2002
„Bis aufs Wiedersehn‘
Januar 2002


„Bis aufs Wiedersehn“

„Unsere Sicherheit liegt in einem tugendhaften Leben. Unsere Stärke liegt in unserer Rechtschaffenheit. Gott hat deutlich gemacht, dass er uns nicht verlassen wird, wenn wir ihn nicht verlassen.“

Meine lieben Brüder und Schwestern, ich bin dankbar, dass Schwester Inis Hunter, die Witwe von Präsident Howard W. Hunter, gestern und heute unter uns sein konnte. Wir freuen uns darüber.

Wir kommen nun zum Ende dieser großartigen Konferenz. Der Chor wird das Lied „Gott sei mit euch bis aufs Wiedersehn“ (Gesangbuch, Nr. 98) singen. Ich mag den Text dieses Liedes sehr:

Gott sei mit euch bis aufs Wiedersehn.

Mög durch seines Rates Leitung

Er bei seiner Hand euch halten. …

Mög sein Fittich euch bedecken,

Er sein Lebensbrot euch schenken. …

Wenn auch Wetterwolken stürmen,

Mög sein ewger Arm euch schirmen,

Gott sei mit euch bis aufs Wiedersehn.

Ich habe diese Worte schon auf Englisch gesungen, während die anderen um mich in vielen anderen Sprachen sangen. Ich habe diese wundervollen, schlichten Worte schon auf allen Kontinenten der Erde zu denkwürdigen Anlässen gesungen, so etwa mit Tränen in den Augen bei der Verabschiedung eines Missionars. Ich habe sie im Vietnamkrieg mit Männern im Kampfanzug gesungen. An tausenden Orten und zu zahlreichen Anlässen habe ich in diesen vielen, vielen Jahren zusammen mit vielen anderen diese Abschiedsworte gesungen, die Menschen anstimmen, die einander lieben.

Wir waren uns fremd, als wir einander begegneten. Beim Abschied waren wir Brüder und Schwestern.

Diese schlichten Worte wurden zu einem Gebet, das wir füreinander vor dem Himmelsthron darbringen.

Und in diesem Sinne nehmen wir auch zum Ende dieser großartigen, historischen Konferenz voneinander Abschied.

Ich hoffe, dass uns die Worte der Brüder und Schwestern, die hier gesprochen haben, zu Herzen gegangen sind und uns in unserer Entschlossenheit bestärkt haben. Ich hoffe, dass jeder verheiratete Mann sich sagt: „Ich will meiner Frau und meinen Kindern gegenüber freundlicher und großzügiger sein. Ich will mich beherrschen.“ Ich hoffe, dass in unseren Gesprächen Freundlichkeit statt Schroffheit herrscht.

Ich hoffe, jede Ehefrau wird ihren Mann als lieben Partner und Lebensstern betrachten, der sie unterstützt und beschützt, mit dem sie Hand in Hand geht, „unter demselben Joch“. Ich hoffe, dass sie ihre Kinder als Söhne und Töchter Gottes betrachtet und dass ihr das Tun ihrer Kinder mehr am Herzen liegt als alles andere; ich hoffe, dass sie ihre Kinder als den größten Beitrag sieht, den sie für die Welt leisten kann – kostbarer als alles, was sie hat und worauf sie hoffen kann.

Ich hoffe, dass die Jungen und Mädchen nach dieser Konferenz ihre Eltern mehr schätzen, dass sie sie inniger lieben, da ihre Eltern sie ja zur Welt gebracht haben und sie am meisten lieben und am meisten um sie besorgt sind.

Ich hoffe, dass der Lärmpegel bei uns zu Hause um ein paar Dezibel sinkt, dass wir die Stimme nicht erheben und dass wir einander mit größerer Wertschätzung und Achtung begegnen.

Ich hoffe, dass wir Mitglieder absolut treu zur Kirche stehen. Die Kirche braucht Ihre treue Unterstützung, und Sie brauchen die treue Unterstützung der Kirche.

