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Präsident Thomas S. Monson
Präsident Thomas S. Monson


Präsident Thomas S. Monson

IN DEN FUSSSTAPFEN DES MEISTERS

Bild
President Thomas S. Monson

Im Laufe seiner vielen Berufungen in der Kirche ist Präsident Thomas S. Monson von Büro zu Büro, von Ort zu Ort gezogen. Bei jedem Umzug hat er darauf geachtet, dass er ein bestimmtes Gemälde mitnimmt. Er hat es seit seiner Zeit als Bischof in den Fünfzigerjahren. Er nahm es mit, als er über die Kanada-Mission mit Sitz in Toronto präsidierte. Jetzt hängt es in dem Büro, das ihm als Präsidenten der Kirche zur Verfügung steht. Es handelt sich um ein eindrucksvolles Bild des Herrn Jesus Christus, das der bekannte Maler Heinrich Hofmann geschaffen hat.

Das Gemälde ist aber nicht nur Dekoration für die Bürowand. Es ist nicht nur eine Erinnerung daran, wer der „Schlussstein“ (Epheser 2:20) der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist. Es sagt nicht nur aus, dass der Mann, der als Präsident der Kirche berufen ist, das Oberhaupt der lebendigen Zeugen des Erlösers sein soll. Vielmehr stellt das Gemälde ein Ideal dar – den Meister, nach dem Thomas Monson sein Leben ausgerichtet hat. „Dieses Bild bedeutet mir sehr viel“, sagte Präsident Monson, als er es wieder einmal betrachtete. „Es gibt mir Kraft, wenn es in der Nähe ist. Sehen Sie die Güte in diesen Augen. Sehen Sie den freundlichen Gesichtsausdruck. In schwierigen Situationen sehe ich oft zu diesem Bild und frage mich: ‚Was würde er tun?‘ Und dann versuche ich, demgemäß zu handeln.“

Seine Treue gegenüber dem Herrn, der stete Blick auf das Beispiel des Meisters und die Entschlossenheit, den Weg zu gehen, den der Erlöser vorgegeben hat – das zeichnet Thomas S. Monson aus; das sind die Merkmale seines Lebens und seiner Führung. Viele Geschichten über sein Wirken als Jünger des Herrn sind bekannt. Er ist der Junge, der ein geliebtes Spielzeug verschenkte, weil er meinte, ein anderer Junge brauche es dringender, und der seine zwei Kaninchen weggab, damit die Familie eines Freundes einen Weihnachtsbraten habe. Er ist der junge Bischof, der sich intensiv um die 84 Witwen in seiner Gemeinde kümmerte – und sie über Jahrzehnte im Herzen bewahrte. Er ist die Generalautorität, die aufmerksam auf den Heiligen Geist hörte und wusste, wann man von einem Versammlungsplan abweichen musste, um ein Kind zu segnen.

Wer ihn gut kennt, weiß, dass er dies nicht deshalb tat, weil seine Eltern es von ihm erwarteten, weil ein Bischof nun einmal für die Witwen zuständig ist oder weil dies seine Aufgabe als Apostel war. Er hat diese Dienste so selbstlos geleistet, weil er einfach so ist. Thomas S. Monson tut all dies, weil sein Erlöser es genauso getan hätte.

Kurz gesagt, Präsident Monson ist ein treuer Jünger von diesem „Jesus von Nazaret, … [der] umherzog [und] Gutes tat“ (Apostelgeschichte 10:38). Diese Schriftstelle zitiert Präsident Monson häufig. Zu seinen Aufgaben zählen viele Entscheidungen in Verwaltungsfragen und viel Schreibarbeit, eine für viele Menschen überwältigende Menge an Arbeit. Doch trotz dieses Arbeitspensums hat er nie den Blick auf diejenigen verloren, denen sein Vorbild dienen würde. Er ist immer wieder auf den Einzelnen zugegangen, hat den Benachteiligten Mut zugesprochen und hat an die gedacht, die man sonst so leicht vergisst. Vielleicht hat niemand, der in den letzten Jahren der Führung der Kirche angehörte, diesen Auftrag des Herrn so sehr beherzigt: „Steh den Schwachen bei, hebe die herabgesunkenen Hände empor, und stärke die müden Knie.“ (LuB 81:5.)

Der Anfang

Wenn man den Mann kennenlernen möchte, zu dem Thomas Spencer Monson geworden ist, muss man seine Wurzeln und das Umfeld betrachten, in dem er aufgewachsen ist.

Er wurde am 21. August 1927 als erster Sohn und zweites Kind von G. Spencer Monson und Gladys, geb. Condie, geboren. Seine Vorfahren väterlicherseits stammen aus Schweden und England, die seiner Mutter aus Schottland. Sein Urgroßvater war Mons Åkesson, und so hieß sein Großvater dann, gemäß der üblichen Namensgebung in Schweden, Nils Monson. Bei seinem Vater wurde der Familienname dann erstmalig so weitergegeben, wie es in Amerika üblich war, und es blieb bei Monson. Präsident Monson wurde nach seinem Großvater mütterlicherseits, Thomas Sharp Condie, und seinem Vater, Spencer Monson, benannt.

