2009
Wie ich zu Joseph wurde
Februar 2009


Wie ich zu Joseph wurde

Ich war alles andere als begeistert, die Geschichte Joseph Smiths als Bühnenstück aufzuführen. Doch dann geschah etwas, was mein Leben veränderte.

Mein ganzes Leben lang hatte man mir die Geschichte Joseph Smiths beigebracht. Ich glaubte, dass sie wahr ist, weil ich denen vertraute, die meine Lehrer waren. Wenn irgendjemand sich negativ über den Propheten Joseph äußerte, verteidigte ich diesen – nicht, weil ich ein Zeugnis von ihm hatte, sondern aus Prinzip, denn ich wusste, dass ich so handeln sollte.

All das änderte sich, als meine Gemeinde beauftragt wurde, für eine kulturelle Veranstaltung des Pfahls Ilopango in San Salvador in El Salvador einen Beitrag vorzubereiten. Meine Freunde und ich fanden, ein lustiger Sketch sei am besten, aber unser JM-Leiter war anderer Meinung. Er schlug vor, wir sollten aus einigen Erlebnissen von Joseph Smith ein Bühnenstück zusammenstellen.

Wir waren von dieser Idee nicht begeistert. Meine Freunde und ich wussten, dass alle anderen einen lustigen Tanz oder Sketch aufführen würden, und es war uns peinlich, etwas anderes darzubieten. Wir wussten, dass die anderen uns auslachen würden, wenn sie sahen, wie wir in Kostümen aus der damaligen Zeit ein ernsthaftes Bühnenstück aufführten. Ich hatte so etwas bei anderen Anlässen erlebt, und ich muss zugeben, dass ich sogar einer derjenigen gewesen war, die lachten. Unser JM-Leiter versprach uns jedoch, dass niemand lachen würde, wenn wir fleißig daran arbeiteten, die Geschichte Joseph Smiths einzustudieren.

Also erweckten wir in den kommenden zwei Monaten die Geschichte Joseph Smiths zum Leben. Wir sahen uns unzählige Male den Film von der ersten Vision an und prägten ihn uns Wort für Wort und bis ins kleinste Detail ein. Wir malten eine gewaltige Kulisse mit dem heiligen Hain und dem freien Himmel. Wir fertigten einen Stapel goldener Platten an und machten eine riesengroße Bibel und einen Schaukelstuhl als Requisiten ausfindig. Einer meiner Freunde, der Klavier spielt, nahm das Lied „O wie lieblich war der Morgen“ (Gesangbuch, Nr. 16) auf. Wir nahmen sogar das Vogelgezwitscher im Wäldchen auf und Josephs Schritte auf dem Laub. Als wir auslosten, wer welche Rolle spielen sollte, zog ich Joseph Smith.

Am Tag der Aufführung stellten wir fest, dass wir, wie erwartet, die Einzigen waren, die ein ernstes Stück darbieten würden. Deshalb kamen wir, bevor wir an der Reihe waren, noch einmal zusammen und beteten, dass alles gut gelingen möge. Dann geschah etwas, was mein Leben veränderte.

Es war so weit, dass ich auf die Bühne musste. Vor mir stand die Kulisse mit dem Wäldchen. Ich ging darauf zu und hörte im Hintergrund die Aufnahme von dem Kirchenlied. Dabei spürte ich ein Brennen in der Brust. Irgendwie wusste ich auf einmal, dass das, was ich da nachspielte, sich wirklich zugetragen hatte, dass ein Junge, der nur ein bisschen jünger war als ich, das tatsächlich erlebt hatte. Als ich mich zu der Gebetsszene niederkniete, bekam ich meinen Mund nicht auf – doch das lag nicht an einem Einfluss des Bösen. Vielmehr wusste ich: Wenn ich versuchte zu sprechen, müsste ich weinen. Eine gewaltige Macht bezeugte mir im Herzen, dass Josephs Bericht wahr war! Ich war dem Herrn zutiefst dankbar für Joseph Smith, und eine wunderbare Liebe zu dem Propheten keimte in mir auf.

Als ich die Augen öffnete, erkannte ich, dass einige im Publikum ebenfalls Tränen in den Augen hatten. Ich wusste zweifelsfrei: Der Geist bezeugte ihnen, dass das, was wir da darstellten, heilig und wahr ist.

Als ich später auf Mission war, verteidigte ich die Kirche und den Propheten Joseph Smith nach wie vor, doch nicht mehr nur aus Prinzip. Ich gab deshalb von ihm Zeugnis, weil ich es, wie der Prophet selbst sagte, „wusste …; und ich wusste, dass Gott es wusste; und ich konnte es nicht leugnen“ (Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:25).

Illustration von John Zamudio