2004
Wie man Gott in der Abendmahlsversammlung verehrt
August 2004


Wie man Gott in der Abendmahlsversammlung verehrt

Die Abendmahlsversammlung kann so geplant und durchgeführt werden, dass sie uns hilft, an den Herrn und sein Sühnopfer zu denken.

Die Bischofschaft und die Zweigpräsidentschaft haben viele Aufgaben, die sie delegieren können. Aber die Verantwortung für die Abendmahlsversammlung fällt nicht darunter. Im Allgemeinen führen sie den Vorsitz und sind somit sowohl für den Geist als auch für den Inhalt dieser Versammlungen verantwortlich. Meine Ausführungen zur Abendmahlsversammlung sind daher besonders für Bischöfe und Zweigpräsidenten sowie ihre Ratgeber interessant, betreffen aber auch die Mitglieder, die an diesem wöchentlichen Gottesdienst teilnehmen.

Die Grundlage aus der Lehre der Kirche

Die Abendmahlsversammlung ist die Versammlung in Gemeinde und Zweig, an der wir als Familie teilnehmen, die ja die Grundeinheit der Kirche ist. Die Familien und Mitglieder müssen rechtzeitig vor Beginn der Abendmahlsversammlung da sein. Wir nehmen, wie der Herr es geboten hat, daran teil, um das Abendmahl zu empfangen und unsere Bündnisse zu erneuern.

Er hat das Abendmahl eingeführt, um uns an sein Sühnopfer zu erinnern. Als das letzte Pessachmahl, das ja besonders zubereitet worden war, zu Ende ging, nahm Jesus Brot, segnete und brach es und gab es seinen Aposteln. Dabei sagte er: „Nehmt und esst.“ (Matthäus 26:26.) „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (Lukas 22:19.) Dann nahm er den Kelch, sprach zum Dank einen Segen und reichte den Kelch denen, die um ihn herum versammelt waren. Dabei sagte er: „Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut“ (Lukas 22:20), „das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Matthäus 26:28). „Tut dies … zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn.“ (1 Korinther 11:25,26.) Auf diese Weise schuf er einen Bezug zwischen dem Abendmahl und seiner bevorstehenden Kreuzigung.

Gott hatte verkündet: „Dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit – die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“ (Mose 1:39.) Dann legte der Sohn Gottes freiwillig das Leben nieder, um den Willen des Vaters zu erfüllen. So wurde die Unsterblichkeit Realität, und ewiges Leben allen möglich, die je auf der Erde leben sollten.

Wir gedenken seines Sühnopfers auf sehr persönliche Weise. Wir kommen mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist zur Abendmahlsversammlung. Sie ist der Höhepunkt unserer Sabbatheiligung (siehe LuB 59:8-13).

Die Abendmahlsgebete sind vom Herrn offenbart worden. Diese Gebete enthalten Bündnisse und eine Verheißung. (Siehe LuB 20:77,79.) Wir geloben, den Namen Jesu Christi auf uns zu nehmen und seine Gebote zu halten. Wir essen das Brot zum Gedächtnis seines Leibes. Wir trinken das Wasser zum Gedächtnis des Blutes, das er für uns vergossen hat. Und wir bezeugen, dass wir immer an ihn denken. Die Verheißung lautet: Sein Geist wird immer mit uns sein. Welch ein Segen!

Wie man die Abendmahlsversammlung plant

Die Bischofschaft bzw. Zweigpräsidentschaft muss diese Lehren im Sinn behalten und die Abendmahlsversammlung sorgfältig planen, damit der Herr sowie sein Sühnopfer und Beispiel und die Lehren des Evangeliums im Mittelpunkt stehen.

Die vorgesehenen Sprecher müssen lange genug im Voraus um ihre Ansprache gebeten werden und präzise Vorgaben erhalten, worüber sie sprechen sollen und wie viel Zeit sie dafür haben; gleichzeitig muss ihnen auch Hilfe angeboten werden. Die Gebete sollen auch von Mitgliedern gesprochen werden, die nicht so häufig darum gebeten werden. Es darf nicht zur Gewohnheit werden, dass ein Mann und seine Frau in derselben Versammlung ein Gebet sprechen. Damit kann unbeabsichtigt alleinstehenden Mitgliedern das Gefühl vermittelt werden, dass sie davon ausgeschlossen sind. Vergessen Sie nicht: Ein Gebet ist keine Predigt.

Jemand, der im Begriff ist, auf Mission zu gehen, kann gebeten werden, in der Abendmahlsversammlung zu sprechen. Die Familie und die Freunde werden nicht um eine Ansprache gebeten. Es können jedoch durchaus auch zwei oder mehr angehende Missionare in ein und demselben Gottesdienst sprechen. Jemand, der gerade von Mission zurückgekehrt ist und ehrenhaft gedient hat, sollte um eine Ansprache in der Abendmahlsversammlung und darum gebeten werden, von geistigen Erlebnissen zu erzählen und Zeugnis zu geben.