Präsident Monson wuchs im westlichen Teil von Salt Lake City auf. Dort gab es weder wohlhabende noch einflussreiche Familien, aber er war von fleißigen, großherzigen Menschen umgeben, vor allem auch in der eigenen Familie. Seine Familie wohnte nicht weit von der Eisenbahnstrecke entfernt und sah viele Durchreisende, die während der Weltwirtschaftskrise in den Dreißigerjahren neben den Schienen entlanggingen. Wenn diese Reisenden – manche waren erst Teenager – bei Familie Monson an die Hintertür klopften, wusste die Familie, dass Gladys Monson die Leute hereinbitten würde. Sie saßen dann am Küchentisch, und die Mutter bereitete ihnen ein belegtes Brot zu und goss ihnen ein Glas Milch ein. Manchmal bekam der kleine Tommy die Aufgabe, einen Teller mit warmem Essen, das seine Mutter zubereitet hatte, zu einem einsamen Nachbarn zu bringen. Der alte Bob wohnte in einem Haus, das Toms Großvater gehörte. In der Nachbarschaft der Monsons gab es viele Menschen, die von solcher Nächstenliebe profitierten.

Am Sonntagnachmittag begleitete Tom häufig seinen Vater, wenn er Onkel Elias abholte und mit ihm eine Rundfahrt durch die Stadt machte. Präsident Monson erinnert sich, wie sein Vater den gebrechlichen, aufgrund von Arthritis verkrüppelten Onkel liebevoll zum Auto trug und auf den Beifahrersitz setzte, von wo aus er den besten Blick hatte. „Die Fahrt dauerte nicht lange und es wurde auch nicht viel gesprochen, und doch war es die reine Liebe!“, erzählt Präsident Monson. „Mein Vater las mir nie aus der Bibel etwas über den barmherzigen Samariter vor. Er nahm mich lieber mit, wenn er mit Onkel Elias in dem alten Oldsmobile, Baujahr 1928, unterwegs war, und brachte mir so eine lebendige Lektion bei, die ich nie vergessen habe.“

Auch der Fleiß seines Vaters blieb ihm in Erinnerung. G. Spencer Monson war dafür bekannt, dass er jede Aufgabe zu Ende führte, die er angefangen hatte, und dass er alles ordentlich erledigte. Er leitete eine Druckerei, und schon in jungen Jahren machte sich Tom mit dieser Arbeit vertraut. Er sollte später dann auch ins Druckereigewerbe einsteigen. Nachdem er sein Betriebswirtschaftsstudium an der Universität von Utah 1948 mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, nahm er eine führende Position in der Werbeabteilung der kircheneigenen Tageszeitung Deseret News an. (Da er ein Verfechter des lebenslangen Lernens ist, erwarb er später noch den Master-Abschluss in Betriebswirtschaft – als er schon dem Kollegium der Zwölf Apostel angehörte!) Er arbeitete elf Jahre in der Zeitungs- und Druckindustrie, bis er 1959 berufen wurde, über die Kanada-Mission zu präsidieren. Nach seiner Zeit als Missionspräsident wurde er Geschäftsführer bei Deseret Press, dem Verlag der Zeitung. Während seiner beruflichen Tätigkeit schenkte er den Druckaufträgen genauso viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit, wie er dies Jahre zuvor bei seinem Vater beobachtet hatte.

Kindheit in einer liebevollen Familie

Auf den Bildern vom kleinen Tommy sieht man einen hübschen Jungen – aufgeweckt, sympathisch, manchmal mit einem etwas spitzbübischen Blick. Er würde sofort zugeben, dass er ein ganz normaler Junge war. Er hat diese Begebenheit aus seiner PV-Zeit erzählt:

„Ich weiß noch, dass unser Betragen in der PV nicht immer so war, wie es hätte sein sollen. Damals war ich etwa zehn Jahre alt. Ich hatte viel Energie, und es fiel mir schwer, im Unterricht still zu sitzen. Melissa Georgell war unsere PV-Leiterin. Eines Tages fragte sie mich, ob sie einmal mit mir sprechen könne. Wir saßen in der Kapelle auf der Bank in der ersten Reihe, und sie fing an zu weinen. Dann sagte sie mir, dass sie traurig sei, weil vor allem die Jungen sich beim Eröffnungsteil der PV so danebenbenahmen. Ich fragte ganz unschuldig: ‚Kann ich Ihnen helfen, Schwester Georgell?‘

Sie lächelte und fragte mich augenzwinkernd: ‚Würdest du das denn machen?‘

Ich versprach es ihr. Von da an gab es keine Disziplinprobleme mehr in der PV“, erzählt er lachend.

An der Ecke 500 South 200 West in Salt Lake City hatte Thomas Condie vier Häuser für seine Töchter und deren Familien gebaut. In „Condies Häuserreihe“, wie diese Gegend dann genannt wurde, war Tommy Monson immer in der Nähe von Angehörigen und ging bei seinen Cousins und Cousinen ein und aus, als sei er dort zu Hause. Er fuhr auch gern auf die Farm der Familie Condie draußen in Granger. Dieses Gebiet im Salzseetal war damals sehr ländlich, doch heute gibt es dort viele Wohnsiedlungen und Einkaufszentren. Bis zu seinen frühen Teenagerjahren, später waren ihm dann Ferienjobs wichtiger, war er auch sehr gern in der etwa 95 Kilometer von seinem Zuhause entfernt gelegenen Blockhütte seiner Familie in Vivian Park im Provo Canyon. Dort spielte er mit seinen Cousins und Cousinen im Freien, er schwamm im Fluss (einmal rettete er eine junge Frau vor dem Ertrinken), und dort entdeckte er auch seine Leidenschaft für das Angeln, die er sein ganzes Leben lang gepflegt hat.

