2011
Mein Segen gab den Hinweis
April 2011


Aus dem Missionsfeld

Mein Segen gab den Hinweis

Ich arbeitete als spanischsprachiger Missionar in der Texas-Mission Houston Süd. Einmal waren mein Mitarbeiter und ich unterwegs und klopften an Türen, um jemanden zu finden, der zuhören wollte. Wir kamen an ein Haus mit einem riesigen Loch in der abgenutzten Holzveranda.

Eine ältere Frau kam an die Tür und bat uns herein. Ich bin nicht sicher, ob sie wirklich wusste, wer wir waren und was wir machten, aber sie war sehr höflich. Wir begannen mit der ersten Lektion, und alles schien gut zu laufen. Schon bald war ich an der Reihe, von Joseph Smith und der ersten Vision zu berichten. Ich beobachtete die Frau. Sie sah sehr verwirrt aus. Offensichtlich verstand sie nicht, was ich ihr zu erklären versuchte.

Nachdem ich ein paar Fragen dazu gestellt hatte, was wir bis dahin besprochen hatten, um festzustellen, wie viel sie verstanden hatte, war ich immer mehr frustriert, weil sie nicht wirklich verstand, was die erste Vision bedeutete. Es war ein langer Tag gewesen, und das Letzte, was sich ein Missionar wünscht, ist, dass jemand überhaupt nicht versteht, was man vermitteln möchte. Schließlich wünscht man sich so sehr, dass die Menschen erkennen, dass es wahr ist.

In dem Augenblick, als ich merkte, dass Ärger in mir aufstieg, kam mir ein kurzer Abschnitt aus meinem Patriarchalischen Segen in den Sinn. Es ging darin um meine zukünftige Familie. Ich wurde dazu angehalten, meine zukünftigen Kinder die Grundsätze des Evangeliums zu lehren. Als ich an diesen Abschnitt aus meinem Segen dachte, wusste ich, dass der Heilige Geist mir sagte, ich solle diese einfache Frau auf dieselbe Weise lehren, wie ich ein Kind lehren würde.

Daraufhin erklärte ich ihr alles auf eine einfachere und liebevollere Art. Ich stellte mir vor, meine Kinder würden im Wohnzimmer sitzen und zu mir, ihrem Vater, aufschauen, während ich ihnen vom Propheten Joseph Smith erzählte. Ich war erstaunt, wie sehr sich der Gesichtsausdruck der Frau veränderte. Sie runzelte nicht mehr die Augenbrauen, und ihre Augen begannen zu leuchten. Statt Verwirrung sah ich Interesse und Staunen. Als ich erzählte, wie der Vater im Himmel und Jesus Christus dem jungen Joseph Smith erschienen waren, stiegen ihr Tränen in die Augen und kullerten ihr über die Wangen. Der Heilige Geist erfüllte das Zimmer, und meine Enttäuschung verwandelte sich in große Freude.

Ich werde dieses Erlebnis nie vergessen. Jetzt kann ich es kaum erwarten, eines Tages meinen Kindern diese Grundsätze zu erklären und diese große Freude wieder zu verspüren.

Illustration von Brian Call