Ich hoffe, dass das Beten in unserem Leben eine wichtigere Rolle spielt. Keiner weiß, was vor ihm liegt. Wir können spekulieren, aber wir wissen es nicht genau. Wir können krank werden. Unglück kann über uns hereinbrechen, Angst kann uns befallen. Der Tod mag seine kalte, feierliche Hand auf uns oder einen unserer Lieben legen.

Was auch kommen mag, möge uns der beständige Glaube unerschütterlich als Polarstern den Weg weisen.

Heute stehen wir vor ganz konkreten Problemen – vor ernsten, schwerwiegenden, umfassenden Problemen, die uns alle betreffen. Gewiss brauchen wir dabei den Herrn.

Als ich zum Mittag nach Hause ging, schaltete ich den Fernseher ein und sah mir kurz die Nachrichten an. Dabei kamen mir die Worte eines Psalms in den Sinn: „Warum toben die Völker?“ (Psalm 2:1.) Ich habe alle größeren Kriege des 20. Jahrhunderts erlebt. Mein älterer Bruder liegt in Frankreich begraben, wo er im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Ich habe den Zweiten Weltkrieg miterlebt, den Koreakrieg, den Vietnamkrieg, den Golfkrieg sowie kleinere militärische Konflikte. In unseren Auseinandersetzungen untereinander waren wir ein streitsüchtiges, ein schwieriges Volk. Wir müssen uns dem Herrn zuwenden und auf ihn blicken. In diesem Zusammenhang fällt mir ein Gedicht von Rudyard Kipling ein:

Wo gestern Prunk und Pracht noch stand,

Ist heute wüst-verbranntes Land.

O Richter aller Völker, du,

Lass unsern Untergang nicht zu!

Und unser alle Herze spricht:

Vergesset nicht, vergesset nicht!

(Rudyard Kipling, „Recessional“, in Masterpieces of Religious Verse, Hg. James Dalton Morrison, [1948], Seite 512.)

Unsere Sicherheit liegt in einem tugendhaften Leben. Unsere Stärke liegt in unserer Rechtschaffenheit. Gott hat deutlich gemacht, dass er uns nicht verlassen wird, wenn wir ihn nicht verlassen. „Der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.“ (Psalm 121:4.)

Unter diesen Umständen möchte ich gern am Ende dieser Konferenz, obwohl das Schlussgebet ja noch kommt, ein kurzes Gebet sprechen:

O Gott, unser ewiger Vater, du großer Richter aller Völker, der du der Herrscher des Universums bist, der du unser Vater und Gott bist und dessen Kinder wir sind: Wir blicken in dieser finsteren, ernsten Zeit glaubensvoll zu dir auf. Bitte, lieber Vater, segne uns mit Glauben. Segne uns mit Liebe. Segne uns mit Nächstenliebe im Herzen. Segne uns mit dem Geist der Ausdauer, damit wir die schrecklichen Übel in der Welt ausmerzen können. Beschütze und führe diejenigen, die aktiv am Kriegsgeschehen beteiligt sind. Segne sie, bewahre ihr Leben, schütze sie, dass sie nicht Schaden nehmen und kein Übel sie befällt. Erhöre die Gebete ihrer Angehörigen, die um ihre Sicherheit beten. Wir beten für die großen Demokratien auf Erden, über die du gewacht hast, als ihre Regierungen entstanden sind, und in denen Frieden und Freiheit und demokratische Verfahrensweisen hochgehalten werden.

O Vater, blick in diesen Zeiten der Not gnädig auf dieses unser Land und auf seine Freunde. Verschone uns und hilf uns, dass wir immer im Glauben an dich und immer im Glauben an deinen geliebten Sohn wandeln, auf dessen Barmherzigkeit wir vertrauen und den wir als unseren Erretter und unseren Herrn ansehen. Segne die Sache des Friedens und bring uns bald wieder Frieden. Das erflehen wir demütig von dir, und wir bitten dich, dass du uns unsere Fehler vergibst, dass du uns unsere Sünden nicht vorhältst und gnädig und gütig zu uns bist und machst, dass unser Herz sich dir in Liebe zuwendet. Wir sagen dies demütig und im Namen dessen, der uns alle liebt, nämlich im Namen des Herrn Jesus Christus, der unser Erlöser und Erretter ist. Amen.