Er stellte auch fest, dass es ihm Spaß machte, Enten und andere Wildvögel zu jagen, doch im Laufe der Jahre befasste er sich dann lieber damit, Vögel zu versorgen und zu schützen. Als Junge war er von Tauben fasziniert und startete eine Taubenzucht bei sich zu Hause. Seine Tauben gewannen eines Tages schließlich Preise. Durch die Tauben lernte er sogar ein paar einprägsame Lektionen über Führungseigenschaften.

Ein Beispiel: Als der junge Tom Monson Präsident des Lehrerkollegiums in seiner Gemeinde war, war er begeistert, als sein Kollegiumsberater sich mit ihm über Vogelzucht unterhielt. Dann fragte der Berater: „Was meinst du, soll ich dir ein Paar reinrassige Birmingham Roller schenken?“ Das Weibchen war etwas Besonderes, erklärte der Berater, es habe nämlich nur ein Auge, das andere habe eine Katze ausgekratzt. So wie der Berater es ihm gesagt hatte, hielt Tom das Paar etwa zehn Tage in seinem Taubenschlag. Dann ließ er die beiden fliegen, um festzustellen, ob sie zurückkehrten. Das Männchen kam zurück, doch das Weibchen flog davon – zurück zum Haus des Beraters. Als Tom dorthin kam, um es zurückzuholen, sagte der Berater ihm, dass es im Kollegium einen Jungen gebe, der nicht aktiv sei. Tom antwortete: „Ich werde ihn diese Woche zur Kollegiumsversammlung bringen.“ Er nahm die Taube mit nach Hause, doch als er das Paar das nächste Mal fliegen ließ, flog das Weibchen wieder zurück zum Berater. Als Tom dieses Mal die Taube abholte, sprach der Berater mit ihm über einen anderen Jungen, der auch nicht zu den Kollegiumsversammlungen kam. Jedes Mal, wenn Tom die Taube fliegen ließ, flog sie zurück zum Berater, und immer, wenn Tom sie abholte, sprach der Berater mit ihm über einen anderen Jungen.

„Erst als erwachsener Mann“, sagt Präsident Monson, „wurde mir bewusst, dass Harold, mein Berater, mir wirklich eine besondere Taube gegeben hatte, nämlich die einzige Taube in seinem Taubenschlag, von der er wusste, dass sie jedes Mal, wenn sie freigelassen wurde, zu ihm zurückkam. Es war seine inspirierte Art, alle zwei Wochen mit dem Präsidenten des Lehrerkollegiums eine ideale Unterredung zu führen. Wegen dieser Unterredungen und dieser alten, einäugigen Taube wurde jeder Junge in diesem Lehrerkollegium wieder aktiv.“

Er wird ein junger Mann

Als er 15, 16 Jahre alt war, kamen junge Männer in seinem Alter nicht am Zweiten Weltkrieg vorbei. Tom machte seinen Abschluss an der Highschool und schrieb sich an der Universität von Utah ein. Kurz vor seinem 18. Geburtstag war abzusehen, dass er in die Armee eingezogen würde, und so beschloss er, sich für die US-Navy zu melden. Eine Entscheidung beim Eintritt in die Armee hatte große Auswirkungen in der Zukunft: Er meldete sich für die Navy Reserve. Das bedeutete, dass kurz nach Kriegsende, als die Armee wieder verkleinert wurde, sein Armeedienst beendet war. So konnte er wieder nach Hause kommen und sein Studium fortsetzen – und auch sein Werben um Frances Beverly Johnson. (Was, wie er zugibt, ihm damals weitaus wichtiger war!)

Tom und Frances hatten sich während seines ersten Studienjahres an der Universität kennengelernt. Schon bei seinem ersten Besuch bei ihrer Familie entstand eine innige Beziehung. Als Tom dort eintraf, zeigte Frances’ Vater ihm ein altes Foto von zwei Missionaren der Kirche. Beide trugen einen Zylinder. Er zeigte auf einen der beiden Männer und fragte Tom, ob er mit diesem Monson verwandt sei. Ja, antwortete Tom, dies sei Elias, der Onkel seines Vaters. Frances’ Vater traten Tränen in die Augen, als er erzählte, dass Elder Elias Monson eine entscheidende Rolle bei der Bekehrung seiner Familie gespielt hatte. Tom lächelte in sich hinein, denn er wusste, dass dies ein sehr guter Anfang für eine Beziehung war.

Am 7. Oktober 1948 heirateten Thomas Monson und Frances Johnson im Salt-Lake-Tempel.

Schwester Monson kann sich nicht erinnern, dass ihr Mann einmal nicht eifrig in der Kirche zu tun hatte. „Als wir heirateten, war Tom Gemeindesekretär und dann Leiter der GFV, und seither bekam er eine Berufung nach der anderen“, berichtet sie lächelnd. Seit Mai 1950, als er mit 22 Jahren als Bischof seiner Gemeinde berufen wurde, hatte er bedeutende Führungsämter in der Kirche inne. „Es war nie ein Opfer für mich, dass mein Mann im Werk des Herrn tätig war“, sagt Schwester Monson. „Es war ein Segen für mich und auch für unsere Kinder. Er wusste immer, dass ich von ihm erwartete, dass er seine Aufgaben erledigte, wenn es etwas für die Kirche war.“