Die Abendmahlsversammlung bietet Jugendlichen die Gelegenheit, kurz über bestimmte Evangeliumsthemen zu sprechen, die ihnen vorgegeben werden. Dann wieder erhalten die Hohen Räte vom Pfahlpräsidenten den Auftrag, eine Ansprache zu halten.

Es können Mitglieder dazu berufen werden, den Türdienst zu übernehmen und als Platzanweiser zu fungieren. Sie können die Teilnehmer am Gottesdienst willkommen heißen und ihnen einen Platz anbieten und gleichzeitig die hinteren Reihen und die Plätze am Rand für gehbehinderte Besucher frei halten.

Audiovisuelles Material wie Videokassetten und Tageslichtprojektorfolien wird in der Abendmahlsversammlung nicht benutzt.

Manchmal wird jemand krank und kann die Abendmahlsversammlung nicht besuchen. Dann kann der Bischof bzw. Zweigpräsident einzelne Träger des Priestertums beauftragen, denen, die ans Haus gefesselt sind, das Abendmahl zu spenden.

Zur typischen Abendmahlsversammlung gehört Folgendes:

  • Vorspiel

  • Begrüßung der Mitglieder und der präsidierenden Autorität und gegebenenfalls des Vertreters des Hoherats

  • Anfangslied und -gebet

  • Geschäftliche Angelegenheiten der Gemeinde bzw. des Zweiges, zum Beispiel:

    • — Entlassung und Bestätigung von Beamten und Lehrkräften

    • — Würdigung von Kindern, die von der PV abgehen, Mitgliedern, die auf Mission berufen wurden oder andere Aufgaben erhalten, Leistungen der Jungen Männer und der Jungen Damen

    • — Bekanntgabe von Brüdern, die das Aaronische Priestertum empfangen oder darin aufsteigen sowie das Vorstellen von neuen Mitgliedern der Gemeinde bzw. des Zweiges

  • Konfirmierung neuer Mitglieder

  • Abendmahlslied und die heilige Handlung des Abendmahls

  • Ansprachen zum Evangelium und eventuell weitere Musikstücke

  • Schlusslied und -gebet

  • musikalisches Nachspiel

Die Mitglieder, die entlassen und bestätigt werden, brauchen nicht einzeln vorgelegt zu werden, sondern die Namen können in Gruppen genannt werden – erst die Mitglieder, die entlassen werden, dann diejenigen, die für ein Amt im Priestertum bestätigt werden, dann diejenigen, die für eine Berufung in einer Hilfsorganisation bestätigt werden.

Die Abendmahlsversammlung muss pünktlich beginnen und enden und darf nicht zu viele Programmpunkte enthalten. Vor dem Gottesdienst muss keine Gebetsversammlung stattfinden. Die Anwesenden finden sich spätestens fünf Minuten vor Versammlungsbeginn an ihrem Platz ein, damit Sie sich auf ein geistiges Erlebnis einstimmen können. In diesen stillen Minuten ist das Vorspiel gedämpft. Dies ist nicht der richtige Moment für Gespräche oder den Austausch von Informationen, sondern eine Zeit für gebeterfülles Nachsinnen, in der sich die Führungskräfte und die Mitglieder geistig auf das Abendmahl vorbereiten.

Musik

Die Lieder der Kirche sind im Wesentlichen die Musik für die Gottesdienste und der Standard für den Gemeindegesang. Für das Vor- und das Nachspiel, den Chorgesang und besondere Musikstücke können andere passende Musikstücke verwendet werden. Das Anfangs- und das Schlusslied werden normalerweise von der Gemeinde gesungen. Das Abendmahlslied wird immer von der Gemeinde gesungen.

Im Idealfall hat jede Einheit der Kirche einen Chor, der regelmäßig gebeten wird, zu singen. Ein Chor kann ein Segen sein. Meine Frau und ich denken sehr gern daran zurück, wie wir vor Jahren im Chor unseres kleinen Zweigs in Minneapolis in Minnesota gesungen haben. Wenn wir und die anderen nach vorn kamen, um zu singen, waren immer mehr Mitglieder im Chor, als noch in der Versammlung saßen.

Klavier und Orgel bzw. ihre elektronischen Gegenstücke sind die Standardinstrumente für die Versammlungen der Kirche. Wenn andere Instrumente benutzt werden, muss der Geist der Versammlung gewahrt bleiben. Instrumente, die laut und der Andacht weniger förderlich sind, wie die meisten Blechblas- und Schlaginstrumente, eignen sich nicht für die Abendmahlsversammlung. Wenn Sie kein Klavier oder keine Orgel bzw. niemanden haben, der sie spielen kann, können Sie für die Begleitung auch passende Tonaufnahmen verwenden.

Das Lied der Rechtschaffenen ist ein Gebet zum Herrn (siehe LuB 25:12). Manche Mitglieder singen nur zögerlich mit, vielleicht aus Angst. Wir alle müssen unsere Scheu überwinden und das Singen als Möglichkeit betrachten, den Schöpfer gebeterfüllt zu lobpreisen. Die Musik in der Abendmahlsversammlung dient der Gottesverehrung, nicht dem Auftritt. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere heilige Musik verloren geht oder dass weltliche Musik ihre Stelle einnimmt.

