Essen, Kleidung, Arbeit, Freizeitbeschäftigungen, Sport und viele weitere verbreitete Beschäftigungen sind notwendig und wichtig. Letzten Endes ist das, was aus uns wird, jedoch das Ergebnis unserer Erkenntnis vom Vater, vom Sohn und vom Heiligen Geist und unserer Bereitschaft, von ihnen zu lernen – es ist nicht lediglich die Gesamtsumme der täglichen Beschäftigungen, denen wir im Laufe unseres Lebens nachgehen.

Das Evangelium ist weitaus mehr als eine gleichbleibende Liste einzeln abzuarbeitender Aufgaben; vielmehr ist es ein prachtvoller Wandteppich sorgfältig zusammengehaltener26 und verwobener Wahrheit, der uns helfen soll, wie unser Vater im Himmel und der Herr Jesus Christus zu werden, also an der göttlichen Natur Anteil zu erhalten. Wir sind fürwahr verblendet, „weil [wir] über das Ziel [hinausschauen]“27, wenn diese alles umspannende geistige Tatsache von den Mühen, den Sorgen und der Gleichgültigkeit der Welt überschattet wird.

Wenn wir weise sind und den Heiligen Geist einladen, uns zu führen,28 verheiße ich, dass er uns das lehren wird, was wahr ist. „Er legt Zeugnis ab vom Herrn, [und] lässt [uns] sehn aus ewger Sicht“29, während wir uns bemühen, unsere ewige Bestimmung zu erfüllen und an der göttlichen Natur Anteil zu erhalten.

Ich gebe Zeugnis, dass die kostbaren und überaus großen Verheißungen, die mit unseren Verordnungen und Bündnissen verknüpft sind, gewiss sind. Der Herr hat verkündet:

„Ich gebe euch Weisungen, wie ihr vor mir handeln könnt, damit es sich zu eurer Errettung wende.

Ich, der Herr, bin verpflichtet, wenn ihr tut, was ich sage; tut ihr aber nicht, was ich sage, so habt ihr keine Verheißung.“30

Ich bezeuge, dass der Vater im Himmel lebt und der Urheber des Erlösungsplans ist. Jesus Christus ist sein einziggezeugter Sohn, unser Erretter und Erlöser. Er lebt. Und ich bezeuge, dass der Plan und die Verheißungen des Vaters, das Sühnopfer des Erretters und die Begleitung durch den Heiligen Geist „Frieden in dieser Welt und ewiges Leben in der künftigen Welt“31 ermöglichen. Dies alles bezeuge ich im heiligen Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.