Präsident Monson sagt, dass ihm die Unterstützung seiner Frau bei seinen Berufungen sehr wichtig war. „Ich habe nie gehört, dass sich Frances auch nur einmal wegen meiner Aufgaben in der Kirche beschwert hätte“, sagt er. „Ich war viele Tage und Abende nicht zu Hause, und ich konnte nur selten in der Kirche neben ihr sitzen. Es gibt einfach niemanden wie sie – absolut niemanden. Sie unterstützt mich in jeder Hinsicht und hat einen stillen, tief verwurzelten und mächtigen Glauben.“

Wie er anerkennend sagt, habe vor allem sie dafür gesorgt, dass ihre drei Kinder – Thomas Lee, Ann Frances und Clark Spencer Monson – in einem starken Zuhause aufwachsen konnten. Diese drei Kinder und deren Ehepartner haben Präsident Monson und seiner Frau acht Enkelkinder und vier Urenkel geschenkt.

Clark S. Monson, ihr Sohn, sagt, dass sein Vater zwar häufig für die Kirche unterwegs war und auch an vielen Wochenenden nicht da war, sich aber „immer Zeit für seine Kinder nahm, und das tut er auch heute noch. Ich hatte nie das Gefühl, dass Vater keine Zeit für mich hatte. Wenn er zu Hause war, spielte er mit uns und ging mit uns Eis essen. Im Sommer hatte er mehr Zeit, und wir verbrachten diese Zeit in unserer Blockhütte im Provo Canyon. Als Junge bin ich oft mit meinem Vater angeln gegangen. Ich wüsste nicht, was ein Vater mit seinem Sohn Besseres anfangen könnte.“

Ann Monson Dibb, die Tochter von Präsident Monson, meint, ihr sei immer klar gewesen, dass sie ihrem Vater am besten dadurch helfen und ihm Achtung erweisen könne, dass sie ihrer Mutter half und sie achtete. Sie sagt, ihr Vater sei immer liebevoll gewesen und habe seine Kinder unterstützt und das sei auch jetzt bei den Enkeln so. „Meine Söhne haben ihrem Opa immer gern beim Rasenmähen geholfen“, berichtet sie. „Sie haben so gern mit ihm gearbeitet.“ Sie erzählt weiter: „Jeder in der Familie sitzt gern am Lagerfeuer vor unserer Blockhütte im Canyon, röstet Marshmallows und hört Opa zu, wenn er Geschichten erzählt.“ Ihr Vater habe schon immer bereitwillig davon erzählt, was er gelernt hat, sagt sie.

Gelernt hat er aus Erfahrungen, die er bei harter Arbeit gesammelt hat. Dies begann schon in jungen Jahren. Beispielsweise bekäme es wohl jeder Mann mit der Angst zu tun, wenn er schon so früh als Bischof berufen werden würde. Die Gemeinde war groß: 1080 Mitglieder, und 84 davon waren Witwen, um die sich der Bischof kümmern musste. Doch Bischof Monson verschwendete keine Zeit mit Grübeln über die viele Arbeit. Er betete und machte sich ans Werk. Er diente, erwies Liebe, schenkte Kraft – das war seine Aufgabe, es war aber auch, was sein Herz ihm sagte. Er stand „im Auftrag des Herrn“ (LuB 64:29).

Viele Mitglieder haben von ihm gehört, wie er diesen Witwen diente und ihnen zur Seite stand. Nur wenige kennen die ganze Geschichte. In der Weihnachtszeit besuchte er jede von ihnen und brachte ihnen Lebensmittel, die dringend gebraucht wurden. Viele Jahre lang war dies ein ofenfertiges Hähnchen aus seiner eigenen Geflügelzucht. In den ersten Jahren nahm er eine Woche Urlaub, um all diese Besuche machen zu können. Auch als er schon längst nicht mehr ihr Bischof war, sahen diese Witwen diesem jährlichen Besuch entgegen. Sie wussten, dass er kommen würde. Er besuchte sie, als ihr Leben sich dem Ende zuneigte, und wie durch ein Wunder konnte er bei der Beerdigung einer jeden der 84 eine Ansprache halten! Noch immer geht er regelmäßig in Alters- und Pflegeheime und besucht dort Menschen, die er kennengelernt hat, als „seine“ Witwen und andere Freunde in diesen Einrichtungen waren.

„Mein Vater richtet sein Leben nach drei Schriftstellen aus Jakobus aus“, sagt Schwester Dibb. „Erstens Jakobus 1:22: ‚Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach.‘ Zweitens Jakobus 1:25: ‚Wer … danach handelt, der wird durch sein Tun selig sein.‘Und drittens Jakobus 1:27: ‚Ein reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem Vater, besteht darin: für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind, und sich vor jeder Befleckung durch die Welt zu bewahren.‘“ Sie sagt, Präsident Monson eifere dem Erlöser nach, wenn er anderen seine Hilfe anbiete. „Egal, welche Schwierigkeiten, welchen Kummer jemand hat, er reicht ihm die Hand. Er richtet ihn auf, stärkt ihn und unterstützt ihn, wenn er dann selbst Glauben übt und dem Herrn Jesus Christus vertraut.“

Seinen Freunden und dem Herrn treu

Dass er sich so aufmerksam um liebe Freunde kümmert, unterstreicht eine seiner Eigenschaften, die für die Menschen, die ihn am besten kennen, wohl die herausragende ist: seine Treue. Mit seinen Freunden – und fast jeder, den er kennenlernt, wird zu einem Freund – verbindet ihn bald ein Band, das nie zerreißt. Freunde aus Kindertagen sind noch immer gute Freunde. Wenn er beispielsweise die Gelegenheit hat, ein Spiel der Basketball-Mannschaft Utah Jazz in der VIP-Lounge anzusehen, lädt er gelegentlich Personen aus dem öffentlichen Leben oder der Wirtschaft oder andere einflussreiche Bekannte dazu ein. Doch genauso oft lädt er weniger bekannte Freunde aus alter Zeit dazu ein und schaut mit ihnen voller Begeisterung das Spiel an. Auch wer diese Freunde nicht kennt, hat Freude daran, zuzuhören, wie Präsident Monson mit ihnen über alte Zeiten plaudert. Selbst an seinem Tonfall ist zu erkennen, wie sehr er ihnen immer noch zugetan ist.