Wie man die Abendmahlsversammlung leitet

Die Bischofschaft bzw. Zweigpräsidentschaft plant die Abendmahlsversammlung nicht nur, sondern leitet sie auch. Dies muss andachtsvoll geschehen, denn manche der Versammelten beten um leise Eingebungen und Kundgebungen aus dem Himmel. Eine andächtige Atmosphäre hilft ihnen, diese Eingebungen zu erhalten. Vergessen Sie nicht: Andacht ist der Offenbarung förderlich.

Derjenige, der die Versammlung leitet, begrüßt bei der Eröffnung die Mitglieder herzlich; ausführliche Bekanntmachungen werden besser zu einem anderen Zeitpunkt verlautbart. Da wir alle Menschen einladen, zu Christus zu kommen, sind Freunde und Nachbarn immer willkommen, aber es wird von ihnen nicht erwartet, dass sie das Abendmahl nehmen. Es ist allerdings auch nicht verboten. Sie können sich selbst entscheiden. Wir hoffen, dass jemand, der neu ist, bei uns immer das Gefühl hat, willkommen zu sein, und dass er sich wohl fühlt. Kleine Kinder sind ohne Sünde und profitieren vom Sühnopfer des Herrn; sie können das Abendmahl ruhig nehmen, da sie sich ja auf die Bündnisse vorbereiten, die sie später eingehen werden.

Unsere Versammlungen sollen immer so geleitet werden, wie wir vom Geist angewiesen werden (siehe LuB 46:2). Gelegentlich tritt vielleicht etwas Unerwartetes ein, was der präsidierende Beamte klarstellen möchte, je nachdem, wie er vom Geist dazu bewegt wird. Davon abgesehen wird den Worten des letzten Sprechers nichts mehr hinzugefügt.

Das Abendmahl

Die Bischofschaft bzw. die Zweigpräsidentschaft präsidieren über das Aaronische Priestertum in Gemeinde bzw. Zweig. Sie und die Berater der Priestertumskollegien tun alles, um zu gewährleisten, dass das Abendmahl vor der Versammlung vorbereitet wird und das Austeilen des Abendmahls gründlich geplant ist. Diejenigen, die beim Abendmahl amtieren, sollen gepflegt aussehen und angemessen gekleidet sein. Ein weißes Hemd sieht nicht nur gut aus, sondern es erinnert auch diskret an andere heilige Handlungen wie die Taufe und die heiligen Handlungen im Tempel, bei denen man ebenfalls weiße Kleidung trägt.

Die Abendmahlsgebete müssen verständlich vorgetragen werden, denn derjenige, der da betet, bringt die Bündnisse zum Ausdruck, die auch die anderen eingehen. Von denen, die das Abendmahl segnen dürfen, werden Reinlichkeit und ein reines Herz erwartet. Der präsidierende Beamte erhält das Abendmahl als Erster.

Die Fast- und Zeugnisversammlung

Die Fast- und Zeugnisversammlung findet einmal im Monat statt, normalerweise am ersten Sonntag im Monat. Im Allgemeinen finden an dem Tag auch die Kindessegnungen statt. Nach dem Abendmahl gibt der Bruder, der die Leitung hat, kurz Zeugnis. Dann bittet er die Mitglieder, kurz und von Herzen vom Erretter und von seinen Lehren und von der Wiederherstellung Zeugnis zu geben. Eltern und Lehrkräfte sollen den Kindern beibringen, worum es beim Zeugnis geht und wann man es geben soll. Die kleineren Kinder sollten lernen, zu Hause oder in der PV Zeugnis zu geben, bis sie alt genug sind, in der Fast- und Zeugnisversammlung ohne fremde Hilfe angemessen Zeugnis zu geben.

Die innere Anteilnahme

Jedes Mitglied der Kirche muss dafür sorgen, dass die Abendmahlsversammlung ein geistiges Erlebnis ist. Jeder sollte mit dankbarem Herzen mitsingen und nach einem Gebet oder Zeugnis vernehmlich „Amen“ sagen. Wir sinnen über das Sühnopfer Jesu Christi nach. Wir sinnen über die Bedeutung seines Leidens in Getsemani und seiner Kreuzigung auf Golgota nach. Dabei soll jeder „sich selbst prüfen“ (1 Korinther 11:28) und darüber nachsinnen, welche Bündnisse er mit dem Herrn geschlossen hat. Wir sinnen bei dieser Gelegenheit über die heiligen Belange Gottes nach.

Ich danke dem Herrn von Herzen für die Abendmahlsversammlung und für alles, was sie mir bedeutet. Sie belebt meinen Glauben immer wieder neu und erlaubt es mir, jede Woche meine Bündnisse zu erneuern. Sie hilft meiner Frau und mir, im herrlichen Licht des Evangeliums zu leben und auch unsere Kinder daran teilhaben zu lassen.

Nach einer Ansprache bei der weltweiten Führerschaftsschulung am 21. Juni 2003.