Dies erinnert uns an eine weitere Art von Treue, die so typisch für Thomas S. Monson ist: seine Treue gegenüber der Stimme des Geistes. Als junger Bischof erhielt er eines Abends einen Anruf. Ein älteres Mitglied aus seiner Gemeinde war zur Behandlung ins Veteranen-Krankenhaus in Salt Lake City eingewiesen worden. Er wurde gefragt, ob er dem Mann einen Segen geben könne. Bischof Monson antwortete, er müsse jetzt los zu einer Pfahlversammlung, doch er werde gleich danach zum Krankenhaus fahren. Bei dieser Führerschaftsversammlung hatte er ein ungutes Gefühl und war unruhig. Er hatte eine deutliche Eingebung: Verlass die Versammlung auf der Stelle und fahr direkt zum Krankenhaus! Aber wäre es nicht sehr unhöflich, hinauszugehen, wenn der Pfahlpräsident gerade spricht? Er wartete, bis der Pfahlpräsident mit seiner Ansprache fertig war, und verließ den Raum noch vor dem Schlussgebet. Im Krankenhaus rannte er den Flur entlang. Vor dem Zimmer eines Mannes herrschte hektische Betriebsamkeit, und eine Krankenschwester hielt den Neuankömmling an. „Sind Sie Bischof Monson?“, fragte sie. „Ja“, antwortete er besorgt. „Es tut mir leid“, entgegnete die Krankenschwester. „Kurz bevor der Patient starb, hat er Ihren Namen gerufen.“

Als der junge Bischof an diesem Abend das Krankenhaus verließ, schwor er sich, dass er immer sofort handeln werde, wenn er eine Eingebung vom Herrn erhielt. Es gibt niemanden, der ein solches Versprechen besser gehalten hätte. Ja, in seinem Leben ist ein Wunder nach dem anderen geschehen, weil er treu auf die Eingebungen des Geistes gehört hat.

Vielleicht hatte er dieses Erlebnis im Krankenhaus im Hinterkopf, als er Jahre später als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel eine Pfahlkonferenz besuchte und aus diesem Besuch etwas Außergewöhnliches wurde. Er sollte an diesem Wochenende ursprünglich in einem anderen Pfahl sein, doch dann musste die Einteilung geändert werden. Der Ort sagte Elder Monson nichts weiter, als der damalige Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, Ezra Taft Benson (1899–1994), erklärte: „Bruder Monson, ich habe das Gefühl, dass Sie den Pfahl Shreveport in Louisiana besuchen sollen.“

Als er in Shreveport angekommen war, erfuhr Elder Monson von der zehnjährigen Christal Methvin, die Krebs im Endstadium hatte. Sie wünschte sich, einen Segen von einer Generalautorität zu empfangen, genauer gesagt von ihm. Er sah sich den Plan mit den Konferenzversammlungen an und stellte fest, dass keine Zeit für eine Fahrt zu Christal blieb, die 130 Kilometer entfernt wohnte. Er bat den Pfahlpräsidenten darum, dass Christal bei den Gebeten in den Konferenzversammlungen erwähnt werden möge. Familie Methvin sah ein, dass es aufgrund der Entfernung nicht ging, dennoch beteten sie alle weiter dafür, dass der Wunsch ihrer Tochter erfüllt werden möge. Elder Monson berichtet, dass er sich auf seine Ansprache bei der Führerschaftsversammlung am Samstagabend vorbereitete, als „ich eine Stimme hörte, die zu meinem Geist sprach. Die Botschaft war kurz, die Worte kannte ich: ‚Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.‘“ (Markus 10:14.) Mit Hilfe des Pfahlpräsidenten konnte für den folgenden Morgen ein Besuch bei Familie Methvin schnell arrangiert werden. Für alle Beteiligten war es ein ganz besonderes und heiliges Erlebnis. Nur vier Tage, nachdem Christal den Segen erhalten hatte, den sie sich so gewünscht hatte, kehrte sie zu ihrem Vater im Himmel zurück.

Häufig hatten solche Erlebnisse auch noch Auswirkungen auf andere Menschen. Bei der Herbst-Generalkonferenz 1975 erzählte Elder Monson die Geschichte von Christal. Auf der Empore des Tabernakels entdeckte er ein kleines blondes Mädchen, das etwa in Christals Alter war, und er hatte das Gefühl, er solle sich direkt an dieses Mädchen wenden. Nachdem er erzählt hatte, wie der Vater im Himmel Christals Herzenswunsch liebevoll erfüllt hatte, sagte Elder Monson abschließend: „Dir, meiner kleinen Freundin auf der Empore, und allen Gläubigen, wo immer sie auch seien, gebe ich Zeugnis, dass Jesus von Nazaret die kleinen Kinder liebt, dass er eure Gebete hört und darauf antwortet.“

Als Elder Monson nach dieser Konferenzversammlung in sein Büro zurückkam, wurde er dort schon von diesem blonden Mädchen und dessen Großmutter erwartet. Das kleine Mädchen hatte überlegt, ob es sich taufen lassen solle. Jemand, der ihm nahestand, hatte geraten, damit zu warten, bis es achtzehn Jahre alt sei. Das Mädchen hatte seine Großmutter gebeten, mit ihm zur Konferenz zu gehen, denn es glaubte daran, dass Jesus ihm helfen werde, eine Antwort zu finden. Das Mädchen nahm Elder Monsons Hand und sagte: „Sie haben Jesus geholfen, mein Gebet zu beantworten. Vielen Dank!“ Bald darauf ließ sich das Mädchen taufen.

Thomas Monsons Wirken ist geprägt von häufigen einschneidenden Ereignissen, die immer wieder eintraten, wenn er auf die Einflüsterungen des Geistes hörte: ein Besuch gerade im rechten Augenblick, um einen gewünschten Segen zu spenden, die Antwort auf eine unausgesprochene Bitte, die bereitwillige Hilfe von Führungsbeamten und Mitgliedern gerade dann, wenn es jemand am dringendsten brauchte. Präsident Monson weist immer darauf hin, dass so etwas auf das Wirken des Heiligen Geistes zurückzuführen ist und nicht auf ein besonderes Talent oder eine Fähigkeit seinerseits. „Das schönste Gefühl, das man in dieser Welt haben kann, ist die Hand des Herrn auf der Schulter“, sagt er bewegt. „Als ich als Junge meinen Patriarchalischen Segen bekam, wurde mir die Gabe des Erkennens verheißen. Ich muss sagen, dass sich diese Aussage in meinem Leben wirklich erfüllt hat.“ Die Lektionen, die er schon als junger Mann erstmals lernte, wurden im Laufe der Jahre immer wieder bekräftigt und vertieft.

Die Berufung, sein Leben lang zu dienen

Wir haben bereits erwähnt, wie jung Thomas war, als ihm Führungsämter angetragen wurden. Mit 22 Jahren wurde er als Bischof der Gemeinde 6/7 im Pfahl Temple View in Salt Lake City berufen. Mit 27 Jahren wurde er als Ratgeber in die Präsidentschaft dieses Pfahles berufen. Dieses Amt übte er aus, als er mit 31 Jahren als Präsident der Kanada-Mission berufen wurde. Nach seiner Rückkehr wurde er in den Hoherat und in Führungskomitees der Kirche berufen. Es dauerte nur etwas mehr als ein Jahr, bis er mit 36 Jahren berufen wurde, das heilige Apostelamt zu übernehmen.

Als Thomas S. Monson 1963 berufen wurde, die Lücke im Kollegium der Zwölf Apostel wieder zu schließen, meinten die Mitglieder, die nichts weiter über ihn wussten, vielleicht, er sei wie aus dem Nichts erschienen. Seit 1910 war er der jüngste Mann, der zu diesem Amt berufen wurde. Damals hatte Joseph Fielding Smith diese Berufung mit 33 Jahren erhalten. Doch diejenigen, die Elder Monson kannten, wussten, dass er auf dieses Amt vorbereitet worden war.

Schon früh hatte er Kontakt zu Führern der Kirche. Präsident Harold B. Lee (1899–1973) war einmal Präsident seines Pfahles, und 1950 bat Tom Monson seinen Freund, den damaligen Elder Lee vom Kollegium der Zwölf Apostel, um Hilfe bei einer sehr wichtigen Entscheidung. Tom war nach dem Zweiten Weltkrieg Sekretär bei der Navy Reserve, und nun bekam er die Gelegenheit, Offizier zu werden. Sollte er das Angebot annehmen? Er wusste, dass er seine Familie zurücklassen müsste, wenn seine Einheit einberufen würde. Als Elder Lee ihm riet, das Angebot abzulehnen und die Navy zu verlassen, fiel Tom die Entscheidung schwer, denn die Beförderung zum Offizier hatte er eifrig angestrebt. Dennoch befolgte er den Rat. Als Tom kurz darauf als Bischof berufen wurde, wies Elder Lee, der ihn einsetzte, darauf hin, dass Tom diese Berufung wahrscheinlich gar nicht erhalten hätte, wenn er eine Laufbahn bei der Navy eingeschlagen hätte. Es ist anzunehmen, dass auch die darauf folgenden bedeutenden Berufungen ausgeblieben wären.

Der zweite Vorname von Thomas Monsons ältestem Sohn, Tom, stammt von Elder Lee. Der zweite Sohn der Monsons, Clark, wurde nach einem weiteren Freund der Familie benannt: Präsident J. Reuben Clark (1871–1961), ein Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft. In seiner Tätigkeit als Drucker arbeitete Tom Monson mit Präsident Clark bei der Veröffentlichung seiner vielen Bücher zusammen, wie etwa Our Lord of the Gospels (Unser Herr in den Evangelien). Das Verhältnis zwischen den beiden Männern war wie zwischen Vater und Sohn.

Bei seiner Arbeit lernte Tom Monson auch Elder LeGrand Richards (1886–1983) vom Kollegium der Zwölf Apostel kennen und schätzen. Während seiner Zeit als Missionspräsident in Toronto lernte Präsident Monson Nathan Eldon Tanner (1898–1982) kennen, der in Kanada eine führende Stellung in der Wirtschaft und im öffentlichen Leben bekleidete. Die Lücke, die Thomas Monson dann 1963 im Kollegium der Zwölf Apostel schloss, war entstanden, als Präsident Tanner aus diesem Kollegium als Ratgeber von Präsident David O. McKay (1873–1970) in die Erste Präsidentschaft berufen wurde.

Nachdem er als Missionspräsident entlassen war und wieder in Salt Lake City wohnte, wurde Bruder Monson in das Komitee für Missionsarbeit berufen, das vom damaligen Elder Spencer W. Kimball (1895–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel geleitet wurde. Unter Elder Tanner diente Thomas Monson im Komitee für Genealogie. Später gehörte er dann dem Korrelationskomitee und dem Komitee für Heimlehrarbeit unter der Leitung von Elder Marion G. Romney (1897–1988) an, der damals im Kollegium der Zwölf Apostel war und später Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft wurde. Bruder Monson war so sehr in die Arbeit der Komitees der Kirche eingebunden, dass er an dem Tag, an dem er seine Berufung ins Kollegium der Zwölf Apostel erhielt, meinte, Präsident McKay habe ihn in sein Büro gebeten, um mit ihm eine Aufgabe im Komitee zu besprechen.

Ein Lernender, ein Lehrer

Schon bei seinen ersten Kontakten zu Führern der Kirche lernte Elder Monson eifrig und schnell. Seine Brüder im Kollegium wussten genau, dass er ein fähiger und eifriger Diener des Herrn war. Präsident Kimball nannte ihn „wahrhaft einen Mann der Tat“, einen, „der umgehend und entschlossen handelt“. Elder Bruce R. McConkie (1915– 1985) von den Zwölf nannte ihn „ein Genie in der Leitung der Kirche“. Über seine große Treue anderen gegenüber sagte der damalige Elder James E. Faust (1920–2007), der später mit ihm in der Ersten Präsidentschaft zusammenarbeitete: „Sein Verstand vergisst nichts, und auch sein Herz vergisst nichts – vor allem keine Menschen.“ Elder Neal A. Maxwell (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel sagte über Thomas Monson, seine administrativen Fähigkeiten und seine Führungsqualitäten seien „naturgegeben und angeboren. Er braucht keine zwanzig Jahre, um die Tragweite einer Sache zu erfassen und deren Bedeutung zu ergründen. Er hat immer schon den Kern der Sache erfasst, während alle anderen sich noch abmühen, erst einmal die Verpackung zu entfernen.“ Präsident Boyd K. Packer, der all die Jahre im Kollegium der Zwölf Apostel neben Präsident Monson saß, hat gesagt: „Wenn ich jemanden brauchte, der eine heikle Angelegenheit behutsam durch die Ratsgremien der Kirche lenken soll, würde ich dafür Thomas S. Monson auswählen.“

Als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel führte Präsident Monson den Vorsitz im Korrelationskomitee, im Missionsführungskomitee und im Wohlfahrtskomitee der Kirche. Er ist dafür bekannt, dass ihm die Wohlfahrt sehr am Herzen liegt. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Kirche sowohl im Salzseetal als auch weltweit für das Gemeinwohl einsetzt. Seine Anteilnahme ist nicht abstrakt. Er ist dafür bekannt, dass er bedürftigen Mitgliedern, die sich keine neue Kleidung kaufen konnten, tatsächlich ein Kleidungsstück überließ, das er gerade trug. Was er für seine Mitmenschen tut, wird häufig von der Allgemeinheit gar nicht wahrgenommen. „Vieles ist nur unter vier Augen geschehen“, sagt seine Tochter Ann. Häufig erzählen die Beteiligten dann seinen Kindern von diesen Erlebnissen. „Nicht einmal wir Kinder wissen alles, was er getan hat“, erklärt sie.

Als Mitglied der Zwölf Apostel leitete Elder Monson auch das Führerschaftskomitee, das die Generalautoritäten in Bezug auf die Programme der Kirche schult, damit sie dann wiederum bei den Pfahlkonferenzen eine solche Schulung abhalten können. Ebenso wie er ein eifriger und begabter Schüler dieser großen Führer der Kirche war, die vor ihm in den Reihen der besonderen Zeugen für den Herrn Jesus Christus standen, ist er auch ein bereitwilliger und fähiger Lehrer für diejenigen von uns, die ihm gefolgt sind. Ich bin eines der jüngsten Mitglieder im Kollegium der Zwölf Apostel, und Präsident Monson hat mich (und auch all meine Brüder dort) nachhaltig geprägt. Seine Begeisterung, sein Blick für das Detail, die Lektionen, die er im Laufe seines Lebens gelernt hat – dies und so viele weitere Einflüsse hinterlassen einen tiefen Eindruck, vor allem, weil dies bereits seit so vielen Jahren von einem Mann kommt, der schon in so jungen Jahren als Apostel berufen wurde. Wir haben seine Treue uns gegenüber erfahren, genauso wie seine ersten Freunde im westlichen Teil von Salt Lake City.

Seit Präsident Monson Anfang zwanzig war, bemühte er sich, den Jugendlichen der Kirche zu dienen und sie zu stärken. Seine Sorge um das geistige Wohlergehen der jungen Menschen schlug sich auch in Taten nieder. So gehörte er beispielsweise seit 1969 dem Verwaltungsausschuss der amerikanischen Pfadfindervereinigung an, und aufgrund seiner Tätigkeit dort wurden ihm die höchsten Pfadfinderauszeichnungen im In- und Ausland verliehen.

Durch den Dienst in seinen Berufungen hat er Politiker, Geschäftsleute und Personen des öffentlichen Lebens in aller Welt kennengelernt. Er hat ihren Respekt gewonnen und konnte daraufhin sehr viel für die Kirche erreichen. Zu seinen herausragenden Leistungen zählt die offizielle Genehmigung für den Bau eines Tempels in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik. Bei dieser Regierung konnte er sich auch erfolgreich dafür einsetzen, dass Missionare der Kirche ins Land kommen und auch aus der DDR ins Ausland berufen werden konnten – noch ehe die Berliner Mauer fiel.

Präsident Monsons Wirken ist dokumentiert und bereitet den treuen Heiligen der Letzten Tage – Jung und Alt – Freude. Erbauende Geschichten aus seinen Ansprachen und Artikeln sind bekannt, denn sie sind wie Gleichnisse aus unserer Zeit. Viele dieser Geschichten wurden 1994 in einem Buch veröffentlicht: Inspiring Experiences That Build Faith: From the Life and Ministry of Thomas S. Monson (Inspirierende Erlebnisse, die den Glauben stärken: aus dem Leben und Wirken von Thomas S. Monson). Auf der Seite nach dem Inhaltsverzeichnis steht diese Überschrift: „Dienst am Nächsten“. Darunter steht die bekannte Schriftstelle Mosia 2:17: „Wenn ihr im Dienste eurer Mitmenschen seid, [seid] ihr nur im Dienste eures Gottes.“ Diese Schriftstelle passt hervorragend zum Leben von Thomas S. Monson, denn er hat sich diesen Rat sehr zu Herzen genommen. Er lebt dementsprechend.

Er weiht sein Leben

In den vielen Jahren, die er schon dient, hat Präsident Monson stets das Gelübde gehalten, das er am 4. Oktober 1963 ablegte, an dem Tag, an dem er als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel bestätigt wurde. Bei seiner ersten Ansprache als Generalautorität im Tabernakel sagte er:

„Präsident McKay, ich bete heute aufrichtig darum, dass ich immer auf Sie und diese meine Brüder hören werde. Ich weihe mein Leben und alles, was ich einmal haben werde. Ich werde alles daransetzen, das zu werden, was Sie von mir erwarten. Ich bin dankbar für die Worte Jesu Christi, unseres Erlösers, der gesagt hat:

‚Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten.‘ (Offenbarung 3:20.)

Ich bete aufrichtig darum, meine Brüder und Schwestern, dass ich so lebe, dass ich diese Verheißung unseres Erlösers verdiene.“

Jetzt führt Präsident Monson die Kirche und würde uns allen vielleicht das mit auf den Weg geben, was er den Schwestern im September 2007 bei der Allgemeinen FHV-Versammlung gesagt hat: „Beten Sie nicht um Aufgaben, die Ihren Fähigkeiten entsprechen, sondern beten Sie um Fähigkeiten, die Ihren Aufgaben entsprechen. Dann wird nicht die Erfüllung Ihrer Aufgaben ein Wunder sein – Sie selbst werden das Wunder sein.“ Wenn jemand vielleicht anführt, er sei nicht qualifiziert genug oder fühle sich unzulänglich, würde Präsident Monson wohl wiederholen, was er bei der Frühjahrs-Generalkonferenz 1996 gesagt hat: „Vergessen Sie nicht, dies ist nicht nur Ihr oder mein Werk. Es ist das Werk des Herrn. Wir stehen im Dienst des Herrn und haben deshalb ein Anrecht auf seine Hilfe. Wen der Herr beruft, dem gibt er auch die nötigen Fähigkeiten.“ Für alle, die Präsident Thomas S. Monson kennen, ist es ganz offensichtlich, dass der Herr ihn für seine jetzige Aufgabe befähigt hat.

1985, als er in die Erste Präsidentschaft berufen wurde, schenkte er seinen Angehörigen seine Lebenserinnerungen. In diesem Buch schreibt er: „Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, gebe ich unumwunden zu, dass ich von einem liebevollen Vater im Himmel geführt wurde. Ich bezeuge, dass er mich sorgsam behütet und mir die verheißenen Segnungen geschenkt hat. Dafür bin ich sehr dankbar. Seine Worte haben sich in meinem Leben bewahrheitet: ‚Ich werde vor eurem Angesicht hergehen. Ich werde zu eurer rechten Hand sein und zu eurer linken, und mein Geist wird in eurem Herzen sein und meine Engel rings um euch, um euch zu stützen.‘“ (LuB 84:88.)

Nachdem er seine Dankbarkeit für seine geliebte Frances und die Kinder und Enkelkinder bekundet hat, schließt er mit folgenden Worten: „Möge ich immer ‚im Dienst des Herrn‘ stehen.“

Diese nachdenkliche Bitte, die er vor 23 Jahren äußerte, ist nun Wirklichkeit geworden. Thomas Spencer Monson ist vom Herrn berufen, den Rest seines Lebens umherzuziehen und Gutes zu tun – so wie der Erlöser, den er so liebt, es einst tat. Er wird den Spuren des Heilands folgen und wird dabei von seinem Lieblingsbild inspiriert, das er jeden Tag bei diesem heiligen Dienst vor Augen hat.